Multikulti
(meine höchst persönliche
Einschätzung, wie immer)
Multikulti –
was für ein fluffiges Wort. Und das könnte auch fröhliches und hoffnungsfrohes
Miteinander bedeuten, wäre der multikulturelle Umgang nicht so schwierig. Wir
machen uns doch zu gerne was vor: Friede, Freude …Firlefanz. Getanze auf
Stadtteilfesten, gutwilliges Aufeinandertreffen, farbenprächtig alles – jeder
bringt sich jedem nahe, schaut mal – so sind wir – und alle eilen
aufgeschlossen auf andere zu. Es ist aber auch zu schön. Und das meine ich
nicht nur ironisch, aber die Skepsis feiert nun mal mit bei mir. Denn zu jeder
schöngemalten Theorie gesellt sich schlechte eigene Erfahrung hinzu.
Ich hole ein wenig aus – wir sind alle
gleich, sagt uns das Grundgesetz. Was für ein Schmarrn – von gleichem Wert, das
in der Tat, und nur das ist sicherlich gemeint. Aber eine so oberflächliche
politische Einschätzung hat Folgen. Nicht nur die Menschen anderer Erdteile
sind anders – unsere direkten Nachbarn sind es auch! Der Europa-Wahn, der uns
alle geißelt durch seine nebulöse Tralala-Seligkeit, dieser Brüssel-Mist war
mir noch nie nachvollziehbar. Ja gut, ich weiß, zig Jahrzehnte keinen Krieg
mehr mit nebenan (wer sagt denn, daß es mit Grenzen nicht auch so sein könnte
und sich alles auch bei souveränen Eigenständigkeiten auf lange Zeit friedlich
entwickelt hätte?) – für so viele kreuzverschiedene Länder alles abgleichend normieren
scheint ja so gut, und wie toll es ist, den Euro zu haben…na, bedingt sage ich
mal lieber einschränkend. Wir sind mühselig vereinigte Staaten von Europa? Ein
Scheiß sind wir! Schauen wir doch mal genauer hin: in nahezu jeder „unserer“ europäischen
Nationen gibt es mehr oder weniger heftige Abspaltungskämpfe, seit Jahr und
Tag: Heftig bei Basken und Katalanen in Spanien, die eigenwilligen Sizilianer
in Italien, die Flamen und Wallonen in Belgien, die Korsen zu Frankreich, auch ganz
in der Nähe und viel schlimmer: die Türken und „ihre“ Kurden, nicht zu
vergessen Großbritannien mit dem bombigen (Nord)-Irland, Schottland, Wales …wir
mit unseren Bayern (kleiner Scherz, muß auch mal sein, obwohl…genauer
betrachtet…?), aber schauen Sie sich Jugoslawien an – ja, das gab es mal – und
wieviele Länder gibt es heute dort? UdSSR – ich fange gar nicht erst an zu
zählen – allüberall wird lautstark nach Unabhängigkeit gebrüllt, sogar
nachdrücklich mit Anschlägen vorgegangen. Jeder will sich und seine traditionelle
„eigenständige Kultur“ behaupten! Aber WIR sind ja eins. Die EU, oh Götze und
Moloch der Einfalt, wie herrlich, von der EU die optimistisch
zusammengeschusterten Vorgaben zu empfangen, damit wir zusammenrücken. Und in
der Wirklichkeit: Patrioten, wohin ich schaue (gewiß, nur Deutsche müssen sich
zögerlich verhalten, na klar, unsere Geschichte) – aber wir als einziger
richtiger Zahlemann weit und breit – Deutsche Land ja-a –aber sowas von klar!
Wir sind wieder wer! Wir sind wohl nicht mehr zu retten. Ganz dicht rücken wir
mit Schwachmaten wie Berlusconi, Idioten wie Erdogan und unzähligen anderen
Deppen, die sich zuerst mal ihr eigenes Schwänzchen vergolden, zusammen. Welche
Beglückung, z.B. den spanischen Stierkampf mitfördern zu dürfen! Und die
Herrscherhäuser…einfach nur süüüüß! Aber natürlich achten wir Eure Kultur,
keine Frage. Darf es noch was mehr sein? Es ist hinreißend hirnzerreißend.
Nicht auszudenken, wenn die alternativlose Mutti Merkel ausstiege – lieber
aussitzen lassen als abenteuerliches Stühle-Rücken (habe ich das nun positiv
gemeint? Ich fürchte ja).
Wir sind aus der Not geboren auf einmal ein
Einwanderungsland. Die von Macht- und Profitdenken gesteuerte Großherzigkeit
öffnet unsere Arme: Kommt alle her! Und es wird alles so schön, wenn wir
miteinander leben. Jeder steckt zurück, wir rücken zusammen, das wird schon.
Kompromiß ist und bleibt Mist. (Hand aufs Herz: geht es nicht um billige Putz-
und Pflegekräfte? Bißchen humane Sklaverei der Neuzeit meine ich zu erkennen.) Niemals
stecken alle gleich zurück, stets gibt es Unterlegene, und doch werden alle auf
ihr Recht, ihre Ansicht, ihre Kultur pochen – immer! Und wer erst mal erstarkt,
der kann auch obsiegen, das ist eines der ursprünglichsten Naturgesetze, den
Menschen gar nicht so fremd und fern. Wieso haben wir verlernt, die Augen
geöffnet zu halten? Ach richtig, die anderen greifen auch so die deutsche
Brieftasche ab, nur zu, bedient Euch. In unserer Freundlichkeit, aus der
Erbsünde geboren schuldbewußt aus schlimmen alten Zeiten, wollen wir nicht
anecken. Lieber geben wir nach – und immerzu Geld. Gnädig werden großzügige
Zahlungen kassiert, daran geknüpfte Erwartungen empört zurückgewiesen. Man mag
uns einfach nicht. Unser Geld ist nur erduldetes Schmerzensgeld, unter
Vorbehalt letztlich aber immer konsequent notgedrungen allzu großzügig
eingesackt (weil sie gerne so wollen aber nicht so wie wir können - Geld
lindert sicherlich die Vorbehalte – von wegen! Es schürt den Neid kurioserweise
noch obendrein). Der ewige Haß lauert hinter jeder geöffneten Hand. Sind wir
denn wirklich so beschränkt? Haben wir es nötig, um Zuneigung zu buhlen?
