Donnerstag, 1. September 2016

Neudeutsch

Neudeutsch – 
dem Schwachsinn keine Grenze!
Mehr doof geht nicht“
Es ist eine Erkenntnis zur heutigen Zeit, daß unsere Sprache mit Anglizismen angereichert wird – das hat es ganz früher mit Französisch auch schon gegeben. Sei es drum, chillen, sorry, sogar das im Englischen unbekannte Handy – geschenkt, warum auch nicht. Nein, darüber will ich mich nicht (mehr) echauffieren (na?). Gut.
Jeder hat so seine Schmerzgrenzen, die Bereiche, wo es einen fuchst, wo es nervt und man immerzu die Richtigstellung als notorischer Klugscheißer rausbrüllen möchte (bei mir chronisch: scheinbar/anscheinend, wie/als, einzigste, Beugung von orange etc., um nur ganz wenige Alltäglichkeiten anzuführen).
Ich hatte einen Kollegen, den nervte es, wenn von 150 % die Rede war, weil mehr als 100 ja nicht geht; einer meiner alten Polizeipräsidenten rastete schier aus, wenn statt Zahl oder Nummer Ziffer (außerhalb der zwölf Treffer) gesagt wurde. Zwei Beispiele, die bei mir nicht sonderlich zünden. Ich rege mich eher auf, wenn von trübe die Rede ist, also nicht das Wasser ist trüb – sonder: es ist trübe (und nicht: das trübe Wasser). Diese verspielten Anhängsel-E auch bei still und besonders ärgerlich heile (ob man lieber an das Gänschen denkt und nicht an einer alten deutschen Grußform kratzen möchte?). Ich sage doch auch nicht: Ich bin schon ganz wunde oder die Frucht ist reife.
Hingegen die Lust zu übertreiben – heute der allgegenwärtige gigantische Superlativ – schneller, höher, mehr und noch mehr, so auch Wort-Zugaben: VORprogrammieren, RÜCKantwort, SUPERgau …das ist schon normaler Sprachgebrauch, hat auch in Privatsender-Nachrichten Eingang gefunden – einfach GAU sagen geht nicht (viel zu unscheinbar, man hat dick aufzutragen). Wir sind schon so sehr daran gewöhnt.
Es gibt schlimmere Sorgen und Probleme, gewiß. Aber richtig ist schon schön. Zum Haare raufen (wehe, wer nun bei dieser altfränkschen Formulierung mich vor Augen hat und lacht…) ist hingegen die Verfremdung von Wörtern durch den Lauf der Zeit. Nur mal als Beispiel: geil. Früher eine eindeutige Beschreibung – und heute: alles ist immerzu geil, und zwar positiv gemeint, wie toll etwas sei. Um oben anzuknüpfen, cool lasse ich mir da schon eher gefallen. Aber ich kann es nicht ändern, es geschieht einfach so. Ein relativ neues Beispiel, der inflationäre Gebrauch von vermeintlich (statt des zutreffenden vermutlich). Ich schaue oft Sportreportagen – da ist es geradezu Usus geworden, stets das Wort vermeintlich statt des in Wahrheit zutreffenden vermutlich zu gebrauchen – daß es das Gegenteil bedeutet, schert keine Sau (der Gipfel: „Der vermeintliche Favorit hat erwartungsgemäß gewonnen!“ Also nicht „irrtümlich geglaubt, sondern als vermutlich eingeschätzt). Ach, es ist zum Ausrasten, und vor allem zum Kotzen, wenn es Leute falsch gebrauchen, zu deren Job es gehört, ordentliches Deutsch zu sprechen (Reporter, Journalisten!).
Dann lieber die dusseligen Jedermann-Nachplapper-Phrasen: Wie geil ist das denn!? Immer wieder gerne. Hallooo!? etc. – von mir aus (Okaaay….).
Aber auch die Verkehrung von „Entschuldigung“ ist befremdlich: Ich entschuldige mich dafür – na toll, braucht es der andere also nicht zu tun, dessen Part (ups) es wäre – denn man bittet um Entschuldigung, entschuldigen kann nur der andere! Sorry – statt: I beg your pardon. International, nun ja, es ist so gewünscht, das Bedürfnis ist vorhanden (huch: scheinbar und anscheinend sind hier denkbar). Und warum lange Worte drechseln, kurz und knapp: ‘Tschuldigung, so höre ich es überall, beinahe inflationär, das meint kaum ein Mensch ehrlich. Zeit ist Geld – Benehmen scheint eher Luxus. Sorry gut, alles gut. Excusez-moi.
Damit muß ich leben – Yes, I can. Wir schaffen das ….das schafft mich jedenfalls. Bangemachen gilt nicht? Es ist längst zu spät dafür. Das Kind ist schon viel zu lange im Brunnen. Und wie es stinkt…
Der eine oder andere Lapsus unterläuft jedem schon mal, das wurmt mich bei mir selber: da könnte ich zum Ratiopharm-Zwilling werden, ‘ne Fielmann-Brille holen oder gar Seitenbacher Müsli fressen ….Gott bewahre! NIEMALS DARF ES DAZU KOMMEN!!!
„Das hältst Du im Kopf nicht aus!“ Eine Jugendphrase aus meiner Zeit. Meine Mutter schüttelte immer den Kopf, aber amüsierte sich (vielleicht ist genau das der richtige Weg).
Einen hab ich noch: Warum ich rauh mit H schreibe, nach wie vor?
Die Ku steht ohne Schue fro im Stro, tut ihr nicht we – DARUM!!!

1 Kommentar:

  1. Gelle *lacht*, aber das ist ja zumindest ein Dialekt den man vertreten kann.

    Ja, es gibt schon Wörter wo man sich die Haare raufen kann, aber freisprechen kann ich mich ebenfalls nicht. Jedenfalls finde ich die deutsche Rechtschreibung durch die "Änderungen" teilweise sehr verwirrend. Das darf man, das widerum nicht, dann gibt es noch zwei Möglichkeiten. Warum es überhaupt verändert wurde kann ich immer noch nicht nachvollziehen. Ist aber wohl so wie bei den Steuern, schon seit zig Jahren soll sie vereinfacht werden aber es wird doch immer schlimmer.

    Wünsche dir einen tollen Start in das Wochenende und sende viele Grüsse über den Atlantik

    N☼va

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Danke! ;)