Samstag, 19. Juli 2014

Weil ich es nicht lassen kann

Mein Deutsch 6
(ein Faß ohne Boden)

Fast hätte ich mit SEXY (statt Folge 6) begonnen – heute ist doch alles sexy, achten Sie mal darauf, die Inflation eines Wortes. Schade drum, der Begriff hätte so „sexy“ bleiben können… total ausgelutscht; der Mord an einem Wort.

   Diesbezüglich überkamen mich letzte Nacht keine Gefühle, als ich in der deutschen Übersetzung eines Bucherfolges aus den Staaten las, ein sogenannter Spiegel-Bestseller. Wenn mich auch der Inhalt reizt und das Druckerzeugnis bis zur letzten Seite in den Händen halten lassen wird - es enthält Fehler, zu viele üble Fehler; in der Ankündigung für eine Hochzeit heißt es: „Am Sonntag, den 15. Mai“ (wir erinnern uns: ohne Am hätte es ja gestimmt…aber vielleicht ist das ja ein Kunstgriff der Autorin, von Übersetzern kongenial umgesetzt, daß dieser Schnitzer genau so geplant ist? Ach nein, wieder zu früh entschuldigt, es sollte nichts aussagen, außer: es ist ein weiterer Beweis für schlampige Korrektur). Übrigens noch diverse offensichtliche Tippfehler, ganz übel. Aber in einem Absatz, nur mal so als Beispiele, ist die Rede von „orangenem Kleid – und eine Reihe weiter der Tiefschlag: sie trug auch noch „goldene Armreifen“ – da hätte es mir um ein Haar doch gereicht.

   Im Alltag bin ich es schon fast gewöhnt, nicht nur von Menschen von der Straße (denen verüble ich sowas niemals), aber bei Radiosprechern und TV-Größen, die nicht müde werden, das Mehrzahl-N gnadenlos anzufügen, auch wenn keine Beugung vorliegt, z.B. „viele Wegen führen ins Ziel“ (nun – dieser gewiß nicht!); „die Kellys spielten aber auch so viele Instrumenten“ …Schluß jetzt!

   Wäre das Buch fehlerfrei, könnte ich zeitgemäß rufen: “Glückwunsch!“ Das macht man heute so, noch schlimmer „Gratulation!“ So richtig schön antiseptisch neutral prägnant – und hier erkennen wir schon den Ursprung, warum man von persönlichen Redewendungen unserer Sprache abweicht: Congratulations! Hätte irgendjemand das auslösende Moment anders zugeordnet? Na, wie wär‘s: vielleicht bald nur noch „GeWe“ – für G.W. und das für Glückwunsch – warum so viel Zeit verschwenden … wir könnten es doch auf den Punkt, Pardon: die PUNKTEN bringen!

   Bleiben wir bei der unerträglichen Ami-Scheiße, die alles beeinflußt: Bei der Fußball-WM war es fortwährend zu hören, also bei Sportübertragungen schlechthin geradezu üblich, vernehme ich ständig die Formulierung „ein paar mehr Tage“ – statt früher: EIN PAAR TAGE MEHR – natürlich, Anpassung an some more days – aber klar doch! Ein paar mehr Tage – das klingt für mich nach einer Verlängerung vom Urlaub an der See: Meer-Tage. Wie sagte der Titan neulich: „Jaaaa, Waaaahnsinn – der Kopf ist mittlerweile wo ganz anders.“ Okaaay. Sicherlich, um die Satzstellung unter Bedacht zu sortieren. Alles US-Staaten-beeinflußter Mist, und das quält meine Ohren.

   Diese Ja-Sager, verbreiten sich schlimmer als jede Pest – aber dafür scheint mir das zögerliche „Ääh“ oder „Ömm“ in der Alltags-Laberei im Rückzug begriffen. Okaaay. Eine Linderung irgendwie. Wo es mich aber wirklich penetrant stört, das ist bei diesen Italienern, da gellt Ohrwasser aufwirbelnd immerzu das zögerliche Sprach-Überbrückungs- „EEEEE“ – und dazu die gezwirbelten Fingerspitzen erhoben – aber das ist ja Italien. „Okaaay.“ Und bei Interviews muß ich da durch und Ausländer ertragen. (Übrigens: Die Okaaay-Seuche, hier mal so geschrieben eingeflochten - ein Hammer, oder? Hören Sie heute mal hin – überall, jederzeit! Okaaay. Ich glaube, es ist über die ursprüngliche Zustimmung hinaus mittlerweile ein Ersatz für das zackig-deutsche „Jawoll!“

*
   Was verkauft eigentlich eine KIOSKVERKÄUFERIN?
*

Noch eine Klarstellung in eigener Sache – weil ich angesprochen wurde (zu schreiben traut sich ja kaum eine/r) – Jaaaa, dieser blog heißt:

