Kein
ÖSI-Gruß: Halloween!
(Weitere
Erfahrungen aus der Provinz zum neuen Brauchtum)
Natürlich
kann ich immer wochenlang zuvor nur schwer schlafen: Als was wird die
wohl nach eigener Einschätzung alterslose Heidi Klum dieses Jahr
gehen? Das sind die Probleme der Zeit, völlig klar. (Und das scheint
alle Welt zu interessieren, was diese, für mich absolut nicht
nachvollziehbare Popularität einer Frau, deren Lebensinhalt sich auf
die Beherrschung der Werbeblöcke und das alberne Gestakse auf dem
„Katzengang“ beschränkt – zuerst die lukrative
Eigendarstellung, nun ausgiebig andere quietschig abzuschießen: „Ich
habe aber heute kein Foto für Dich!“ – was die sich wohl dieses
Jahr wieder mal Famoses hat einfallen lassen.)
Halloween,
ich werde es wohl trotz immer weiter steigender Intensität niemals
nachvollziehen, was das soll – von peinlich berührt bis angewidert
reicht meine Beinahe-Totalablehnung, wären da nicht die Kinder, die
mich amüsieren. Unvergessen letztes Jahr, als mir eine
putzig-verwegene Schar „Süßes oder Saures“ verschämt entgegen
krähte – und ich dann zum stummen Entsetzen entgegnete: „Och ja,
was Süßes wäre nicht schlecht – was habt Ihr denn so dabei?“
Nach anfänglicher Schnappatmung fingen sie sich, unterdrückten ihre
Empörung und belehrten mich, daß doch wohl ich
es sei, der, und
sie hatten sich doch aus diesem Anlaß aufwändig kostümiert, nun
Besagtes unter Androhung von Gewalt herauszurücken habe. Ein schöner
Moment. Mit ganzer Hingabe hatten sie sich vermutlich durch
tatkräftige Unterstützung der angerührten Mütter aufgebretzelt,
sogar die Hexen und Gespenster schauten goldig aus. Der Horror roch
nach Ketchup.
Gestern
Abend klingelte es nach 18 h, stockfinster längst – und dank der
Germanen-Heidi hatte ich an den Anlaß gedacht, hatte schon
Kinderschokolade bereit (für mich Schoko für
Kinder, nicht von,
clevere Werbung): In Anbetracht der vorgerückten Stunde (ja, ich
gehöre zu den Hühner-Menschen, wird es hell, werde ich wach, wird
es dunkel, beschließe in den Tag und widme mich im Morgenmantel dem
lehrreichen TV-Programm, BRISANT und EXCLUSIV, ich will ja im Bilde
sein) – kurzum: ich verzurre nochmals mein Gewand, um nicht selber
zum Erschrecker zu werden, mache das Außenlicht an, öffne die Tür
und setze zu meinem vorfreudig geplanten Schrei des Entsetzens an …da
stehen vor mir zwei eindeutig ausländische Buben, sicherlich schon
10 oder 11 Jahre alt, ein Hauch von Kajal um die Augen, nicht mehr –
aber große Jutetüten mit reichlich Beute schleppend. Nix von wegen
scheu-verschämte niedliche Gruselprinzessinnen und so. Halb
gelangweilt murmelten sie ein „Süßes oder Saures“ vor sich hin,
bald schien wohl Feierabend zu sein; sie musterten mich und schauten
sich dabei verstohlen an. Ich hatte ja das süße Zeug in der Hand,
zum Gurkenglas war es zu weit …wir beendeten zur gegenseitigen
Erlösung unsere Auftritte – Übergabe, fertisch für dieses Jahr.
Halloween
ist auch nicht mehr, was es mal war.