Mein Deutsch – Die
Fünfte
Auf 4 folgt
5 – „isso“ (so kurz kann man das heute sagen – aber schreiben?). Damit will ich
es dann für dieses Jahr gut sein lassen. „Nichts für ungut“ – seltsam
irgendwie, diese „altfränksche“ Formulierung – da darf es mich dann auch nicht
wundern, wenn der in seinem Metier von mir hochgeschätzte Hape Kerkeling von
seinen Synchronarbeiten zu einem Trickfilm mit den Worten berichtet, daß es
„nicht unanstrengend“ gewesen sei. Diese Formulierung ist gewiß nicht
unumständlich (oder ist da jetzt ein Schlenker zuviel drin – egal). Heute geht
es um eine Art Resteverwertung, was mir noch so aufliegt, sprachlich gesehen,
diesmal also nicht unsportlich sehen! (Die Sport-Fuzzis hatte ich ja letztens
auf dem Korn).
Dieser Tage, bei der Nachlese zu anderen
großen Fußballspielen, nannte man auch Chile – ich habe noch nie gehört, daß
von „Kile“ die Rede wäre – wie KINA. (Oh Pardon, noch mal ein kleines
Nachtreten).
Aber ich wollte erst mal noch auf die mir
seit Jahr und Tag auffallende sprachliche Gigantomanie zu schreiben kommen, ja,
sowas wie „SUPERgau“. Vor Jahren im Büro fiel es mir schon seit einiger Zeit übel
auf. Ständig fielen Worte wie super, Spitze, hervorragend, großartig,
phantastisch, grandios, phänomenal oder zumindest wunderbar – bei Pipifax, wie eine
aufgehobene Büroklammer, Übergabe eines Lochers, der griffbereite Kuli. Eine
großspurige Welt.
Das Sprachgefühl scheint eine aussterbende
Spezies. Ich hatte mich längst an den Polizei-Jargon gewöhnt mit „es erscheint,
taucht auf“. Aber was mir nicht behagt, ist „genießen“ – für einfaches …ja was
eigentlich, simples Wahrnehmen. „Qualität“ enthält für mich auch so eine
positive Neigung – und das stimmt leider nicht, denn das Verbrechen hat in der
genossenen Zeit eine ganz andere Qualität gezeitigt. Ja, soweit klar. Ich
gewöhne mich dennoch nicht daran. Aber das ist alles irgendwie „alternativlos“.
Jetzt sind wir im Politischen, bei Mutti –
und ihr sehr ergebenes Bubchen, dieser Steffen Seibert, sang ja neulich ein
Loblied auf die Freundschaft zu Amerika – zu den Staaten! Toll, diese
einseitige Dusseligkeit – deren Unterwanderung unserer Sprache hat mich schon
lange aufhorchen lassen, dafür brauchten
sie gar nicht im Gegenzug abgehört zu werden, das erfolgt lautstark allerorts
und tagtäglich. Und willig begrüßen unser leicht begeisterbares Volk diese
Segnungen der Anglizismen. „Ich scheiß auf solche Freundschaft“ …ach Gernot
Haßknecht, das sind doch alles nur „Peanuts“. Der Ami-Einfluß ist einfach „nicht
nicht unabwendbar“, finde ich. Wenn ich nur an deren Einstellung zu Filmen
denke: Niemals nackte Brüste, Herr-im-Himmel, nein! Gott bewahre, säuisch
reden, klar doch, hemmungslos, aber nur nichts zeigen! Nippel & Pimmel – NO WAY! Aber Kriegs- und
Western- und Krimiszenen mit in Zeitlupe zerfetzten Leibern – das schon. Tolle
Moral! Was die uns da „lernen“ – ja, schon nächster Punkt. Lehren und Lernen,
da hätte man doch in der Schule bei den „Lernern“ besser aufgepaßt. Aber nein,
dumm wie Brot, wie Staub wie …und was die nachrückenden Generationen sonst so
geistreich absondern. Den überbordenden schwachsinnigen Phrasen ist keine
Grenze gesetzt: Pipi in den Augen …oh mein Gott.
Ich komme nun zu einem Kernpunkt, die
sprachliche Korrektheit. Ja, genau das Thema für einen giftzwergMÄÄN –
politisch korrekt. Als ich noch im Dienst war, und auch da lag es schon zwei Jahrzehnte
zurück, kam von ganz oben die Anweisung, daß es nicht mehr „Zigeuner“ heiße –
der öffentliche Dienst schreibe nun nur noch „Sinti & Roma“ (hören Sie mal
bei diesen sich bewußt voneinander abgrenzenden Volksgruppen nach, wie
begeistert die sind, da wird locker „geeintopft“, was nicht zusammen gehört).
Egal, jedenfalls wurde schnell gewitzelt, ob man abends im Theater vor dem
Sinti-Baron noch ein Roma-Schnitzel esse …so verlange es doch das ISM – das
„Mysterium des Innern“. Darauf einen Ne…Schokokuß (Stefan Remmler von Trio bei
der Ansage seines Songs Mein Freund ist
Neger: „Wer mit dem Wort „Neger“ Probleme hat, sollte sich doch mal
untersuchen lassen, wo das wirkliche Problem bei ihm bestehe“ …das war bei
einem Wohltätigkeitskonzert für Integration und gegen Fremdenhaß!) – Neger ist
eben nicht gleichbedeutend mit NIGGER!!! Aber wir sind ja soooo unantastbar und
vorauseilend gehorsam freundlich.
Lebendiges Deutsch, nach „Fußballer“Art (ich habe Vertrag) und mit
unerschütterlichem „Verona“-Reiz (sone
Männern)- wurscht, Hauptsache, die Frisur stimmt – und das muß für
„verkopft“ reichen.
Da nimmt es nicht wunder, daß neuerdings so wenig geschrieben wird. Ich selber hatte in Deutsch eine 3 – und, was ist aus mir geworden!?!….Drei plus, geht klar. Aber ich bin jetzt frei – auch kein Innenministerium schreibt mir was vor aufgrund der dubiosen und lachhaft unausgereiften Rechtschreibreform, lanciert von einem Möchtegern in der sich mächtig geglaubten Duden-Redaktion, der meinte, er bestimme nun deutsches Geschreibe – der Knilch, der sich für Knigge hielt, dieser vermeintliche Rechtschreib-Kanzler! Die Rotstifte der Lehrer habe ich gottlob schon sehr lange nicht mehr zu fürchten, es ist himmlisch, exorbitant, genial und gigantisch, exorbitant und oberaffentittelgeil ….nun ist es Zeit, damit aufzuhören. Und das soll man doch, wenn es am schönsten ist, nicht wahr? Danke.