Sonntag, 5. Mai 2013

Ich gehöre nicht dazu



Ich gehöre nicht dazu
(eine rein „äußerliche“ Standortbestimmung)

Meine Bewerbung beim Club der langen Menschen stieß auf Befremden.
Man setze in dieser Vereinigung eine Untergrenze für große Menschen männlichen Geschlechts von 1,98 m an.
In Ausnahmefällen habe man aber auch schon „Knirpse“ mit 1,95 m aufgenommen – doch bei meiner Vorstellung müsse ein Mißverständnis vorliegen –unbedingt-
denn: 163 cm Gesamtmaß -von den Fußsohlen bis zum Scheitel-
selbst bei positiver Gesinnung in gereckter  Haltung gemessen – nein wirklich, da fehle jegliche Perspektive. (Ob ich vielleicht 1,93 m meine?)

   Vergleichbares erfuhr ich beim Club der kleinwüchsigen Menschen, die ein Höchstmaß von 150 cm anpeilen  -natürlich nur bei Ausnahmen- … Pikiert gab man mir zu verstehen, ob ich den Riesen mimen wolle, ich solle doch derartige Verunglimpfungen von Menschen unterlassen, die ohnehin vom Leben gebeutelt seien und stets um ein wenig Anerkennung, sogar noch in den ganz selbstverständlichen Bereichen, zu ringen hätten!

   Dick genug bin ich auch nicht, bis auf ein Bäuchlein, das mit zunehmendem Alter Raum greift, *

   aber dünn genug bin ich schon gar nicht.

Nirgendwo kann ich mich als Mensch in meiner äußeren Erscheinung engagieren.
Ich gehöre nicht dazu.

*Was hatte ich 1987 schon für seherische Fähigkeiten („Bäuchlein“ stimmte damals wirklich, „definitiv“ wie man heute so schön sagt). Nun ist es so: Ich kann guten Gewissens versichern, nicht schwanger zu sein – und Silikon ist auch nicht im Spiel – alles deftige deutsche Hausmannskost, mehr oder weniger gut angelegt!
  

Freitag, 3. Mai 2013

Meine wahre Größe



Meine wahre Größe

Seinerzeit, in der Schule, lieferte ich mir mit einem gewissen G.B. ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen über all die Jahre dahin. Letztlich siegte er, der andere. Ich war der Kleinste der Klasse.
   Als Verwaltungslehrling konnte ich mir in der Personalausweisstelle selber ein mit Tusche gepinntes Exemplar ausstellen – ich war auf einmal 1,63 Meter! Beim Bund sackte ich ein wenig zusammen – ich hampelte ohnehin am Ende der marschierenden Kompanie herum. Der Spieß schrie: „Vorne kürzer treten, die Zwerge geraten in den Kurven ins Spagat.“ (Der Spagat, Du Armleuchter). Meine Partnerin viel später meinte, ich sei nie und nimmer die wirklich mal gemessenen 161 cm groß –dies sei ihr Maß, und sie sei ja nun deutlich „über mir“. In der Arztpraxis, neulich, bei der Vermessung vor dem Krankenhausaufenthalt, wollte man mir locker 15,9 Dezimeter unterjubeln – da hörte sich dann aber alles auf! „Ein Meter sechzig!!!… oder haben Sie zu viel Privatpatienten?“ –  Ich bin es endgültig leid, mir meine Größe vorschreiben zu lassen. Reicht es etwa nicht, daß ich sie ertrage … daß sie, als Ventil, den giftzwergMÄÄN aufstachelt?
   Den Wettlauf über Jahre in der Schule mußte ich trotz Führung in manchen Jahren zuletzt  als verloren hinnehmen,  aber in der Behörde hieß es letztlich: Klein aber oho! Und der Personalratsvorsitzende äußerte ein respektvolles „Ach Wolfgaaaang, Du bist nicht klein – kurz vielleicht, keinesfalls aber klein!“ Ich wurde ja „gebraucht“.
   Bei Lesungen habe ich jahrelang mit dem Stück ICH GEHÖRE NICHT DAZU eröffnet. Das Problem mit der Größe kam auch darin vor.
   Und überhaupt: Das Wachstum hatte ich eigentlich nur vorübergehend eingestellt – seit einigen Jahren wachse ich wieder! Nun gut, nicht in die Höhe – aber die Luftverdrängung ist erwiesenermaßen erkennbar. Ich werde größer und größer – bildlich gesprochen. Also ich sehe es jedenfalls so.
   Vorsicht jetzt. Auch kleine Waffen können geladen sein …