Piep-Schau
Auf der Insel sein,
das ist für mich veränderter Alltag. Dennoch ergibt sich auch hier ein geregelter
Tagesablauf, der natürlich mit dem Morgen beginnt, was wunder. Aber dieser
Morgen ist stets der schöne Beginn eines Tages, für mich Morgenmenschen direkt
schon ein Höhepunkt.
Die Helligkeit beginnt, und Chico, der
Greenboy, ergreift die Initiative. Ganz kleine Laute zur Einstimmung, schon
bald gerät er in Fahrt: Piep-piep-piep-piep
schallt es eindringlich, er stößt damit zunächst seinen Genossen an, den
kleinen Witwer, der Canary, wir wissen es – der seine Gattin (Pardon) zu Tode
liebte. Sie geriet durch seine Unterversorgung die Nahrung betreffend beim
Brüten in Lebensnot, weil der Macho statt Füttern stets anderes im Sinne hatte
– und das Schicksal war unausweichlich. Nun, er frönt der Witwerschaft, aber
des Morgens wird ihm von Chico auf die Sprünge geholfen. Hat er ihn geweckt und
jubiliert der kleine Piepmatz, wendet sich Chico der Menschensprache zu. Willst du was haben? Lecker-lecker, na komm,
Na mein Chico, BENNO AUS! Nicht beißen –
neiiiiin! Küßchen, Na mein Schatz … und so weiter. Es kommt einiges
zusammen, was er schon gelernt hat, und das rekapituliert er in dieser Stunde
für sich – sobald sich aber Menschen, also wir, blicken lassen, schweigt er.
Dann will er sofort raus aus dem Häuschen, auf Bine herumtippeln, nach Brille,
Haaren und Zähnen grapschen. Das ist ein ganz normaler Inselmorgen, so geht es
los.
Dabei denke ich dann an den ersten Helden,
noch im Westerwald, der Beo Paule, ein unvergessener Geselle. Er ist ja schon
hinreichend als ein STAR in unserem gemeinsamen Buch SATIEREKON gewürdigt
worden, aber immer noch fallen uns Anekdoten ein, die ihn so einzig machten. So
gab es regelmäßig an Pfingsten bei unserer Ausstellung Lesungen, bei denen ich
dem Publikum neuere literarische Ergüsse überschüttete. Bei der ersten Lesung
saß der Piepmatz noch unscheinbar in einer sonnigen Ecke des Wintergartens, wer
wollte sein Engagement erahnen. Mein Leseprogramm beginnt zumeist mit
Nachdenklichem, mit an Betroffenheit appellierenden Stücken. So legte ich vor
dem guten Dutzend Zuhörer los – und dann schaltete er sich auch bald ein:
Hm-m.
Die ersten schmunzelten, mir wurde flau. Ich
wollte gerade mit einer todtraurigen Liebesgeschichte fortfahren, da ging er
bereits weiter: Hm-m …..Och joh! Das saß, es wurde gelacht, es wurde sich
ringsum amüsiert, ich wußte gar nicht, wie ich aus der Misere heraus sollte –
ich mußte da durch: Hm-m.
Programmänderung,
sofort zu den Satiren, sofort zu der zur allgemeinen Erheiterung passenden
lustigen Literatur. Zumindest Satire, nach Möglichkeit Schenkel-Klopfer-Gags,
anders konnte ich es nicht überleben.
Ich glaube, Sabine erbarmte sich – bei der
nächsten Lesung stand er weitab – allerdings hatte er die Mehrzahl der Zuhörer
…auf seiner Seite. Künstler-Pech.
Nun naht die Adventszeit – und zu gerne
würde ich mit Chico ein herzlich erfrischendes ho-HO-HOOOO einüben. da ist aber Sheriffin Bine davor: Das ist
strikt verboten! Und warum das so ist, das lest Ihr in Kürze, der
Vorweihnachtszeit entsprechend erklärt – das ist nämlich eine ganz andere
Geschichte.
es kommentiert:
PAULE
Auch wenn ich euch noch nicht real kenne, ich habe mir euren Morgen vorm geistigen Auge vorstellen können...so kenne ich so einen alltäglichen Ablauf mit den Vögeln zu gut :-)))
AntwortenLöschenMit dem Beo ist auch zu lustig gewesen und ich freue mich schon auf die Fortsetzung. So fand ich diese Vogelart auch immer klasse. In D. im Blumenladen hatten sie auch so einen. Der war auch ein reines Sprachgenie. So hat er wohl auch einmal Einbrecher vertrieben *lacht*
Euch ein wunderschönes Wochenende und liebe Grüssle