Mittwoch, 28. November 2012

Weihnachtsmann



Wenn der Weihnachtsmann dauernd klingelt

Nun kommt wieder die beseligende Vorweihnachtszeit, wird aber nicht so von allen empfunden. Bei uns ist das so – früher kam dann zu den Kunsthandwerkermärkten noch der eine und andere Weihnachtsmarkt hinzu, so auch erinnerungsschwer der in Bendorf. Warum meine holde Lady so rigoros mit dieser Zeit abgeschlossen hat, das rührt noch daher – und das kam so:

   Zunächst sah alles berückend aus – naßkalte Bedingungen, aber wir durften unseren Wolle-Stand in einer Passage aufbauen, genial. Schon bald aber die Befürchtung, von Imbißständen die Ware geräuchert, gefettet und auch vom Glühwein aromatisiert zu bekommen. Ein Preis, der dem Standgeld insgeheim zuzurechnen war. Aber der wahre Tribut, der war noch nicht zu erahnen.
   Der Stand, äh, stand, alles fein dekoriert auch mit Misteln und zeitgerechtem Schmuck – da bemerken wir vom kleinen soeben gegenüber geöffneten putzigen Andenken-Lädchen die Türbimmel. Jedes Betreten meldete die aktuelle Türglocke mit der Nikolaus-Stimme: „ho-HO-HOOO – frohe Weihnacht!“ Heißa, das war lustig, wir lachten erquickt. Nach zehnmal, in rund zehn Minuten, fiel das Lachen ein wenig schwer, aber Kunden, die nun herankamen, erfreute es – wir lächelten freundlich.  Nach einer Stunde, die Besucherzahl stieg, somit auch das Betreten des kleinen Geschäftes, ließ mich erinnern, daß ich noch einiges zu erledigen hätte. Ich verschwand, erleichterte Laune erfüllte mich.
   Ich kam nach zwei Stunden zurück. Die Wolle-Fee konnte sich über meine vorgezeigten Schnäppchen nicht mitfreuen – aber zum WC mußte sie, und zwar schnellstens. Ich saß an ihrer Stelle, nur eine halbe Stunde – es war schauderhaft. Meine Nerven litten, sich abzeichnende Kundschaft erwies sich als scheinbare, man sah mir meine gedämpfte Adventsstimmung an: Ich schreckte mit grimmiger Miene ab. Mir war alles im Handumdrehen verhagelt, vor lauter „ho-HO-HOOO – frohe Weihnacht!“ Das hält kein Schwein aus, dachte ich, meine Verfassung war auf dem Tiefpunkt. Noch nie stand ich so dicht vor einer vorsätzlichen Sachbeschädigung.
   Meine wackere bessere Hälfte, hier und jetzt bewies sie sich überzeugend, hielt bis zum Ende der Veranstaltung aus. Über acht Stunden! Dafür hätte sie einen Orden verdient – aber der wäre ihr nachzusenden: Relativ zeitnah wanderte sie aus.
Tja, so ist das alles gekommen.

   Aber nun: Es lebe die Adventszeit – ich fahre für zwei Wochen zurück – irgendwo schlummert in mir etwas Masochistisches. Denn in einer neueren Ladenzeile in Bendorf twistet, wenn man nahe an ihm vorbeischlendert, seit zwei Jahren ein lebensgroßer Nikolaus – Sie ahnen schon, was er akustisch von sich gibt …

 ***


 hier nun ein zappel-Nikolaus,
damit Dir hier auf dem inselchen auch nix fehlt


 Tja, als DeinE administratorIn, konnte ich es nur hier einstellen, da es in dem kommentarfeld ja nicht funzt, breitlach :)

