Sonntag, 22. November 2015

Doppelgänger

Doppelgänger

(bin ich es – wirklich?)

Schon lange habe ich nichts mehr für meinen Blog getan…
(gut, wenn Sie es denn unbedingt wissen wollen: ich arbeite wieder an einem der Bücher, die Deutschland nicht braucht – aber ich, ICH brauche sie, verflixt).
Das wäre geklärt.
Nun muß ich aber SIE etwas fragen: Haben Sie schon früher den „Tatort“ geschaut, will sagen, den aus dem Saarland seinerzeit – mit Jochen Senf als ermittelnder Kommissar Max Palu (Palü gesprochen – Nähe Frankreich und so)? Nun, es geht darum, man sagt mir eine gewisse Ähnlichkeit nach zu dem Schauspieler Senf – ich unterlasse nun mal nähere Beschreibungen. Gut, Brad Pitt stand zu keinem Zeitpunkt zur Disposition, Vergleiche mit Ronaldo oder diesem Beckham wären eher weit hergeholt, dennoch: unangenehm ist es mir nicht. Und schon gar nicht seit jener Begegnung vor einigen Jahren, ich war noch im Berufsleben und streunte in der Mittagspause durch die City von Koblenz. Ich fuhr im Löhrcenter eine Rolltreppe hinab, ein Mann südländischer Herkunft betrat die aufwärts rollende Gegentreppe. Er sah mich, schaute nochmals, lächelte und hastete sein Laufband gegen die Richtung zurück, um mich in Empfang zu nehmen. Sein Zeigefinger fuchtelte in meine Richtung, er strahlte wie der sprichwörtliche Putzeimer und sagte: „Fernsehen!“ Nur dieses eine glückselige Wort: Fernsehen. Ich ahnte sogleich, wohin der Hase lief, lächelte verschmitzt, nickte mit leicht geschlossenen Augenlidern, tätschelte im Vorbeigehen seine Schulter, legte dann sachte betont gebieterisch meinen Zeigefinger auf die Lippen und gebot ihm somit einvernehmliches Stillschweigen – auch als TV-Größe muß man mal privat sein dürfen. Er verstand, schaute mich verständnisvoll nickend an – und verharrte in seiner euphorisierten Haltung, bis wir uns aus den Augen verloren. Im Nachhinein, der Schalk überkommt mich mitunter zeitversetzt, ist mir eingefallen, ich hätte ja auch einen Zettel aus meinem Ideen-Blöckchen reißen können, „Mostrich“ draufkritzeln und geheim erkannt weitertraben können. Nein, vielleicht besser PALÜ mit besonders auffälligen Pünktchen. Ach egal jetzt – ich stelle mir vor, wie er auch heute noch in weinseligen Runden seines Umfeldes die Anekdote um die Begegnung mit einem deutschen TV-Darsteller zum Besten gibt.
   Es sind also Jahre vergangen, ich habe mich schon längst wieder an ein Leben wie bei einem fast normaler Mensch gewöhnt (zumal das Saarland in der ARD nun anders besetzt wird …diese, diese…Dilettanten vom Sender, die) – es hat sich jedenfalls in den letzten Wochen folgende Geschichte entwickelt: Ich trinke immer, wenn ich als Ruheständler in die Stadt zurückkehre, in einem kleinen Altstadt-Café …einen Kaffee, richtig. Seit geraumer Zeit schiebt der Besitzer seine Servierhilfe lächelnd beiseite, steht sofort verbeugend bei mir und tut, als wisse er nichts von einem Käffchen für mich. Er übernimmt persönlich das Bedienen und wird gar nicht müde, mich mit leuchtenden Augen anzuschauen (Saarland-Krimis sind immer mal wieder in der Wiederholungsschleife der alten Tatorte).
   Ich muß jetzt noch nachträglich „voraus“schicken (bin ich nicht gut!?), daß mir mein „Insel-Management“ auf nötigendes Drängen meinerseits neue Visitenkarten verpaßt hat  - Autor Wolfgang Becher – und die Möglichkeit, mir per E-Mail Lobenshymnen zu meiner Web-Seite und meinem Blog zukommen zu lassen (natürlich keine Telefonnummer, man brauch ja auch mal Abstand). Ich hatte keine mehr (Autor stand, nebenbei bemerkt, auch viel zu unscheinbar im Schatten meines alles überstrahlenden Namens). Gerade in Buchhandlungen gebe ich sie gerne heraus – mitunter sind es freundliche Bücherwürminnen oder graue Buchmäuse, die das Kärtchen im Rahmen einer Unterhaltung mit „Oh, wirklich?“ entgegennehmen – ich eile stets unverzüglich von dannen (ich tue dann so, als könne ich den Rummel um meine Person nicht so vertragen). Aber ich weiß auch, wie hinter meinem Rücken Augen verdreht werden und „Oh Gott“ gemurmelt wird – und gewiß bin ich damit nicht gemeint. Mit Gott, meine ich.
   Zurück ins Café. Wir unterhalten uns immer, sogar noch über das Wetter hinaus, kurzum, ich zücke ein Kärtchen, wenn er mal kostenlos lesen wolle, die Möglichkeit, sich zu äußern, bestehe auch und so weiter … sein Lächeln gerinnt, er ist professionell weiter höflich, staunt mit „Ach-Was?“ und „Muß ich unbedingt mal schauen …und ich dachte, also eigentlich nahm ich an, Sie sind dieser Palli oder so, Tatort, wissen Sie …schon klar, der ist wohl ein wenig größer …“
„NEIN DA HABEN SIE MICH WOHL VERWECHSELT UND ÜBERHAUPT IST DER AUCH NEUN JAHRE ÄLTER“  …ich versuche die Fassung zu wahren.
  Ich bin noch ein paarmal ins Café gegangen, das Mädchen weiß längst von meinem Käffchen-Wunsch – und wenn der Chef da ist, winkt er kurz und hat immer sofort im Hinterstübchen zu tun. Banause.

   Da kommt mir eben die Überlegung, ob Jochen Senf schon mal darauf angesprochen wurde, daß er diesem schrägen Autor ähnlich sehe, gewiß, der Giftzwerg sei wohl wesentlich kleiner und sein Stinkefinger umso größer … aber diese Ähnlichkeit, diese Ähnlichkeit…