Donnerstag, 25. Oktober 2018

Duden 2

Du…Du…Duden, Du!
(das hier könntet IHR doch noch machen)
In Anbetracht unserer alles andere als „heilen Welt“ (Natur, Politik) sind meine Empörungen natürlich die wahren „Peanuts“, das räume ich sicherlich ein, es ist ein Jammern auf hohem Niveau, wie man heute so gerne sagt. Das ist auch mir klar.
Eine von mir wertgeschätzte „German(ist)in“, mit der ich zumeist einen fernen Kontakt pflege, die sich aber nicht öffentlich äußern möchte, meint, es werde noch dazu kommen, daß wir uns am Süden unseres Sprachbereichs ( Bayern, Ösi-Land) zu orientieren haben. Die dort K für CH sprechen (China, Chemie; na gut, Chemnitz ist nicht auf dem dortigen Mist gewachsen) – also im FREISTAAT BAYERN hat sich durch die jüngsten Wahlen nur zeitlich etwas verzögert, aber in der Schriftsprache werden sie, ist zu befürchten, auch bald übergriffig.
Immer häufiger hören wir schon WÄGEN, DRÜCKE,VERBRÄUCHE und solche schrecklichen Begriffe und irgendwann nehmen wir sie als selbstverständlich und dann ist es auch nicht mehr weit und die Duden-Dödel, also die Düdel, greifen es beherzt auf – au ja, das machen wir nun als neues „Gesetz“.
Es schmerzt schon in meinen Ohren, wenn ich es in Nachrichten, Magazinen, aus allen Richtungen zu hören bekomme. Und das wirkt nachhaltig, das schleicht sich ein. (Ich will nun nicht wieder meine Dauererreger aufzählen, jeder hat da ja seine persönliche Schmerzgrenze.) Einen nur: „UNTER der Woche“, wenn ich das schon höre…..wie eine Pest greift das seit einiger Zeit um sich, schlagartig. Vor Jahren wäre im normalen Deutschland absolut niemand auf eine so hirnrissige Formulierung gekommen. Nun allerdings: allüberall. Begeistert wird es nachgeplärrt.
Lebendige Sprache also – und ich verschließe mich ja auf die alten Tage nicht kategorisch. Von jedem Grundsatz gibt es Ausnahmen, kenne ich aus meinem Arbeitsleben nur allzu deutlich. Was mir aber nach wie vor übel aufstößt, das ist die verquere Satzstellung, wohl am Englischen orientiert: „ein paar mehr Euro“, statt nachgestellt: ein paar Euro mehr. Heute würde man also den Filmklassiker umbenennen:
Für ein paar mehr Dollar. Ich sehe schon die rosa Colts. Meine Güte.
God shaves the Bundeskanzlerin. Ey Alter, alles voll cool oder was…
Aber nun etwas, das mir aus dem Süden kommend sogar einleuchtet, ja, das gibt es tatsächlich: die Umschreibungen mit SEIN statt mit HABEN.
Ich habe im Wald gestanden – da finde ich es naheliegend, wenn auch ein wenig neuländisch: ICH BIN IM WALD GESTANDEN. Da könnte ich eventuell, vielleicht eines Tages, unter Zurückstellung von Bedenken durchaus in Erwägung ziehen – dies als relativ ebenbürtig anzuerkennen, da es mir logischer erscheint – aber ich würde es niemals übernehmen. Nicht in diesem Leben. Schon aus Prinzip nicht.
Wir sind eben auch wir“ – oder besser. WER!
Und werbegetreu ausrufen: DANN GEH DOCH NACH BAYERN!!!

Freitag, 19. Oktober 2018

Alles Duden oder was?

