Mein Deutsch 6
(ein Faß ohne Boden)
Fast hätte
ich mit SEXY (statt Folge 6) begonnen – heute ist doch alles sexy, achten Sie
mal darauf, die Inflation eines Wortes. Schade drum, der Begriff hätte so „sexy“
bleiben können… total ausgelutscht; der Mord an einem Wort.
Diesbezüglich überkamen mich letzte Nacht
keine Gefühle, als ich in der deutschen Übersetzung eines Bucherfolges aus den
Staaten las, ein sogenannter Spiegel-Bestseller. Wenn mich auch der Inhalt
reizt und das Druckerzeugnis bis zur letzten Seite in den Händen halten lassen
wird - es enthält Fehler, zu viele üble Fehler; in der Ankündigung für eine
Hochzeit heißt es: „Am Sonntag, den 15. Mai“ (wir erinnern uns: ohne Am hätte es ja gestimmt…aber vielleicht
ist das ja ein Kunstgriff der Autorin, von Übersetzern kongenial umgesetzt, daß
dieser Schnitzer genau so geplant ist? Ach nein, wieder zu früh entschuldigt, es
sollte nichts aussagen, außer: es ist ein weiterer Beweis für schlampige
Korrektur). Übrigens noch diverse offensichtliche Tippfehler, ganz übel. Aber
in einem Absatz, nur mal so als Beispiele, ist die Rede von „orangenem
Kleid – und eine Reihe weiter der Tiefschlag: sie trug auch noch „goldene
Armreifen“ – da hätte es mir um ein Haar doch gereicht.
Im Alltag bin ich es schon fast gewöhnt,
nicht nur von Menschen von der Straße (denen verüble ich sowas niemals), aber bei
Radiosprechern und TV-Größen, die nicht müde werden, das Mehrzahl-N gnadenlos
anzufügen, auch wenn keine Beugung vorliegt, z.B. „viele Wegen führen ins
Ziel“ (nun – dieser gewiß nicht!); „die Kellys spielten aber auch so viele
Instrumenten“ …Schluß jetzt!
Wäre das Buch fehlerfrei, könnte ich
zeitgemäß rufen: “Glückwunsch!“ Das macht man heute so, noch schlimmer „Gratulation!“
So richtig schön antiseptisch neutral prägnant – und hier erkennen wir schon
den Ursprung, warum man von persönlichen Redewendungen unserer Sprache
abweicht: Congratulations! Hätte
irgendjemand das auslösende Moment anders zugeordnet? Na, wie wär‘s: vielleicht
bald nur noch „GeWe“ – für G.W. und das für Glückwunsch – warum so viel Zeit
verschwenden … wir könnten es doch auf den Punkt, Pardon: die PUNKTEN bringen!
Bleiben wir bei der unerträglichen
Ami-Scheiße, die alles beeinflußt: Bei der Fußball-WM war es fortwährend zu
hören, also bei Sportübertragungen schlechthin geradezu üblich, vernehme ich
ständig die Formulierung „ein paar mehr Tage“ – statt früher: EIN PAAR TAGE
MEHR – natürlich, Anpassung an some more
days – aber klar doch! Ein paar mehr Tage – das klingt für mich nach einer
Verlängerung vom Urlaub an der See: Meer-Tage. Wie sagte der Titan neulich: „Jaaaa, Waaaahnsinn – der
Kopf ist mittlerweile wo ganz anders.“ Okaaay. Sicherlich, um die Satzstellung
unter Bedacht zu sortieren. Alles US-Staaten-beeinflußter Mist, und das quält
meine Ohren.
Diese Ja-Sager, verbreiten sich schlimmer
als jede Pest – aber dafür scheint mir das zögerliche „Ääh“ oder „Ömm“ in der
Alltags-Laberei im Rückzug begriffen. Okaaay. Eine Linderung irgendwie. Wo es mich
aber wirklich penetrant stört, das ist bei diesen Italienern, da gellt
Ohrwasser aufwirbelnd immerzu das zögerliche Sprach-Überbrückungs- „EEEEE“ –
und dazu die gezwirbelten Fingerspitzen erhoben – aber das ist ja Italien. „Okaaay.“
Und bei Interviews muß ich da durch und Ausländer ertragen. (Übrigens: Die
Okaaay-Seuche, hier mal so geschrieben eingeflochten - ein Hammer, oder? Hören
Sie heute mal hin – überall, jederzeit! Okaaay. Ich glaube, es ist über die
ursprüngliche Zustimmung hinaus mittlerweile ein Ersatz für das zackig-deutsche
„Jawoll!“
*
Was verkauft eigentlich eine
KIOSKVERKÄUFERIN?
*
Noch eine
Klarstellung in eigener Sache – weil ich angesprochen wurde (zu schreiben traut
sich ja kaum eine/r) – Jaaaa, dieser blog heißt:
Giftzwergs-
Stinkefinger
Warum nicht
Giftzwerg‘s Stinkefinger – das wäre doch konsequent nach meinen Eigenheiten –
der Autor, der es sich herausnimmt, weil er’s darf …
ÄÄÄömm, es
ist ja so: Eigenwilligkeit, auffallen, der Blickfang („eyecatcher“), man beachte
die Zwei-Reihen-Anordnung - und überhaupt: weil ich die Freiheit habe, es zu
können.
Ich schließe
mit der Anlehnung an die unvergleichlich unsägliche Müsliwerbung:
Jooh waischt, Karle –
des isch der blog von dem giftzwerg, der giftzwergs stinkefinger, des isch der
stinkefinger von dem giftzwerg – der
Giftzwergs-
Stinkefinger!!!
Schlimmer
geht’s nimmer – ich scheide dahin – Biba.