Sonntag, 27. Dezember 2015

Helene Fischer ohne Ende

Gnade, Helene – GNAAAde!

(Wird Frau Fischer ihr Versprechen für 2016 halten?)

Ein Jahr voller Helene – gefühlt kaum noch eine Unterhaltungssendung ohne sie (nun auch in Kürze per Krimi im Bild – als Killerin, was sonst – Leiche tut es nicht) –aber sie hat zugesagt, nächstes Jahr: weniger.
   Sie sackt nicht nur an Preisen ein, was der Arm noch zu halten vermag – sie moderiert auch die Sendungen dazu mittlerweile selber. Gibt es noch ein Produkt, für das sie nicht wirbt? Alles raffen, das ist noch nie gut ausgegangen, ich hoffe, sie ist eindringlich gewarnt worden: weniger ist mehr! Wer nervt, kriegt die Quittung – wir sind schließlich in Deutschland.
   Und sie fing so vielversprechend an: goldig und putzmunter, bestechend in der Disziplin, ein Vollprofi durch Fleiß und unkaputtbaren Willen geformt. Nett anzuschauen, manchmal sogar gut anzuhören – und stets viel riskierend.
   Ihr Festtagsgeseire habe ich wohlbedacht ausgelassen: allein die Hochglanz-Reklame, erotisch posierend für Weihnachtsklänge – das hat mich sofort abgestoßen. Eine weitere fromme Helene braucht es nun wirklich nicht.
   Reklamen unsäglicher Gestelztheit, den imaginären Brotkrümel keck beim Genuß eines Butterbrotes aus dem Mundwinkel streichend – Düfte und Haargedöns verschmitzt anpreisend und vieles mehr: es fehlen eigentlich nur Viagra oder besser die Kapseln zur unteren Abdichtung (und sie schützt höchst persönlich die Sexualfunktion, garantiert). Allein mit ihren Reklamen, und man kann ihnen nicht entkommen, könnte ich eine Seite vollätzen, aber halt – ich nehme nur mal die letzte Show ins Visier, die Helene-Fischer-Show 2015 (das Jahr ist wichtig, es gibt natürlich jedes Jahr eine; und andere Shows auch).
   Es ging mit dem Ohrwurm „Phänomen“ los (wie passend) – und beim Refrain „Du … bist ein Phänomen“ – und in der Kunstpause nach DU der auf mich dolchende Finger: das war schon der erste Pluspunkt!
   Es werden nahezu alle Neigungen bedient – jede Zielgruppe eingetopft, alles ist da: schreckliche Musicals, ausgemottete Revivals, Duette mit allen, die sich trauen – oder besser: in dem zuschauerstarken Format unbedingt dabeisein wollen. Am schlimmsten für mich selbstverständlich die Tenöre (gut, der einzelne Bocelli muß den Quark nicht auch noch mit anschauen) – aber Italienisch ist schon ein ganz starkes Minus bei mir, Tenor ohnehin – und dann noch im Rudel: das ist kaum noch an Belastung für die Nerven zu überbieten. Nur ein Trost, sie reden hier nicht zuviel, denn das quäkig-gezogene fingerspitzige „eee-äää-EEE“ – eine Folter für meine Ohren. Eine gewisse Guantanamo-Eignung ist dieser Sprache nach meinem malträtierten Gehör nicht abzusprechen!
   Gedoppelte Gesänge mit Lichtblicken. Wenn auch nicht der ölige Gabalier – der schließt nur den Kreis zur Margarinereklame. Schräge Stimme von Bryan Adams, aber solide Rockkunst; weiter der durch Juryteilnahme sich selber disqualifizierende Garvey überrascht mich mit einer vorzüglichen Cohen-Adaption, schön von Helene, also der schönen Helene, begleitet. Gelungen, Gänsehaut. Und das gestehe ich wahrhaft ungern zu. Lena, wie die meisten zweimal kommend (bei ihr unbedingt notwendig, so dünn wie sie ist, hätte man sie auch einmal kaum wahrgenommen).
   Kinder ohne Ende, einzeln und in Scharen – beruhigend, wenn es nicht zu lange geht, sonst ist die Plage schnell erreicht (Ausnahme-Kinder sollen auch solche bleiben, bitte). Endlos Musical-Tralala, das hasse ich besonders. Und wenn was gut läuft, gibt es zur Strafe auch noch eine Fortsetzung: jetzt zum Phantom der Oper noch eine schräge Panoptikumsvariante (wegen Berufsverbot für den Zwergen-Weitwurf arbeitslose Kleinwüchsige hier derzeit in Lohn & Brot)…warum fühle ich mich da immer angegriffen? Egal: schlimmer das nachäffende Rat-Pack (wobei der Name nun endlich einen Sinn hat) – ich verachte Musiker, die kein eigenes Image zustande bringen und sich mit dem Kopieren eines Stars brüsten – als Comedy stets willkommen, aber im Brustton der ernsten Überzeugung? Igitt (Tribute-Bands – ganz was Gräßliches). Hier wurden nun die toten Crooner belebt, bemüht, geschändet.
   Dann die nicht verebbende Masche Deutsch-Softie-Wimmerer, nun einer mit Nerd-Brille, singt von Kopf und Bauch (und erzeugt bei mir unmittelbar das dazu passende Wehgefühl) – man könnte sich fast die singende transsylvanische Warze wünschen – ein ganzer Kerl dagegen, das kleine rockende Maffaylein. Der ist aber derzeit bemüht, auf Loddar-Matthäus‘ Spuren anderweitig Rekorde zu brechen. Gut, zugestanden: Forster war nicht sooo übel – immerhin wurde uns dadurch eine der vorangegangenen Maschen, Dreimann/Einfrau-Gruppe erspart (quasi „Wir sind Silberjuli“). Ich bin ja schon froh, wenn mir der lästige, vor allem aber zweifellos scheinheilige Naidoo endlich mal erspart bleibt.
   Ach was könnte es in Deutschland so schön sein, gäbe es den heimischen Musikmarkt nicht. Wer hat das gesagt? (Ach so, ich, gerade.)
   Wir holen uns aber zündendes Zeug aus der Nachbarschaft ins Haus, zum Beispiel „Celtic – man sagt nicht ohne Grund Kel-TICK). Jungs und Mädels hoppeln was das Zeug hält (allein der Gedanke auf so einer Tournee: jeden Tag das Gehampel, wochenlang den Klicker-Klacker-Tinnitus nicht loszuwerden). Aber unsere Helene tappelt nahezu tonlos eine Runde mit – ein Geschenk! Wieder ein Pluspunkt.
   Der unvermeidliche Fiedler David G. – und Helenchen spielt in der Luft hinter und über ihm mit dem Feuer. Ob Verbrennungen zur Begründung der Jahrespause eingeplant waren? Man weiß es nicht. Aber 2016 soll öffentlich kürzer getreten werden. Ob sie der Flori klarmachen wird? Mein Gott, zu irgendwas muß der Silberfuzzi doch taugen!
   Aber es gibt stets Schlimmeres in der Unterhaltung: Es gibt Subjekte, dafür stellen sich nicht mal die Buchstaben unseres Alphabets in der Klassifizierung als ausreichend da: die widerwärtigen Protzprollis, die abstoßenden Blondinen, die um Sendeminuten in den Boulevard-Magazinen buhlenden Fußballerfrauen und sonstigen Designerinnen – da ist dann wirklich die Hölle „Zumutung“ erreicht. Nichts nutze sein und rein gar nichts können – und das dauernd selbstverzückt filmen lassen: Das ist letztlich der Dreck in Reinkultur. Warum ich es dann anschaue? Na, um mich aufzuregen!!!

   In diesem Sinne: Auf ein erregendes 2016, liebe Mit-Zuschauer!

Sonntag, 22. November 2015

Doppelgänger

Doppelgänger

(bin ich es – wirklich?)

Schon lange habe ich nichts mehr für meinen Blog getan…
(gut, wenn Sie es denn unbedingt wissen wollen: ich arbeite wieder an einem der Bücher, die Deutschland nicht braucht – aber ich, ICH brauche sie, verflixt).
Das wäre geklärt.
Nun muß ich aber SIE etwas fragen: Haben Sie schon früher den „Tatort“ geschaut, will sagen, den aus dem Saarland seinerzeit – mit Jochen Senf als ermittelnder Kommissar Max Palu (Palü gesprochen – Nähe Frankreich und so)? Nun, es geht darum, man sagt mir eine gewisse Ähnlichkeit nach zu dem Schauspieler Senf – ich unterlasse nun mal nähere Beschreibungen. Gut, Brad Pitt stand zu keinem Zeitpunkt zur Disposition, Vergleiche mit Ronaldo oder diesem Beckham wären eher weit hergeholt, dennoch: unangenehm ist es mir nicht. Und schon gar nicht seit jener Begegnung vor einigen Jahren, ich war noch im Berufsleben und streunte in der Mittagspause durch die City von Koblenz. Ich fuhr im Löhrcenter eine Rolltreppe hinab, ein Mann südländischer Herkunft betrat die aufwärts rollende Gegentreppe. Er sah mich, schaute nochmals, lächelte und hastete sein Laufband gegen die Richtung zurück, um mich in Empfang zu nehmen. Sein Zeigefinger fuchtelte in meine Richtung, er strahlte wie der sprichwörtliche Putzeimer und sagte: „Fernsehen!“ Nur dieses eine glückselige Wort: Fernsehen. Ich ahnte sogleich, wohin der Hase lief, lächelte verschmitzt, nickte mit leicht geschlossenen Augenlidern, tätschelte im Vorbeigehen seine Schulter, legte dann sachte betont gebieterisch meinen Zeigefinger auf die Lippen und gebot ihm somit einvernehmliches Stillschweigen – auch als TV-Größe muß man mal privat sein dürfen. Er verstand, schaute mich verständnisvoll nickend an – und verharrte in seiner euphorisierten Haltung, bis wir uns aus den Augen verloren. Im Nachhinein, der Schalk überkommt mich mitunter zeitversetzt, ist mir eingefallen, ich hätte ja auch einen Zettel aus meinem Ideen-Blöckchen reißen können, „Mostrich“ draufkritzeln und geheim erkannt weitertraben können. Nein, vielleicht besser PALÜ mit besonders auffälligen Pünktchen. Ach egal jetzt – ich stelle mir vor, wie er auch heute noch in weinseligen Runden seines Umfeldes die Anekdote um die Begegnung mit einem deutschen TV-Darsteller zum Besten gibt.
   Es sind also Jahre vergangen, ich habe mich schon längst wieder an ein Leben wie bei einem fast normaler Mensch gewöhnt (zumal das Saarland in der ARD nun anders besetzt wird …diese, diese…Dilettanten vom Sender, die) – es hat sich jedenfalls in den letzten Wochen folgende Geschichte entwickelt: Ich trinke immer, wenn ich als Ruheständler in die Stadt zurückkehre, in einem kleinen Altstadt-Café …einen Kaffee, richtig. Seit geraumer Zeit schiebt der Besitzer seine Servierhilfe lächelnd beiseite, steht sofort verbeugend bei mir und tut, als wisse er nichts von einem Käffchen für mich. Er übernimmt persönlich das Bedienen und wird gar nicht müde, mich mit leuchtenden Augen anzuschauen (Saarland-Krimis sind immer mal wieder in der Wiederholungsschleife der alten Tatorte).
   Ich muß jetzt noch nachträglich „voraus“schicken (bin ich nicht gut!?), daß mir mein „Insel-Management“ auf nötigendes Drängen meinerseits neue Visitenkarten verpaßt hat  - Autor Wolfgang Becher – und die Möglichkeit, mir per E-Mail Lobenshymnen zu meiner Web-Seite und meinem Blog zukommen zu lassen (natürlich keine Telefonnummer, man brauch ja auch mal Abstand). Ich hatte keine mehr (Autor stand, nebenbei bemerkt, auch viel zu unscheinbar im Schatten meines alles überstrahlenden Namens). Gerade in Buchhandlungen gebe ich sie gerne heraus – mitunter sind es freundliche Bücherwürminnen oder graue Buchmäuse, die das Kärtchen im Rahmen einer Unterhaltung mit „Oh, wirklich?“ entgegennehmen – ich eile stets unverzüglich von dannen (ich tue dann so, als könne ich den Rummel um meine Person nicht so vertragen). Aber ich weiß auch, wie hinter meinem Rücken Augen verdreht werden und „Oh Gott“ gemurmelt wird – und gewiß bin ich damit nicht gemeint. Mit Gott, meine ich.
   Zurück ins Café. Wir unterhalten uns immer, sogar noch über das Wetter hinaus, kurzum, ich zücke ein Kärtchen, wenn er mal kostenlos lesen wolle, die Möglichkeit, sich zu äußern, bestehe auch und so weiter … sein Lächeln gerinnt, er ist professionell weiter höflich, staunt mit „Ach-Was?“ und „Muß ich unbedingt mal schauen …und ich dachte, also eigentlich nahm ich an, Sie sind dieser Palli oder so, Tatort, wissen Sie …schon klar, der ist wohl ein wenig größer …“
„NEIN DA HABEN SIE MICH WOHL VERWECHSELT UND ÜBERHAUPT IST DER AUCH NEUN JAHRE ÄLTER“  …ich versuche die Fassung zu wahren.
  Ich bin noch ein paarmal ins Café gegangen, das Mädchen weiß längst von meinem Käffchen-Wunsch – und wenn der Chef da ist, winkt er kurz und hat immer sofort im Hinterstübchen zu tun. Banause.

