Samstag, 30. April 2016

Das Leben geht weiter ....

Das Leben geht weiter
individuell, immer, irgendwie


Meine Ehefrau Brigitte ist nun seit vier Wochen tot. Zur abschließenden Todesursache stehen für die Staatsanwaltschaft noch weitere spezielle Gutachten aus – nach Freigabe ihres Leichnams konnten wir sie am jedoch am 13. April beisetzen. Es war eine außergewöhnlich würdige Beerdigung, zu der das Bestattungsunternehmen Henn aus Neustadt und Seelsorger Bernhard Zöllner großartige Arbeit geleistet haben. Ich danke EUCH von Herzen liebes Ehepaar Henn, lieber Bernhard Zöllner.
Sabine kam kurzfristig – mit Chica, der kleinen Hündin. Wir hatten eine gute Woche, fanden Halt und Kraft. Sabine ist wieder zurück auf ihrer kleinen Insel, Chica in ihrer Sonne (was hattet Ihr für schöne Westerwald-Tage!) – es wurde wenig gefroren, es war schön und traurig zugleich. Nach vielen schlimmen dann doch ein paar gute Tage.
Bei der Bestattungsfeierlichkeit, im Vorfeld dazu und beim abschließenden Zusammensitzen, ist es zu familiären Annäherungen gekommen, die längst überfällig waren; Mißverständnisse konnten endlich ausgeräumt werden. Es war perfekt.
Brigitte ist nun an ihrem Ziel, ich wünsche, es ist so, wie sie es sich zeit ihres Lebens ersehnt hat.
Der Alltag hat mich wieder. Es steht sehr viel zu tun an – ich teile mich ein. Es wird noch viele formelle Probleme zu lösen geben (in unserer Lebenssituation übersteigen sie das Abwickeln eines normalen Trauerfalles), aber auch das wird irgendwann hinter mir liegen. Ich war ja vierzig Jahre aktiver Beamter, dann werde ich das schon gemeistert bekommen.
Ich brauche die Struktur im Leben. Ohne Pläne geht es bei mir nicht – aber ich halte ja nicht beinhart daran fest: Neue Lage, neuer Entschluß, wie es so schön heißt. So kann ich gut mit dem Leben umgehen. Im Ruhestand Herr der eigenen Zeit zu sein ist unbezahlbar. Was für eine Gnade (kein Geschenk, lange genug hatte ich ja darauf mein Leben eingestellt: Arbeit/Lohn/Zeit). Ich hoffe, meine Gesundheit läßt es zu, meine offenen und ausstehenden Projekte noch zu dem Abschluß zu führen, der mir vorschwebt.
Seit schon geraumer Zeit mache ich jede Nacht eine Schlafpause: ab 22 h bin ich nach wie vor nicht mehr ansprechbar, völlig erschöpft – stehe aber im Bereich 2 h auf und koche Kaffee, lese, mache Hausarbeit und notiere ohne Ende. Gegen 4 h schlafe ich dann wieder fest – bis in den Bereich von 6 h – und so um 7 h stehe ich derzeit auf und gehe meinen Tagesplan an. So läuft das momentan hervorragend, auch wenn es für manche befremdlich klingt.
Und da die eingangs beschriebene Situation für Außenstehende unmittelbar so nicht verständlich erscheint*, hier die Eckpfeiler für meine weitere Arbeit:
  • Noch in diesem Jahr Abschlußarbeiten zu dem Roman Ich schau nicht weg (3. Teil)
  • 2017 Überarbeitung der Teile 1 bis 3 von Unser schwarzgrauweißer Regenbogen (die Teile 4 und 5 sind in den Folgejahren zu schreiben)
  • Parallel dazu hoffe ich, wieder weiterhin Stücke für die hp ausgewählt veröffentlichen zu können, dann und wann Kolumnen und Satiren für den blog nebenher zu verfassen.
Wir werden sehen, wie es läuft – denn ein Plan ist ja nur ein Vorhaben, dem durchaus der Weg anderweitig gekreuzt werden kann. Und das weiß keiner, wann und wodurch und ob überhaupt. Spannung ist Teil des Lebens, wie gut, daß es nur so wenig Gewißheit gibt.
Leben heißt kämpfen stand auf dem Kalenderblatt an meinem Geburtstag, das mein Vater ins Fotoalbum geklebt hatte. Noch selten hat etwas so genau in meinem Leben gestimmt.


*Von einem Tag auf den anderen erkrankte Brigitte 1980 an einer endogenen Psychose, manifestiert durch einen völlig weltfremden Religionswahn (nachdem sie ihre geliebte Arbeit verlor und dann auch noch das Kind in der 13. Woche); 1993 war ich am Ende meiner Kraft und mußte sie dem Langzeitbereich der Psychiatrie überlassen; Sabine rettete mit Hilfe ihrer Tierwelt mein mir aussichtslos erscheinendes Leben; seit 2007 ist sie auf eine kleine Kanareninsel ausgewandert und darf ihren Lebenstraum leben – ich lebe als Autor hier im Westerwald in meinem alten Haus, bin dann und wann auf der Insel und hoffe, meinen lebenslänglichen „Defekten“ weiterhin gewachsen zu sein.