Tänzchen,
Mätzchen – Ai fiehl gut!
(das
macht man heute so)
Ich
erinnere…(ja, also: MICH), wie das vor vielen Jahren begann: ein
schwarzer Fußballer begattete sozusagen die Eckfahne, als ihm ein
Tor gelang. Und das nahm fürderhin immer kuriosere Formen an zur
Begeisterung der filmenden und knipsenden Öffentlichkeit und Medien:
herrlich, die breitschwingenden kindischen Seglerarme, der
Nuckeldaumen als Gruß an den Nachwuchs, auch gerne eine
Armschaukel-Bewegung, geformte Herzchen als Minimaldarbietung, Posen
größter Selbstbewunderung – und dann einstudiert mit mehreren,
nicht nur Rasen-Knie-Rutscher – nein, kleine Choreografien (ich
stelle mir vor, wie es Bestandteil des Trainings ist, „irgendwas
Neues müssen wir machen!“). Ein bißchen Ringelpiez gehört in
jeden Mannschaftssport, will man in den Medien vorkommen. Ach wie
läuft es mir kalt über, nein, nicht wirklich vor Begeisterung.
Viel
früher kam es schon aus Amerika, woher auch sonst, dieses
Sich-selber-Produzieren – ein Showgast aus dem gelobten Land bei
uns, ein bescheidener Gag – und dann eine Mätzchen-Bewegung, eine
kleine gymnastische Einlage als Tusch in eigener Sache. Zuerst noch
befremdlich, eigentlich unerhört –heute geradezu ein Mangel, macht
man es nicht. Eine kurze Verbeugung bleibt nur ein Zeichen für
Verklemmtheit (oder auch ein Zeichen wirklicher Größe, es nicht
mehr nötig zu haben) – wenigstens theatralisches Ausbreiten der
Arme, bitteschön. Je geringer in der Prominenz-Liga, umso mehr
Aufwand des Auffallen-Wollens. Ich bin wer, ich inszeniere mich, ja,
natürlich auch als Deutscher mittlerweile, warum auch nicht – wir
sind wieder wer – was wäre ich ohne mich, sogar als Germane.
Und
noch früher hatte es begonnen, in den Sechzigern ( jaja, bitteschön:
Neunzehnhundertsechzigern, meine Güte, bin ich heute korrekt…) –
komische Filmszenen, aber dem Publikum wurde auf die Sprünge
geholfen – Applaus, aus Konserven eingeblendet. Aha, war wohl ein
Witz gewesen, wir haben zu lachen, klar. Und dann verschiedene
Sequenzen, die bei genauerem Hinhören sich wiederholen, vom kleinen
Auflacher bis zum brüllenden Gelächter, brave gesittete
Begeisterung bis hin zum schieren Ausrasten. Im Ausland klatscht man
sogar für sich selber auch mit – nur wir sind dank der Erbschuld
so verklemmt. ‚Loriot, Du Spießer – schau den Didi an – der
ist vorne mit dabei, der machte uns schon damals international
tauglich mit seinem Nonstop Nonsens!‘ Ach, herrlich, was wären wir
ohne ausländische Empfehlungen, nein, wir gieren ja danach, schon
klar. Wir lechzen nach Orientierung. Armes Deutschland. Herr von
Bülow hatte noch unbeschadet die Kurve bekommen. Heute – aus der
Welt.
Das
Nachäffen scheint mir eine typische deutsche Berufung, und es
nervt…also mich.
I
feel good – besser als „Ich fühle mich gut“ – und wenn,
warum nicht modern angepaßt ‚Ich fühl gut‘ – so inkonsequent
können wir also auch sein. Man versteht es immer wieder, zu
überraschen, also auch mich. Na, was noch nicht ist ….ich will es
gar nicht erst beschreien. Es kommt immer noch „besser“, sicher
doch – irgendwann ist es auch mir dann schnurz. Und sooo weit ist
es ja auch für mich nun auch nicht mehr, dem allem natürlich zu
entkommen.