   Da kommt mir eben die Überlegung, ob Jochen Senf schon mal darauf angesprochen wurde, daß er diesem schrägen Autor ähnlich sehe, gewiß, der Giftzwerg sei wohl wesentlich kleiner und sein Stinkefinger umso größer … aber diese Ähnlichkeit, diese Ähnlichkeit…

Freitag, 23. Oktober 2015

ZETTEL ÜBER ZETTEL

Tagebuch

(Tag für Tag und Nacht für Nacht – eine Zettel-Bewältigung)

Ich springe mal voll auf die Zwölf: Da die Chancen auf eine Veröffentlichung meiner Tagebücher eher im bescheidenen Erwartungsbereich spielen (man ist seit Jahr und Tag mehr daran interessiert, wann sich Thomas Mann unwohl fühlte und sich einen Tee kochen ließ) – hier ergreife ich als Machthaber über das eingemachte Vermächtnis meines literarischen Unwesens die Gelegenheit, dem Trugschluß vorzugreifen – „es wird so schön gewesen sein “.

Schaffenszeit

   Irrwitzig, wie ich zwischen eins und vier in der Nacht Textfragmente „kalbe“; offiziell um sieben Uhr in der Frühe erwachend einige Zettel auf dem Nachttisch vorfinde und zur Besinnung komme: Der Textverbrecher hat wieder zugeschlagen.

Notlösung

Ich würde so gerne manche Zeitgenossen verprügeln. Kann ich nicht. So bleibt mir nur das Zuschlagen mit Worten.

Herz / Kopf

Der geniale Lyrikband von Ulla Hahn heißt „Herz über Kopf“. Und das ist und soll auch in der Literatur so sein. Im richtigen Leben hätte das für mich fatal geendet. Ich habe seinerzeit nur überlebt, als ich lernte, mit dem Verstand letztlich doch das Gefühl zu beherrschen. Sonst wäre ich längst tot (und hätte die beste Zeit meines Lebensdaseins, nämlich „das Jetzt & Hier“, versäumt).

Warum ich Tiere mehr liebe

Weil ich bei ihnen keine Gegenleistung erwarte – sie SIND die Gegenleistung.

Sommergruß

…and have a nice day – by the Baggersee!

Plumpe Vertraulichkeit


Im Duzen billiger.


Samstag, 3. Oktober 2015

Spaß reicht nicht fürs Leben

Laßt uns froh, gar glücklich sein
( aber bitte nicht bloß „Spaß haben“)

4 (vier) Uhr durch, Käffchen, hilft gegen verspanntes Genick (Kopfweh). Geckolino flitzt über den Küchentresen in volle Deckung. Greenboy hockt noch schlafend auf der Stange – mit den Hühnern hat es auch noch Zeit, First Lady und Hundis drehen sich noch mal um. Weltfrieden scheint also möglich, jedenfalls im Kern.

Ende der Zweisamkeit, wieder mal. Fünf Wochen fliegen schnell durchs Land, alles zurück auf Anfang. Pläne sind geschrieben. Das habe ich schon immer so gemacht – das brauche ich. Das Gerüst fürs Leben, mein Leben daheim. Es gibt kleine Tabellen für das laufende Jahr, große Aufstellungen, was bald zu machen ist („To-Do“-Listen, von mir aus), Tagesplanungen für jede Art von Erledigungsziel und auch Einkaufszettel. Verstehen nicht alle, das muß auch nicht so sein, ein Jeder weiß am besten selbst, was für ihn gut ist. Das hat nix mit „Beamter“ zu tun – das ist ein Haltegerüst – für mich ist nichts vorzuhaben gleich Stillstand – und der kann tödlich sein. Also: Planen. Und kommt es anders als gedacht oder was dazwischen oder geht so nicht – umplanen, ganz einfach. Neue Situation, neue Entscheidung („neue Lage, neuer Entschluß“). Aber niemals ohne vorausschauende Gedanken, was wann und wie laufen sollte – was wirklich wird, das zeigt sich dann. Es gibt wohl auch schlimmere Macken. Nun also in Kürze ein neuer monatelanger Alleingang, ich bin mental bereit.
   Ich war schon mal total am Boden, damals: konnte nicht mehr schlafen, nichts essen, der ganze Körper in Unruhe. Reaktive Depression. nichts ging mehr. Und dahin will ich nie und nimmer zurück! Es geht immer weiter – und das will ich für meine Person mitbestimmen. Auch an sich selber denken muß nicht nur Egoismus sein, es ist natürliche Lebenserhaltung. Eigentlich eine Pflicht. Und das mußte ich seiner Zeit erst lernen.
   Es gibt keine Sicherheit im Leben, keine Garantie auf Erfüllung. Also ist das eigene Zutun gefragt – nichts läuft von allein geradeaus ins Wohlergehen. Glück ist ein schicksalhafter oder zufälliger Moment, aber eine frohe Einstellung kann man lernen. „Positives Denken“, meinetwegen, es könnte schlimmer sein, soweit alles klar. Für - also gegen - das „arme Tier“ reicht das auch. Alternativlos soll es nur in der Politik zugehen, hört man allenthalben. Es gibt immer einen Weg, sogar mehrere, man hat die Wahl …nur nicht dahinvegetieren. Will ja auch kein normaler Mensch freiwillig (Wenn du meinst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her – putzig, fürwahr).
   Hinfallen ist keine Schande – aber liegenbleiben!  Ja-ja. Ohren steif halten, Kopf hoch, zusammenreißen – und dann das Phoenix/Asche Ding als vorausschauende Weisheit. Schon klar. Leichter gesagt als getan – Bla-Bla kann jeder. Ist ja gut gemeint, weiß ich doch. “Schau nicht so böse!“ Ach richtig, ich habe vergessen, das Honigkuchenpferdchen zu satteln, schnell grinsen, nein, besser: Lächeln – so isser gut, brav. Für ein lebendes Smiley Modell stehen, prima – Daumen hoch. Ernst dreinschauen nötigt dem Umfeld ein „Was’n los?“ ab. Braucht kein Schwein. Und wenn nicht nachgehakt wird, sondern der Bogen um einen gemacht wird – nein, nicht gut, das ist schließlich noch viel schlimmer.
   Allein zurechtkommen ist ein Segen. Bitter, wer diese Kurve nicht kriegt. Mit 11 oder 12 hatte ich meinen ersten in Erinnerung gebliebenen glücklichen Moment – Ostersamstag, Balkontür auf, Vogelgezwitscher, milde Frühlingsluft – und vor mir für 25 Pfennige ein Ausschneidebogen – ein Lagerschuppen – Schere und Klebstoff, wundervoll.
   Ein oder auch zwei Jahre später sah ich ein Mädchen, strahlend mit wehenden dunklen langen Haaren auf dem Kettenkarussell (weiße Bluse, blauer Rock, weiße Strümpfchen in schwarzen Schuhen). Unerreichbar, ein süßer Schmerz.
   Oder Jahre zuvor die Glückseligkeit Fahrrad fahren zu lernen. Himmlisch.
   Nach der schlimmsten Lebenskrise, viel viel später dann, das Schmuckbüchlein „Glückliche Momente“ parallel zum umfangreichen Tagebuch angelegt – noch heute trage ich mit Füller besonders schöne Empfindungen ein (in den Neunzigern ganz viel notiert zu allen Jahreszeiten über SaBine & ihre Tiere, Szenen aus besonders wertvollen Tagen). Ich war angekommen in meinem neuen Leben.
   Seit Jahr und Tag meine Lebenshilfsmittel: Bücher, Platten und Filme. Glücksspender allesamt. Ganz bitter, wenn nichts mehr geht. Das darf nie mehr sein.
   Vor diesem neuen Leben mit SaBine lernte ich in einer Klinik: Wenn der „graue Schleier“ über meine Gedanken fällt, gleich drei Dinge spontan benennen, auf die ich mich den heutigen Tag noch freue. Wenn ich nicht in einer Depression stecke, dann sind zwei sofort klar: Essen & Glotze. Und einen habe ich dann noch gut. (Ja, SIE lacht und weiß).

   Was mir grundlegend geholfen hat, ist die Formel aller Selbsthilfegruppen; sie zu beteuern ist das eine, sie zu beherzigen, voll und ganz verinnerlichen wie eine Gehirnwäsche im guten Sinne, das andere – und das bedeutet nicht Empathielosigkeit, wenn man ganz nüchtern betrachtet, welche Aufgabe vor einem steht und wie sie bewältigt werden muß:

Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
die Kraft, Dinge zu ändern, die ich ändern kann
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.



„Ich habe fertig“ – noch eine Mütze Schlaf als Nachschlag – das kann ich mir seit ein paar Jahren erlauben. Und wenn ich nachher offiziell aufstehe, die Kaffee- und Fütterungsrunde eröffne, weiß ich schon jetzt, daß es mir nächste Woche wieder fehlen wird. Aber ich komme ja wieder – wie alles letztlich irgendwie zurückkommt. Bis einmal alles vorbei sein wird – aber bis dahin sind noch viele Pläne und Listen abzuarbeiten.

