Handel im Wandel
(auf dem Flohmarkt)
Niemand geht
noch gerne mit mir auf den Flohmarkt. Konfus sei es, die letzte meinte, am
liebsten wäre sie im Erdboden versunken. Erneute Verabredungen finden nicht
mehr statt; zuvor meinte eine, sie sei schon zweimal mit dabei gewesen: ein
erstes und ein letzte Mal. Und es reiche auch.
Ich blicke nur nach Bücherkisten. Ist der
Inhalt gut erhalten, schaue ich genauer nach. Wild Zusammengeworfenes, lieblos
aus Kartons heraus Aufgetürmtes: nein danke. Schön ist es, wenn man die
Buchrücken, möglichst noch in einer Ausrichtung, überfliegen kann. Dabei geht
mir das Herz auf, dann fühle ich mich wohl.
Die Preise für Bücher auf Märkten sind im
Keller, je nach Veranstaltung für ein Taschenbuch 50 Cent bis 1 Euro, gebundene
Schinken von einem Euro bis bei mir maximal drei. Aber man kommt ja ins
Gespräch. Und das ist für manche ein Dilemma.
Szene Eins
Wieviel
wollen Sie für das Buch hier?
Eins fünfzig bitte.
Was????
Oder einen Euro vielleicht???
Also ich
biete Ihnen zwei, maximal!
Wie jetzt …Cent? Einen Euro, meine
ich!
Zwo Euro
fuffzisch – aber das ist mein letztes Wort!
Verstehe ich nicht …
Hier sind
zwei Euro und fünfzig Cent – und gut ist!
Ja, also, von mir aus, aber ich …
Danke – und
Tschöö!
…
Szene zwei
Ist das hier
der Stand für den Frauenbuchladen?
Ja, wie Sie unschwer auf dem Schild
dort lesen können.
Ich kann
nicht lesen.
Ach was? Und dann schauen Sie nach
Büchern? Witzig.
Ich lasse
von Frauen vorlesen.
Ach wirklich. Tja, da haben Sie ja
gleich die Vorleserin bei sich, wie es scheint.
Nein. Sie
ist für ganz was anderes. Aber ich schaue mal durch …
Das kann Ihre Begleitung gerne tun.
Es sind auch nur Frauenbücher, übrigens.
Ja klar,
darum gucke ich ja – die Bilder.
Also ich glaube, es reicht nun. Bitte
gehen Sie weiter, unser bevorzugtes Publikum sind Frauen, und die fühlen sich sonst
gestört.
Aber meine
Partnerin ist doch dabei.
Aber sie schaut ja nicht …
Ich liebe
sogenannte Frauenbücher. Ich sage immer, man muß den Gegner studieren!
…
Übrigens: Demnächst
mache ich selber einen Stand – ausschließlich mit Büchern, es hat sich viel
angesammelt – mal schauen, was für „Leutinnen“ da so vorbeikommen! Also – ich
freue mich schon.
NACHSATZ
Letzten
Sonntag, in Erpel am Rhein, mein Lieblingsmarkt (wie manche wissen) – ich war
alleine da, na klar. Direkt an den großen Bäumen im Kern des hutzlig verhuschten
Örtchens dieser schmierige Typ – den ich sonst meide (völlig illusorische
Buchpreisphantasien, utopische Preisvorstellungen hat der geradezu; die letzten
Jahre habe ich seinen Stand weiträumig umgangen).
Schönstes Mützenwetter, ach – was soll’s,
ich trete näher an seinen Plunder, weil ich unter dem beladenen Tapeziertisch meine
Objekte der Begierde entdeckt habe, eine Kiste mit ganz sauberen, gebundenen
Bänden, teilweise noch in Folien. Ich schaue und schon kommt es von ihm: „Vier
Stück fünf Euronen!“ Potzblitz, ja ist es denn …das nenne ich mal ein unerwartetes
Entgegenkommen. Pokerface meinerseits – er aalt sich erwartungsfroh in der
Sonne. Ich werde mit einem wundervollen Roman fündig und frage: „Und für ein
Buch?“
Mit abschlägiger Handbewegung murmelt er:
„‘N Euro.“ Habe ich recht gehört – einen Euro? Ich kaufe prompt, aber nicht zu
hastig (ja, ich werd‘ narrisch, wie der Ösi sagt), gehe weiter, grinse vor mich
hin. Ist er in der Sonne in Gönnerlaune, bekommt sie ihm nicht oder ist er nur
einfach ein eigenwilliger Preisgestalter? Vielleicht auch ein Leute-Verwirrer –
soll es ja geben.
Ich ärgere mich letztlich doch, keine
Begleitung zu haben – nun muß ich es hier hinschreiben – ist aber auch schön.
Guten Morgen lieber "Giftzwerg"....wieder "zurück" fange ich doch einfach mal hier an nachzulesen, und es muss ich feststellen?
AntwortenLöschenIch habe herzhaft gelacht, also eigentlich wirklich schon aufpassen. Denn mein Brötchen vor mir stehend und reingebissen musste ich sowas von aufpassen mich nicht zu verschlucken oder gar zu ersticken. Na, das wäre doch mal eine Schlagzeile:
"Leserin in tausend Kilometern von Giftzwerg erstickt worden" *gg*
Ne, also absolut klasse und weisste was? Ich würde dich sehr gerne begleiten. So mag ich solche Momente supergerne. Die Leute auf die angenehme Art auf die Schüppe zu nehmen ist einfach fantastisch, und dann noch diese Reaktionen feststellen zu können. In meinen Augen wünscht man sich solche Kunden, die lockern doch so manchen Tag ganz schön auf.
Liebe Grüssle
N☼va
Danke schön, liebe Nova - ich schrieb Dir ja schon "Na endlich", daß Du wieder mitmischst. "Meine Leserin" hat mir echt gefehlt. Danke für die vielen Kommentare - und immer schön individuell, Du bist eine ganz Fleißige (und daß ich bei Dir mit meiner Meinung offene Türen einrenne, wer hätte daran zweifeln können!) - Hier ein wunderschöner SONNENtag - mit mir soll am Dienstag auch hier derSommer lt. Meldungen verschwinden .....ooooooch (Krokodilstränen - bin ja ein giftzwergMÄN ;-)
AntwortenLöschenHalt Dich - ich lese bei Dir dann von Sabine aus!