Freitag, 23. November 2012

Piep-Schau



Piep-Schau

Auf der Insel sein, das ist für mich veränderter Alltag. Dennoch ergibt sich auch hier ein geregelter Tagesablauf, der natürlich mit dem Morgen beginnt, was wunder. Aber dieser Morgen ist stets der schöne Beginn eines Tages, für mich Morgenmenschen direkt schon ein Höhepunkt.
  Die Helligkeit beginnt, und Chico, der Greenboy, ergreift die Initiative. Ganz kleine Laute zur Einstimmung, schon bald gerät er in Fahrt: Piep-piep-piep-piep schallt es eindringlich, er stößt damit zunächst seinen Genossen an, den kleinen Witwer, der Canary, wir wissen es – der seine Gattin (Pardon) zu Tode liebte. Sie geriet durch seine Unterversorgung die Nahrung betreffend beim Brüten in Lebensnot, weil der Macho statt Füttern stets anderes im Sinne hatte – und das Schicksal war unausweichlich. Nun, er frönt der Witwerschaft, aber des Morgens wird ihm von Chico auf die Sprünge geholfen. Hat er ihn geweckt und jubiliert der kleine Piepmatz, wendet sich Chico der Menschensprache zu. Willst du was haben? Lecker-lecker, na komm, Na mein Chico, BENNO AUS!  Nicht beißen – neiiiiin! Küßchen, Na mein Schatz … und so weiter. Es kommt einiges zusammen, was er schon gelernt hat, und das rekapituliert er in dieser Stunde für sich – sobald sich aber Menschen, also wir, blicken lassen, schweigt er. Dann will er sofort raus aus dem Häuschen, auf Bine herumtippeln, nach Brille, Haaren und Zähnen grapschen. Das ist ein ganz normaler Inselmorgen, so geht es los.

   Dabei denke ich dann an den ersten Helden, noch im Westerwald, der Beo Paule, ein unvergessener Geselle. Er ist ja schon hinreichend als ein STAR in unserem gemeinsamen Buch SATIEREKON gewürdigt worden, aber immer noch fallen uns Anekdoten ein, die ihn so einzig machten. So gab es regelmäßig an Pfingsten bei unserer Ausstellung Lesungen, bei denen ich dem Publikum neuere literarische Ergüsse überschüttete. Bei der ersten Lesung saß der Piepmatz noch unscheinbar in einer sonnigen Ecke des Wintergartens, wer wollte sein Engagement erahnen. Mein Leseprogramm beginnt zumeist mit Nachdenklichem, mit an Betroffenheit appellierenden Stücken. So legte ich vor dem guten Dutzend Zuhörer los – und dann schaltete er sich auch bald ein:
Hm-m.
   Die ersten schmunzelten, mir wurde flau. Ich wollte gerade mit einer todtraurigen Liebesgeschichte fortfahren, da ging er bereits weiter: Hm-m …..Och joh!  Das saß, es wurde gelacht, es wurde sich ringsum amüsiert, ich wußte gar nicht, wie ich aus der Misere heraus sollte – ich mußte da durch: Hm-m.
   Programmänderung, sofort zu den Satiren, sofort zu der zur allgemeinen Erheiterung passenden lustigen Literatur. Zumindest Satire, nach Möglichkeit Schenkel-Klopfer-Gags, anders konnte ich es nicht überleben.
   Ich glaube, Sabine erbarmte sich – bei der nächsten Lesung stand er weitab – allerdings hatte er die Mehrzahl der Zuhörer …auf seiner Seite. Künstler-Pech.

   Nun naht die Adventszeit – und zu gerne würde ich mit Chico ein herzlich erfrischendes ho-HO-HOOOO einüben. da ist aber Sheriffin Bine davor: Das ist strikt verboten! Und warum das so ist, das lest Ihr in Kürze, der Vorweihnachtszeit entsprechend erklärt – das ist nämlich eine ganz andere Geschichte.


es kommentiert:
PAULE

Mittwoch, 14. November 2012

WIEDERSEHEN



Was für eine Freude aber auch …
(Lange nicht gesehen – Auf Wiedersehen!)

Diese Leute kennen Sie doch auch: Frühere Kollegen, ehemalige Nachbarn – Bekanntschaften halt. Man sieht sich nach langer Zeit wieder, auf einmal, irgendwo in einer Stadt, einem Ausflugsziel, weiß-der-Henker-wo: Die schmeißen sich weg vor Freude! Na sowas aber auch, lange nicht gesehen und dann das übliche BlaBlaBla. Verzückung, Beglückung, sie können sich kaum fassen, kriegen sich gar nicht mehr ein. Was für eine Wiedersehensfreude, also wirklich. Nun wird aber alles anders, versprochen. Wir telefonieren, wir sehen uns, wir schreiben uns – ach, herrlich! 

