Montag, 12. November 2012

Geständnis


Geständnis
(auf die Gefahr hin, treue Leser zu vergraulen)

Aufgrund des Stückes KNIGGE BEI CHINAMAN  (vgl. Satiren) soll hier und jetzt –aber wirklich nur als Ausnahme!- ein Blick hinter die Kulisse bei einem Autor gestattet werden. Es ist ja so ähnlich bei den Zauberern, die ihre Tricks nicht verraten – nur in der Literatur  ist es kein Trick, sondern der Blick in die Werkstatt: auf die Zutaten, das Zubehör. Auch das gehört sich eigentlich nicht. Tja, das ist der Sinn der Ausnahme.

   Ich hatte mal einen umfangreichen Essay dazu geschrieben, artete mit über 20 Seiten schon fast in den Vorentwurf eines Sachbuches aus, das erspare ich Euch allen an dieser Stelle; seid also dankbar. Ich will ja nicht auch noch die letzten Leser verschrecken – und langweilen darf man schon gar nicht als Schreiberling, wenn man bemerkt werden möchte.

   Literatur setzt sich immer auch aus Phantasie zusammen, die aber gespeist wird durch eigene Erfahrungen und das einem Zugetragene (Film, Buch, Aufgeschnapptes, Gespräche). Das alles wirkt auf den Träumer oder Spinner ein und will verdaut sein – also diesmal mehr obenrum. Und dann scheidet der Autor aus, Verdautes und auch Unverdauliches, es kommt zu  Papier. Durch die Phantasie ist das alles aber unkenntlich, vermengt und mehr oder weniger abgerundet. Und was letztlich real ist, weiß der Verfasser selbst für gewöhnlich mit der Zeit gar nicht mehr (ähnlich wie ein Lügengebäude, nur einstürzen sollte es nicht).

   Und hier, liebe treue Leser – sind wir beim CHINAMAN – ja, es ist wahr! Dem Ober entglitt beim Anzünden der Tischkerze ein leises Scheiße – und das war für mich eine überraschende Wahrnehmung – war hier doch ein asiatischer Mensch richtig in deutschen Landen angekommen: WILLKOMMEN! Das gefiel mir – die ganze Mahlzeit über (Ente!) ging es mir nicht aus dem Kopf und daheim hatte ich dann diese Anekdote. Ja, ich gestehe, nur ein überraschend aufgenommenes Wörtchen ließ mich weiterspinnen. So simpel beginnt das mitunter.

   Ich hoffe, niemand ist nun enttäuscht … ich will doch nur unterhalten! Andere Autoren schütteln hochnäsig den Kopf, „unter Wert“ und „billiger Ausverkauf“ heißt es dann, weil sie nur anspruchsvollere Texte von mir schätzen. Ein anderes Publikum mag aber gerade diese Sachen von mir, denen geht meine eigentliche Literatur am Popo vorbei …so ist das, man kann es nicht allen recht machen. Aber das alles …bin ich.

   Noch mehr sollte ich aber nicht aus dem Nähkästchen plaudern. Es folgt nun eine Geschichte „eins zu eins“ erzählt („schwöre“): au verflixt, Nachtrag an dieser Stelle erforderlich, nachdem ich diesen ollen Klopper kopiert habe – am Ende der Anekdote habe ich dann doch wieder fantasiert, es ist aber auch ein Kreuz mit der Wahrheit (und ich bin doch fürwahr kein Reporter …und selbst die …) – also berichtige ich:
Über 90 % entsprechen diesmal der Wahrheit, noch weiter gehe ich aber nun nicht mehr. Bitte lesen Sie, viel Spaß.


   Nicht jeder Oma’s Sache

Von meiner Oma ist mir besonders ihr humorvolles Wesen, vor allem in den  unfreiwillig entstandenen Situationen, in Erinnerung geblieben.

