Das sagt man so (was
man so sagt)
(Nerven und genervt
werden)
Beginnen
will ich mal mit einem Beispiel, das heutige Hinhören betreffend. Vor Jahren
war ich in einem Möbelhaus (nein, nicht DAS Möbelhaus, da war ich erst
vorgestern) – ohne von dem Schatten eines Verkäufers behelligt zu sein war ich
in dem Bereich, dem mein Interesse galt, da hörte ich immer noch Elvis, er
begleitete mich mit „Hound Dog“, und zwar seit Betreten des Hauses, dieses
Gebäudekomplexes. Ich mag den Titel, aber nun, beim dreizehnten Erklingen in
einer Endlosschleife, ging er mir auf den Zeiger. Beim jubiläumswürdigen gefühlten
fünfundzwanzigsten Hinfetzen des Titels über die Hausanlage gab ich entnervt
auf, ging aber noch mal an den Info-Schalter im Eingangsbereich, und wies auf
die festgefahrene Beschallung hin. Niemandem war es aufgefallen … wenn die
verstecke Kamera am Werk war, so wollte ich zielgerecht rüberkommen und verließ
possenhaft schimpfend das Geschäft. Keiner hielt mich zurück.
Was ich damit ausdrücken will ist: es wird
überhaupt nicht mehr wirklich hingehört! Und nun bin ich dort, wo ich hinwollte
– das alltägliche Geschwafel, die mit Sicherheit zu erwartenden Phrasen und
Floskeln. Der erste Mensch, der mir damit auf den Senkel ging, war natürlich
mein Vater. Je nach Situation oder Örtlichkeit, nach Zwischenziel in einem
Gespräch, nach Fallenlassen eines Stichwortes, es war wie ein Münzeinwurf, es kam
störungsfrei seine Worthülse, das hierfür in ihm gespeichert lauernde „Bonmot“.
Stöhn. Nun gut, auf Knopfdruck habe ich auch so meine Kalauer bereit. Wer
nicht. Nun wird es einen Zacken schlimmer.
Mir sind einfach Gespräche zuwider, in denen
dem Pingpong entsprechend sich das Gelaber dahinschaukelt (ich werde den Teufel
tun, hier Beispiele anzuführen – das auch noch zu schreiben, also bitte…).
„Small Talk“ ist mir zuwider, das Labern des Geschwafels willen, igitt. Und
dann die Ami-verseuchten Begrüßungsrituale, junge Leute, natürlich – ein
Brechmittel, dieser Austausch von Gesten und völlig hohlen Phrasen. Fremdschämen
in höchster Vollendung schüttelt mich durch.
Natürlich ist es nicht jedem Menschen
gegeben, ein Sprachkünstler zu sein, zugestanden, aber sich über eine gewisse
Gehirn-Diarrhö zu erheben müßte zumutbar sein. Sogar von Akademikern sollte man
es erwarten dürfen.
Da lohnt es eher, bei den Gemeinplätzen mal
näher hinzuhören. Da tobt sich jeder aus, das machen wir alle, das merken wir
schon gar nicht mehr. Bei jedem einzelnen ist da die Toleranzschwelle anders –
bei mir ist sie ganz nah:
Die Seele
baumeln lassen (gähn)
Den Traum
leben (nach hundertmal ein ALTtraum)
Ehrlich
gesagt (ach so – und sonst?)
Auf gut
Deutsch (danke, wenigstens das)
Das geht gaaar
nicht (sagt sogar die olle Kanzlerin, nur mit zwei O)
So sicher
wie das Amen in der Kirche (ist das noch so?)
WIE GEIL IST
DAS DENN??? (für mich der ultimative Brüller des Grauens)
Na, eine
Zugabe mache ich noch:
„Hier auf
der Insel gehen die Uhren ein wenig anders.“ (Entschuldigung Mädels, ist aber
so … ja gut, eine Stunde hinter der RICHTIGEN Zeit – hahaha).
Es gibt Sätze, die jede® in der
Warteschleife hat. Wir sind alle aktive Schwätzer und duldsame Zuhörer, mehr
oder weniger. Aber manchmal, da reicht es dann einfach – und nun wiederhole ich
mich bewußt zu anderen Ausführungen, weil es mich unendlich nervt: Die ewigen
JA-Sager, die Okaaay-Zustimmer, die gehen mir derzeit penetrant auf den Senkel.
Echt: Überall, wirklich, ü-ber-all! Es ist eine Seuche, dieser Virus des
Laberns von Marotten. Ich soll da nicht hinhören? Ich kann das nicht, dieses
Überhören, das mag ich auch nicht:
Lieber leide ich.
Jede® hat sein Quantum Formulierungen, mit
dem er seinen Sabbel-Brei garniert; geschenkt, niemand ist wahrhaft frei davon.
Es ist vor allem modebedingt und steckt zudem auch noch an, unterschwellig. Es
kommt aber darauf an, wieviel man bewußt zuläßt. Und das ist die Krux: Kaum
einer bemerkt es selber (so wie der Schweizer sein Anhängsel „oddrrr?“ nicht
mehr verspürt oder der Siegerländer sein „Woll?“).
Schlimm genug, daß wir uns vor dem
Schwachsinn der Werbung auch witzelnd nicht retten können, vor dem
Wischi-Waschi-Geseier von Hinz & Kunz sollten wir uns wenigstens in Acht
nehmen! Also mich kotzt das alles an – und wenn ich eine Chance habe,
rechtzeitig zu entkommen – bin ich auch schon weg.
Ganz kurz: Schützen wir uns selber vor den
ausgelutschten, abgedroschenen Plattitüden. Ein bißchen bewußter reden, bitte.
Ach, hol’s der Teufel – hat ja doch keinen
Sinn.
HAT …nicht
„macht“ – hat, HAT, HAAAT……