Für
jeden was dabei
(was
man so dahinsagt)
Eine
Bekannte sagte neulich zu meiner Partnerin, als sie eine stattliche
Ansammlung ihrer Schmuckerzeugnisse betrachtete: „Sind wirklich
schöne Sachen dabei.“ Es ging um Ketten aus Papierperlen und
vieles andere, alles Unikate natürlich. Und richtig, die Geschmäcker
sind verschieden, was den einen anspricht, ist nicht unbedingt auch
der Fall einer anderen.
Ich
mußte an meinen Aufenthalt in der Bruker-Klinik Lahnhöhe denken,
als ich damals aus meinen Büchlein las und auch an das Personal
Freiexemplare verschenkte. Ein junger Pfleger sagte tags darauf so
leichthin, nachdem er wohl darin gelesen hatte: „Doch ja, sind ganz
schöne Geschichten dabei.“ Für mich klang das wie, na ja, manches
kann man lesen…ist das von mir zu eng gesehen? Bin ich zu
empfindsam – oder liegt es an der Unbedachtheit dieses jungen
Zeitgenossen, der gerade in dieser Umgebung ein wenig mehr darüber
nachdenken könnte, was ihm so über die Lippen kommt. Er hat
schließlich tagtäglich mit seelisch kranken Menschen zu tun. Ich
setze noch einen drauf:
Bleiben
wir in der Zunft im Umgang mit Menschen, wo gerade Empathie die
Grundvoraussetzung im Berufsleben ist. Es war vor vielen Jahren eine
der letzten Noteinweisungen meiner Frau in die Nervenklinik, die
schizophrenen Anfälle machten den Alltag in freibestimmter Umgebung
unmöglich, also war wieder mal ein Aufenthalt in der Geschlossenen
unvermeidbar: Ein Krankenpfleger sollte auf Weisung der
Stationsleiterin die Station erklären (Arztzimmer, Besucher- und
Raucherraum, Gemeinschaftsräume, Teeküche etc.) – er kürzte ab
mit den Worten, unvergessen: „Aber was führe ich Sie lange herum,
Sie kennen sich ja hier aus.“ Flapsig dahergeredet, Unbesonnenheit
eines Dummerle, der am falschen Platz war. Und hier war es fatal (und
der Depp mit dem Gemüt eines Fleischerhundes merkte das selber so
gar nicht).
Einem
Jeden von uns rutscht schon mal was raus, es kann nicht unablässig
alles „auf die Goldwaage“ gelegt werden – völlig klar. Aber
ein wenig mehr Besonnenheit würde dem einen oder der anderen unter
den Mitmenschen ganz gut zu Gesicht stehen, finde ich. Ich beobachte
eine tragische Entwicklung, Mitmenschen stellen sich als „Leute“
dar, mehr und mehr. Gerade in der heutigen Zeit läßt das nach
meiner persönlichen Einschätzung zunehmend zu wünschen übrig.
Eine bittere Entwicklung, wie ich finde.
Eines
ist mir dadurch klar geworden: Tiere ziehe ich jederzeit „Leuten“
vor.