   So war es auch bei einer Busfahrt des VdK*, ich, der Schüler, als Begleitperson dabei – bei einer Bekannten von Oma deren Enkelin. Schon hatte man uns Jugendliche zusammengesetzt, Oma saß für sich und die andere ältere Dame schon gerade, sie brauchte den Doppelsitz. Ein rüstiger Rentner stieg zu, ein Akkordeon oder Schifferklavier dabei, und er setzte sich auf den freien Platz zu meiner Oma. Dies war ihr eine Ehre; auch die übrige Busbelegschaft freute sich auf die zu erwartende musikalische Begleitung. Und die hob an, Lied für Lied – es wurde mitgesungen und im Takt die Köpfe gewiegt, dann wurde mitgesummt und letztlich verloren sich mit der Zeit auch noch die fröhlichen Pfiffe. Weniger wäre mehr gewesen, es setzte eine Übersättigung ein und nach Dutzenden von Volksweisen und derlei mehr hatten alle rundum genug – nur der beherzte Musikant nicht. Ich sah Oma, ihre sich langsam senkenden Mundwinkel, ihr drohendes Schweigen – und auf einmal, der flotte Einheizer wollte sich soeben wieder zu einem neuen Liederreigen aufmachen, faßte sich Oma ein Herz: „Sagen Sie mal, tun Ihnen eigentlich nicht die Finger weh?“ ---
„I-wo“, kam es prompt, „ich könnte stundenlang so weiterspielen!“ Gesagt, getan.

   Er verwirklichte seine Voraussage ohne erkennbare Mühe, und ob es auf dem Rastplatz war oder während der Fahrt, er vollstreckte unerbittlich die Preisgabe seines schier unerschöpflichen Fundus. Mir imponierte zumindest seine Gedächtnisleistung – wenn ich mir vorstelle, Oma hätte ihm auch noch die Noten gehalten ...

   Es wurde besichtigt, gegessen, alle wähnten sich der totalen musikalischen Unterjochung entrückt – da spielte er auf der Rückfahrt umso kerniger auf. Oder vielleicht kam es mir auch nur so vor, ich verspürte eine Verbissenheit, die alles  niedermachen wollte, oder es kann auch nur an den Märschen gelegen haben. Jedenfalls gab es kein Entrinnen, im Bus waren wir alle gefangen, gnadenlos.

   Es war der letzte VdK-Ausflug, an den ich mich erinnern kann, vielleicht war Oma ausgetreten, aus welchen Gründen auch immer, vielleicht wollte sie die Strapazen auch nicht mehr auf sich nehmen, welche auch immer.

   Jedenfalls hatte ich meinen Eltern den Vorschlag gemacht, Oma eine Platte mit „Quetschkommoden“-Musik zu schenken. Die Ahnungslosen fielen auf meinen so süffisant  als Scherz gedachten Vorschlag herein. Es dauerte lange, bis die Narben verheilten, aufgelegt hatte sie die Scheibe jedenfalls meines Wissens niemals.

   Und im Ort wird gemunkelt, daß es zu einer Enterbung gekommen sein soll, nur weil eine Enkelin  ihrer Oma ein Geburtstagsständchen hatte bringen lassen – es entzieht sich meiner Kenntnis, ob es meine kleine Busbekanntschaft war und ob gar besagter Musikus in Aktion getreten ist – überhaupt habe ich mir weitere Nachforschungen hierüber erspart. Es bringt auch eigentlich nichts.

   Was vorbei ist – ist vorbei.

* VdK: Verband der Kriegsopfer ( -hinterbliebenen?)
Gegoogelt: Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner heißt das heute (Sozialverband – ach so)

1 Kommentar:

  1. Moin moin GiftzwergMääään....also wennste meinst dass du mich damit vertreiben kannst...pffff...da musste schon ganz andere Geschütze auffahren *lacht* Der China-Man war klasse, egal wie auch immer und auch diese Geschichte hat mich wieder schmunzeln lassen.

    Ich glaube ich hätte dem die Tasten geklaut *fg* Mal so nen Quetschebüggel ist ja in Ordnung, aber auf Dauer...oh weia.

    Erinnerte mich gleich an den Vater meiner Schulfreundin. Der hat das auch gespielt und saß am WE immer mit Unterhemd in der Stube und spielte seine Lieder.

    Wir Kids waren froh wenn wir draussen spielen konnten^^

    Liebe Grüssle von dem auch heute grauen Tenerife :-(

    Es dürfte wohl wieder regnen...hat es ja schon lange nicht mehr ;-)

    *wink*

    AntwortenLöschen

Danke! ;)