   Und das Spiel beginnt von vorne. Irgendwann trifft man sich wieder – THE SAME PROCEDURE … 

   Beim ersten Mal hat man es noch geglaubt, sich sogar selber gemeldet, weil die Gegenüberleute es wohl aus Versehen …und sich dann noch mal bestätigen lassen, “aber klaro, jetzt sind wir aber an der Reihe“ …und wieder von vorne. Die weiteren Male eilt man wieder aufeinander zu, tja, so viel zu tun, hatte doch immer vor, neulich sagte ich noch, und an Dich habe ich erst gestern gedacht …geschenkt. Ich habe mich daran gewöhnt, quittiere mit erzwungener Kenntnisnahme, weiß aber langsam, wie der Hase läuft. Und genauso kommt es wieder, wie immer. Schwätzer (wenn sie doch die Schnauze halten würden, es wäre mir im Grunde genommen herzlich wurscht, ich würde nichts entbehren; aber dieses letztlich belanglose Gerede, DAS nervt mich: und vor allem, diese Verlogenheit; das kränkt). 

   KEINE ZEIT ist das Argument, mit dem ich gar nichts anfangen kann. Hat nicht jeder die gleiche Zeit (außer Lebenszeit)? Hat das Jahr nicht für jeden 365 Tage zumeist, der Monat rund 4 Wochen, die Woche 7 Tage – und vor allem: DER TAG VIERUNDZWANZIG STUNDEN. Keine Zeit??? Wer soll das glauben? Wenn man ein bißchen näher hinhört, dann glotzen sie stundenlang TV, dann spielen sie unentwegt Computerspiele, dann fläzen sie auf der Couch oder tändeln durch die Gegend. Keine Zeit. Das heißt: Keine Zeit …für mich! Sie bestätigen mir meine Unwichtigkeit für sich selbst, das ist der springende Punkt. Wieso aber dann dieses aufgekratzte Gelaber???

   Von der ironischen Bestätigung, nun wird es aber anders –ja klar, unbedingt!- bin ich neulich dazu übergegangen, einen typischen Vertreter dieser begeisterten Wiedersehenszunft (es kann jetzt kindisch rüberkommen, aber ich bin ja der giftzwergMÄÄN) – auf der Geschäftsstraße mit den Armen zurückzujubeln. Ja Mensch, Dich gibt es ja auch noch, wie denn so …BlaBlaBla – aber ich bin dieses Mal nicht stehengeblieben, schlenderte betont  langsam weiter, ohne Hektik, aber ich sagte – Du, jetzt nicht, keine Zeit, so gar keine Zeit, völlig unter Zeitdruck, Du siehst ja wie es ist, leider …..und schlurfe betont lässig weiter meines Weges.

   Der wiedersehensbegeisterte Kollege aus alten Zeiten hat nun was zu erzählen, wenn er im Biergarten herumlümmelt. Ist doch schön für ihn. Meine Chancen stehen gar nicht so schlecht, daß er mich beim nächsten Mal übersieht – und das wünsche ich mir. Kaum etwas nervt mich mehr, als wenn das Gesagte und Getane sich widersprechen: Dann hat immer die offensichtliche Handlung Vorrang vor den leeren Worten!

Montag, 12. November 2012

Geständnis


Geständnis
(auf die Gefahr hin, treue Leser zu vergraulen)

Aufgrund des Stückes KNIGGE BEI CHINAMAN  (vgl. Satiren) soll hier und jetzt –aber wirklich nur als Ausnahme!- ein Blick hinter die Kulisse bei einem Autor gestattet werden. Es ist ja so ähnlich bei den Zauberern, die ihre Tricks nicht verraten – nur in der Literatur  ist es kein Trick, sondern der Blick in die Werkstatt: auf die Zutaten, das Zubehör. Auch das gehört sich eigentlich nicht. Tja, das ist der Sinn der Ausnahme.

