Donnerstag, 28. Mai 2015

Kikeriki ...

Cock-a-doddle-do
(so war das vor 55 Jahren)

Ungefähr so lange ist es her, der erste Schritt für mich in eine Fremdsprache, Lesson One, die erste Lektion:
Hello, Mister Pig. Is it Mr. Pig? Yes, it is Mr. Pig.
Aha, wir sehen ein Schwein im Frack und mit Zylinder und fragen uns, ob er es wirklich ist. Und zack, dort kommt schon die Braut:
Hello Mistress Pig. Is it Mrs. Pig? Yes, it is Mrs. Pig. Weißes Kleid, Schleier – alles, wie es sich gehört.
Alles klar, die Schweinerei ist komplett zur Hochzeit.
Wir Pänz hinterfragten das auch nicht lange, wurden mit stimmhaftem S gebeutelt, nie war es gut genug. Wieso eigentlich wurde erst gegrüßt, dann hinterfragt und bejaht, nein, das war kein Problem – das kam erst noch:
By the farm is a cock. Cock-a-doodle-do!!!
Da hörte sich doch alles auf – der Hahn auf dem Hof schrie nicht Kikeriki??? Nein, in England rief er: Cock-a-doodle-do. Und das ist eingebrannt hängengeblieben – diese sonderbare Vokabel habe ich nie vergessen.
Und jetzt hier, auf der Insel, der isle, Pardon: isla rufen nebenan die Hähne – und ich antworte mit Cock-a-doodle-do. Aber ich bin sicher,  hier wird etwas ganz anderes herausposaunt, oder?


 ( NOVA – BITTE ÜBERNEHMEN! )


Nachtrag 30.5.
Danke, liebe Nova, für die freundlichen Ergänzungen
NOVA (klick)

Sonntag, 10. Mai 2015

…und schütze uns vor dem Gelaber

Das sagt man so (was man so sagt)

(Nerven und genervt werden)

Beginnen will ich mal mit einem Beispiel, das heutige Hinhören betreffend. Vor Jahren war ich in einem Möbelhaus (nein, nicht DAS Möbelhaus, da war ich erst vorgestern) – ohne von dem Schatten eines Verkäufers behelligt zu sein war ich in dem Bereich, dem mein Interesse galt, da hörte ich immer noch Elvis, er begleitete mich mit „Hound Dog“, und zwar seit Betreten des Hauses, dieses Gebäudekomplexes. Ich mag den Titel, aber nun, beim dreizehnten Erklingen in einer Endlosschleife, ging er mir auf den Zeiger. Beim jubiläumswürdigen gefühlten fünfundzwanzigsten Hinfetzen des Titels über die Hausanlage gab ich entnervt auf, ging aber noch mal an den Info-Schalter im Eingangsbereich, und wies auf die festgefahrene Beschallung hin. Niemandem war es aufgefallen … wenn die verstecke Kamera am Werk war, so wollte ich zielgerecht rüberkommen und verließ possenhaft schimpfend das Geschäft. Keiner hielt mich zurück.
   Was ich damit ausdrücken will ist: es wird überhaupt nicht mehr wirklich hingehört! Und nun bin ich dort, wo ich hinwollte – das alltägliche Geschwafel, die mit Sicherheit zu erwartenden Phrasen und Floskeln. Der erste Mensch, der mir damit auf den Senkel ging, war natürlich mein Vater. Je nach Situation oder Örtlichkeit, nach Zwischenziel in einem Gespräch, nach Fallenlassen eines Stichwortes, es war wie ein Münzeinwurf, es kam störungsfrei seine Worthülse, das hierfür in ihm gespeichert lauernde „Bonmot“. Stöhn. Nun gut, auf Knopfdruck habe ich auch so meine Kalauer bereit. Wer nicht. Nun wird es einen Zacken schlimmer.
   Mir sind einfach Gespräche zuwider, in denen dem Pingpong entsprechend sich das Gelaber dahinschaukelt (ich werde den Teufel tun, hier Beispiele anzuführen – das auch noch zu schreiben, also bitte…). „Small Talk“ ist mir zuwider, das Labern des Geschwafels willen, igitt. Und dann die Ami-verseuchten Begrüßungsrituale, junge Leute, natürlich – ein Brechmittel, dieser Austausch von Gesten und völlig hohlen Phrasen. Fremdschämen in höchster Vollendung schüttelt mich durch.
   Natürlich ist es nicht jedem Menschen gegeben, ein Sprachkünstler zu sein, zugestanden, aber sich über eine gewisse Gehirn-Diarrhö zu erheben müßte zumutbar sein. Sogar von Akademikern sollte man es erwarten dürfen.
   Da lohnt es eher, bei den Gemeinplätzen mal näher hinzuhören. Da tobt sich jeder aus, das machen wir alle, das merken wir schon gar nicht mehr. Bei jedem einzelnen ist da die Toleranzschwelle anders – bei mir ist sie ganz nah:
Die Seele baumeln lassen (gähn)
Den Traum leben (nach hundertmal ein ALTtraum)
Ehrlich gesagt (ach so – und sonst?)
Auf gut Deutsch (danke, wenigstens das)
Das geht gaaar nicht (sagt sogar die olle Kanzlerin, nur mit zwei O)
So sicher wie das Amen in der Kirche (ist das noch so?)
WIE GEIL IST DAS DENN??? (für mich der ultimative Brüller des Grauens)
Na, eine Zugabe mache ich noch:
„Hier auf der Insel gehen die Uhren ein wenig anders.“ (Entschuldigung Mädels, ist aber so … ja gut, eine Stunde hinter der RICHTIGEN Zeit – hahaha).
   Es gibt Sätze, die jede® in der Warteschleife hat. Wir sind alle aktive Schwätzer und duldsame Zuhörer, mehr oder weniger. Aber manchmal, da reicht es dann einfach – und nun wiederhole ich mich bewußt zu anderen Ausführungen, weil es mich unendlich nervt: Die ewigen JA-Sager, die Okaaay-Zustimmer, die gehen mir derzeit penetrant auf den Senkel. Echt: Überall, wirklich, ü-ber-all! Es ist eine Seuche, dieser Virus des Laberns von Marotten. Ich soll da nicht hinhören? Ich kann das nicht, dieses Überhören,  das mag ich auch nicht: Lieber leide ich.
   Jede® hat sein Quantum Formulierungen, mit dem er seinen Sabbel-Brei garniert; geschenkt, niemand ist wahrhaft frei davon. Es ist vor allem modebedingt und steckt zudem auch noch an, unterschwellig. Es kommt aber darauf an, wieviel man bewußt zuläßt. Und das ist die Krux: Kaum einer bemerkt es selber (so wie der Schweizer sein Anhängsel „oddrrr?“ nicht mehr verspürt oder der Siegerländer sein „Woll?“).
   Schlimm genug, daß wir uns vor dem Schwachsinn der Werbung auch witzelnd nicht retten können, vor dem Wischi-Waschi-Geseier von Hinz & Kunz sollten wir uns wenigstens in Acht nehmen! Also mich kotzt das alles an – und wenn ich eine Chance habe, rechtzeitig zu entkommen – bin ich auch schon weg.
   Ganz kurz: Schützen wir uns selber vor den ausgelutschten, abgedroschenen Plattitüden. Ein bißchen bewußter reden, bitte.
   Ach, hol’s der Teufel – hat ja doch keinen Sinn.

HAT …nicht „macht“ – hat, HAT, HAAAT……