Nochmals: sie mögen uns nicht – aber unser Geld schon, auf das sie gierig schielen.
Dann leckt uns doch!
Zweckeinbürgerungen aus „sportlichen“
Gesichtspunkten (schwarze Skandinavier und was so alles für die Türkei über die
Tartanbahn rennt – und wir selbst sind ja auch nicht ganz ohne, irgendwie eine
kosmopolitische Seuche). Ich mag gerne Sport sehen, halte mich nicht für einen
Rassisten – aber wenn es so unglaubwürdig mit den Nationen zugeht, also ich
weiß nicht. Der da oder die dort – für welches Land trat dieser internationale
Mensch noch letztens an?
Diese 2.
Standortbestimmung in eigener Sache sollte eigentlich feige in der Giftküche
bleiben, überhaupt wie alle meine Essays (der Humor kommt dabei einfach zu
kurz). Ich bin als Einzelgänger keine gute Orientierung für weitherzige
Sozial-Romantik. Ich kann nur meine Beobachtungen notieren, Gedanken meines zugestanden
„gestörten“ Verhältnisses zur Gesellschaft (und das ist nicht schicksalhaft
geschehen, das ist bewußte Einsicht). Letztlich will ich für mich in meiner
Welt leben – und da bin ich nicht anders als andere im Grunde genommen auch
(ich hoffe, nicht so selbstverlogen – ich halte mich für undiplomatisch eigen).
Mir selber wäre eine WG bereits ein Horror, das servile „Was kann ich für Sie
tun?“ war mir stets suspekt – ich höre immer dieses „Wie kann ich an Ihr Geld
kommen?“ heraus. Meine Tür steht nicht mehr auf. Glaubt alle, was Ihr wollte –
die Erfahrung prägt, der Austausch kann Augen öffnen – aber wahre Gleichheit
wird es niemals geben. Das entspricht nicht dem menschlichen Naturell – und der Mensch ist nach wie vor Teil des
Konzeptes Natur. Auch wenn die Menschheit glaubt, zu obsiegen. Was für ein
Trugschluß!
Die einzige relativ sichere Erkenntnis ist
für mich: Ich habe so meine Zweifel an einem multikulturellen „Miteinander“. Für
Stunden ja, rund um die Uhr nein, für immer: niemals. Eine Illusion. Wie auch
das blödsinnige EUROPA. Macht und Geld sind das Ziel, nicht der Frieden, der
ergibt sich eher zufällig!
Was mir machbar erscheint, ist das tolerante
„Nebeneinander“ – und das ist weiß-Gott schwierig genug (per Nation eher als
per Ghetto in einem anderen Land). Aber eine Möglichkeit. Die einzig ehrliche
Chance. Nur so kann jeder bleiben wie er ist – und wo er ist. Sich offenarmig
austauschen, aber nicht den eigenen Standort aufgeben. Ehrlich bei sich selbst
bleiben und nicht heuchlerisch Wir sind
alle eins vorzugaukeln.
Nur: So lange die Welt in allen Winkeln und
Ecken beherrscht ist von diesem Wenn du
so bist wie ich, haben wir kein Problem zusammen zu sein! wird das alles
nichts mehr. Den verblendeten IS-Wahnsinnigen gegenüber müssen wir einräumen,
daß WIR in früheren Zeiten (Kreuzzüge und langzeitliche Nachwehen) auch nicht
gerade die Guten waren. Zeiten ändern sich, Völker wandeln sich nur ganz
zaghaft, Tradition ändert sich ums verrecken nicht – und zwar aus innen heraus
gebremst. Nach außen sich blendend offen geben halten sich alle in Wahrheit in
ihrem Kern bedeckt! Und das verstehe ich auch.
Was Schönes zum Schluß: Durch das Netz
geistert eine Szene, wie ein Interview mit einem „Musiker“ von einem sich kühn
nähernden Knirps unterbrochen wird – der wird dann kindgerecht einfach mal so zum
Zeitthema gefragt, ob er Ausländerkinder in seinem Kindergarten habe. „Nö, nur
Kinder.“ Eine wunderschöne Antwort die wir so ersehnen – aber bei aller Rührung
will ich nicht verkennen, daß auch Kinder gnadenlos fies zu anderen sein können
und dies nicht so ganz selten auch sind, weil z.B. die nicht so wie sie selber
ausschauen und sich ungleich verhalten. Das muß gar nicht mal anerzogen sein,
irgendwie steckt es in uns drin. Alles ist möglich, alles ist wahr. Nicht
verklärt betrachten: nüchtern die Realität sehen!
Und nun das wirkliche Ende meiner vorwiegend
skeptischen Betrachtung: Vorsicht, wer mir unbedingt zustimmt - schon Ansätze
sind gefährlich! Es gehe jeder seines Weges: Nur zu gerne lasse ich mir
Fehleinschätzungen nachweisen. Nur zu!