   Ich hatte mal einen umfangreichen Essay dazu geschrieben, artete mit über 20 Seiten schon fast in den Vorentwurf eines Sachbuches aus, das erspare ich Euch allen an dieser Stelle; seid also dankbar. Ich will ja nicht auch noch die letzten Leser verschrecken – und langweilen darf man schon gar nicht als Schreiberling, wenn man bemerkt werden möchte.

   Literatur setzt sich immer auch aus Phantasie zusammen, die aber gespeist wird durch eigene Erfahrungen und das einem Zugetragene (Film, Buch, Aufgeschnapptes, Gespräche). Das alles wirkt auf den Träumer oder Spinner ein und will verdaut sein – also diesmal mehr obenrum. Und dann scheidet der Autor aus, Verdautes und auch Unverdauliches, es kommt zu  Papier. Durch die Phantasie ist das alles aber unkenntlich, vermengt und mehr oder weniger abgerundet. Und was letztlich real ist, weiß der Verfasser selbst für gewöhnlich mit der Zeit gar nicht mehr (ähnlich wie ein Lügengebäude, nur einstürzen sollte es nicht).

   Und hier, liebe treue Leser – sind wir beim CHINAMAN – ja, es ist wahr! Dem Ober entglitt beim Anzünden der Tischkerze ein leises Scheiße – und das war für mich eine überraschende Wahrnehmung – war hier doch ein asiatischer Mensch richtig in deutschen Landen angekommen: WILLKOMMEN! Das gefiel mir – die ganze Mahlzeit über (Ente!) ging es mir nicht aus dem Kopf und daheim hatte ich dann diese Anekdote. Ja, ich gestehe, nur ein überraschend aufgenommenes Wörtchen ließ mich weiterspinnen. So simpel beginnt das mitunter.

   Ich hoffe, niemand ist nun enttäuscht … ich will doch nur unterhalten! Andere Autoren schütteln hochnäsig den Kopf, „unter Wert“ und „billiger Ausverkauf“ heißt es dann, weil sie nur anspruchsvollere Texte von mir schätzen. Ein anderes Publikum mag aber gerade diese Sachen von mir, denen geht meine eigentliche Literatur am Popo vorbei …so ist das, man kann es nicht allen recht machen. Aber das alles …bin ich.

   Noch mehr sollte ich aber nicht aus dem Nähkästchen plaudern. Es folgt nun eine Geschichte „eins zu eins“ erzählt („schwöre“): au verflixt, Nachtrag an dieser Stelle erforderlich, nachdem ich diesen ollen Klopper kopiert habe – am Ende der Anekdote habe ich dann doch wieder fantasiert, es ist aber auch ein Kreuz mit der Wahrheit (und ich bin doch fürwahr kein Reporter …und selbst die …) – also berichtige ich:
Über 90 % entsprechen diesmal der Wahrheit, noch weiter gehe ich aber nun nicht mehr. Bitte lesen Sie, viel Spaß.


   Nicht jeder Oma’s Sache

Von meiner Oma ist mir besonders ihr humorvolles Wesen, vor allem in den  unfreiwillig entstandenen Situationen, in Erinnerung geblieben.

   So war es auch bei einer Busfahrt des VdK*, ich, der Schüler, als Begleitperson dabei – bei einer Bekannten von Oma deren Enkelin. Schon hatte man uns Jugendliche zusammengesetzt, Oma saß für sich und die andere ältere Dame schon gerade, sie brauchte den Doppelsitz. Ein rüstiger Rentner stieg zu, ein Akkordeon oder Schifferklavier dabei, und er setzte sich auf den freien Platz zu meiner Oma. Dies war ihr eine Ehre; auch die übrige Busbelegschaft freute sich auf die zu erwartende musikalische Begleitung. Und die hob an, Lied für Lied – es wurde mitgesungen und im Takt die Köpfe gewiegt, dann wurde mitgesummt und letztlich verloren sich mit der Zeit auch noch die fröhlichen Pfiffe. Weniger wäre mehr gewesen, es setzte eine Übersättigung ein und nach Dutzenden von Volksweisen und derlei mehr hatten alle rundum genug – nur der beherzte Musikant nicht. Ich sah Oma, ihre sich langsam senkenden Mundwinkel, ihr drohendes Schweigen – und auf einmal, der flotte Einheizer wollte sich soeben wieder zu einem neuen Liederreigen aufmachen, faßte sich Oma ein Herz: „Sagen Sie mal, tun Ihnen eigentlich nicht die Finger weh?“ ---
„I-wo“, kam es prompt, „ich könnte stundenlang so weiterspielen!“ Gesagt, getan.

