Samstag, 2. März 2019

Ach ja, das liebe Geld

Jonglagen, eigenwillig
(mit Geld)


Ja doch, ich nehme es gleich vorweg: gegen Hungersnot, Flucht und Krieg ist es nichts – aber, meine geschätzten Lesenden, wir alle haben so unsere eigene Toleranzgrenze, was uns individuell nervt. Gerade ich als überzeugter Einzelgänger habe so einige Reibungspunkte zu „beklagen“. Aber künstliche Aufregung kann auch amüsant sein. Ein ganz spezieller „Spaß“.
 

Es geht hier und jetzt um das Herausgeben von Wechselgeld: Ich zahle mit einem größeren Geldschein, und es kommen kleinere Scheine und ein Mix aus Münzen zurück. Wo hier ein Problem ist? Ein echtes Giftzwerg-Problem ist die Art und Weise, wie es mitunter zelebriert wird, und schon gerade im Ausland. Also: ich kenne es von früher und bei uns so, da wird auf den Fuffi für 12,53 Euro hinauf gezählt: 12,55, 12.60, 13, 15 – und ein Fünfer-, ein Zehner- und ein Zwanziger-Schein. Fertig. Nicht so, wenn man mich nerven will: da werden von der Frau hinter der Theke der Zwanziger, der Zehner und der Fünfer als Teller verwandt, darauf aufgetürmt: 2 Euro, 40 Cent, 5 Cent und 2 Cent – günstigstenfalls 7 Münzen, zumeist aber mehr….jawohl: ein Türmchen Münzen wird auf dem Scheine-Teller balancierend herübergereicht; klar, die Münzen verwackeln leicht – bis sie bei mir sind, kullern schon die ersten. Heißa, bei mir setzt das Frohlocken ein. Und dies könnte mich dazu bringen, generell mit Karte zu zahlen, weil es mich schier aufbringt – diese Tätigkeit von Lieschen Dusselig-Blöd und ihre Jonglage (da bin ich geneigt, grundsätzlich für die Kartenzahlung zu plädieren, das ist aber eine Kolumne für sich). Manche präsentieren auch die Münzen, auf den Scheinen und dem Kassenzettel ausgebreitet, übersichtlich – die Geldnoten verschwinden beinahe. Und: es sind stets junge „FachkräftInnen“, die das veranstalten.

Wenn ich schon angefressen bin, weil ich gesehen habe, wie das Türmlein entsteht, dann mime ich den Herrn Tatterich, lasse meine Empfänger-Hand entgegen flattern, brauche nur ganz leicht die Gegnerin zu berühren, und das Türmchen fällt zusammen, Münzen kullern, mitunter nicht nur auf der Theke, manche müssen im Laden verfolgt werden, weil sie das Roller-Gen haben. Und Fräulein Gucktsodoof-Istesauch staunt. Ja, wie konnte es nur soweit kommen? Für mich eine rhetorische Frage, für die „dämliche“ Nachwuchskraft anscheinend nicht.


Wird mir die Bastelarbeit (Tablett mit Türmchen balancierend) hingehalten, halte ich mitunter aufgekratzt meine Almosenpatschen daneben – nun ist die Leuchte an der Theke verwirrt, glotzt mich mit ihren bemalten Kuhaugen einfältig an: soll sie alles auskippen oder wie? Tja, Dummerle – wie kommt nun der Salat von A nach B? Sie war doch so ihrer Turm-Bauerei hingebungsvoll erlegen. Was denkt sie, wie ich es empfangen soll – denkt sie eigentlich wirklich?


Bin ich richtig, so richtig aufgebracht, die dritte Jonglage des Tages eventuell schon, dann nehme ich das manikürte Pfötchen, kippe das Türmelein in meine Hand, nehme die Scheine und lege sie nachdrücklich auf den Tresen. Dann zähle ich nach und sortiere gemächlich in mein Portemonnaie hinein. Bedächtig, gaaanz langsam. Ich habe Zeit – und jetzt schon gerade.


Ich habe auch schon das Türmchen zerlegt, baue genau so ab, wie es entstanden ist, nur umgekehrt – sie kann die Hand ja weiter bereithalten – bis es sie zur Ungeduld veranlaßt und sie die Scheine selber schon mal separiert, weil ich noch nicht durch die Münzen hindurch bin. Auch gerne gesehen: Seitenblicke oder verdrehte Augen – das mag ich besonders – dann wird es aufregender und spannender: wie wird das alles noch enden?


Wie schon gesagt, jeder hat so seine Berührungspunkte, wo man geradezu darauf wartet, daß es wieder gestartet wird – und dann unternimmt man was, eine Gegenaktion zur Verteidigung. So will es das Leben.
Und ja – ich habe auch richtige Probleme.
Interner Hinweis:
Die Doppelnamen sind Bernd Stelter gewidmet – „Stelter-Gate“, sage ich nur…noch nie habe ich ihn so geschätzt!