Mittwoch, 30. September 2015

Beate, Ingo und natürlich auch Jens Büchner

Trash TV II – Die geile Sache, 
bekannt zu sein
(Beate, Ingo und natürlich auch Jens Büchner)

Alle Formate aufzuzählen geht ja gar nicht, Gerichts- und Kochshows, Tanz- und Kuppelsendungen, Autoschrauber, Heimwerker und Beet-Traktierer, Tier- und Medizindokus, Erziehung von Hunden und Kindern, Suche von Angehörigen sowie Klamotten-, Krösus- und ProtzTV, die unvermeidliche Katzenberger und die gräßlichen Geissens. Selbstdarstellungs-Gelegenheiten für jede Art von „So-wie-ich-bin“-Fernsehen. Erlesene Knalltüten agieren für jedes Genre. Ein weites Feld ( unmittelbar neben dem Acker der C-Promis im Boulevard-Magazine-Dschungel). Sowas überhaupt nicht schauen: ein Fehler, sage ich nur – Entdeckungen gibt es zuhauf. Und das machen für mich diese Sendungen aus, wo es grenzdebilen Akteuren durchaus ansteht, mit Recht vom glotzenden Restvolk ausgelacht zu werden. Bei mir sind es die Serien-Hits Schwiegertochter gesucht und Goodbye Deutschland – die Auswanderer – und hier auch nur die ausgemachten Blindgänger: Ladenhüterin Beate mit heftiger Mutter und Ingo mit seinen schrägen Eltern (beim zweiten stimmt sogar der Titel der Sendung). Und über allen thronend und phänomenalster Schwachmat „ever, ever“: der „geniale“, der einzigartige Jens Büchner (von Jens & Jenny) – einmalig, sage ich nur. Der Vollpfosten in Person. Was für ein verkorkster Typ (ein Parade-Ossi: alles erwartend aber nichts dafür tun – und vor allem: für nichts zu gebrauchen, aber rotzfrech an alles rangehend).
   Warum ich derartigen Schrott eigentlich schaue, fragen sich manche kopfschüttelnd. Gaaanz einfach: ich bin Autor – aber solche flitzpiepigen Leute kann man nicht erfinden, die schenkt einem das Leben. Über Trailer weiß ich, daß neunzig Prozent der Trash-Formate nicht mein Ding sind. Auf Beate und auch Ingo stieß ich, als ich die tolle Musik beim Einspieler hörte: Foolsgarden – und der Refrain der Lemontree-Gruppe: It’s just a matter of time (und man wünscht sich, sie würden nie verkuppelt, so einmalig sind diese Figuren – und die Chancen auf Wunscherfüllung stehen gut – sehr gut). Hier stößt man immerzu auf Comedians wider Willen, Naturbegabungen erlesenster Güte. Die klopsige Vera mit ihrer eigenwilligen Hände- und Arme-Choreographie nenne ich nur mal stellvertretend für all die verzweifelt agierenden talentfreien „Moderatoren“. Ein Übriges tun die Hausschreiber mit ihren schwachsinnigen Alliterationen (flotter Fliesenleger, aufreizende Altenpflegerin). Alberne Autoren, die sich in süffisanten Untertiteln durch ein dramaturgisch vorgegebenes Script wurschteln.
   Zu Malle-Auswanderer Jens, der ein Abo auf „Depp des Jahres“ bei mir hat: ein Typ ohne Verantwortungsgefühl, der sich mitunter sogar schameinsichtig gibt, es aber niemals unterlassen würde, Anlaß zum Hohnlachen zu geben, so ein rücksichtsloser Selbstdarsteller will ja geradezu gefeiert werden. Er selber findet sich letztlich ganz einmalig – und da stimme ich auch mit ihm überein, wenn auch unter anderen Vorzeichen. Diesem unkaputtbaren Blödian beim Scheitern zuzuschauen, eine Wonne – und der verdient es auch nicht anders. Er will es so, er bekommt es so. Ich habe auch nicht den Hauch einer Anwandlung, ihm Gelingen zu wünschen – das verdient er einfach nicht (es kann auch nach menschlichem Ermessen nicht geschehen – er war nichts, er ist nichts, er wird auch nichts). Er fühlt sich wundervoll im Rampenlicht (und da gehört dieser Einfallspinsel auch ein Weilchen hin) – und stolpert von einer Pleite in die andere Peinlichkeit – ein großartiger Versager, er scheitert himmelschreiend.


Schauen wir uns doch mal um in diesem Zeitalter der „Fünf-Minuten-Stars“. Das ist durch Warhol erst benannt worden, seit Jahren ein Zeitzeichen. Leute von heute. Auffallen um jeden Preis. Der Selfie-Wahn ist nur eine Randerscheinung - keine Sportübertragung, wo nicht Zuschauer ins Bild drängen, sich selber sehen wollen, keine ernste Diskussion im Fernsehen, wo nicht grinsende Fratzen sich zum Im-Bild-Sein drängeln. Selbst Reportagen aus Kriegsgebieten – Menschen wollen ins Bild. „Zeigt mich, zeigt miiich!“ Merkwürdig. Es scheint aber mal kein deutsches Phänomen, irgendwie ein Trost. Gewiß, ein Jeder ist einmalig – aber sich unablässig selber schauen wollen? Wenn ich es richtig beobachte, dann dienen Schaufenster heute weniger dem Offerieren der Ware – nicht nur Frauen frönen der Selbstspiegelung. Was für eine Zeit …
   Als Autor schaue ich gerne Zuschauern zu, betrachte das Verhalten der Beobachter … bis ich mich selber hinterfrage, dann ist es aber auch gut und genug. Ich sammele Augenblicke, speichere Bilder ab. Praktische Psychologie frei Haus.
   Das Leben bietet immer noch die überraschendsten Geschichten. Doku-Soaps sind ein Teil davon. Zeitvergeudung? Für mich? Oh nein, also bitteschön! Es ist amüsante Unterhaltung und literarische Recherche in einem Guß. Wer zurückgezogen lebt, dem wird alles ins Wohnzimmer gesendet, warum auch nicht. Im wirklich wahren Leben komme ich gar nicht in Berührung mit diesen „Beaten, Ingos und Jensern“. Ob es ein Segen ist, vermag ich nicht zu sagen, am Fernseher unterhält es mich wenigstens kurzweilig. Wen das befremdet …“so what“, wie es heute so schön modern heißt.

   Aber das verkneife ich mir nun doch nicht: Ich bin naturgemäß skeptisch bei Zeitgenossen, die pauschal hierzu die Nase rümpfen, ausnahmslos ach so weit darüber stehend sich kulturell abgehoben pikiert geben: Das sind genau die Leute, die ich noch weniger mag! Ja doch – das geht wirklich. Denn über dieses Volk kann ich nicht mal lachen. Und DIE sind einfach nur uninteressant und langweilig.

Sonntag, 20. September 2015

Supertalent mal wieder

Supertalent mal wieder
(Ich mag Trash-TV, also manchmal)


Nun ist also die Ex-DDRlerin, die bäurische Bause, beim Supertalent (schon klar: man oder frau muß keines selber sein, es soll doch nur gesucht werden) – das müßte sogar die hinkriegen. Nun pflanzt sie sich zwischen Quoten-Neger Darnell und Geldmacher Bohlen. Tolle Auswahl.
   Das Programm mit den immerwährenden Zutaten von Garanten deutschen Geschmacks (gut, kein Engländer zu sein!) – the same procedure as every year: viele kläglich scheiternden Blindgänger, die gnadenlos dem Volk geopfert werden – die Selbstüberheblichen völlig zu Recht, die Bauernopfer (!) als Beifang (gegeelte Selbstverliebte, mitleiderregende Mauerblümchen und Stimmwunder der besonderen Art gemixt mit waghalsigen Akrobaten, die sich der breiten Öffentlichkeit für Varietés offerieren) – und echte Könnerinnen und Könner verstehen das auch mit besonderen Ideen zu nutzen, und das lobe ich mir auch: denn der „Endsieg“ in der Schlacht der Möchtegerne, Dilettanten und wahren Perlen ist traditionell einer herzquengeligen Darbietung vorbehalten.
   Gestern dabei eine waghalsige Wippendarbietung (Pardon: Schleuderbrett), und der derbe Dieter gibt vor, das noch nie gesehen zu haben – Mensch, das gehört schon zumindest mein 64 Jahre währendes Leben lang zu Grundausstattung eines jeden Zirkus! – lebt der Ton-Terrorist nur im Studio, wo er die immer gleiche Melodie minimal abwandelt und mit rudimentärem Anfänger-Englisch bekackt? Ach, egal: Sicher ist, daß am gnädigen Ende der vertanen 3 Stunden Lebenszeit ein Brite (natürlich) seinen Körper malträtiert (also, er bietet genial trickreich eine Gruseldarbietung, die von den meisten Leuten durch vorgehaltene Finger verfolgt wird).
   Meine Hoffnung starb gestern zu allerletzt: der "Abgewöhn-Bimbo" (sagte ich schon, daß ich ihn wirklich und wahrhaftig unerträglich finde?) flog gekünstelt auf sein Popöchen (mein Gott, er mußte sich nicht gleich das Genick brechen – aber ein paar Rippen wären doch wirklich drin gewesen!) – es wäre einfach nur erholsam gewesen, für längere Zeit von seinem Tunten-Gang verschont zu bleiben … und dann wäre Roberto Blanco eingesprungen – der versteht wenigstens singend was vom Spaß! Und der ist sogar ministeriell abgesegnet ein wunderbarer Neger – mehr kann man nicht verlangen, in diesem unserem Lande.

Montag, 14. September 2015

Allein, aber nicht einsam

Ich bin nicht allein
(ich habe ja mich)


