Freitag, 10. Oktober 2014

Kritik 1

Kritik

Erfahrungsmuster über erlebte Literatur-Kritik

Das nehme ich mir nun einfach mal heraus, nach über 45 Jahren literarischer Arbeit habe ich viele Begegnungen gehabt, so manche Kritik erfahren (da sammelt sich einiges an, staut sich auf, beflügelt, verärgert, alles … (“das ganze Programm“, wie Dittsche sagen würde). Man kann den Umgang damit lernen – aber wie immer im Leben, man lernt nie aus.
Und so möchte ich meine Erfahrung darstellen:

   Keine Reaktion
Das ist der Regelfall. Warum auch – Leser haben bezahlt, Leser bilden sich ihre Meinung. Und wenn sie kein Buch gekauft, sondern kostenlos gelesen haben, so wurde doch mit Zeit ‚bezahlt‘, fürs Lesen (oder Zuhören). Ist doch was. Es gefällt, man liest anschließend etwas anderes, kommt auch zur nächsten Lesung wieder. Es gefällt nicht, man steigt sofort aus und „gut is“. (Aktuelles Beispiel eigener Wertschätzung: Martin Walsers Das 13. Kapitel – für mich „nahezu ungenießbar“, und was habe ich von dem genialen Autor schon großartige Bücher gelesen!). Andererseits finde ich momentan Juli Zeh mit Nullzeit grandios (und, milde gesagt, wie verhalten wird dieses Buch der vielfach preisgekrönten Autorin in den offiziellen Kritiken besprochen).

   Positive Reaktion
Ein Lob erfolgt, zumeist mündlich, mitunter schriftlich. Doch Vorsicht, hier ist der Regelfall dergestalt, daß die Lobpreisung nicht uneigennützig erfolgt, man will etwas. Es werden einem Vorschuß-Lorbeeren zuteil, die ganz schnell die Wupper runtergehen, wenn man sich nicht erkenntlich zeigt. Es geht um geistige Ergüsse des Gegenübers, erwartungsvoll das ‚Hausgemachte‘ übergebend oder ankündigend: „Bitte eine ganz offene Meinung, schonungslos“ – und es wird sich erwartungsfroh um Beteiligung an der eigenen Begeisterung bemüht, zumindest doch wohl gehöriges Beeindruckt-Sein vorausgesetzt. Und wehe, man springt als Autor nicht darauf an, auf die erwiesene Gnade, einbezogen zu sein – gestrichen wird das Lob, nachhaltig: Das habe ich leider oft erlebt, glauben Sie mir. Vergeltungsszenarien kühnster Prägung mitunter. Oder, in einem späteren Stadium, wird gar ein fauler Handel angeboten: Gute Buchbesprechung gegen … gute Buchbesprechung.
   Aber es gibt auch zufriedene Zeitgenossen, Leser oder Zuhörerinnen, denen man ein wenig Unterhaltung geboten hat – und sie danken es, folgenlos. Und schon gerade „Konkurrenten“: Die schweigen aus Prinzip. Was auch immer dahinter stecken mag.


-         Und morgenTeil 2: Negative Reaktion -

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Danke! ;)