Dienstag, 26. November 2019

was man so sagt ...


Für jeden was dabei
(was man so dahinsagt)
Eine Bekannte sagte neulich zu meiner Partnerin, als sie eine stattliche Ansammlung ihrer Schmuckerzeugnisse betrachtete: „Sind wirklich schöne Sachen dabei.“ Es ging um Ketten aus Papierperlen und vieles andere, alles Unikate natürlich. Und richtig, die Geschmäcker sind verschieden, was den einen anspricht, ist nicht unbedingt auch der Fall einer anderen.
Ich mußte an meinen Aufenthalt in der Bruker-Klinik Lahnhöhe denken, als ich damals aus meinen Büchlein las und auch an das Personal Freiexemplare verschenkte. Ein junger Pfleger sagte tags darauf so leichthin, nachdem er wohl darin gelesen hatte: „Doch ja, sind ganz schöne Geschichten dabei.“ Für mich klang das wie, na ja, manches kann man lesen…ist das von mir zu eng gesehen? Bin ich zu empfindsam – oder liegt es an der Unbedachtheit dieses jungen Zeitgenossen, der gerade in dieser Umgebung ein wenig mehr darüber nachdenken könnte, was ihm so über die Lippen kommt. Er hat schließlich tagtäglich mit seelisch kranken Menschen zu tun. Ich setze noch einen drauf:
Bleiben wir in der Zunft im Umgang mit Menschen, wo gerade Empathie die Grundvoraussetzung im Berufsleben ist. Es war vor vielen Jahren eine der letzten Noteinweisungen meiner Frau in die Nervenklinik, die schizophrenen Anfälle machten den Alltag in freibestimmter Umgebung unmöglich, also war wieder mal ein Aufenthalt in der Geschlossenen unvermeidbar: Ein Krankenpfleger sollte auf Weisung der Stationsleiterin die Station erklären (Arztzimmer, Besucher- und Raucherraum, Gemeinschaftsräume, Teeküche etc.) – er kürzte ab mit den Worten, unvergessen: „Aber was führe ich Sie lange herum, Sie kennen sich ja hier aus.“ Flapsig dahergeredet, Unbesonnenheit eines Dummerle, der am falschen Platz war. Und hier war es fatal (und der Depp mit dem Gemüt eines Fleischerhundes merkte das selber so gar nicht).
Einem Jeden von uns rutscht schon mal was raus, es kann nicht unablässig alles „auf die Goldwaage“ gelegt werden – völlig klar. Aber ein wenig mehr Besonnenheit würde dem einen oder der anderen unter den Mitmenschen ganz gut zu Gesicht stehen, finde ich. Ich beobachte eine tragische Entwicklung, Mitmenschen stellen sich als „Leute“ dar, mehr und mehr. Gerade in der heutigen Zeit läßt das nach meiner persönlichen Einschätzung zunehmend zu wünschen übrig. Eine bittere Entwicklung, wie ich finde.
Eines ist mir dadurch klar geworden: Tiere ziehe ich jederzeit „Leuten“ vor.