Schon früher habe ich „polarisiert“ (ohne das Wort zu kennen) – man mochte mich, man mochte mich nicht. Geht irgendwie letztlich uns allen so. Das Kräfteverhältnis fiel bei mir sogar recht ordentlich auch, ich schätze mal so ungefähr 90 zu 10. Natürlich kann man nie jeden für sich einnehmen, aber doch reizt es mitunter.
   Ich war überall der Kleinste, rührig bemüht, also hatte ich per Mitgefühl schon Sympathien – oder, zur Schulzeit, ganz üblich Gegner, die sich zu profilieren versuchten, weil sie Schwierigkeiten hatten, sich mit Gleichstarken zu messen und die Schwächeren suchten. Ich verstand es notgedrungen sowohl in der Schule als auch beim Militär, besonderen Personenschutz für mich zu gewinnen; schon bald verbrannten sich die Feiglinge die Finger, weil sie es zu büßen hatten, versuchten sie, mich zu unterdrücken. Ich bringe nun keine Geschichtchen von Vergeltungsaktionen, nur soviel: So mancher hatte es gar arg zu bereuen, sich meinen Unmut zugezogen zu haben.
   Bei Vorgesetzten war es anders. Wer mich nicht leiden konnte, den konnte ich schlecht abwatschen lassen, also ließ ich mir was anderes einfallen. Mit Schläue und Gerissenheit nahm ich clever die Skeptiker für mich ein. Nur ein Beispiel: Bei der Bundeswehr war ein Oberfeldwebel, der mich gefressen hatte, und als er Spieß wurde, war er mir als dem erfahrenen Geschäftszimmer-Fuzzi ausgeliefert. Ich half ihm sehr – schon bald war er Hauptfeldwebel und als ich meine achtzehn Monate abgerissen hatte, brachte er mich wirklich und wahrhaftig unter Tränen vors Kasernentor: er verlor sozusagen einen Sohn. Ein Triumph. Ich konnte das, ich schaffte das.
   Und genau das habe ich nicht mehr nötig. Warum soll mich jeder mögen? Da pfeife ich drauf. Ich habe es gar nicht nötig, um Gunst zu buhlen – aber das mußte ich erst mal begreifen lernen. Und überhaupt: Hans und Franz zu treffen, dafür war mir von jeher die Zeit zu schade. Quatschen als Zeitvertreib, um Gottes Willen nein. Ob positiv oder negativ, gereizt haben mich im Umgang stets nur die in irgendeiner Weise auffälligen Zeitgenossen.
   In der allerschlimmsten Phase meines Lebens (Verlust der Ehefrau*) fühlte ich mich verlassen, getreu dem Sprichwort: Lach, und die ganze Welt lacht mit dir – weine, und du weinst allein. Wie wahr. Und die Therapie lehrte mich: Wenn du meinst, niemand ist dir gut, dann sei dir wenigstens selber gut. Und als ich das beherzigte, ging es wieder bergauf (und dann sogar wieder zu zweien, und dies nun seit 1993).
   Ich lernte damals auch die Zielrichtungen von Kollegen, Bekannten und sogenannten „Freunden“ zu erkennen. Selbstloser Beistand ist ganz selten, man schaue nur genauer hin: Irgendein Ziel steckt hinter der Zuneigung. War das Ziel erreicht, dann merkte ich sehr schnell, was Bestand hatte – fast nichts. Nur ganz selten blieb die Nähe bestehen – so ist das Leben, für mich jedenfalls. Die Fähigkeit, andere durchschauen zu können gehört zu meinen wichtigsten Errungenschaften. Eigentlich schlimm, es schult das Mißtrauen – zahlt sich aber aus (aufgepaßt aber, man sollte nicht als Misanthrop enden).
   Noch nie war das Leben so gut zu mir wie jetzt. Nur ganz wenige begleiten mein Leben – und die reichen mir auch. Befremdlich ist für mich von aller Welt zu hören, wie man begeistert ist, immerzu Leute kennenzulernen. Was wird da eigentlich erwartet? Bücher und Filme geben mir persönlich mehr.Der Umgang mit anderen ist heutzutage ganz allgemein schwieriger denn je. Immer bedarf es eines „Zeitfensters“ (und wie ich mit Erstaunen feststelle, beginnt es schon in und vor der Schulzeit – sich spontan zu treffen ist ohne Zweckrichtung nahezu ausgestorben; unbedarft kindliches Spielen stirbt vermutlich aus). Eine üble Entwicklung. Ich mochte noch nie gerne der Lückenfüller sein. Wenn alles andere wichtiger ist – dann gehe ich für gewöhnlich auf keine Terminvereinbarungen ein außer den unumgänglichen – und zwar dort, wo das hingehört (Facharzt oder so).
   Und dann die Einschränkungen in dieser Wohlstandszeit: Dies mag jene nicht, das lehnt jener ab, sie verträgt dies nicht und er ist für jenes nicht zu haben. Jammern auf hohem Niveau gewissermaßen, selbstgeschaffene und -erwählte Lebenserschwernisse. Unverhandelbare Tabus, nie gekannte körperliche Defizite kennzeichnen die Neuzeit. Schlimme Zeiten. Muß ich mir das antun? Nein, muß ich nicht.
   Kurioserweise sind manche aufgeschmissen, wenn sie allein und auf sich gestellt sind. Verlorene Seelen: Um Himmels Willen, nur nicht allein sein! Ohne die sie zutextenden Laberer aufgeschmissen, ohne Smartphone schier nackt. Kein Unterschied zwischen einsam und allein. Wie erbärmlich. Ich bin nicht allein, schon gar nicht einsam, denn ich habe ja letztlich noch … mich. Ich bin sehr zufrieden, da ich mich in guter Gesellschaft wähne. Nichts ist mir wichtiger, als alleine klarzukommen (und zwar ohne abschottende Knöpfe in den Ohren!). Das ist ein Segen. Ich habe Zeit für mich. Andere sehr oft nicht. Sie daddeln zwar stundenlang täglich am Computer herum – und dann erkenne ich doch die Wertigkeiten. Schönen Dank auch. Die Antwort auf eine E-mail kostet wenige Minuten – aber man findet dafür keine Zeit. Schon klar.
   Irgendwann treffe ich diese enttäuschenden Zeitgenossen zufällig auf der Geschäftsstraße wieder. Frohlockende Gesichter, jubelnde Arme, „ach HallOOOO – lange nicht gesehen“. Ich verstehe es, diese aufgrund meiner Erfahrungen als lästig empfundenen Begegnungen abzukürzen. Das führt doch zu nichts (denn danach geht es so weiter wie bisher – und zwar immer!). Das brauche ich mir nun wirklich nicht anzutun. Ich habe dann grundsätzlich keine Zeit: Ich habe (mit mir) noch etwas vor. ‚Nein, tut mir das nun aber leid‘…IHR könnt mich mal kreuzweise – und dafür sind bei mir viele Termine frei.

*verarbeitet in dem Roman UNSER SCHWARZGRAUWEISSER REGENBOGEN

Samstag, 29. August 2015

MULTIKULTI

Multikulti

(meine höchst persönliche Einschätzung, wie immer)

Multikulti – was für ein fluffiges Wort. Und das könnte auch fröhliches und hoffnungsfrohes Miteinander bedeuten, wäre der multikulturelle Umgang nicht so schwierig. Wir machen uns doch zu gerne was vor: Friede, Freude …Firlefanz. Getanze auf Stadtteilfesten, gutwilliges Aufeinandertreffen, farbenprächtig alles – jeder bringt sich jedem nahe, schaut mal – so sind wir – und alle eilen aufgeschlossen auf andere zu. Es ist aber auch zu schön. Und das meine ich nicht nur ironisch, aber die Skepsis feiert nun mal mit bei mir. Denn zu jeder schöngemalten Theorie gesellt sich schlechte eigene Erfahrung hinzu.
   Ich hole ein wenig aus – wir sind alle gleich, sagt uns das Grundgesetz. Was für ein Schmarrn – von gleichem Wert, das in der Tat, und nur das ist sicherlich gemeint. Aber eine so oberflächliche politische Einschätzung hat Folgen. Nicht nur die Menschen anderer Erdteile sind anders – unsere direkten Nachbarn sind es auch! Der Europa-Wahn, der uns alle geißelt durch seine nebulöse Tralala-Seligkeit, dieser Brüssel-Mist war mir noch nie nachvollziehbar. Ja gut, ich weiß, zig Jahrzehnte keinen Krieg mehr mit nebenan (wer sagt denn, daß es mit Grenzen nicht auch so sein könnte und sich alles auch bei souveränen Eigenständigkeiten auf lange Zeit friedlich entwickelt hätte?) – für so viele kreuzverschiedene Länder alles abgleichend normieren scheint ja so gut, und wie toll es ist, den Euro zu haben…na, bedingt sage ich mal lieber einschränkend. Wir sind mühselig vereinigte Staaten von Europa? Ein Scheiß sind wir! Schauen wir doch mal genauer hin: in nahezu jeder „unserer“ europäischen Nationen gibt es mehr oder weniger heftige Abspaltungskämpfe, seit Jahr und Tag: Heftig bei Basken und Katalanen in Spanien, die eigenwilligen Sizilianer in Italien, die Flamen und Wallonen in Belgien, die Korsen zu Frankreich, auch ganz in der Nähe und viel schlimmer: die Türken und „ihre“ Kurden, nicht zu vergessen Großbritannien mit dem bombigen (Nord)-Irland, Schottland, Wales …wir mit unseren Bayern (kleiner Scherz, muß auch mal sein, obwohl…genauer betrachtet…?), aber schauen Sie sich Jugoslawien an – ja, das gab es mal – und wieviele Länder gibt es heute dort? UdSSR – ich fange gar nicht erst an zu zählen – allüberall wird lautstark nach Unabhängigkeit gebrüllt, sogar nachdrücklich mit Anschlägen vorgegangen. Jeder will sich und seine traditionelle „eigenständige Kultur“ behaupten! Aber WIR sind ja eins. Die EU, oh Götze und Moloch der Einfalt, wie herrlich, von der EU die optimistisch zusammengeschusterten Vorgaben zu empfangen, damit wir zusammenrücken. Und in der Wirklichkeit: Patrioten, wohin ich schaue (gewiß, nur Deutsche müssen sich zögerlich verhalten, na klar, unsere Geschichte) – aber wir als einziger richtiger Zahlemann weit und breit – Deutsche Land ja-a –aber sowas von klar! Wir sind wieder wer! Wir sind wohl nicht mehr zu retten. Ganz dicht rücken wir mit Schwachmaten wie Berlusconi, Idioten wie Erdogan und unzähligen anderen Deppen, die sich zuerst mal ihr eigenes Schwänzchen vergolden, zusammen. Welche Beglückung, z.B. den spanischen Stierkampf mitfördern zu dürfen! Und die Herrscherhäuser…einfach nur süüüüß! Aber natürlich achten wir Eure Kultur, keine Frage. Darf es noch was mehr sein? Es ist hinreißend hirnzerreißend. Nicht auszudenken, wenn die alternativlose Mutti Merkel ausstiege – lieber aussitzen lassen als abenteuerliches Stühle-Rücken (habe ich das nun positiv gemeint? Ich fürchte ja).
   Wir sind aus der Not geboren auf einmal ein Einwanderungsland. Die von Macht- und Profitdenken gesteuerte Großherzigkeit öffnet unsere Arme: Kommt alle her! Und es wird alles so schön, wenn wir miteinander leben. Jeder steckt zurück, wir rücken zusammen, das wird schon. Kompromiß ist und bleibt Mist. (Hand aufs Herz: geht es nicht um billige Putz- und Pflegekräfte? Bißchen humane Sklaverei der Neuzeit meine ich zu erkennen.) Niemals stecken alle gleich zurück, stets gibt es Unterlegene, und doch werden alle auf ihr Recht, ihre Ansicht, ihre Kultur pochen – immer! Und wer erst mal erstarkt, der kann auch obsiegen, das ist eines der ursprünglichsten Naturgesetze, den Menschen gar nicht so fremd und fern. Wieso haben wir verlernt, die Augen geöffnet zu halten? Ach richtig, die anderen greifen auch so die deutsche Brieftasche ab, nur zu, bedient Euch. In unserer Freundlichkeit, aus der Erbsünde geboren schuldbewußt aus schlimmen alten Zeiten, wollen wir nicht anecken. Lieber geben wir nach – und immerzu Geld. Gnädig werden großzügige Zahlungen kassiert, daran geknüpfte Erwartungen empört zurückgewiesen. Man mag uns einfach nicht. Unser Geld ist nur erduldetes Schmerzensgeld, unter Vorbehalt letztlich aber immer konsequent notgedrungen allzu großzügig eingesackt (weil sie gerne so wollen aber nicht so wie wir können - Geld lindert sicherlich die Vorbehalte – von wegen! Es schürt den Neid kurioserweise noch obendrein). Der ewige Haß lauert hinter jeder geöffneten Hand. Sind wir denn wirklich so beschränkt? Haben wir es nötig, um Zuneigung zu buhlen? Nochmals: sie mögen uns nicht – aber unser Geld schon, auf das sie gierig schielen. Dann leckt uns doch!
   Zweckeinbürgerungen aus „sportlichen“ Gesichtspunkten (schwarze Skandinavier und was so alles für die Türkei über die Tartanbahn rennt – und wir selbst sind ja auch nicht ganz ohne, irgendwie eine kosmopolitische Seuche). Ich mag gerne Sport sehen, halte mich nicht für einen Rassisten – aber wenn es so unglaubwürdig mit den Nationen zugeht, also ich weiß nicht. Der da oder die dort – für welches Land trat dieser internationale Mensch noch letztens an?

