Das
Leben geht weiter
individuell,
immer, irgendwie
Meine
Ehefrau Brigitte ist nun seit vier Wochen tot. Zur abschließenden
Todesursache stehen für die Staatsanwaltschaft noch weitere
spezielle Gutachten aus – nach Freigabe ihres Leichnams konnten wir
sie am jedoch am 13. April beisetzen. Es war eine außergewöhnlich
würdige Beerdigung, zu der das Bestattungsunternehmen Henn aus
Neustadt und Seelsorger Bernhard Zöllner großartige Arbeit
geleistet haben. Ich danke EUCH von Herzen liebes Ehepaar Henn,
lieber Bernhard Zöllner.
Sabine
kam kurzfristig – mit Chica, der kleinen Hündin. Wir hatten eine
gute Woche, fanden Halt und Kraft. Sabine ist wieder zurück auf
ihrer kleinen Insel, Chica in ihrer Sonne (was hattet Ihr für schöne
Westerwald-Tage!) – es wurde wenig gefroren, es war schön und
traurig zugleich. Nach vielen schlimmen dann doch ein paar gute Tage.
Bei
der Bestattungsfeierlichkeit, im Vorfeld dazu und beim abschließenden
Zusammensitzen, ist es zu familiären Annäherungen gekommen, die
längst überfällig waren; Mißverständnisse konnten endlich
ausgeräumt werden. Es war perfekt.
Brigitte
ist nun an ihrem Ziel, ich wünsche, es ist so, wie sie es sich zeit
ihres Lebens ersehnt hat.
Der
Alltag hat mich wieder. Es steht sehr viel zu tun an – ich teile
mich ein. Es wird noch viele formelle Probleme zu lösen geben (in
unserer Lebenssituation übersteigen sie das Abwickeln eines normalen
Trauerfalles), aber auch das wird irgendwann hinter mir liegen. Ich
war ja vierzig Jahre aktiver Beamter, dann werde ich das schon
gemeistert bekommen.
Ich
brauche die Struktur im Leben. Ohne Pläne geht es bei mir nicht –
aber ich halte ja nicht beinhart daran fest: Neue Lage, neuer
Entschluß, wie es so schön heißt. So kann ich gut mit dem Leben
umgehen. Im Ruhestand Herr der eigenen Zeit zu sein ist unbezahlbar.
Was für eine Gnade (kein Geschenk, lange genug hatte ich ja darauf
mein Leben eingestellt: Arbeit/Lohn/Zeit). Ich hoffe, meine
Gesundheit läßt es zu, meine offenen und ausstehenden Projekte noch
zu dem Abschluß zu führen, der mir vorschwebt.
Seit
schon geraumer Zeit mache ich jede Nacht eine Schlafpause: ab 22 h
bin ich nach wie vor nicht mehr ansprechbar, völlig erschöpft –
stehe aber im Bereich 2 h auf und koche Kaffee, lese, mache
Hausarbeit und notiere ohne Ende. Gegen 4 h schlafe ich dann wieder
fest – bis in den Bereich von 6 h – und so um 7 h stehe ich
derzeit auf und gehe meinen Tagesplan an. So läuft das momentan
hervorragend, auch wenn es für manche befremdlich klingt.
Und
da die eingangs beschriebene Situation für Außenstehende
unmittelbar so nicht verständlich erscheint*,
hier die Eckpfeiler für meine weitere Arbeit:
-
Noch in diesem Jahr Abschlußarbeiten zu dem Roman Ich schau nicht weg (3. Teil)
-
2017 Überarbeitung der Teile 1 bis 3 von Unser schwarzgrauweißer Regenbogen (die Teile 4 und 5 sind in den Folgejahren zu schreiben)
-
Parallel dazu hoffe ich, wieder weiterhin Stücke für die hp ausgewählt veröffentlichen zu können, dann und wann Kolumnen und Satiren für den blog nebenher zu verfassen.
Wir
werden sehen, wie es läuft – denn ein Plan ist ja nur ein
Vorhaben, dem durchaus der Weg anderweitig gekreuzt werden kann. Und
das weiß keiner, wann und wodurch und ob überhaupt. Spannung ist
Teil des Lebens, wie gut, daß es nur so wenig Gewißheit gibt.
Leben
heißt kämpfen stand
auf dem Kalenderblatt an meinem Geburtstag, das mein Vater ins
Fotoalbum geklebt hatte. Noch selten hat etwas so genau in meinem
Leben gestimmt.
*Von
einem Tag auf den anderen erkrankte Brigitte 1980 an einer endogenen
Psychose, manifestiert durch einen völlig weltfremden Religionswahn
(nachdem sie ihre geliebte Arbeit verlor und dann auch noch das Kind
in der 13. Woche); 1993 war ich am Ende meiner Kraft und mußte sie
dem Langzeitbereich der Psychiatrie überlassen; Sabine rettete mit
Hilfe ihrer Tierwelt mein mir aussichtslos erscheinendes Leben; seit
2007
ist sie auf eine kleine Kanareninsel ausgewandert und darf ihren
Lebenstraum leben – ich lebe als Autor hier im Westerwald in meinem
alten Haus, bin dann und wann auf der Insel und hoffe, meinen
lebenslänglichen „Defekten“ weiterhin gewachsen zu sein.