Geständnis
(auf die Gefahr hin, treue Leser zu vergraulen)
Aufgrund des
Stückes KNIGGE BEI CHINAMAN (vgl.
Satiren) soll hier und jetzt –aber wirklich nur als Ausnahme!- ein Blick hinter
die Kulisse bei einem Autor gestattet werden. Es ist ja so ähnlich bei den
Zauberern, die ihre Tricks nicht verraten – nur in der Literatur ist es kein Trick, sondern der Blick in die
Werkstatt: auf die Zutaten, das Zubehör. Auch das gehört sich eigentlich nicht.
Tja, das ist der Sinn der Ausnahme.
Ich
hatte mal einen umfangreichen Essay dazu geschrieben, artete mit über 20 Seiten
schon fast in den Vorentwurf eines Sachbuches aus, das erspare ich Euch allen
an dieser Stelle; seid also dankbar. Ich will ja nicht auch noch die letzten
Leser verschrecken – und langweilen darf man schon gar nicht als Schreiberling,
wenn man bemerkt werden möchte.
Literatur setzt sich immer auch aus
Phantasie zusammen, die aber gespeist wird durch eigene Erfahrungen und das
einem Zugetragene (Film, Buch,
Aufgeschnapptes, Gespräche). Das alles wirkt auf den Träumer oder Spinner ein
und will verdaut sein – also diesmal mehr obenrum.
Und dann scheidet der Autor aus, Verdautes und auch Unverdauliches, es kommt
zu Papier. Durch die Phantasie ist das
alles aber unkenntlich, vermengt und mehr oder weniger abgerundet. Und was
letztlich real ist, weiß der Verfasser selbst für gewöhnlich mit der Zeit gar
nicht mehr (ähnlich wie ein Lügengebäude, nur einstürzen sollte es nicht).
Und hier, liebe treue Leser – sind wir beim
CHINAMAN – ja, es ist wahr! Dem Ober entglitt beim Anzünden der Tischkerze ein
leises Scheiße – und das war für mich
eine überraschende Wahrnehmung – war hier doch ein asiatischer Mensch richtig
in deutschen Landen angekommen: WILLKOMMEN! Das gefiel mir – die ganze Mahlzeit
über (Ente!) ging es mir nicht aus dem Kopf und daheim hatte ich dann diese
Anekdote. Ja, ich gestehe, nur ein überraschend aufgenommenes Wörtchen ließ
mich weiterspinnen. So simpel beginnt das mitunter.
Ich hoffe, niemand ist nun enttäuscht … ich
will doch nur unterhalten! Andere Autoren schütteln hochnäsig den Kopf, „unter
Wert“ und „billiger Ausverkauf“ heißt es dann, weil sie nur anspruchsvollere Texte
von mir schätzen. Ein anderes Publikum mag aber gerade diese Sachen von mir,
denen geht meine eigentliche Literatur am Popo vorbei …so ist das, man kann es
nicht allen recht machen. Aber das alles …bin ich.
Noch mehr sollte ich aber nicht aus dem
Nähkästchen plaudern. Es folgt nun eine Geschichte „eins zu eins“ erzählt („schwöre“): au verflixt, Nachtrag an dieser Stelle erforderlich, nachdem ich diesen
ollen Klopper kopiert habe – am Ende der Anekdote habe ich dann doch wieder
fantasiert, es ist aber auch ein Kreuz mit der Wahrheit (und ich bin doch
fürwahr kein Reporter …und selbst die …) – also berichtige ich:
Über 90 % entsprechen diesmal der
Wahrheit, noch weiter gehe ich aber nun nicht mehr. Bitte lesen Sie, viel Spaß.
Nicht
jeder Oma’s Sache
Von meiner Oma ist mir besonders ihr humorvolles Wesen, vor allem
in den unfreiwillig entstandenen
Situationen, in Erinnerung geblieben.