Diese 2. Standortbestimmung in eigener Sache sollte eigentlich feige in der Giftküche bleiben, überhaupt wie alle meine Essays (der Humor kommt dabei einfach zu kurz). Ich bin als Einzelgänger keine gute Orientierung für weitherzige Sozial-Romantik. Ich kann nur meine Beobachtungen notieren, Gedanken meines zugestanden „gestörten“ Verhältnisses zur Gesellschaft (und das ist nicht schicksalhaft geschehen, das ist bewußte Einsicht). Letztlich will ich für mich in meiner Welt leben – und da bin ich nicht anders als andere im Grunde genommen auch (ich hoffe, nicht so selbstverlogen – ich halte mich für undiplomatisch eigen). Mir selber wäre eine WG bereits ein Horror, das servile „Was kann ich für Sie tun?“ war mir stets suspekt – ich höre immer dieses „Wie kann ich an Ihr Geld kommen?“ heraus. Meine Tür steht nicht mehr auf. Glaubt alle, was Ihr wollte – die Erfahrung prägt, der Austausch kann Augen öffnen – aber wahre Gleichheit wird es niemals geben. Das entspricht nicht dem menschlichen  Naturell  – und der Mensch ist nach wie vor Teil des Konzeptes Natur. Auch wenn die Menschheit glaubt, zu obsiegen. Was für ein Trugschluß!
   Die einzige relativ sichere Erkenntnis ist für mich: Ich habe so meine Zweifel an einem multikulturellen „Miteinander“. Für Stunden ja, rund um die Uhr nein, für immer: niemals. Eine Illusion. Wie auch das blödsinnige EUROPA. Macht und Geld sind das Ziel, nicht der Frieden, der ergibt sich eher zufällig!
   Was mir machbar erscheint, ist das tolerante „Nebeneinander“ – und das ist weiß-Gott schwierig genug (per Nation eher als per Ghetto in einem anderen Land). Aber eine Möglichkeit. Die einzig ehrliche Chance. Nur so kann jeder bleiben wie er ist – und wo er ist. Sich offenarmig austauschen, aber nicht den eigenen Standort aufgeben. Ehrlich bei sich selbst bleiben und nicht heuchlerisch Wir sind alle eins vorzugaukeln.
   Nur: So lange die Welt in allen Winkeln und Ecken beherrscht ist von diesem Wenn du so bist wie ich, haben wir kein Problem zusammen zu sein! wird das alles nichts mehr. Den verblendeten IS-Wahnsinnigen gegenüber müssen wir einräumen, daß WIR in früheren Zeiten (Kreuzzüge und langzeitliche Nachwehen) auch nicht gerade die Guten waren. Zeiten ändern sich, Völker wandeln sich nur ganz zaghaft, Tradition ändert sich ums verrecken nicht – und zwar aus innen heraus gebremst. Nach außen sich blendend offen geben halten sich alle in Wahrheit in ihrem Kern bedeckt! Und das verstehe ich auch.
   Was Schönes zum Schluß: Durch das Netz geistert eine Szene, wie ein Interview mit einem „Musiker“ von einem sich kühn nähernden Knirps unterbrochen wird – der wird dann kindgerecht einfach mal so zum Zeitthema gefragt, ob er Ausländerkinder in seinem Kindergarten habe. „Nö, nur Kinder.“ Eine wunderschöne Antwort die wir so ersehnen – aber bei aller Rührung will ich nicht verkennen, daß auch Kinder gnadenlos fies zu anderen sein können und dies nicht so ganz selten auch sind, weil z.B. die nicht so wie sie selber ausschauen und sich ungleich verhalten. Das muß gar nicht mal anerzogen sein, irgendwie steckt es in uns drin. Alles ist möglich, alles ist wahr. Nicht verklärt betrachten: nüchtern die Realität sehen!
   Und nun das wirkliche Ende meiner vorwiegend skeptischen Betrachtung: Vorsicht, wer mir unbedingt zustimmt - schon Ansätze sind gefährlich! Es gehe jeder seines Weges: Nur zu gerne lasse ich mir Fehleinschätzungen nachweisen. Nur zu!

Donnerstag, 20. August 2015

Tebartz-van Elst – oh Gott, den gibt es wirklich!

Erlösung auf Erden: 

KIRCHENAUSTRITT!

(Frau Gott, ich danke Ihnen / Lieber Herrgott, ich danke Dir)

-         Als Essay gedacht, zum Pamphlet ausgewachsen  -


    Sehen Sie es? Merken Sie es? Es ist vollbracht! Nach 64 Jahren Anlauf habe ich einen Schlußstrich unter den kreuzgefährlichen Unfug der sprichwörtlichen Unchristlichkeit gezogen. Mit der Vergewaltigung „Taufe“ ging es ohne mein Wissen los – und dann war es gar nicht so einfach mit der „Heiligen Katholischen Kirche“ – Halleluja – aber, es geht – und zwar auch ohne sowas. Ein Segen. Wasser predigen und Wein saufen, ich könnte kotzen, wenn ich an diesen verlogenen Verein nur denke!
   Die dubiosen Grundthesen im Glaubensbekenntnis haben mich von Anfang an gestört. Dann abstruse Erfahrungen mit der Geistlichkeit, also den schwarzen „Gottesmännern“ (Kaplan Schmitz, was für ein schrecklicher Dandy, wenn er über den Schulhof keck mit seinem Stockschirmchen scharwenzelte und die verwirrten Mädchen zu roten Köpfen trieb und es genoß; wie er mich der Klasse als Kleinster vorführte und nach Scheiterhaufen-Art verbrannte ; wie ich bei der Firmung mit mir haderte, ob ich in die dicken Wurstfinger des Bischofs beißen sollte: steht alles in einem noch zu veröffentlichenden Roman). Später dann, nach unzähligen fiesen Erfahrungen, die Bekanntschaft mit penetrant willfähriger Unterwürfigkeit tumber Hunsrücker Bauern, deren Tochter dann an meiner Seite war, mehr und mehr dem religiösen Wahn anheimfiel und seit zig Jahren in einer Geschlossenen Anstalt ihr Dasein fristet – die Weichen waren falsch durch die Kirche gestellt (ein anderer Roman) – und ich immer noch zögerlich, zu schwach und gewachsen unterwürfig. Wenn ich nur an das Gespräch zur Hochzeitsvorbereitung mit dem Hobby-Schrauber/Pfarrer denke – schaurig, die Erwartungen des Katholizismus: Gegen jeden Verstand UND Gefühl (alles war nur darauf ausgerichtet, neue Schäfchen dem verkorksten System zu unterstellen – alles ungültig, wenn keine Kinderlein kommen!). Mir blieb die Spucke weg.
   Diese tolldreisten Legenden, die befremdlichen Rituale, der Hokuspokus für schlichte Gemüter und das Blendwerk des Brimboriums. Pomp, jede gesunde Phantasie überflügelnd (alles für den Erlöser – aber zu kurz sollten die Herren Himmelskomiker dabei selber schon gar nicht kommen – ganz typisch die Kulthandlung der Eucharistie: erst sich selber bedienen, dann die anderen). Der Vatikan, oh Herr hilf, daß ich nicht ausraste, widernatürliches Zölibat, die Stellung der Frau … und das Kennenlernen lebensgeflüchteter Nonnen aus der Nachkriegszeit – Albträume im Pinguin-Gewand. Ich kann das alles hier und jetzt nur streifen, denn so richtig schlimm wurde dieses Horrorszenario erst durch die unüberschaubare Vielzahl der Mißbrauchsfälle – weitgehend bedingt durch eine kranke Einstellung zur Sexualität, das spricht alles für sich, das muß ich hier nicht aufkochen. Was da so alles faul ist, das müßte auch der Letzte mitbekommen haben. Und es ist ein Faß ohne Boden, immer mehr Opfer offenbaren sich. Kein Ende in Sicht – schon gar nicht beim unausgesetzten Fehlverhalten. Ach ja, stimmt: wird ja alles vergeben, ich vergaß.
   Den Ausschlag, der sprichwörtliche Tropfen, der mein brodelndes Faß vor einiger Zeit zum Überlaufen brachte, war der Knilch aus Limburg (ich hätte nie gedacht, daß ich nur beim Erspähen der Visage dieses widerwärtigen Gickels jemals zu solcher Verachtung in der Lage wäre) – seine halsstarrige „Unfehlbarkeit“, seine Uneinsichtigkeit in Bezug auf seine unchristliche Prunkpalast-Planung – wie er millionenschwer seine Residenz nach neuesten baulichen Errungenschaften luxuriös in nie gekannten Dimensionen plante und herrscherhaft durchsetzen wollte (irgendwie schon dekadent, wie es die meisten anderen Kirchenfürsten, ohne daß wir es so richtig bemerkt hätten, schon längst hatten!) – hier wurde diese Fehlhaltung erstmals durch aufmerksame Menschen aus dem Umfeld öffentlichkeitswirksam: wie gut! Natürlich log er, der „Gottesdiener“, der vom rechten Weg abgekommene Sankt Martin von Limburg (es wäre natürlich beleidigend, von einem klerikalen Arschloch zu reden – das würde ich niemals tun). Es wurde ihm nachgewiesen, wie er Erster Klasse in die Dritte Welt flog (nach journalistischem Beweis seiner Verlogenheit räumte er verständnisheischend ein: „Ich muß doch ausgeruht sein – was sollen die Gläubigen dort denken, wenn der von ihnen so sehnsüchtig erwartete Bischof  übermüdet aus dem Flugzeug steigt!“ – sogar mir fehlen die Worte für ein solch himmlisches Sendungsbewußtsein) – Angriffspunkte in dieser ungekannten Selbstherrlichkeit noch und noch durch diesen Verirrten, eine Zielscheibe vom Feinsten: und nun wird - der verlorene Sohn ist längst in der Hochburg Vatikan fürstlich versorgt unter Seinesgleichen – dieser schräge Vogel auch noch vom Chef auf Erden entschuldigt – nein, die elftausend Euro Gehalt jeden Monat (von uns allen, vom Staat wird das geblecht!!!) darf er behalten, ist doch klar – kein Schadenersatz, bewahre, nein!!! Er ist doch einer aus der Heiligen Katholischen Kirche. Und so ein ganz Netter, empfindet der gezielt aus dem nimmersatten Umfeld beratene Oberste Oberhirte – der Papst. Na, da hat er sich ja ein schwarzes Schäfchen in die Hütte geholt!
   Ich hätte, und wirklich aus unerklärlichen Gründen linientreuer Tradition, katholisch zu bleiben vermocht, weil es tatsächlich sogar in der Kirche gute Menschen gibt, die gar vorbildliche Arbeit leisten, aber dies war mir nun einfach zu viel. Als jahrzehntelang erfahrener Disziplinarbeamter sehe ich es so: Selbstverständlich hätte ich erwartet, daß er zur Wiedererlangung christlicher Demut nach Indien oder Afrika, meines Erachtens als Kaplan, geschickt hätte werden müssen – das wäre ein Zeichen nach meinem Geschmack gewesen, vor allem eine würdige Quittung für unsägliches Versagen in christlicher Ethik. Aber nein, der penetrante Luxus-Fuzzi bleibt dem Prunk erhalten! Ich hätte mir auch gut ein Training vorstellen können: barfuß über den Jakobsweg – behutsames Heranführen sozusagen zu echt starken Herausforderungen. Auch aus einem solchen Möchtegern hätte man noch was in eine akzeptable Form bringen können. Aber nein, was wird aufgeführt: die Römische Krähen-Nummer! Ich kann mir so richtig vorstellen, wie ihm intern Bewunderung sicher ist, denn wer so ranklotzt beim Prassen, ehrfürchtige Bewunderung scheint ihm sicher. Darauf muß eine Kutte erst mal kommen!
   Der Fisch stinkt vom Kopf  her – da haben wir es mal wieder. Nix von wegen wie bei  In den Schuhen des Fischers – Morris L. Wests märchenhafte Verklärung des Stellvertreters auf Erden (in der Verfilmung sorgt Anthony Quinn als neuer Papst für die Ernährung der Weltbevölkerung und niemand brauche mehr hungers zu sterben); zu schön um wahr zu sein. Machte sich aber gut. Wir haben es alle gerne gesehen, gelesen – toll. Geblendet und eingesülzt nahmen wir es irgendwie für bare Münze. Die Theorie des Christentums ist doch so, also irgendwie schon, oder? Da muß doch was dran sein … Heilige Scheiße.
Und nun bin ICH berufen worden. Ich sah ein Licht, so hell und klar – und eine Stimme sprach in mir zu mir: Bist du noch gescheit, Wolfgang Becher, wann endlich langt es dir? Tritt aus!Und ich trat aus.
   So oder so ähnlich muß es mit diesen verschwurbelten Erscheinungen bei den gehirngewaschenen Phantasten wohl sein. Doch, ich hatte auf einmal auch so eine „religiöse Erfahrung“ – egal welche Religion, Sekte, Glaubensrichtung und all das Gedöns in den abstrusesten menschlichen Phantasien: hier steckt für mich das wahre Teufelswerk auf Erden! Politische Gegner sprachen vom „Opium fürs Volk“ – das kommt schon hin, es ist kein Segen in dem hirnverbrannten Schwachsinn, der in die Menschen eingebleut wird, schon seit Menschengedenken und allüberall auf der Welt. Die Kreationen der Glückseligkeit sind die Ausgeburten kranker menschlicher Hirne, die milliardenfach die Menschheit seit uralten Zeiten unablässig ins Unglück getrieben haben, weiter treiben und unablässig im Namen ihres jeweiligen HERRN treiben werden. Gruselige Sekten und die dubiosesten Bewegungen. Die Menschen suchen das – es wird ihnen gewährt. Sie sind eine so leicht zu beglückende Masse. Ich stelle mir vor, daß Gott Humor hat. Warum muß ich gerade an den uralten Spruch denken: Freßt Scheiße – Trilliarden Fliegen können nicht irren!
   Und zu meinem Fall: Tja, Franzi-Boy – bei mir – verschissen.* Gruß an den Kumpel, den Aushilfs-Kinski aus Bayern! (Diese unheilschwangere Stimme, eine fragwürdige bayrische Vergangenheit, der verschlagene Blick bis ins hohe Alter, was hätte der Klaus, Gott hab ihn selig, den verkörpern können…) Und, Jungs, heckt nicht mehr zuviel Männer-Hirn-Scheiße aus – andere haben doch längst übernommen – und mit noch viel mehr Kreativität! Schaut doch mal die „Stars“ der Szene von heute, die Islamisten, die verstehen ihr Handwerk! Es wird heiß zugehen mit der Menschheit. Bei Gott: gut wird es nimmermehr!

