Samstag, 4. Januar 2020

Eher macht Greta Thunberg ein Nagelstudio auf…


Auf – ins neue Jahr!
(zur Lage des Autor-Seins)
Sie sprachen neulich, kurz vor Silvester, über Drehbücher, wie man ein paar verschwurbelte Charaktere nimmt, die Richtung des Stimmungsbildes vorgibt – und sie sich dann beharken läßt – ein ganz simples Spielchen. Macht richtig Laune, Herr des Geschehens zu sein. Kein Thema unter Autoren, zielgerichtet aber angerissen im Kreise von Freunden, Bekannten oder was so ähnlich tickt aus dem Umfeld: eine menschliche Wundertüte, Füllhorn aus Erfahrungen und Zeitspiegel - wie das sich halt so ergibt. Seine Frau machte das schon, wie immer, sie rief zusammen, und er verstand dies zu nutzen. Sein Ding war das banale Umfeld noch nie, aber er verstand, es weidlich auszukosten; wenn schon, denn schon. Für irgendwas mußten die Leute doch taugen.
Es beginnt mit unbedarfter Zuversicht der neuen Statisten, mit dabei aber auch die auf der Hut Ernüchterten, buntes Gewusel der Jetztzeit. Erfahrene Kränkung, erwachte Neugierde: Letztlich, wie überall, die Betroffenheit außer Acht lassend, zählte nur die Hauptsache: der Genuß von Speis‘ und Trank für lau.
Es fiel der Spruch, Menschen sind Jäger und Sammler. Der Autor korrigierte ungefragt: „Männer sind Jäger und Sammler, nur die Männer!“ Eine gerade erst hinzugestoßene Doppelnamige, die eh schon die Möglichkeit suchte, bei ihm einzugrätschen, mit kessem Schmollmund nun endlich eine von ihr rhetorisch gemeinte Frage schnippisch grinsend in die Runde werfend: „Und was ist da bitte mit den Frauen?“, an Fingerspitzen das Glas jonglierend, verharrend im angedeuteten Schluck, die andere Hand zum Klapphändchen läppisch elegant schlaff aus dem hohen Arm herabhängend. Nobelste Markenkleidung, wie einem Laufsteg entsprungen.
Auf die hatte der Autor gerade noch gewartet. Die Zurückhaltung war alkoholbedingt längst aufgegeben. „Nur die Männer, das sollte wohl hinreichend bekannt sein – sowas weiß man doch! Frauen sind, ja, auch Menschen, natürlich, aber doch für die Brut zuständig …und die Höhle sauberhalten, fertig.“ Das saß doch recht ordentlich, zumal es auch noch stimmt. „Die Katholische Kirche, die ach so Heilige, die hat das schon immer gewußt und sich niemals davon distanziert!“ setzte er noch, so richtig in Laune, einen drauf, vielleicht eine Spur zu laut.
Sie verschluckte sich an Ungetrunkenem. „Wie bitte?“ Sie hockte nicht mehr auf der Kante der Sofalehne, nun suchte sie festen Halt, scharrte quasi mit den Hufen, strich ihr Kostümchen mit der auf einmal unschlaffen Hand unnötig glatt, nahm Stellung auf. „Nur weil Sie selbst wohl kein Jäger sind – und es ist hinreichend bekannt, wie Sie Ihr Anwesen, Pardon: die Höhle, vollsammeln, machen Sie sich somit in unserem Territorium breit, wo wir doch Kinder säugen und herumfeudeln sollen?“ Sie machte sich sogleich zum Sprachrohr der verstummt entsetzten Frauen. Die selbsternannte Sprecherin erhöhte die Stimmlage bedrohlich.
