Das gehört so
(ich mache was mit – beim Mitmachen)
Zur Zeit
läuft in der Glotze ein für mich absolut nerviger Werbespot für ein Bier, in
dem es eingangs heißt: „Wenn aus Herrn Weber ….SEBASTIAN wird …“ und dann bin
ich schon aus dem Häuschen: einerseits die Kunstpause, ganz leicht angedeutet –
und dann ein kerniges Betonen des Vornamens – schrecklich. Es werden nur wenige
nachvollziehen können, weil jeder so seine eigene Skala der No-Gos hat (um bei der Sprache der
Überschrift zu bleiben).
Aber sowas
schafft mich, wenn suggeriert wird, hach, hier ist einer nun angekommen,
anerkannt im erlauchten Kreise von Hans & Franz, er wird akzeptiert, er
freut sich – „Ich gehöre nun dazu! Bin mittendrin, stehe nicht weiter abseits“
…ganz wichtig. Bloß nicht Außenseiter sein, „Das geht gar nicht!“ Ätzend,
hätte man noch vor kurzem gesagt – aus meiner Sicht, aus anderer wäre cool passender.
Das gab es schon immer, das wird immer so
sein. Rituale, Redewendungen, Verhaltensweisen. Bis zu einem gewissen Grade
auch für mich unumgänglich und somit erträglich – aber es gibt für jeden eine persönlich
empfundene Schmerzgrenze.
Beispiele, nur so, ganz spontan: Da treten
bei geschichtlichen Gedenktagen die hochdekorierten Veteranen auf,
ordensbehangen, weniger vom Alter als vom Klimperschrott gebeugt. Da lassen es
sich die Führungspersönlichkeiten „nicht nehmen“, die beschrifteten Bänder an
von Lakaien getragenen Kränzen zu glätten. Bei Einweihungen werden fröhlich Spatenstiche
vollzogen und für die Presse wird das Schippegrinsen aus dem Sandkasten
hervorgeholt. An Orten der Tragik –und es ist so sicher wie das Amen in der
Kirche- malt umgehend jemand mit dickem Filz auf einen Kartondeckel WARUM?. Ja … warum? Betroffenheit heißt
doch nicht Nachäffen – aber es symbolisiert die Hilflosigkeit, und die schon
ganz besonders: Warum? Ich denke, um irgendetwas zu tun. An den Bahren
(vielleicht auch erst Tragen) an Unglücksorten schleppen Dutzende mit, obwohl
nur 2 bis 4 anpacken können. Die Kameras nötigen geradezu. Die mit Brimborium
und hampelnden Garden empfangenen Staatsoberhäupter (allen voran amerikanische)
- die dolchen mit Zeigefinger und Strahlegesicht in die Bevölkerung – überall
kennen sie die Leute, wollen sie andeuten. Alberne Gesten für die dankbare
Presse. Die Kanzlerin macht es auch schon, na klar, das macht MAN so.
Nehmen wir alltägliche Beispiele, kennen
wir alle, wir sind auch Teil davon (gewesen) – die demonstrative Katerstimmung am
Morgen nach einer Feier, Dienst ist
Dienst – verstehen doch alle. Kerniges Zustimmungsgrienen, jaja, so ist das
bei uns. Der Berufsalltag mit Mahlzeit*,
Feierabend, Schönes Wochenende. Ist doch klar. Das sagt man so und alle
wissen, was anliegt, welcher Kummer, welche Sorgen zuverlässige Begleiter sind.
Das eigene Los tragen – nach außen gute Miene, warum auch nicht – Wie geht’s nicht wörtlich nehmen, am
Ende müßte man dann auch noch begründen, wie es so steht. Und wer will das
wirklich hören, in der eigenen Lage. Das alte Sprichwort sagt: Lach, und die
ganze Welt lacht mit dir – weine, und du weinst allein. Heiliger St. Florian …
Mein Vater war schon immer ganz wibbelig auf
den jeweils zweiten Feiertag, an dem er bei den Festtagsgrüßen bereits am
Morgen mit „schon bald gehabt zu haben“ souverän seine Grammatik auspackte. Das
sind so sicher erfüllte Erwartungen wie beim schiefen Turm von Pisa, der auf
Fotos selig grinsend von Urlaubern gestützt wird. Beim Tanzen – die ZDF-Finger gespreizt vor den Augen
längsziehen – überdeutliche Gänsehaut (bei mir). Und ich meine nicht das
begeisterte Härchen-Aufstellen auf den Armen, sondern dieses peinliche Rieseln
des Fremdschämens – im ganzen Körper. Aber bitte, bei jedem ist es anders – wir
sind alle individuell. Jeder ist einzig. Das sollte wohl sein. ALSO – an dieser Stelle nun mein Coming out (nur eines für Leser, denen es nicht vergönnt ist, es zu
sehen): Ich liebe es, Socken in Sandalen zu tragen – nach Möglichkeit
Tennissocken – klasse, sage ich nur!!! SO.