·         Respektlose Äußerungen? Respekt denen, die Respekt verdienen!

Sonntag, 16. August 2015

Gutmenschen gegen Nazis (3)

Heiliger Sankt Florian

Teil 3

p.s.
Ach ja, ich weiß schon, das mit den Negern hätte ich „mutmaßlich“ lassen sollen (Sarkasmus aus ratloser Hilflosigkeit, also doch zynisch dem Untergang entgegen, trotz Eigenwarnung). Schon klar, vom Asylmißbrauch darf auch nicht geredet werden. Augen zu, ja, aber durch geht nicht – es ist alles schier unüberschaubar. Apfelbäumchen und so, ich verstehe schon. Kenne ich. Aber ich sehe auch die befallenen Ghetto-Apfelbäumchen in Ruhrpott-Metropolen … libanesische Clans haben rechtsfreie Räume geschaffen, meine Kollegen in Uniform trauen sich da kaum noch hin in die Hochburgen der Dealer und organisierten Bandenkriminalität – nur noch mit mehreren Fahrzeugen, niemals nachts …und  das fing mit Kriegsflüchtlingen an! (Kriegsgebiet Libanon – was waren wir betroffen!)
   Es ist auch kein guter Weg, verkürzte Verfahren für Ärzte, Ingenieure und IT-Techniker zu schaffen: die werden doch in ihrem Heimatland gebraucht! Ab- und Anwerben kann sehr egoistisch sein – die Besten zu uns – und dann? Was ist mit der Hilfe zur Selbsthilfe, das eigentlich gangbare Konzept – das wird doch so unterlaufen! Die Könner werden doch „daheim“ gebraucht. Will man uns damit was in die Augen streuen? Die Politik bekämpft unser Aussterben (wie passend, das habe ich gerade im Radio gehört: in Frankreich werden zunehmend Kirchen in Moscheen umgewandelt). Schleichende Entwicklung? Wieso „schleichend“…die einen sind schwach – die anderen werden immer stärker. Alles ist nur eine Frage der Zeit – und die scheint immer schneller abzulaufen. Ein polarisierender Typ hatte „Deutschland schafft sich ab“ geschrieben – ist es etwa nicht so? Muß man ihm am Ende gar zustimmen? Mich reißt es hin und her. Und wenn nicht Sarrazin, dann wenigstens den erfahrenen Neuköllner Bürgermeister Heinz Buschkowsky sollte man lesen. Die neue Realität im deutschen Alltag wahrnehmen!
   Menschen, hört genauer hin: die Menschenverachtung brodelt direkt unter der „Oberflächlichkeit“ unseres Wohlstands-Daseins, ungewollt – aber auch unvermeidlich. Sie bricht allmählich an relativ wenigen Stellen aus, und das sind erst mal nur die undiplomatischen „Radikalinskis“ (und es nimmt zu, von Tag zu Tag, brachial) - aber viel größer, um ein Vielfaches gefährlicher ist die stumme Masse. „Wutbürger“. Denen kommt man nicht mehr im Kern mit Toleranz-Appellen, Multikulti* und so kurzsichtigem Blendwerk bei – Kulturdenken und empfundene Volkszugehörigkeit sitzen tiefer. Wenn es an die eigene Substanz geht, da hört spätestens das Gesäusel auf. Der Zug ist längst abgefahren! Ich spüre die in den Taschen geballten Fäuste der schweigenden Mehrheit. An jeder Einkaufstheke, an jeder Straßenecke kann ich es hören. Da brauche ich keine Stammtische aufzusuchen.
   Jetzt gerade in diesen Tagen ist es chic, sich aktiv gegen NAZIS hervorzutun – oh ja, natürlich: ALLE, die der Welle der „Ach-was-sind-wir –doch-für-gute-Menschen“ nicht kopflos beipflichten, nicht begeistert mitmachen, sind ganz ganz böse Rassisten. („Wir haben aus unserer Geschichte gelernt!“) Liebe scheinheilige Gutmenschen: Es gibt noch ein wenig mehr, als JA oder NEIN zu brüllen. Borniertes Schwarz/Weiß-Denken von gebildeten Menschen erzeugt genauso Wut bei den Skeptikern wie feindselige Ausländer-Verachtung. Es scheint mir, daß die angepaßte Presse (Lügenpresse?) auch so allmählich aufwacht. Alles braucht seine Zeit – nur: die haben wir nicht mehr.
Nicht Jeder, der unbeschränkter Zuwanderung skeptisch gegenübersteht, ist ein Nazi! Denn wer Kritiker der sogenannten Willkommens-Kultur pauschal bekämpft, ist keinen Deut besser als die geschmähten Widersacher – Und EUCH sehe ich genauso mit Bedenken, wie Eure Gegner!
Leckt mich am Arsch, Extremisten: Nazis UND AUCH Gutmenschen!!!
*Zu Multikulti und dergleichen kommt in Kürze ein neues Elaborat – auch so aus der Hüfte, nicht weniger direkt! Dem einen oder der anderen wird sich dann eher erschließen, wie ein parteifreier grün-rot empfindender Beamten-Mensch auf einmal seehofersche Gedanken begrüßt.

Samstag, 15. August 2015

Gutmenschen gegen Nazis (2)

