Hakende Träume
Es ist ein
Phänomen, über sechzig Jahre nicht gekannt, und nun ist es da, eine Art
Endlosschleife: meine Träume treten auf der Stelle! Es kommt immer häufiger
vor, eine banale Szene – und sie spielt wieder und wieder. Ich fahre um eine Kurve
– und zack: ich fahre wieder um die Kurve – die gleiche wohlgemerkt. Ich hieve
einen Koffer ins Auto, will losfahren, und was ist – schon schleppe ich wieder
den gleichen Koffer nochmals ins Auto. Wieder und wieder, noch und noch. Ja
meinen Sie, ich würde mal erfahren, wohin es gehen soll? Nix. Wenn ich
wenigstens das Tor zum Sieg, womöglich der WM schösse; oder über den Zielstrich
führe auf den Champs-Élysées als Etappensieger und gleichzeitiger
Tour-de-France-Champion – gerne …aber
immer wieder einfach nur durch ein Ladenlokal gehen, irgendwo im Regen einen
Schirm aufspannen oder nach dem Pieseln den Reißverschluß hochziehen – also
bitte.
Dieser Nummer vom hakenden Traum, die tritt neuerdings
immer häufiger in Erscheinung. Vielleicht ein Alterungsproblem? – Nichts da, niemand
kann mitreden, kennt kein Schwein außer mir.
Bin ich jetzt ein TV-Opfer? Aber die
wiederholen in ihren Boulevardreportagen stets in Zeitlupe, noch mal und noch einmal. Und dort ist es dann etwas, von
dem zumindest die glauben, es bedürfe
der beharrlichen Wiederholung. Aber diese unscheinbaren Sequenzen bei mir, die
mir da im nächtlichen Kino offeriert werden, also – da komme ich nicht mit. Das
kann ich nicht ergründen.
Die Gnade des Aufwachens erlöst mich –
irgendwann zwischen eins und drei, und dann trinke ich ein Käffchen. Ja,
wirklich. Ich kenne Menschen, die trinken ab dem späten Nachmittag schon keinen
mehr aus Sorge, nachts nicht schlafen zu können. Ich trinke eine Koffeinrunde,
dann lese ich ein Weilchen – klappe die Kopfstütze meines einseitig belegten
Großbettes* wieder runter – und schlafe ganz
sicher wieder ein. Zumeist ereilt mich dann
keine neue Wiederholungsrunde, das ist der Trost, der mich gelassen in
Morpheusinchens Arme gleiten läßt (ja meinen Sie, bei mir geht es nachts in eine
Männerrunde? Sooo alt bin ich ja nun auch noch nicht – und wenn
ich andere sehe, so alt kann man als Mann auch gar nicht werden, hähähä – Spaß
beiseite, da kann einer Spezialgott
sein wie er will, die Göttin ist mir allemal lieber).
*ach, ich
bin ja so alleine – na gut, wenn man sich ins Abseits schnurchelt, dann ist das die Konsequenz