   Er verwirklichte seine Voraussage ohne erkennbare Mühe, und ob es auf dem Rastplatz war oder während der Fahrt, er vollstreckte unerbittlich die Preisgabe seines schier unerschöpflichen Fundus. Mir imponierte zumindest seine Gedächtnisleistung – wenn ich mir vorstelle, Oma hätte ihm auch noch die Noten gehalten ...

   Es wurde besichtigt, gegessen, alle wähnten sich der totalen musikalischen Unterjochung entrückt – da spielte er auf der Rückfahrt umso kerniger auf. Oder vielleicht kam es mir auch nur so vor, ich verspürte eine Verbissenheit, die alles  niedermachen wollte, oder es kann auch nur an den Märschen gelegen haben. Jedenfalls gab es kein Entrinnen, im Bus waren wir alle gefangen, gnadenlos.

   Es war der letzte VdK-Ausflug, an den ich mich erinnern kann, vielleicht war Oma ausgetreten, aus welchen Gründen auch immer, vielleicht wollte sie die Strapazen auch nicht mehr auf sich nehmen, welche auch immer.

   Jedenfalls hatte ich meinen Eltern den Vorschlag gemacht, Oma eine Platte mit „Quetschkommoden“-Musik zu schenken. Die Ahnungslosen fielen auf meinen so süffisant  als Scherz gedachten Vorschlag herein. Es dauerte lange, bis die Narben verheilten, aufgelegt hatte sie die Scheibe jedenfalls meines Wissens niemals.

   Und im Ort wird gemunkelt, daß es zu einer Enterbung gekommen sein soll, nur weil eine Enkelin  ihrer Oma ein Geburtstagsständchen hatte bringen lassen – es entzieht sich meiner Kenntnis, ob es meine kleine Busbekanntschaft war und ob gar besagter Musikus in Aktion getreten ist – überhaupt habe ich mir weitere Nachforschungen hierüber erspart. Es bringt auch eigentlich nichts.

   Was vorbei ist – ist vorbei.

* VdK: Verband der Kriegsopfer ( -hinterbliebenen?)
Gegoogelt: Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner heißt das heute (Sozialverband – ach so)

Mittwoch, 7. November 2012

Knigge bei Chinaman

Knigge bei Chinaman 
 ( zu : Hochmut kommt vor dem Fall ) 

Neulich, beim Chinesen. Ausgelassen nahmen wir Platz, bestellten, tranken, bestellten, aßen. Und als unser netter China-Man den Tisch abräumte und hierbei etwas Soße auf die Tischdecke tropfen ließ, wisperte er: "Oh, Scheiße." 
 Wir hatten richtig gehört, sahen uns schmunzelnd an, zahlten und wollten gehen, da ritt mich mit einem Mal der Teufel. Ich erklärte dem wieseligen Ober, daß es in Deutschland so sei, daß ´Scheiße` nur die simple, allgemein übliche Formel einer Entschuldigung sei, dem englischen ´Sorry` vergleichbar. 

 Wenn man es besonders höflich meine, heiße es ´Verdammte Scheiße, leck' mich am Arsch`. 
  Prustend verließen wir das höfliche Ambiente, malten uns in Gedanken schon die überraschten Gesichter anderer Gäste aus, wie es wohl ankäme, wenn unser kleiner China-Man seine Kundschaft so zu verblüffen verstehe. 
 Mit servilen Gesten geleitete er uns, buckelte eifrig bis zur Tür mit, als ich auch schon vor lauter Übermut die Stufe vergaß, der Länge nach auf die Dielen des Einganges knallte - und als ich mich mühselig wieder aufraffte, vernahm ich an meinem Ohr die bekümmerten Laute:
 "Veldammte Scheiße - leck' mich am Alsch!"