Samstag, 29. März 2014

Anrede/Abrede


Mann, Dame und Herrlein

(fehlende Konsequenz)

 
   Oh nein, es handelt sich nicht um Spielkarten. Ich komme nur auf ein, für mich, altes Thema zurück. Der Blick auf fehlende Logik bei An- und Abreden. Und das ist so gemeint:
 Die Anrede Fräulein (international als das deutsche Frollein bekannt) ist vor vielen Jahren weggefallen. Es gab ja auch kein Herrlein, das ist zu verstehen. Was ich nicht kapiere, ist die Trennung von Begriffspaaren, also Herr X und Frau X; da müßte es nach meinem Verständnis doch Dame X heißen (international ist es, soweit ich Einblick habe, in der Tat so: Madame, Monsieur, Señor und Señora.
   Es heißt auch Mister und Mistress, das Misses ist irgendwie eingebaut worden bzw. alle Mädels sind mit Alter geadelt. Aber auf Deutsch Herr und Dame? Mann und Frau, ja schon, aber doch nicht Herren und Herrinnen. Die Anrede ist aber nicht Dame oder Herrin X, sondern Frau X. Man stelle sich vor, es hieße Mann Becher (obwohl – ich erinnere mich an Fußballspiele in der Schulzeit, da hörte ich das häufiger: Mann, Becher! Aber das Komma war durch tiefes Luftholen hörbar).
   Und bei Briefen: Anrede oben, unten die Grußformel. Eigentlich ist das schon eine „Abrede“ – denn: Mit freundlichen Grüßen (wenn überhaupt, einer reicht doch) oder gar HOCHACHTUNGSVOLL – also, ich bitte Sie, Euch, Dich …wer, um Himmels willen, meint das denn wortwörtlich!
   Das ist so üblich bei Schreiben mit formellem Charakter, viel ehrlicher wäre doch TACH … und am Ende BIS DANN MAL. Aber wer wagt das schon … HALLO und TSCHÜS, eine goldene Mitte.

Macht’s, gut Leute, also Menschen …Herrinnen und Herren.

Samstag, 15. März 2014

Drei Leben

Drei Leben

Nun bin ich wieder zu Hause, bei mir daheim. Allein. Die Wintermonate auf der Insel sind vergangen, ich habe den Frühling mitgebracht. Die gemeinsame Zeit ist wieder mal abgelaufen, es fühlt sich von Jahr zu Jahr schneller an. Der Winter ist hier weitgehend ausgefallen, so erfahre ich. Die Sonne ist bei mir. Mein Leben.
   Kein grüner Geier ( pardon, Chico) versucht mir das Hosenbein hinaufzuklettern. Kein Hund ist zur Ordnung zu rufen – auf der Insel hat Benno (der Große) nun zu wachen über seine Frauen, Chica (die kleine Hündin) und auf unser aller Chefin. Keine Piepelchen bringen mir im Westernwood jubilierend das Gehörwasser zum Rotieren – hier fahren Autos am Haus vorbei, es hält sich aber in Grenzen. Und ich fahre nun auch wieder: Hosianna – das Lenkrad wieder selber in der Hand, herrlich (pardon, Inselmaid). Und keine gnadenlosen Niederlagen mehr im Tridomino – Solitär spielt sich wieder fast von allein, ich habe den Weg ins Ziel nicht vergessen!
   Es fehlt also der geregelte Ärger des zweiten Lebens, des gemeinsamen; auch die schönen Gemeinsamkeiten, natürlich! Geregelte Monate der Unterbrechung, es wiederholt sich alles – und ich hoffe, noch sehr oft.
   Im Radio wieder der Müslidepp, der so selbstherrlich, aber unvergleichlich untalentiert, seinen Namen aufdringlich in die Ohren Unschuldiger reinzwingen will – dann doch lieber die beiden Vögelchen Piepel und Puschel.
   Mein Girokonto hat sich allein bewirtschaftet, viel ist nicht dabei rumgekommen, auch ohne Bücher-, CD- und DVD-Käufe kein grüner Zweig in Sicht. Wegen der ellenlangen neuen IBAN schicken alle Abo-Geber einen Cent; es muß seine Ordnung haben mit der Abrechnung. Den Essenplan der Metzgerei habe ich begrüßend studiert, Altvertrautes lockt. Der große Kühlschrank ist auch gefüllt, alles erneut auf Anfang.
   Über das dritte Leben, das der Chefin, bin ich per Skype weitgehend aktuell Tag für Tag im Bilde. Es klappt auf die Ferne, Unerfahrene verstehen das nicht.
   Und nun also wieder mal Haus und Hof  betreuen, erneut literarisch arbeiten. Das Frühjahr lockt mit den Radsport-Klassikern in der Glotze, ich nähere mich dem 1. Mai – meinem größten Feiertag – seit über 45 Jahren bin ich dann in Frankfurt. Eine feste Bank, den Radprofis an Ort und Stelle ganz nah. Und die Fußball-WM wird auch noch kommen – es gibt viel zu tun, also gebannt und mit frohem Herzen zu schauen.
   Ich verstehe nicht, wie ich über vierzig Jahre die Tage im Büro verplempern konnte. Und dann über Jahrzehnte um 5 Uhr in der Früh aufgestanden, unfaßbar – für andere noch nie nachvollziehbar, für mich selber nun auch unbegreiflich – wie kann man nur …auf der Insel höre ich dann die Hähne rufen, ich lächele zufrieden und kuschele weiter – und bald in wenigen Monaten schon wieder. Die Jahre laufen dahin.
   Es lebe das Leben – oder die Leben.
   Diese drei Leben, alles im Lot – ich werde es nie mehr tun, meine Zeit mit „richtiger“ Arbeit vergeuden, mir selber versprochen!

Nachspann – Auf dem Weg zum Arzt
Na; wieder im Lande?
Äh – ja-a, doch …halbwegs. Aber Kopfweh, Verspannungen.
Wie jetzt? Sie waren doch im Urlaub!
Ja, die ungewohnten Stellungen halt.
Hä? In Ihrem Alter?
Gartenliege, TV-Sessel, Terrassenstuhl …
Ach so – Sie meinen die Einstellung.

Nein, die war in Ordnung!