Samstag, 29. August 2015

MULTIKULTI

Multikulti

(meine höchst persönliche Einschätzung, wie immer)

Multikulti – was für ein fluffiges Wort. Und das könnte auch fröhliches und hoffnungsfrohes Miteinander bedeuten, wäre der multikulturelle Umgang nicht so schwierig. Wir machen uns doch zu gerne was vor: Friede, Freude …Firlefanz. Getanze auf Stadtteilfesten, gutwilliges Aufeinandertreffen, farbenprächtig alles – jeder bringt sich jedem nahe, schaut mal – so sind wir – und alle eilen aufgeschlossen auf andere zu. Es ist aber auch zu schön. Und das meine ich nicht nur ironisch, aber die Skepsis feiert nun mal mit bei mir. Denn zu jeder schöngemalten Theorie gesellt sich schlechte eigene Erfahrung hinzu.
   Ich hole ein wenig aus – wir sind alle gleich, sagt uns das Grundgesetz. Was für ein Schmarrn – von gleichem Wert, das in der Tat, und nur das ist sicherlich gemeint. Aber eine so oberflächliche politische Einschätzung hat Folgen. Nicht nur die Menschen anderer Erdteile sind anders – unsere direkten Nachbarn sind es auch! Der Europa-Wahn, der uns alle geißelt durch seine nebulöse Tralala-Seligkeit, dieser Brüssel-Mist war mir noch nie nachvollziehbar. Ja gut, ich weiß, zig Jahrzehnte keinen Krieg mehr mit nebenan (wer sagt denn, daß es mit Grenzen nicht auch so sein könnte und sich alles auch bei souveränen Eigenständigkeiten auf lange Zeit friedlich entwickelt hätte?) – für so viele kreuzverschiedene Länder alles abgleichend normieren scheint ja so gut, und wie toll es ist, den Euro zu haben…na, bedingt sage ich mal lieber einschränkend. Wir sind mühselig vereinigte Staaten von Europa? Ein Scheiß sind wir! Schauen wir doch mal genauer hin: in nahezu jeder „unserer“ europäischen Nationen gibt es mehr oder weniger heftige Abspaltungskämpfe, seit Jahr und Tag: Heftig bei Basken und Katalanen in Spanien, die eigenwilligen Sizilianer in Italien, die Flamen und Wallonen in Belgien, die Korsen zu Frankreich, auch ganz in der Nähe und viel schlimmer: die Türken und „ihre“ Kurden, nicht zu vergessen Großbritannien mit dem bombigen (Nord)-Irland, Schottland, Wales …wir mit unseren Bayern (kleiner Scherz, muß auch mal sein, obwohl…genauer betrachtet…?), aber schauen Sie sich Jugoslawien an – ja, das gab es mal – und wieviele Länder gibt es heute dort? UdSSR – ich fange gar nicht erst an zu zählen – allüberall wird lautstark nach Unabhängigkeit gebrüllt, sogar nachdrücklich mit Anschlägen vorgegangen. Jeder will sich und seine traditionelle „eigenständige Kultur“ behaupten! Aber WIR sind ja eins. Die EU, oh Götze und Moloch der Einfalt, wie herrlich, von der EU die optimistisch zusammengeschusterten Vorgaben zu empfangen, damit wir zusammenrücken. Und in der Wirklichkeit: Patrioten, wohin ich schaue (gewiß, nur Deutsche müssen sich zögerlich verhalten, na klar, unsere Geschichte) – aber wir als einziger richtiger Zahlemann weit und breit – Deutsche Land ja-a –aber sowas von klar! Wir sind wieder wer! Wir sind wohl nicht mehr zu retten. Ganz dicht rücken wir mit Schwachmaten wie Berlusconi, Idioten wie Erdogan und unzähligen anderen Deppen, die sich zuerst mal ihr eigenes Schwänzchen vergolden, zusammen. Welche Beglückung, z.B. den spanischen Stierkampf mitfördern zu dürfen! Und die Herrscherhäuser…einfach nur süüüüß! Aber natürlich achten wir Eure Kultur, keine Frage. Darf es noch was mehr sein? Es ist hinreißend hirnzerreißend. Nicht auszudenken, wenn die alternativlose Mutti Merkel ausstiege – lieber aussitzen lassen als abenteuerliches Stühle-Rücken (habe ich das nun positiv gemeint? Ich fürchte ja).
   Wir sind aus der Not geboren auf einmal ein Einwanderungsland. Die von Macht- und Profitdenken gesteuerte Großherzigkeit öffnet unsere Arme: Kommt alle her! Und es wird alles so schön, wenn wir miteinander leben. Jeder steckt zurück, wir rücken zusammen, das wird schon. Kompromiß ist und bleibt Mist. (Hand aufs Herz: geht es nicht um billige Putz- und Pflegekräfte? Bißchen humane Sklaverei der Neuzeit meine ich zu erkennen.) Niemals stecken alle gleich zurück, stets gibt es Unterlegene, und doch werden alle auf ihr Recht, ihre Ansicht, ihre Kultur pochen – immer! Und wer erst mal erstarkt, der kann auch obsiegen, das ist eines der ursprünglichsten Naturgesetze, den Menschen gar nicht so fremd und fern. Wieso haben wir verlernt, die Augen geöffnet zu halten? Ach richtig, die anderen greifen auch so die deutsche Brieftasche ab, nur zu, bedient Euch. In unserer Freundlichkeit, aus der Erbsünde geboren schuldbewußt aus schlimmen alten Zeiten, wollen wir nicht anecken. Lieber geben wir nach – und immerzu Geld. Gnädig werden großzügige Zahlungen kassiert, daran geknüpfte Erwartungen empört zurückgewiesen. Man mag uns einfach nicht. Unser Geld ist nur erduldetes Schmerzensgeld, unter Vorbehalt letztlich aber immer konsequent notgedrungen allzu großzügig eingesackt (weil sie gerne so wollen aber nicht so wie wir können - Geld lindert sicherlich die Vorbehalte – von wegen! Es schürt den Neid kurioserweise noch obendrein). Der ewige Haß lauert hinter jeder geöffneten Hand. Sind wir denn wirklich so beschränkt? Haben wir es nötig, um Zuneigung zu buhlen? Nochmals: sie mögen uns nicht – aber unser Geld schon, auf das sie gierig schielen. Dann leckt uns doch!
   Zweckeinbürgerungen aus „sportlichen“ Gesichtspunkten (schwarze Skandinavier und was so alles für die Türkei über die Tartanbahn rennt – und wir selbst sind ja auch nicht ganz ohne, irgendwie eine kosmopolitische Seuche). Ich mag gerne Sport sehen, halte mich nicht für einen Rassisten – aber wenn es so unglaubwürdig mit den Nationen zugeht, also ich weiß nicht. Der da oder die dort – für welches Land trat dieser internationale Mensch noch letztens an?