Giftzwergs-
Stinkefinger

Warum nicht Giftzwerg‘s Stinkefinger – das wäre doch konsequent nach meinen Eigenheiten – der Autor, der es sich herausnimmt, weil er’s darf …
ÄÄÄömm, es ist ja so: Eigenwilligkeit, auffallen, der Blickfang („eyecatcher“), man beachte die Zwei-Reihen-Anordnung - und überhaupt: weil ich die Freiheit habe, es zu können.
Ich schließe mit der Anlehnung an die unvergleichlich unsägliche Müsliwerbung:
Jooh waischt, Karle – des isch der blog von dem giftzwerg, der giftzwergs stinkefinger, des isch der stinkefinger von dem giftzwerg – der
Giftzwergs-
Stinkefinger!!!

Schlimmer geht’s nimmer – ich scheide dahin – Biba.

6 Kommentare:

  1. Also dieser pöööööse Stinkefinger der, muss er denn immer so stinken...öhm...schimpfen *gg*

    Bezugnehmend auf die Buchkorrektur habe ich schon einmal gehört das es heute teilweise gar nicht mehr gemacht wird bzw. Autoren sich das Geld sparen wollen. Soviele Verlage die auch irgendwas auf den Markt "knallen" und wenn ich dann oftmals höre wer nicht alles ein Buch schreibt. Da wollen selbst Leute die noch nie auf Teneriffa waren tatsächlich ein drittes Band (wohlgemerkt>Band 1 und 2 sind auch noch nicht veröffentlicht) auf der Insel spielen lassen *kopfklatsch*

    Bei den Armreifen musste ich auch erst überlegen...isses nun als Dativ gesehen oder war der Nominativ der Tod :-))), aber meine Nackenhaare kamen sofort bei dem orangenem hoch....boa, da schüttelt es mich immer.

    Da liebe ich dann doch meine Erinnerung (ich bin alt-vielleicht schon mal geschrieben) an meine Schulkollegin die in einem Aufsatz die "tote Leiche kam angeschwommen" geschrieben hat. Das Gelächter werde ich mit ins Grab nehmen ;-)

    Also, weiter so, geht immer schlimmer wenn man möchte. In diesem Sinne wünsche ich dir einen schönen Sonntag, gehab dich wohl und lass mich dir Grüsse senden

    *winke*

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  2. ups...zu schnell geklickt, also für Fehler übernehme ich zwecks keiner Korrekturmöglichkeit nicht die Haftung *lacht*

    (wollte u.a. das O groß schreiben)

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  3. ICH BIN ABER ÄLTER als wie DU! Eines Tages wache ich auf und bin tot. An den eigenen Schreib-Patzern lernt man am besten - ich hatte es schon mal gebracht: im 1. Schuljahr schrieb ich Eimer mit 2 M und einer 3 : 3mmer. Und oh Wunder, mein Sitznachbar ...auch!
    Und damit einen vergnüglichen Sonntag - hier hat heute übrigens schon die Sommer-Rückbildung eingesetzt: alles naß, alles grau - aber FRISCHE LUFT kommt ins Häuseken!!!

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  4. Hallo Wolfgang,
    seit der Rechtschreib-Reform ist die Rechtschreibung nicht mehr mein Ding, da ich mich nie mehr um eine korrekte Schreibweise gekümmert habe. Daher ist es mir auch egal, wenn andere Fehler produzieren - so meinetwegen in Büchern. Wie Du vielleicht gelesen hast, gibt es mich noch. Ist halt Urlaubszeit, so sind wir auch einige Tage weggefahren. Und kosten all die Recherchen für meine Rennradtouren relativ viel Zeit. Wenn ich 10 Touren ausführlich beschrieben habe, wollte ich wieder andere Posts über andere Themen schreiben.

    Gruß Dieter

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  5. Schön, wieder von Dir zu...lesen, Dieter. Nur um es einfach noch mal zu unterstreichen: ich firmiere als "Giftzwerg", also muß ich doch meinem boshaften Ruf gerecht werden; im übrigen moniere ich es nur bei Profis, Leuten, die sich der Sprache und Schrift BERUFLICH verschrieben (bald hätte ich VERSPROCHEN beigefügt) haben. Nicht so ernst nehmen, bitte - ich bin in Wahrheit bei den ganz Lieben - großes Indianer-Ehrenwort!

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    1. JA, letzteres kann ich bestätigen ;)
      Es stört mich beim lesen schon, wenn fehler, z. b. worttrennung, oder "flüchtigkeitsfehler" statt "der" = "dre" es unterbricht einfach den lese-fluß ;)
      Die rechtschreibereform ist auch nicht gerade "logisch" zu nennen: AlPtraum kommt nicht von Alpen, Stängel nicht v. stange, ach, da ist mir schon einiges aufgefallen .... ich passe mich da NICHT an, basta!

      Guts nächtle .....

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Danke! ;)