Heiliger Sankt Florian

Teil 2

  Es kam schleichend – erste Bilder in den Wochenschauen erwärmten uns die Herzen und öffneten die Geldbörsen, erschütterte Urlauber betätigten sich am goldenen Sandstrand gnädig und betroffen angefaßt als Betreuer einiger dunkelhäutiger Schiffbrüchiger, verständlich mitfühlend, gaben Wasser-Flaschen und so weiter – alles ergreifend und „voll gut“. Menschen wollen Menschen helfen, wenn sie schon mal dicht dran sind, wenn sich Armut direkt vor ihren Wohlstandsaugen offenbart – wir meinen es doch nur gut. Es werden von den unmenschlichen Schlepperbanden (wo verstecken sich die skrupellosen Drahtzieher?) marode Boote der unberechenbaren See führungslos überlassen (fünfstellige Summen pro Nase sind ja eingesackt – wo kommen solche Beträge bei brotlosen Menschen eigentlich her?) – es gibt viele Sisyphus-Aufopferer, die von da ab sich nimmermüde unablässig bemühen. Es ist ja vor unserer Tür, das sehen wir alle (eine viel größere Zahl Menschen kommt neuesten Medienberichten zufolge bereits bei der ebenfalls teuer bezahlten Wüstendurchquerung Nordafrikas ums Leben, aber hier sieht man es nicht so direkt). Und wie geht es weiter? Jetzt sind sie hier, sie kommen (auch) aus Kriegsgebieten und aus Elendsvierteln. Sie kommen unaufhaltsam, immer mehr und mehr, zu Land und über Wasser – und immer schneller! Sie stürmen Zäune und Palisaden, und sie sind voller verzweifelter Kraft. Die stärkeren Jüngeren sind bloß die Vorhut, sie alle haben nichts zu essen, aber Handys (um die Nachhut auf dem Laufenden zu halten) – und die Gutmenschen überschlagen sich und können alledem nicht mehr Herr werden.
   Der neueste Society-Chic kommt auf: Kühne Vorreiter holen sich einen „Alibi-Neger“ ins Haus (na, nicht direkt, in so ein Zweithaus halt), oh mein Gott, wie vorbildlich gut sind wir doch! Der Ansturm wächst viel schneller, als Asylanträge bearbeitet werden können, selbst die von vorn herein sinnlosen unserer Nachbarn vom Balkan. Aus eigener Erfahrung kann ich mir bestens die hoffnungslos überforderten Amtsstuben vorstellen – sie müssen ausbaden, was andere anrichten, „nach Recht und Gesetz“ – schräg-nervöse Vorgaben, kein Ermessen. Die Notlage läßt Normen purzeln – aufregend ist das alles (Verordnungen werden angepaßt – seltsam, sonst geht das nicht). Aufschrei nach Geld, nach Raum und Unterbringung – es ist wie eine Lawine: Man muß nur mal genau hinschauen, einfach nur mal bei uns: die Hilflosigkeit von Gemeinden, Ländern, dem verzweifelt regierenden „Bund“. Zeltstädte in Bereichen der Kommunen, wie organisierte Neu-Slums – wie gut, daß kein Winter ist! Es ist noch Platz da, fallera – und überhaupt: Wir sterben doch ohnehin aus! Heißa, wir tanzen auf dem rauchenden Vulkan! Berliner Ringelreihen: ach wie gut, daß wir nicht ans Mittelmeer grenzen.
   Mit Schwarzmalerei (sic!) ist keinem gedient, weiß ich doch, aber der Zug ist abgefahren (noch mal schlucken) – so hieß doch meine Erstveröffentlichung in einer Anthologie (wann war das noch mal) - Bitte Vorsicht bei der Abfahrt des Zuges – einst als ein Stück zur Emanzipation verfaßt. Zerstreuung ist nämlich wichtig. Bildungsbürger halten sich in moderner Aufgeschlossenheit für weise Wohlwoller: Erst die Rettung, das Leben ergibt sich dann schon. Und das soll nicht abgründig und bodenlos sein? Also Notversorgung, erst mal Leben retten, sicher – und dann? Bei der sogenannten elitären Bildungsschicht habe ich rasch wachsende Bedenken: vor lauter Studiertheit ist oft viel gesunder Menschenverstand auf der Strecke geblieben. Und mal Hand aufs Herz: denen wird niemals was abgehen, das ist alles nur Beruhigung des Gewissens – ausbaden muß es die breite Masse unseres Volkes! Ich kann nicht sehen, daß ich vor diesen edlen Blendern weniger Schrecken empfinde als bei Horden von schwachköpfigen Neonazis. Die breite Masse der Bevölkerung, die ruhende Mehrzahl – wir fühlen uns, auch wenn das Zitat schon häufig mißbraucht wurde, fremd im eigenen Land. Und ich fürchte, wir haben da letztlich irgendwie auch resigniert. Oder muß hier nur ein Ventil geöffnet werden und es bricht sich Bahn, die Unzufriedenheit in unserem zufriedenen Wohlleben, das latente Bedrohungsgefühl, wenn wir nur an die bereits entstandenen Ghettos in unseren Großstädten denken. Wegsehen? Ich gehe, wenn ich in der Großstadt bin, mitunter dort hin – und es ist mir angst und bange – am helllichten Tag. Eine völlig fremde Welt – hier inmitten der unseren. (Als Einzelgänger bin ich keine gute Orientierung, das räume ich auch ein, ich äußere mich lediglich zu meinen Wahrnehmungen.)
   Ein Blick direkt in die Weltliteratur: Dürrenmatts Besuch der alten Dame (wie schleichend das Umdenken der Nützlichkeit Vorschub leistet), Frischs Biedermann und die Brandstifter (Beschwichtigung angesichts des drohenden Unheils) – oder die wundervolle Szene in Büchners Woyzeck (er hätte auch eine Tugend, würde es ihm nur so gutgehen wie dem Herrn Hauptmann).

   Dies ist doch nur (m)eine Kolumne, eine Skizze zu unserer momentanen Befindlichkeit, leider mit fürchterlich schalem Beigeschmack (wenn ich es recht bedenke, ist es ein Essay zur eigenen Lagebestimmung geworden). Und ich drohe mich in Schwarzmalerei zu verlieren. Soll ich mich brüsten, wieder mal richtig gelegen habe, als ich schätzte, wir fahren, bedingt durch schon viel früher falsch gestellte Weichen, auf einem Abstellgleis – wird uns „zeitnah“ ein Prellbock  erwarten? Oder wird es wie im Western enden, volle Fahrt auf die Schlucht zu! Western – da ist es nicht weit zu WESTEN. Verheißungsvolle Gegend. Nunmehr eindeutig weltbekannt –  dieses „unser“ Land. Es heißt, es bestehe noch.

Freitag, 14. August 2015

Gutmenschen gegen Nazis (1)

Heiliger Sankt Florian

Teil 1
(Zwölf ist schon lange durch oder Gutmenschen gegen Nazis – die momentane Lage aus meiner Sicht am Beispiel der unbegrenzten Zuwanderung)

Und ich hätte doch so gerne was Lustiges geschrieben (erwarten ja auch manche) – zumal ich letztens einen Fünfteiler über den Kunst-Fälscher Beltracchi gesehen habe, wollte sein Können preisen und genüßlich auf die Kunstszene Böller abfeuern (weiße Leinwand: Schneehasen im Schnee oder schwarze Fläche: Negerschlacht im Tunnel, die uralten Gags noch mal verwursten), da kommt mir die Zeitgeschichte ins Gehege und es wird ernst: Hunderte dunkelhäutige Asylanten im Eurotunnel, auf französischer Seite ein Lager mit Tausenden die darauf lauern, per LKW als blinde Passagiere auf die Insel zu kommen. Ich denke an den berührenden Ausspruch der Bremer Stadtmusikanten: „Etwas Besseres als den Tod finden wir überall.“ Aber was geschieht derzeit wirklich in Europa – blickt da noch jemand von den Verantwortlichen durch? Und gibt es überhaupt Verantwortliche? Ich schätze, das ist alles längst aus dem Leim. Es gibt keine Grenzen in der zügellosen Grenzenlosigkeit. Zuwanderung, also Asylanten und Einwanderer. Bei uns wie immer: Erst wenn es zu spät ist, überschlägt sich alles, dann aber direkt kopflos. Heiliger Sankt Florian, höre ich seit geraumer Zeit allerorten.
   Ich fürchte, mich von der Ironie in den Zynismus zu begeben, aber das macht mich alles so ungeheuer fassungslos. Noch setzen sich die Mahner und Warner durch – das alles, was aktuell geschieht, ist Munition für die Rechtsradikalen und ich fürchte, die (noch behutsame) Pegida ist nur ein kleines Aufglimmen einer sich anbahnenden Feuersbrunst. Rette sich wer kann, die Arche ist voll – was also tun, wenn noch unzählige Massen mitwollen? Es ist die Stunde der Volksverhetzer, die uns nun blüht. Und an Anschauungsmaterial herrscht auch kein Mangel. Nie hätte ich gedacht, dies zu schreiben: Die Ossis begehren völlig zu Recht verstärkt auf – und das aus gutem Grund! Die deutsche Arschkarte wird dem Osten gezeigt. Und natürlich brodelt das Ungemach dort am stärksten.
   Kurzfristig erstellte und bemüht wirkende Beruhigungs-Statistiken zeigen beschwörend auf, daß die Menschen hierzulande für Kriegsflüchtlinge (noch) ein Herz haben, die Wirtschaftsflüchtlinge z.B. aus dem Balkanraum hingegen werden ganz anders eingeschätzt. Betuliches Bemänteln: Keine Panik, Wähler-Volk! Halb so wild – es geht doch irgendwie. Es muß einfach. Im letzten offiziellen Krieg haben wir zwölf Millionen aufgenommen (gut, wir waren das ja selbst!). Werden wir nun echte Kosmopoliten? Eine einheitliche Welt – oh selige Einfalt! Neue Vereinigte Staaten – na, vielen Dank auch. Der gutgemeinte Asylgedanke – grundgesetzlich hervorragend gut gemeint, aber es liegt doch auf der Hand, daß sowas brachial ausgereizt, ausgehöhlt und mißbraucht wird. Ist doch keiner Menschenseele zu verdenken. Gelobtes Land Europa. Die internationale Fernsehlandschaft gaukelt es bis ganz weit in die hintersten Winkel der Erde vor. Dort (also hier!) ist das …Paradies!
   Ich weiß nicht, wo ich es vor Jahren schon gelesen habe: Wenn wir nicht in die Dritte Welt gehen, kommt das Elend zu uns. Genau das geschieht derzeit! Es hat schon immer vorbildlich idealisierte Helfer gegeben, davor habe ich auch die größte Hochachtung – es ist nur halt zu wenig getan worden. Beileibe nicht nur die Dritte Welt kommt jetzt, um unsere berüchtigt weltbekannte „Willkommenskultur“ zu genießen. Und es ist nicht zu übersehen – man sollte das ganz nüchtern und abgeklärt erst mal als einen Anfang bewerten – ich glaube nicht, daß ich damit eine zu düstere Prognose treffe. Es ist ein Schneeball-System im Gange, und das alles beschleunigt sich natürlich von selbst. Eine neue Völkerwanderung – und es sind Millionen in Bewegung!
   Die großen Naturgesetze rächen sich aber – die Natur läßt nicht beliebig mit sich umgehen, sie schlägt zurück – ihre alles beherrschenden Gesetze sind ewiger als unser piefiges Menschendenken. Humanität(!), also Blauäugigkeit, Naivität und Einfältigkeit inbegriffen, dienen aus, Religionen und Sekten wirken eh nur noch in ihren negativen Auswüchsen (der Schwachsinn in all seinen perversen Spielarten wird wohl nie enden – die meisten Menschen brauchen eine religiöse Beschwiemelung jedweder Art, für mich so eine Sucht nach Gehirnwäsche), nun aber zunehmend heftiger: Radikal sein - das überzeugt die Abenteuer-Sucher! Es gibt in diesen Zeiten besonders viel Wasser auf solche Mühlen! „Spannend“ muß es sein! Dieses einzige grenzenlos verfügbare Wasser ist nicht naß. Das Recht des Stärkeren, des Ersten, das urtümliche Fressen und Gefressen werden setzen sich durch, haben die Oberhand  – von wegen „der Mensch ist ein mit Vernunft begabtes Tier“ / Oscar Wilde – damals konnte man noch so denken – heute lachhaft: Die Natur wird es uns zeigen, wer am längeren Hebel sitzt. Pipimachen war gestern, jetzt wird auf Teufel komm raus geschissen!

   Es ist nicht fünf vor zwölf – ZWÖLF IST LÄNGST DURCH!!! Um beim Bild der Arche zu bleiben – sie sinkt nicht nur durch Überlastung – sie ist auch noch aus dem Ruder! Und leck sowieso.

Donnerstag, 6. August 2015

John Lennon – jeder Furz zählt!