Duden-Redaktion – DANKE!
(es ist jetzt einfach mal an der Zeit)
Mir ist zum Heulen, ich bin völlig angefaßt, zu Tränen gerührt: ich habe nachgelesen, daß es uns die Duden-Redaktion „erlaubt“, Anreden auch in Briefen, kleinzuschreiben. Es ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Ich meine die grundsätzliche Gnade des Entgegenkommens, nicht jetzt diesen wieder mal speziellen hirnrissigen Blödsinn.
Wie kam es? In meinen monatlichen Zeitschriften zur Rockmusik (ja, wat mut….) ist mir aufgefallen, daß man dort Anreden nunmehr kleinschreibt. Und für mich, alte Schule, schaut das befremdlich aus – ist mir in den Heften im Grunde genommen aber wurscht, weil mir der Inhalt zu meinen alten Helden um ein Vielfaches wichtiger ist. In Büchern nervt es mich hingegen schon eher. „Was haben sie dagegen?“ – ja also – wer denn jetzt? Und der Hammer, wenn es mal so und mal so ist, also nicht konsequent durchgezogen: eine albtraumhafte Verwirrung (und das nicht nur bei einem einzelnen, schlecht redigierten Buch).
Ich forsche nach und siehe da, meine Augen haben mich nicht getäuscht, schon seit einiger Zeit habe ich es auch in neueren Büchern gesehen: nicht nur in Briefen, auch in wörtlicher Rede: du, ihr, sie, euch – alles durch die Bank nunmehr Kleinzeug.
Perplex bin ich da. Das Aus für die Höflichkeit? Wie ist das nur gekommen? Sagenhaft, die Macht dieser…(die Verfluchungen spare ich hier mal aus) – ich mag die dort einfach nicht. Was bilden DIE sich eigentlich ein! Gottgleich, weil auch Ihm die Ehre gebühret. Allmächtige Heilige Dudenredation, Gemeinschaft der Beschränkten.
Ich mag Sie / sie / dich / Euch nicht!“ Beschimpfungen per SIE sind wie das Abspreizen des kleinen Fingers beim Pinkeln. Also – diese selbsternannte Regierung der Schriftsprache, diese DÜDEL sind nahezu unerträglich.
Mag der eine oder die Andere (Hosianna - beides darf ich, juch-huh!) sagen (gut, hier nun schreiben), „der Altersstarrsinn hat ihn nun wohl voll erwischt“, also „meine Wenigkeit“ (ähem, und ja: ich habe gezögert, Ihn zu schreiben um ein Zeichen zu setzen); geschenkt: ich habe es schon öfters ausgeführt – deren Hickhack ist so peinlich wie lächerlich wie ärgerlich. Bungt, wie es im Ösiland heißt. Und überhaupt, wenn ich mal in den englischen Sprachraum schaue: zu keiner Zeit käme dort jemand auch nur auf den Gedanken, „I“ (also: ich) kleinzuschreiben. Große Umwälzungen: nur hierzulande, aber natürlich!
Wie schon öfters ausgeführt – ich bleibe bei meiner teilveränderten, eigenen Schriftsprache. Das gönne ich mir redlich. Denn dieser selbstherrliche Duden „WOLLT IHR DEN TOTALEN SCHEISS???“ – ohne mich. Warum? WEIL ICH ES JETZT KANN!
Hallo Duden: ich bin es, hier unten – DU kannst mich mal – und IHR beim Duden – allemal! Leckt mich, Ihr…. Düdel.


Ich lockere abschließend mit Heinz Erhardt auf, der da sagte:
Das weiß ich nicht – ich bin doch nicht Herr Duden – obwohl meine Frau immer sagt, was weißt duden.“
;-)

Freitag, 12. Oktober 2018

Jeder darf mitmachen ...

