Donnerstag, 1. November 2018

Halloween 2

Kein ÖSI-Gruß: Halloween!
(Weitere Erfahrungen aus der Provinz zum neuen Brauchtum)
Natürlich kann ich immer wochenlang zuvor nur schwer schlafen: Als was wird die wohl nach eigener Einschätzung alterslose Heidi Klum dieses Jahr gehen? Das sind die Probleme der Zeit, völlig klar. (Und das scheint alle Welt zu interessieren, was diese, für mich absolut nicht nachvollziehbare Popularität einer Frau, deren Lebensinhalt sich auf die Beherrschung der Werbeblöcke und das alberne Gestakse auf dem „Katzengang“ beschränkt – zuerst die lukrative Eigendarstellung, nun ausgiebig andere quietschig abzuschießen: „Ich habe aber heute kein Foto für Dich!“ – was die sich wohl dieses Jahr wieder mal Famoses hat einfallen lassen.)
Halloween, ich werde es wohl trotz immer weiter steigender Intensität niemals nachvollziehen, was das soll – von peinlich berührt bis angewidert reicht meine Beinahe-Totalablehnung, wären da nicht die Kinder, die mich amüsieren. Unvergessen letztes Jahr, als mir eine putzig-verwegene Schar „Süßes oder Saures“ verschämt entgegen krähte – und ich dann zum stummen Entsetzen entgegnete: „Och ja, was Süßes wäre nicht schlecht – was habt Ihr denn so dabei?“ Nach anfänglicher Schnappatmung fingen sie sich, unterdrückten ihre Empörung und belehrten mich, daß doch wohl ich es sei, der, und sie hatten sich doch aus diesem Anlaß aufwändig kostümiert, nun Besagtes unter Androhung von Gewalt herauszurücken habe. Ein schöner Moment. Mit ganzer Hingabe hatten sie sich vermutlich durch tatkräftige Unterstützung der angerührten Mütter aufgebretzelt, sogar die Hexen und Gespenster schauten goldig aus. Der Horror roch nach Ketchup.
Gestern Abend klingelte es nach 18 h, stockfinster längst – und dank der Germanen-Heidi hatte ich an den Anlaß gedacht, hatte schon Kinderschokolade bereit (für mich Schoko für Kinder, nicht von, clevere Werbung): In Anbetracht der vorgerückten Stunde (ja, ich gehöre zu den Hühner-Menschen, wird es hell, werde ich wach, wird es dunkel, beschließe in den Tag und widme mich im Morgenmantel dem lehrreichen TV-Programm, BRISANT und EXCLUSIV, ich will ja im Bilde sein) – kurzum: ich verzurre nochmals mein Gewand, um nicht selber zum Erschrecker zu werden, mache das Außenlicht an, öffne die Tür und setze zu meinem vorfreudig geplanten Schrei des Entsetzens an …da stehen vor mir zwei eindeutig ausländische Buben, sicherlich schon 10 oder 11 Jahre alt, ein Hauch von Kajal um die Augen, nicht mehr – aber große Jutetüten mit reichlich Beute schleppend. Nix von wegen scheu-verschämte niedliche Gruselprinzessinnen und so. Halb gelangweilt murmelten sie ein „Süßes oder Saures“ vor sich hin, bald schien wohl Feierabend zu sein; sie musterten mich und schauten sich dabei verstohlen an. Ich hatte ja das süße Zeug in der Hand, zum Gurkenglas war es zu weit …wir beendeten zur gegenseitigen Erlösung unsere Auftritte – Übergabe, fertisch für dieses Jahr.
Halloween ist auch nicht mehr, was es mal war.