Lennons Furz

(Glosse - nur für Insider)

Dieser Beitrag ist nur für wahre Platten-Freaks gedacht. Eine Sensation für 2016 bahnt sich an: Auf den Masterbändern zu den Abbey-Road-Sessions ist ein Tondokument entdeckt worden, dem bislang gar nicht die ihm zukommende Wertschätzung zuteil wurde – wahre Kenner hatten dies auf der ersten Vinylpressung entdeckt, dann war es in Laufe weiterer Remaster-Arbeiten weggemischt worden, dieses ungeheure Zeitzeugnis pophistorischer Schaffenskraft – und nun gibt es ihn wieder, den einzig wahren original Furz von John Lennon! „Fart of the century“, titelte The Sun. Quasi ein Jahrhundert-Knaller!
   In den letzten Jahren wurden bereits so manche Schmankerl aus Tonaufzeichnungen bei Studioaufnahmen, flapsig geniale Sprüche aus Sessions, Livekonzerten u.v.a.m. der Ewigkeit übereignet – doch nun wird das alles einer neuen kritischen Verwertung unterzogen. Es gibt ihn also wieder, nun klangtechnisch neu restauriert von der wohlerhaltenen Master-Tonspur – es konnte ein neuer Edit abgemischt werden, der alle bislang dargebotenen Versionen in den Schatten stellt. Man meint fast, das Micro habe John im Anus gesteckt! Herrlich – diese satte Soundfülle. Es ist kaum zu fassen. DAS ist original und restlos unverfälscht John Lennon 1969! Alles aus den Archiven von Star-Club, Cavern-Club oder dem noch nie so wirklich erquickenden Shea-Stadium wird mit dieser Veröffentlichung dem Vergessen nahegebracht.
   Es versteht sich von selbst, daß dem beigelegten Booklet zu den Abbey Road Sessions von 1969 nunmehr detailgenaue Aufstellungen über Musiktitel hinaus auch zeitgenaue Angaben zur Nahrungsaufnahme, Verdauung etc.  auf Hochglanz gedruckt, zu entnehmen sind! Akribische Zuordnung zu den vier Göttern der Musikszene. Der Rolling Stone spricht bereits von einem spektakulären bahnbrechenden Ereignis in der musikgeschichtlichen Aufarbeitung. Der Musikexpress ziert sich noch, weil weitere Blähungen der Auswertung harren. Man wolle in der musikhistorischen Aufarbeitung nicht unüberlegt vorpreschen, hieß es bei den Zauderern. Warum der Rülpser von Ringo Starr nicht so umjubelt werde, sei mal vorerst dahingestellt.
   Nein, wozu warten – die Liebhaber werden auf ganzer Linie bedient. Dieses Zeitzeugnis einmaliger Flatulenz war bereits als Hidden-Track auf einer skandinavischen Raubpressung vorzufinden – aber das alles kann man nun getrost beiseite legen: der jetzige offizielle Bonustrack läßt keine Wünsche offen.
   Auf  der parallel erscheinenden und in der opulenten Luxusausgabe beigegebenen DVD ist er gar in allerhöchster machbarer Klangqualität zu konsumieren: 2.0 Dolby Stereo / 5.1 Dolby Digital/ 5.1 DTS Surround Sound – incl. dem betont gesetzten Luftholen des Ausnahmegenies vor voller Tonerzeugung zu goutieren! Exzellent!
   Im Einzelnen sollen folgende Ausführungen für Alles-Sammler auf den Markt kommen:
Die einfache CD-Ausgabe für den kleinen Geldbeutel
Die anspruchsvolle Vinyl-Ausgabe (auf nur 100.000 Stück limitiert) mit individueller Stückzahl-Nummer!
Die goldbedampfte japanische CD-Pressung in –man höre und staune – in Digipack-Ausführung (welch süffisanter Widerspruch!)
Die CD mit der DVD als Bonus (genial!)
Die DVD und parallel dazu die BluRay (wie oben angemerkt in unglaublicher Soundfülle durch neueste Surround-Technik
Außer bei den einfachen CD- und Vinylausgaben ist selbstverständlich stets das 114seitige Booklet, wie oben dargestellt, beigefügt (meisterhaft schon allein die Aufstellung des Catering bis hin zum kleinsten Chewinggum-Genuß). Was für eine Fleißarbeit, die Recherche bei den noch lebenden Zeitzeugen!
   Man darf ohne übertriebene Erwartung darauf vertrauen, daß Yoko „Quiek“ Ono, wie manche Spötter immer noch gerne die nunmehr völlig zu Recht anerkannte Ausnahme-Künstlerin nennen, hier ganze Arbeit geleistet hat – ein Marketing vom Feinsten.

   Und nun noch ein inoffizielles I-Tüpfelchen. Es wird gemunkelt, daß von der blutbespritzten Brille Lennons nun auch die aufgearbeitete 3-D-Aufnahme freigegeben wird. Aber bitte, wir wollen nicht unersättlich sein, dies wurde von der Witwe von John Lennon völlig zu Recht auch noch nicht offiziell bestätigt. Wir müssen warten – es sind noch längst nicht alle rockhistorischen Schätze gehoben. Aber hoffen darf man doch wohl noch …

Samstag, 25. Juli 2015

Anschein & Sein

Anstrengungen

(zumutbar? entbehrlich?- ein paar Rechtfertigungen)

I
Man/frau kann sich auch was antun. Genau hier haben wir es schon: diese verbissene Gleichmacherei – je konsequenter, je alberner. Wenn alles mindestens doppelt (und mitunter lächerlich inkorrekt zum Unfug neigend) ausformuliert wird – dann wird es unleserlich. Gottlob gibt es mittlerweile z.B. in Gesetzesnovellen den Hinweis, daß zur Erleichterung der Lesbarkeit und dem zu befürchtenden Verschleiern des eigentlichen Anliegens auf die männliche Variante abgestellt wird (Liebe Verbrecherinnen und Verbrecher, Idiotinnen und Idioten, Männinnen und Männer, verehrte Leutinnen und Leute – geschätzte Mitgliederinnen und Mitglieder: es ist nicht allein scheinbar rückschrittlich, es führt auch zu mehr Akzeptanz, um nicht gänzlich der Lächerlichkeit preisgegeben zu sein).

II
Auch die verwirrende, inkonsequente und absurd dämliche Rechtschreibreform (der Reform der Reform …) – ich bin es leid, immerzu in Texten zu betonen, daß ich weiß, wie es heute „richtig“ sein soll, z.B. nach rauh ergänzend anzuführen, daß ich den Schwachsinn nicht mitmache, ich ja auch nicht Stro, ro, fro etc. schreibe – und dies ist nur ein winziges Beispiel, also mich genötigt zu fühlen, wie es offiziell wohl zu gelten habe – Arsch geleckt! Ich muß nicht mehr weisungsgemäß als Beamter hirnrissigen Anordnungen folgen, wonach die Bibel „Duden“  universell das schreibende Leben bestimmt. NIE MEHR!
Ich stimme ja weitgehend zu (z.B. nummerieren mit Doppel-M), aber wenn es zu blödsinnig wird, dann muß (muß mit „Eszett“ – natürlich!!!) ich mich darüber hinwegsetzen. Und das kann ich, das darf ich – und das mache ich auch.

III
Ach ja, mein Blog. Politik-konform ausgedrückt „würde ich sagen“  hätte es zu heißen „Giftzwerg’s Stinkefinger“ – natürlich. Aber es ist doch ein Eigenname, es ist eine Überschrift, ein erhoffter Blickfang und vor allem einzig und allein mein DING.
giftzwergs –
stinkefinger
steht also oben drüber, schau-schau – voller „Fehler“ also?
Na, und man sehe sich erst mal das Foto an – ist das vorbildlich korrekt? Nicht bemerkt, die verdrehte Hand???Zeigt man ihn so, den schlimmen Mittelfinger? Wohl kaum, so herum zeigt man das V für Victory (Zeige- und Mittelfinger) – anders herum wäre es die Bestellung von zwei Was-auch-immer. Und auch der Stinkefinger ist verdreht. Auf dem Foto sieht man die abgeknickten Finger – der Handrücken weist nicht zum Leser!
Und hier also die Bedeutung: der Stinkefinger ist nicht gegen den Leser gerichtet, sondern den Leser beziehe ich mit ein – mittels meiner Ausführungen mit mir gemeinsam an die jeweiligen Adressaten (Adressantinnen und Adressaten, hier gestatte ich es mir zur Steigerung der Pointe) zu weisen. Ein photographiertes WIR sozusagen – schleimig einbezogen, gewiß (aber viele gehen halt lieber nur gerne mit, kriegen selber die „Spezial-Grußhand“ nicht hoch – und ein bißchen einvernehmliche boshafte Freude, für den Moment nicht übel).
Ja, es ist mitunter anstrengend, alles zu bemerken, zu ergründen und zu verstehen. Manchmal lohnt es, mitunter auch nicht. Das muß(!) jeder(!) für sich entscheiden.

Und damit schließe ich mal wieder.

Mittwoch, 22. Juli 2015

Meine Blickwinkel und ich

Mein Ich-Erzähler und ich

(nein, nicht „schizo“)

Der Autor Joseph von Westfalen amüsiert mich königlich. Süffisant, wie der Typ schreibt. Von ihm habe ich auch die Formulierung aus der Überschrift. Genau so stellt es sich dar: Es sind und bleiben zwei Blickwinkel.
   Zwei Herzen schlagen da also, zwei von vielen Wahrheiten. Ich bin so kühn zu behaupten, daß ich selber bei meinen eigenen literarischen Erzeugnissen nicht klar und deutlich die Grenzen zwischen Realität und Phantasie zu ziehen vermag. Aber zumindest bin ICH dort am dichtesten dran!
   Mit dem ganzen Thema hatte ich mich bereits von Anfang an schriftlich auseinandergesetzt, z.B. in dem wiederholt überarbeiteten und letztlich ausufernden Essay Über das Schreiben, die Literatur und das Menschsein *(die erste Fassung von 1972, meine ich mich zu erinnern). Darin hatte ich die Erkenntnis gewonnen, daß das Geschriebene eine Vermengung von  a) meiner Realität, b) meiner Phantasie und c) das von außen Aufgenommene / mir Zugetragene ist – also Wahrnehmungen durch Bücher, Filme, Zeitung, TV, von anderen mir Erzähltes und so weiter. Und dazu stehe ich auch heute noch. Niemals ist einer dieser drei Bestandteile zu hundert Prozent erfüllt, immer spielt, in welcher Gewichtung auch immer, etwas von den beiden anderen Gruppen mit hinein. Und das ist es, was es ausmacht – das interessiert mich (sogar mit der Gütegarantie „autobiografisch“  wie so oft plakatiert …da muß ich wohl lachen, wenn ich von mir auf andere schließe).
   Und das schreibe ich – mitunter auch als Ich-Erzähler. Denn: Nur weil ich ICH schreibe bin ich es doch noch lange nicht! Die dritte Person, die könnte ich schon mehr oder weniger sein…
   Ach ja, und das vermaledeite WIR bei kritischen Betrachtungen, nach Gutmenschen-Art richtig schön schleimig sich selber einbeziehen, ja klar, das ist ja auch soooo glaubwürdig!


*Mein mich nur in wenigem prägender Vater (manches kann ich einfach nicht leugnen, nicht allem kann man entkommen) fing damals an, einen gewissen Respekt  mir gegenüber zu entwickeln, für mich unvermittelt, denn das war zuvor nicht so. Er konnte einfach nicht verstehen, wie man schöpferisch arbeiten kann, etwas, das ihm selbst völlig abging.