Neudeutsch
–
dem Schwachsinn keine Grenze!
„Mehr
doof geht nicht“
Es
ist eine Erkenntnis zur heutigen Zeit, daß unsere Sprache mit
Anglizismen angereichert wird – das hat es ganz früher mit
Französisch auch schon gegeben. Sei es drum, chillen, sorry, sogar
das im Englischen unbekannte Handy – geschenkt, warum auch nicht.
Nein, darüber will ich mich nicht (mehr) echauffieren (na?). Gut.
Jeder
hat so seine Schmerzgrenzen, die Bereiche, wo es einen fuchst, wo es
nervt und man immerzu die Richtigstellung als notorischer
Klugscheißer rausbrüllen möchte (bei mir chronisch:
scheinbar/anscheinend, wie/als, einzigste, Beugung von orange etc.,
um nur ganz wenige Alltäglichkeiten anzuführen).
Ich
hatte einen Kollegen, den nervte es, wenn von 150 % die Rede war,
weil mehr als 100 ja nicht geht; einer meiner alten
Polizeipräsidenten rastete schier aus, wenn statt Zahl oder Nummer
Ziffer (außerhalb der zwölf Treffer) gesagt wurde. Zwei Beispiele,
die bei mir nicht sonderlich zünden. Ich rege mich eher auf, wenn
von trübe die Rede ist, also nicht das Wasser ist trüb – sonder:
es ist trübe
(und nicht: das trübe Wasser). Diese verspielten Anhängsel-E auch
bei still und besonders ärgerlich heile
(ob man lieber an das Gänschen denkt und nicht an einer alten
deutschen Grußform kratzen möchte?). Ich sage doch auch nicht: Ich
bin schon ganz wunde oder die Frucht ist reife.
Hingegen
die Lust zu übertreiben – heute der allgegenwärtige gigantische
Superlativ – schneller, höher, mehr und noch mehr, so auch
Wort-Zugaben: VORprogrammieren, RÜCKantwort, SUPERgau …das ist
schon normaler Sprachgebrauch, hat auch in Privatsender-Nachrichten
Eingang gefunden – einfach GAU sagen geht nicht (viel zu
unscheinbar, man hat dick aufzutragen). Wir sind schon so sehr daran
gewöhnt.
Es
gibt schlimmere Sorgen und Probleme, gewiß. Aber richtig ist schon
schön. Zum Haare raufen (wehe, wer nun bei dieser altfränkschen
Formulierung mich vor Augen hat und lacht…) ist hingegen die
Verfremdung von Wörtern durch den Lauf der Zeit. Nur mal als
Beispiel: geil.
Früher eine eindeutige Beschreibung – und heute: alles ist immerzu
geil, und zwar positiv gemeint, wie toll etwas sei. Um oben
anzuknüpfen, cool
lasse ich mir da schon eher gefallen. Aber ich kann es nicht ändern,
es geschieht einfach so. Ein relativ neues Beispiel, der inflationäre
Gebrauch von vermeintlich
(statt des
zutreffenden vermutlich). Ich schaue oft Sportreportagen – da ist
es geradezu Usus geworden, stets das Wort vermeintlich statt des in
Wahrheit zutreffenden vermutlich
zu gebrauchen
– daß es das
Gegenteil bedeutet, schert keine Sau (der Gipfel: „Der
vermeintliche Favorit hat erwartungsgemäß gewonnen!“ Also nicht
„irrtümlich geglaubt, sondern als vermutlich eingeschätzt). Ach,
es ist zum Ausrasten, und vor allem zum Kotzen, wenn es Leute falsch
gebrauchen, zu deren Job es gehört, ordentliches Deutsch zu sprechen
(Reporter, Journalisten!).
Dann
lieber die dusseligen Jedermann-Nachplapper-Phrasen: Wie geil ist das
denn!? Immer wieder gerne. Hallooo!? etc. – von mir aus (Okaaay….).
Aber
auch die Verkehrung von „Entschuldigung“ ist befremdlich: Ich
entschuldige mich dafür – na toll, braucht es der andere also
nicht zu tun, dessen Part (ups) es wäre – denn man bittet um
Entschuldigung, entschuldigen kann nur der andere! Sorry
– statt: I beg
your pardon. International, nun ja, es ist so gewünscht, das
Bedürfnis ist vorhanden (huch: scheinbar und anscheinend sind hier
denkbar). Und warum lange Worte drechseln, kurz und knapp:
‘Tschuldigung, so höre ich es überall, beinahe inflationär, das
meint kaum ein Mensch ehrlich. Zeit ist Geld – Benehmen scheint
eher Luxus. Sorry gut, alles gut. Excusez-moi.
Damit
muß ich leben – Yes, I can. Wir
schaffen das ….das
schafft mich jedenfalls. Bangemachen gilt nicht? Es ist längst zu
spät dafür. Das Kind ist schon viel zu lange im Brunnen. Und wie es
stinkt…
Der
eine oder andere Lapsus unterläuft jedem schon mal, das wurmt mich
bei mir selber: da könnte ich zum Ratiopharm-Zwilling werden, ‘ne
Fielmann-Brille holen oder gar Seitenbacher Müsli fressen ….Gott
bewahre! NIEMALS DARF ES DAZU KOMMEN!!!
„Das
hältst Du im Kopf nicht aus!“ Eine Jugendphrase aus meiner Zeit.
Meine Mutter schüttelte immer den Kopf, aber amüsierte sich
(vielleicht ist genau das der richtige Weg).
Einen
hab ich noch: Warum ich rauh mit H schreibe, nach wie vor?
Die
Ku steht ohne Schue fro im Stro, tut ihr nicht we – DARUM!!!
Gelle *lacht*, aber das ist ja zumindest ein Dialekt den man vertreten kann.
AntwortenLöschenJa, es gibt schon Wörter wo man sich die Haare raufen kann, aber freisprechen kann ich mich ebenfalls nicht. Jedenfalls finde ich die deutsche Rechtschreibung durch die "Änderungen" teilweise sehr verwirrend. Das darf man, das widerum nicht, dann gibt es noch zwei Möglichkeiten. Warum es überhaupt verändert wurde kann ich immer noch nicht nachvollziehen. Ist aber wohl so wie bei den Steuern, schon seit zig Jahren soll sie vereinfacht werden aber es wird doch immer schlimmer.
Wünsche dir einen tollen Start in das Wochenende und sende viele Grüsse über den Atlantik
N☼va