Er dankte Gott, von ihm aus jovial auch Göttin, inständig in Gedanken auf Knien – hier, in seinem heimischen Umfeld, bestand kein Zwang zur Duzerei, kein Ikea- und Sozen-Umfeld – was für ein Segen! Seine Frau hatte eingeladen, nicht er. Er mußte nicht bis zum Letzten dabeibleiben. Die Stimmung kochte bedrohlich leise hoch, überall erstarb Gemurmel, Köpfe schwenkten sich Hähnin und Hahn zu (so hatte er doch eines seiner früheren Bücher benannt; und es jahrelang bereut, die konservative Reihenfolge in der Benennung der Kontrahenten umgekehrt zu haben): Heute würde er es entschlossen Hahn & Hähnin nennen – aber nun war es zu spät.
Richtig – ich bin Sammler, kein Jäger. Von Sammlerin oder gar Jägerin war noch nie die Rede. Aber Sie, als Frau – sind, Pardon, halt nur Frau, nicht Herrin. Keine Wertung, nicht falsch verstehen: nur die nüchterne Tatsache aus der Evolution.“ Ein schon leicht lallender Unterton. Es wurde anstrengend, verbissenes Beharren auf beiden Seiten. Es reichte. Einlenkender Smalltalk wurde von versöhnlichen Geistern hinzugefügt, verkrampfte Entzerrung der verfahrenen Situation. Man hörte über das Wetter mutmaßen. Beide wurden diplomatisch von Mutigen getrennt, Bemühen um Frieden im Hause. Dies durfte schließlich noch nicht das Finale sein!
Der diplomatische Abgang erfolgte schon bald in rascher Abfolge, denn sie hatten sich nichts mehr zu sagen, ziemlich gleichschnell machten sie sich ohne große Mühen aus dem Staub: Sie durch die Tür und raus aus diesem Haus, er nach oben in sein Sammlerparadies.
Seine Frau kam eine ganze Weile später nach und seufzte, um Gelassenheit bemüht, ohne Umschweife: „Das war ja mal wieder ein Volltreffer. Dazu kann ich nur gratulieren.“
Amüsiert frickelte er weiter in seiner Sammlung zur Beruhigung herum, zufrieden darauf verweisend, daß er diese Schnepfe auch nicht eingeladen habe, zudem war schließlich Ziel und Zweck des Empfangs, der Produzent der Filmgesellschaft, ohnehin nicht gekommen. Vergeudete Zeit also. So seine Meinung.
Nicht ganz, mein Lieber. Gewiß ging Dir diese, zugegeben: Zicke, vom ersten Moment ihres Auftauchens an auf den Keks, war mir sofort klar, diese Verbesserei, warum es immer noch Herr der Lage heiße, wieso Gott männlich sein soll, ach, diese ganze nervige Hochzieherei, aber ich kam ja nicht an Dich ran, um Einhalt zu gebieten, immerzu mußtest Du ja Dein Publikum pieksen, beäugen, unterhalten, testen und auf Verwertbarkeit wägen - und dann hast Du Dich auch noch reizen lassen.“
Die hatte es verdient. Wenn ich nur dran denke, wie die auf einmal hinzukam – woher eigentlich? Scheißegal, bis dahin war es noch recht amüsant, aber dann, diese austickende Pißnelke…“
Das war die Produzentin, Du Sammler!“
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Ach was, auf ins neue Jahr – was sollte sich jetzt noch ändern? Die Welt, ein Reigen aus Fakten und Fake-News – „so what“: Recht zu haben bringt nicht immer Segen, vor allem wenn es rücksichtslos herumposaunt wird – eher eröffnet Greta Thunberg ein Nagelstudio, aber die Menschen ändern sich doch nicht – NO WAY! Durch Sachbücher weiß ich nun, daß ich zu den alten weißen Männern gehöre (ohne im Trump-Lager zu landen). Schöne neue Welt der anonymen Shitstorms: vermeintlich aufgeklärte Weltoffenheit macht sich selbstzufrieden breit – es ist schaurig.
Willkommen im neuen Jahr!
Ich danke schon jetzt jedem, der mir glaubhaft das Gegenteil meiner schwarzhumorigen Einstellung vorlebt.