Talentbühne
(auch in DIR schlummert ein Star)


Eigentlich wollte ich das gar nicht mehr schauen – aber die vermaledeite Zapperei trieb mich zu dem Sender: und ich erkannte den jungen Mann.
Die entsetzliche Jury: der großfressige Musikproduzent, der aus jeder Scheiße Geld macht, sein „Neger“, der ihm den Speichel leckt und jede Gelegenheit zu einer selbstherrlichen Darstellung für sich zu nutzen weiß, und als Drittes eine wie Plastik anmutende Holland-Barbie in der Jury – Leute zum Kotzen. Der eine redet unablässig primitiven Dreck, die beiden anderen tun, als könnten sie kein Deutsch und radebrechen mit ihren aufgesetzten Akzenten. Das ganze künstliche Brimborium hatte mich schon vor längerer Zeit in die Flucht geschlagen – doch nun sah ich den Buntkopf als Kandidaten, den ich aus einem Drogeriemarkt in der kleinen Nachbarstadt kannte. Amüsiert hatte ich ihn schon mit grünem und blauem Haarschopf gesehen und mich gewundert, daß dies in der Geschäftskette geduldet wurde. Freundlicher Kerl, engagiert – also warum nicht, er war noch so jung. Und nun „tanzte“ er hier im Fernsehen – also es sollte eine tänzerische Darbietung sein. Verbissene Mühe strahlte er bei seinen linkischen Gebärden aus, es war ein hoffnungsloses Unterfangen. Ein Fall zum Fremdschämen.
Das Publikum war gnadenlos – zaghaftes Pfeifen schwoll an zu großem Unmutstamtam und lautstarkem Spott – und die Jury genoß das lebhafte Volk, schürte Häme und Verachtung, goß unablässig Brandbeschleuniger über die entflammte Meute – der Junge ging kläglich unter, mußte aber weitermachen, weil einer der drei Buzzer noch nicht gedrückt war – kein Erbarmen: er mußte sich restlos selber hinrichten.
Ich merkte ihm seine Verzagtheit an – das war niemand, der einfach seine berühmten fünf Minuten suchte, egal, um welchen Preis, völlig ohne Scham und Peinlichkeitsgrenze: dieser hier hatte sich was getraut, was ihm aber leider absolut nicht lag; es wurde natürlich nicht anerkannt, es wurde gnadenlos zerrissen und vernichtet – nicht nur seine mißlungene Darbietung, auch der Junge selber. Mit Schimpf und Schande wurde er von der Bühne gebuht – das war’s für ihn. War da kein intaktes Umfeld, das ihn rechtzeitig zu warnen verstanden hatte?
Ich schaltete aus. In der Woche kam ich in die Stadt; ich parke stets in dem Gebäudekomplex, wo ich immer in einem der Läden auf dem Rückweg etwas kaufe und dann den Parkschein entwerten lasse – somit keine Gebühr. Ich ging in den besagten Laden für eine Tube Zahnpasta, sah viele Leute zu einer Traube versammelt, und vor ihnen räumte der „bunte“ junge Mann Regale ein. Kichern, Lachen – Selfies. Er machte gute Miene zum sich langsam böse entwickelnden Spiel. Er sollte zum Hohn aller Anwesenden in bestimmten Posen agieren. Die Woche drauf sah man keine bunten Haare mehr, sondern er trug eine Mütze, aber es pilgerten immer noch Gaffer zu ihm, nun schon unverfroren Fotos schießend, rotzfreche Forderungen für extreme Verrenkungen fordernd, alles offenkundig gegen seinen Willen. Ein mißmutiger Filialleiter versuchte, echte Kundschaft von sensationsgeilen Glotzern zu trennen. In der dritten Woche, als ich gezielt hereinkam, lief er gerade davon, es war eine Hetzjagd im Laden und in der vierten Woche war wieder Ruhe im Geschäft: er war nicht mehr da.
Ich hatte diesmal neuen Rasierschaum gekauft, ließ nach Bezahlen mein Kärtchen entwerten und da sich niemand hinter mir befand, fragte ich den Filialleiter, der persönlich an der Kasse aushalf, was mit dem „Bunten Mitarbeiter“ sei. Er winkte ab, der sei nicht mehr da, unerträglich sei es geworden, unsägliche Zustände. Er soll wohl kahlgeschoren in der Landeshauptstadt jobben, habe er erfahren – hier war für ihn jedenfalls nichts mehr zu holen. Sowas sei einfach nicht mehr zumutbar, ich wüßte schon….
Ich fragte nicht nach, für wen.