Dienstag, 23. Oktober 2012

„Nachlese“



Witz – „Nachlese“
(Bitte nachschauen unter KOLUMNEN, gestern: Mein Deutsch 3)

Wir kennen doch alle die Leute, die Witze nicht erzählen können; vor lauter Prusten versteht man dann nur die Hälfte, mitunter wird die Pointe versemmelt oder jemand anderes erzählt mit, aber nicht synchron. Aber wir sind fair und lachen mit – mit dem Erzähler.
   Wissen Sie, was VIEL schlimmer ist? Wenn Witze hinterfragt werden, analysiert, auf  Wahrheitsgehalt untersucht und …ach, ich erzähle mal ein Beispiel:
   Kennen Sie den mit der Lehrerin und dem Pipi-Jungen? … Wenn nicht, bitte oben nachschauen (Tja, so kann man auch Leute durch die eigenen Angebote scheuchen).
E = Erzähler
Z = ZuhörerIN
(na, ich will mal nicht so sein – wie, Sie haben schon nachgeschaut? Macht aber auch nichts, oder?)
E:   Die Lehrerin bemerkt in der Klasse, daß neben der Tafel ständig ein gelbes Pfützchen ist. Sie weiß, einer der Kleinen geniert sich, so schlägt sie vor, daß alle die Augen schließen und der arme Pipi-Bube solle das fortwischen und damit habe es sich. Alle halten sich dran, Augen zu, Hände vor die Augen zur Sicherheit, dann hören alle die kleinen Schrittchen, auch ein Gekreide auf der Tafel (sicherlich eine Entschuldigung, wie süß, freut sich die Lehrerin) und die Trippel-Schrittchen entfernen sich wieder. Dann öffnen alle die Augen. Die Lehrerin sieht sogleich ein zweites Pfützchen und an der Tafel steht: UND WIEDER HAT DER UNHEIMLICHE PISSER ZUGESCHLAGEN!!!
Z:   An welcher Schule?
E:   Wie jetzt? Oh nein, Liebling, bitte, geht das wieder los. Irgendwo, meine Güte, Volksschule Hintertupfingen.
Z:   Volksschule??? Wann war das denn?
E:   Ach bitte, das ist doch egal. In den Fünfzigern, also meinetwegen 1955 – Katholische Volksschule Betzdorf, 2. Klasse, die Lehrerin hieß ….Winzinger.
Z:   Und so genau weißt Du das. Also war es doch Deine Schule, Du wolltest nur ablenken. Du warst dabei, nicht wahr …am Ende … Du hast doch nicht wirklich …???
E:   Aber nein, das sollte doch nur eine Antwort auf Deine Frage…
Z:   Wie bitte, NUR? Und so gehst Du mit meinen Fragen um? Ich wollte doch NUR  sachlich nachhaken, um mir ein genaueres Bild …
E:   Das ist es ja gerade, ein genaueres Bild! Es ist doch nur ein Witz, dafür ist diese Geschichte schließlich erfunden …
Z:   Erfunden? Du weißt die genauen Umstände, das Jahr, die Schule, den Namen der Lehrerin …
E:   Das habe ich doch nur so gesagt, damit Ruhe ist und …
Z:   Damit RUHE IST? Ja, was soll ich denn davon jetzt halten? Kann ich nicht mal sachlich nachhaken, wenn der Herr und Gebieter eine Geschichte auftischt – und die sich bei den ersten kleinen Nachfragen als ein Lügengebäude herausstellt …
E:   Vergiß es einfach. Es war halt ein Witz.
Z:   Vergessen? Ein Witz? Daß ich nicht lache! Ich soll diese kleine Bewährungsprobe unserer Beziehung vergessen, wo es sich –und das beileibe nicht zum ersten mal- erweist, wie wenig ich vertrauen kann, wie rückhaltlos Du mit der Unwahrheit bedenkenlos umzugehen versuchst und es nur meiner Aufmerksamkeit zu verdanken ist, daß ich …:
E:   Schluß, aus, mir reicht es!
Z:   DIR??? Dir reicht es? MIR reicht es, nun aber endgültig! Immerzu diese Lügen, Lügen und nochmals Lügen … hätte ich doch nur auf meine Mutter …
E:   Erwähne nur nicht diese Pißnelke in meinem Haus …
Z:   IN DEINEM HAUS? Ich werde Dir bald zeigen, wessen Haus das ist, da kannst Du Dich aber warm anziehen, mein Freundchen. Und Pißnelke …meine Mutter! Und das sagst ausgerechnet Du, dieser An-die-Tafel-Struller …
E:   Ich habe nicht an die Tafel gepinkelt. Auf den Boden, aber das war doch ein anderer …
Z:   Verstehe – immer sind es die anderen – und wenn schon …dabeigewesen bist Du ja wohl, wage es ja nicht, das abzustreiten: Bei der erdrückenden Fülle von Fakten. Aber immer schön die Augen verschließen, nur den Affen machen, nichts sehen, nichts hören und nichts sagen! Genau das hat mir schon meine Mutter …
E:   Es war doch nur ein Witz, einfach ein Witz!
Z:   Was soll daran witzig sein, wenn eine Lehrerin derart hinters Licht geführt wird … ach, ich verstehe, die Allianz der künftigen Männer, mit einer Frau kann MAN ja …
E:   Es ist hoffnungslos …
Z:   Das stimmt beinahe  – aber mit DIR  ist es hoffnungslos! Da hatte ja schon Frau Winzinger …
E:   Fräulein – damals hieß das noch so – wenn wir schon bei Fakten sind…das Fräulein Winzinger.
Z:   Oh, der feine Herr macht nun einen auf Klugscheißer …die Winzinger hätte es wohl auch getan, um nicht ins Sächliche abzugleiten…
E:   Ich wollte höflich bleiben.
Z:   Höflich, DU? Und dann noch bleiben, als sein das so Deine wahre Berufung, der höfliche Herr Pinkelmann!
E:   Laß es gut sein, Liesel, wir sollten uns nun wirklich wieder beruhigen …
Z:   Beruhigen! Und wir, als hätten wir je etwas gemeinsam. Übrigens heiße ich Lieselotte, wenn ich das mal anmerken darf.
E:   Wo ist eigentlich noch unvermintes Gelände, auf das ich tappen darf?
Z:   Jetzt auch noch kess werden, Schmittchen-Schleicher. Immer schön davonstehlen, das sind ja gerade die Richtigen. Früh übt sich, nicht wahr?
……
SPÄTER HIESS ES BEI GERICHT, ER HABE SICH ZU DER GEWALTTAT HINREISSEN LASSEN. URSACHE FÜR DEN ZWISCHENFALL SEI EIN WITZ GEWESEN. NIEMAND FAND ES WITZIG.

1 Kommentar:

  1. ne ne ne....Herr GiftzwergMäääään...auf welche Gedanken Sie doch immer wieder kommen. Also wenn ich mich hier das nächste Mal verschlucke nur weil ich Ihre Seite geöffnet und gleichzeitig nen Schluck an meinem Kaffeebecher genippt habe. dann
    weeeehe Ihnen!!!! Da hinterfrage ich dann auch mal wie sie überhaupt auf solche Dinge kommen

    *lautlacht*

    Absolut klasse Wolfgang!!! Ich kenne leider auch solche Menschen die ALLES aber wirklich Alles hinterfragen und kaputtreden können.....schlimm!!!!

    Liebe Grüssle und lass dich nicht ärgern.

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Danke! ;)