Den Sport habe ich noch gar nicht gestreift
– also Breitseite: Da schießt einer ein Tor, und ein paar Hansel um ihn herum
spulen die eingeübte Choreografie ab, derweil er sein wohlkalkuliertes Erfolgsszenario
vollzieht. Für mich noch unsäglicher sind die gegenseitigen Sektduschereien der
Rennfahrer – alberner geht es nicht. Auch Posen sind
dankbare Ziele für die Schnappschüsse: Wetz-Bolt’s braune Pfeilarme zum Himmel,
unermüdlich von der Journaille gefordert – das macht er natürlich (bei dem
Salär); der amerikanische Boxansager Buffer, der für seine gezogene Namensdehnungen
mit Geld in aller Welt geradezu zugeschissen wird (Bafffeeeeeer). Klappern
gehört zum Handwerk, schon gerade beim Schwergewichtsboxen, die Theatralik
steigert sich von Jahr zu Jahr – und laß erst mal einen den Klitschkos (es ist
lange mal wieder überfällig, bei welchem auch immer) auf die Glocke kloppen,
dann ist was gefällig …
So sicher wie nur was wird in Goldmedaillen
gebissen, ach was, Silber und Bronze beißen synchron mit – das muß einfach
sein, das war immer so, das ist ganz sicher auch in Zukunft so ….nervig. Die
Presse verlangt es, der Sportler spielt mit. Man stelle sich die Schlagzeilen
vor, er wage hochmütig gegen den Pressebefehl aufzumucken!
Haben Sie gemerkt, daß immer häufiger
mitgeklatscht wird, wenn der eigene Name fällt – im Ausland normal. Wir lassen
uns anstecken. Me and my wife – und nicht: Meine Frau und ich. Das kommt ganz
sicher – wie hieß es schon früher: Was wäre ich ohne mich. Aber meine Oma, die
Ihnen schon bekannte Philosophin Martha Becher, die sagte noch: MEINE WENIGKEIT
– das waren noch Zeiten (niemals hat sie das zwar wirklich gemeint – aber sie
sagte es!). Wenn ich mir vorstelle, sie schieße jetzt ein Tor und macht dann an
der Eckfahne Hula-Hoop-Gymnastik… ja, ich bin immer noch bei meiner Oma … und
diese Phantasie ist mir um ein vielfaches
lieber, als verblödete Reklamen zu erdulden.
Tut mir alle einen Gefallen, nur einen:
Kauft keine Produkte, mit deren Reklame Ihr verarscht werdet! Nehmt es als ganz
persönliche Revanche, mehr muß gar nicht sein. Bei mir ganz oben: das Telefon-Zähl-Beispiel
–so ähnlich wie zwei und zwei; die dusselig-dilettantischen Autoverglasungsmitarbeiter; die grenzdebile Müslireklame, vom Inhaber
selbst verzapft, und die ungezählten unsäglichen Sportskanonen (Vollblutsportler,
aber in Reklamen linkisch bis zum Anschlag) …. ach, ich wüßte noch soooo viele. Und ganz
besonders hasse ich Reklamen, in denen der Kunde begriffsstutzig, wahlweise
schwerhörig ist – damit das Produkt oft erwähnt wird: AB HEUTE NUR NOCH DAS
NEUE BLUFF! - Das neue Bluff? - RICHTIG; DAS NEUE BLUFF!!!
*
Es gab sie
aber von Anfang an, die MAHLZEIT-Verweigerer, ich habe einige
kennengelernt. Verbissen echoten sie gerade
eben NICHT mit im Chor des WIR, trotzig, beharrlich aufbegehrend – in der heutigen HALLO-Zeit ist das leicht
geworden, neutral zu antworten – Mit „Guten Appetit“ als Gruß versuchte damals
ein Kollege unverdrossen Neuland zu betreten: Aber wenn man nicht ißt und auch
nicht vorhat zu essen? Was bleibt dann? Es ist doch nur ein Gruß, Gemeinschaft
stellt er dar. Das macht man so. Das gehört sich einfach so, wenn man
dazugehört. Und wer will nicht dabei sein – was ist schon dabei.
Oder
meinen Sie etwa HOCHACHTUNGSVOLL, wenn Sie es unter einen ernsten Brief setzen?
Moin moin
AntwortenLöschenalso meine Wenigkeit kann dir in vielen Dingen zustimmen, und das mit der Wenigkeit kommt von mir tatsächlich auch ab und zu noch über die Lippen, und Moin Moin kannst du im Norden von Deutschland den ganzen Tag über sagen, wer es nicht kannte wurde aufgeklärt ;-)
Bei TV Werbung kann ich eigentlich sagen dass mich kaum Eine nicht nervt, da gibt es wenige Ausnahmen. Selbst Gismo reagiert "allergisch" wenn diese junge Frau im roten Kleid sich dreht und "fertisch" ruft. Den Ton mag er gar nicht.
Ich habe mich schon immer gefragt wie Menschen sich von Werbung so beeinflussen lassen können, und dann auch noch an die Versprechungen glauben. So "plont" kann man doch gar nicht sein.
Seis drum, ich werde mich später wieder über die Werbeeinblendungen bei der Formel 1 ärgern, ausgenommen dann wenn ich das stille Örtchen besuchen muss^^
Dir einen schönen Sonntag und ♥liche Grüsse
Nova
Mit herzlichem Dank Dir auch einen guten Sonntag - übrigens gibt es auch Reklamen, die ich mag, vornehmlich witzige und geschlechtsspezifisch auch mit reizenden Frauen, jünger ist kein Hindernis (meine La-Palma-Lady winkt jetzt ab, ich kann es mir bestens vorstellen). Aber unser gemeinsamer Hit war seinerzeit die Reklame für eine Familienkarrosse; der Vater räumt ordentlich Gepäck hinein, 2 Hallodris fahren daneben und der Fahrer spottet ob des emsigen Familienvaters, der wohl viele Kinderlein zu versorgen hat. Und dann kommen sie, Frau und 3 Töchter, wehendes Wallehaar in Zeitlupe, atemberaubende Feen - der Spötter bekommt umgehend von dem anderen eine gewatscht, denn der Blick des Vaters sagt - in diesem verminten Gelände habt Ihr Pfeifen nicht den Hauch einer Chance!!! Sabine und ich haben diesen Spot genossen - aber sowas von auf den Punkt inszeniert, das gelingt selten. Biba
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