Mittwoch, 22. Juli 2015

Meine Blickwinkel und ich

Mein Ich-Erzähler und ich

(nein, nicht „schizo“)

Der Autor Joseph von Westfalen amüsiert mich königlich. Süffisant, wie der Typ schreibt. Von ihm habe ich auch die Formulierung aus der Überschrift. Genau so stellt es sich dar: Es sind und bleiben zwei Blickwinkel.
   Zwei Herzen schlagen da also, zwei von vielen Wahrheiten. Ich bin so kühn zu behaupten, daß ich selber bei meinen eigenen literarischen Erzeugnissen nicht klar und deutlich die Grenzen zwischen Realität und Phantasie zu ziehen vermag. Aber zumindest bin ICH dort am dichtesten dran!
   Mit dem ganzen Thema hatte ich mich bereits von Anfang an schriftlich auseinandergesetzt, z.B. in dem wiederholt überarbeiteten und letztlich ausufernden Essay Über das Schreiben, die Literatur und das Menschsein *(die erste Fassung von 1972, meine ich mich zu erinnern). Darin hatte ich die Erkenntnis gewonnen, daß das Geschriebene eine Vermengung von  a) meiner Realität, b) meiner Phantasie und c) das von außen Aufgenommene / mir Zugetragene ist – also Wahrnehmungen durch Bücher, Filme, Zeitung, TV, von anderen mir Erzähltes und so weiter. Und dazu stehe ich auch heute noch. Niemals ist einer dieser drei Bestandteile zu hundert Prozent erfüllt, immer spielt, in welcher Gewichtung auch immer, etwas von den beiden anderen Gruppen mit hinein. Und das ist es, was es ausmacht – das interessiert mich (sogar mit der Gütegarantie „autobiografisch“  wie so oft plakatiert …da muß ich wohl lachen, wenn ich von mir auf andere schließe).
   Und das schreibe ich – mitunter auch als Ich-Erzähler. Denn: Nur weil ich ICH schreibe bin ich es doch noch lange nicht! Die dritte Person, die könnte ich schon mehr oder weniger sein…
   Ach ja, und das vermaledeite WIR bei kritischen Betrachtungen, nach Gutmenschen-Art richtig schön schleimig sich selber einbeziehen, ja klar, das ist ja auch soooo glaubwürdig!


*Mein mich nur in wenigem prägender Vater (manches kann ich einfach nicht leugnen, nicht allem kann man entkommen) fing damals an, einen gewissen Respekt  mir gegenüber zu entwickeln, für mich unvermittelt, denn das war zuvor nicht so. Er konnte einfach nicht verstehen, wie man schöpferisch arbeiten kann, etwas, das ihm selbst völlig abging.

1 Kommentar:

  1. Stimmt...die Wahrnehmung ist, so denke ich mal, bei jedem Menschen ein ganz großer Bestandteil dessn was er erlebt und zu erzählen vermag.

    Daher dürfte es wohl auch immer gut sein in einigen Momenten mehrere Seiten zu "durchleuchten".

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Danke! ;)