Diese 2. Standortbestimmung in eigener Sache sollte eigentlich feige in der Giftküche bleiben, überhaupt wie alle meine Essays (der Humor kommt dabei einfach zu kurz). Ich bin als Einzelgänger keine gute Orientierung für weitherzige Sozial-Romantik. Ich kann nur meine Beobachtungen notieren, Gedanken meines zugestanden „gestörten“ Verhältnisses zur Gesellschaft (und das ist nicht schicksalhaft geschehen, das ist bewußte Einsicht). Letztlich will ich für mich in meiner Welt leben – und da bin ich nicht anders als andere im Grunde genommen auch (ich hoffe, nicht so selbstverlogen – ich halte mich für undiplomatisch eigen). Mir selber wäre eine WG bereits ein Horror, das servile „Was kann ich für Sie tun?“ war mir stets suspekt – ich höre immer dieses „Wie kann ich an Ihr Geld kommen?“ heraus. Meine Tür steht nicht mehr auf. Glaubt alle, was Ihr wollte – die Erfahrung prägt, der Austausch kann Augen öffnen – aber wahre Gleichheit wird es niemals geben. Das entspricht nicht dem menschlichen  Naturell  – und der Mensch ist nach wie vor Teil des Konzeptes Natur. Auch wenn die Menschheit glaubt, zu obsiegen. Was für ein Trugschluß!
   Die einzige relativ sichere Erkenntnis ist für mich: Ich habe so meine Zweifel an einem multikulturellen „Miteinander“. Für Stunden ja, rund um die Uhr nein, für immer: niemals. Eine Illusion. Wie auch das blödsinnige EUROPA. Macht und Geld sind das Ziel, nicht der Frieden, der ergibt sich eher zufällig!
   Was mir machbar erscheint, ist das tolerante „Nebeneinander“ – und das ist weiß-Gott schwierig genug (per Nation eher als per Ghetto in einem anderen Land). Aber eine Möglichkeit. Die einzig ehrliche Chance. Nur so kann jeder bleiben wie er ist – und wo er ist. Sich offenarmig austauschen, aber nicht den eigenen Standort aufgeben. Ehrlich bei sich selbst bleiben und nicht heuchlerisch Wir sind alle eins vorzugaukeln.
   Nur: So lange die Welt in allen Winkeln und Ecken beherrscht ist von diesem Wenn du so bist wie ich, haben wir kein Problem zusammen zu sein! wird das alles nichts mehr. Den verblendeten IS-Wahnsinnigen gegenüber müssen wir einräumen, daß WIR in früheren Zeiten (Kreuzzüge und langzeitliche Nachwehen) auch nicht gerade die Guten waren. Zeiten ändern sich, Völker wandeln sich nur ganz zaghaft, Tradition ändert sich ums verrecken nicht – und zwar aus innen heraus gebremst. Nach außen sich blendend offen geben halten sich alle in Wahrheit in ihrem Kern bedeckt! Und das verstehe ich auch.
   Was Schönes zum Schluß: Durch das Netz geistert eine Szene, wie ein Interview mit einem „Musiker“ von einem sich kühn nähernden Knirps unterbrochen wird – der wird dann kindgerecht einfach mal so zum Zeitthema gefragt, ob er Ausländerkinder in seinem Kindergarten habe. „Nö, nur Kinder.“ Eine wunderschöne Antwort die wir so ersehnen – aber bei aller Rührung will ich nicht verkennen, daß auch Kinder gnadenlos fies zu anderen sein können und dies nicht so ganz selten auch sind, weil z.B. die nicht so wie sie selber ausschauen und sich ungleich verhalten. Das muß gar nicht mal anerzogen sein, irgendwie steckt es in uns drin. Alles ist möglich, alles ist wahr. Nicht verklärt betrachten: nüchtern die Realität sehen!
   Und nun das wirkliche Ende meiner vorwiegend skeptischen Betrachtung: Vorsicht, wer mir unbedingt zustimmt - schon Ansätze sind gefährlich! Es gehe jeder seines Weges: Nur zu gerne lasse ich mir Fehleinschätzungen nachweisen. Nur zu!

