Donnerstag, 22. Februar 2018

Zuverlässig geregelte Alltagserwartung

Der Heimkehrer
Wenn ich von einem Winteraufenthalt zurückkehre, begegne ich früher oder später meiner Nachbarin aus Thüringen. Und so kommt es seit Jahr und Tag zu einer regelmäßigen Wiederholung. Diesmal habe ich es erweitert – es wird nicht wieder geschehen…schätze ich mal.
Ach, Herr Becher, Sie sind wieder da? Waren Sie wieder in MaLLorca?“
Erstens ja, zweitens nein: ich war, wie immer, AUF La Palma.
Ach ja stimmt, Las Palmas – ich kann es mir so schlecht merken. Manchmal sage ich ja auch Teneriffa, nicht wahr?“ (kicher, kicher)
Ich bin ehrlich gesagt schon froh, wenn Sie nicht Madagaskar oder Borkum sagen.
Aber schön braun sind Sie! Es war bestimmt schööön sonnig?“
Ja, das ist so in der Sonne, dort. Aber ich habe eh eine Grundbräune, mein Migrationshintergrund.
Wie?“
Nun ja, meine Eltern – Ostpreußen und Schlesien – der braune Osten.
Aber…“
Pardon, nicht Osten – Ferner Osten natürlich. Oder sollte ich sagen: Entfernter Osten?
Ich hab noch zu tun.“


Samstag, 3. Februar 2018

Depressionen

Die Sache mit dem verschlossenen Haus
(ein kurzer Abriß zur Verständlichkeit)
Depression? Kopf hoch, einfach mal zusammenreißen – fertig. Danke, das hilft ungemein, muß einem ja nur mal gesagt werden.
Heutzutage wird schon mehr verstanden, dennoch mache ich hier nun den Versuch, es ganz einfach zu erklären. Und was läge näher, als sich der Materie mit einem uralten Witz zu nähern: Was ist der Unterschied zwischen geistiger und seelischer Erkrankung? Der Geisteskranke antwortet auf die Frage, wieviel ist zwei und zwei : „Es ist Quadratur aus der Tomate Bio-total 123xy45 aus der Quotientenwurzel Hauptbahnhof minus Pi hoch 0,wx5“ …und endlos so weiter. Verrückt. Der seelisch Kranke antwortet:“Zwei und zwei ist vier….aber (seufz) das macht mich soooo ungeheuer traurig…“
Ich schildere es zumeist so, was Depression ist: Der Erkrankte schließt sich im Haus ein und wirft den Schlüssel aus dem Fenster auf die Straße. Unverständlich, natürlich, es ist ja auch krank und diese Form der Erkrankung nicht gegenständlich „begreifbar“ wie beispielsweise Aids, Krebs, Herzleiden oder Lähmung. Es ist nicht faßbar, nicht körperlich – und genau das macht es so verdächtig. Und wenn uns etwas suspekt erscheint, da machen wir einen Bogen, schauen weg, wir können nicht damit umgehen, weil wir es uns nicht vorzustellen vermögen. Da liegt also ein Schlüssel auf dem Weg, der nicht groß bemerkt wird, und es wird darüber gefahren, hinweg gehastet, ab und an weicht jemand aus. Manchmal legt ihn irgendwo jemand auf ein Mäuerchen, dann weiter im Trott. Der Therapeut, es ist ja sein Beruf, hebt den Schlüssel auf, steckt ihn ins Schloß, öffnet, ruft und erstellt die Rechnung – und es liegt am Erkrankten, ob er das Haus verläßt.
Und dann gibt es noch die ganz wenigen, erlesenen Menschen, die kommen herein und begleiten mit vollem Herzen den Eingeschlossenen aus dem Haus heraus.
Und für EUCH, die ich zuletzt geschildert habe, schreibe ich. Alle, die mögen, können meine Texte lesen – aber gewidmet sind sie diesen besonderen Menschen.