So war es auch bei
einer Busfahrt des VdK*, ich, der Schüler, als Begleitperson dabei – bei einer
Bekannten von Oma deren Enkelin. Schon hatte man uns Jugendliche zusammengesetzt,
Oma saß für sich und die andere ältere Dame schon gerade, sie brauchte den
Doppelsitz. Ein rüstiger Rentner stieg zu, ein Akkordeon oder Schifferklavier
dabei, und er setzte sich auf den freien Platz zu meiner Oma. Dies war ihr eine
Ehre; auch die übrige Busbelegschaft freute sich auf die zu erwartende
musikalische Begleitung. Und die hob an, Lied für Lied – es wurde mitgesungen
und im Takt die Köpfe gewiegt, dann wurde mitgesummt und letztlich verloren
sich mit der Zeit auch noch die fröhlichen Pfiffe. Weniger wäre mehr gewesen,
es setzte eine Übersättigung ein und nach Dutzenden von Volksweisen und derlei
mehr hatten alle rundum genug – nur der beherzte Musikant nicht. Ich sah Oma,
ihre sich langsam senkenden Mundwinkel, ihr drohendes Schweigen – und auf
einmal, der flotte Einheizer wollte sich soeben wieder zu einem neuen
Liederreigen aufmachen, faßte sich Oma ein Herz: „Sagen Sie mal, tun Ihnen
eigentlich nicht die Finger weh?“ ---
„I-wo“, kam es prompt, „ich könnte stundenlang so
weiterspielen!“ Gesagt, getan.
Er verwirklichte
seine Voraussage ohne erkennbare Mühe, und ob es auf dem Rastplatz war oder
während der Fahrt, er vollstreckte unerbittlich die Preisgabe seines schier
unerschöpflichen Fundus. Mir imponierte zumindest seine Gedächtnisleistung –
wenn ich mir vorstelle, Oma hätte ihm auch noch die Noten gehalten ...
Es wurde besichtigt,
gegessen, alle wähnten sich der totalen musikalischen Unterjochung entrückt –
da spielte er auf der Rückfahrt umso kerniger auf. Oder vielleicht kam es mir auch
nur so vor, ich verspürte eine Verbissenheit, die alles niedermachen wollte, oder es kann auch nur an
den Märschen gelegen haben. Jedenfalls gab es kein Entrinnen, im Bus waren wir
alle gefangen, gnadenlos.
Es war der letzte
VdK-Ausflug, an den ich mich erinnern kann, vielleicht war Oma ausgetreten, aus
welchen Gründen auch immer, vielleicht wollte sie die Strapazen auch nicht mehr
auf sich nehmen, welche auch immer.
Jedenfalls hatte ich
meinen Eltern den Vorschlag gemacht, Oma eine Platte mit „Quetschkommoden“-Musik
zu schenken. Die Ahnungslosen fielen auf meinen so süffisant als Scherz gedachten Vorschlag herein. Es
dauerte lange, bis die Narben verheilten, aufgelegt hatte sie die Scheibe
jedenfalls meines Wissens niemals.
Und im Ort wird gemunkelt,
daß es zu einer Enterbung gekommen sein soll, nur weil eine Enkelin ihrer Oma ein Geburtstagsständchen hatte
bringen lassen – es entzieht sich meiner Kenntnis, ob es meine kleine
Busbekanntschaft war und ob gar besagter Musikus in Aktion getreten ist –
überhaupt habe ich mir weitere Nachforschungen hierüber erspart. Es bringt auch
eigentlich nichts.
Was vorbei ist – ist
vorbei.
* VdK: Verband der Kriegsopfer ( -hinterbliebenen?)
Gegoogelt: Verband der Kriegsbeschädigten,
Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner heißt das heute (Sozialverband – ach so)
Moin moin GiftzwergMääään....also wennste meinst dass du mich damit vertreiben kannst...pffff...da musste schon ganz andere Geschütze auffahren *lacht* Der China-Man war klasse, egal wie auch immer und auch diese Geschichte hat mich wieder schmunzeln lassen.
AntwortenLöschenIch glaube ich hätte dem die Tasten geklaut *fg* Mal so nen Quetschebüggel ist ja in Ordnung, aber auf Dauer...oh weia.
Erinnerte mich gleich an den Vater meiner Schulfreundin. Der hat das auch gespielt und saß am WE immer mit Unterhemd in der Stube und spielte seine Lieder.
Wir Kids waren froh wenn wir draussen spielen konnten^^
Liebe Grüssle von dem auch heute grauen Tenerife :-(
Es dürfte wohl wieder regnen...hat es ja schon lange nicht mehr ;-)
*wink*