1 Kommentar:

  1. Ein Miteinander könnte funktionieren, aber nur wenn wirklich alle Seiten aufeinander zugehen und einen gesunden Mittelweg finden. Das umzusetzen bleibt Utopie, und ein neuer Störenfried kann auch alles gleich immer kaputt machen.

    Ich finde es immer schlimm hier zu sehen oder auch manchmal zu hören: Wenn sich "Ausländer" über die Canarios, deren Lebenweise und überhaupt beschweren. Sie selbst wollen sich in keinster Weise anpassen, geschweige ein paar Worte Spanisch lernen (die müssen doch auf einer Tourismusinsel Deutsch können), und dazu noch den großen "Macker" raushängen lassen mit absoluter Arroganz und Hochnäsigkeit. Ich finde diese Leute zum kotzen, meide sie auch und bin sowas von froh in einer Gemeinschaft von Tinerfeños zu wohnen. Das Beschnuppern von denen hat ein wenig gedauert aber sie haben schnell gemerkt wie ich ticke und dass ich genauso anpacke und helfe wie sie auch. Dazu sind mir auch einheimische Handwerker lieber als jeder Deutsche (eine Ausnahme), denn die wollen wirklich nur abzocken und liefern oftmals Mist.

    Wir sind alle gleich? Für mich das beste Beispiel in Amerika wo dunkelhäutige Menschen es oftmals immer noch schwer haben und nicht akzeptiert werden. Was dann auch zu deinem Abschluss passt. Habe die Szene auch schon gesehen und mein Herz wurde warm.

    Friede auf Erden? Weltfrieden....wird es nie geben oder halt erst wenn es "Bum" gemacht hat.

    Saludos

    N☼va

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Danke! ;)