Deutsch-Sprech I
Ich hatte
nun wirklich nicht allzuviel gemein mit meinem Herrn Vater und war zeitlebens
weit davon entfernt, ein Fan von ihm zu sein, aber eines Tages hätte ich mich
mit ihm verbrüdern mögen – da fand ich es schlicht und ergreifend stark, als er
beim Samstagabend-Programm über Blacky Fuchsberger sagte: „Wenn ich den nur
höre, da könnte ich ihm sofort eins in die Fresse hauen!“ Ursache war, daß der
weltoffene Herr Fernseh-Mann wohl kosmopolitisch wirken wollte und auf einmal
statt Hawaii Hawa-i-i knödelte
…bescheuert (wir sind in Deutschland, er ist Deutscher …aaaber modern und
weltoffen aufgeschlossen sollte das wohl wirken).
Und das war erst der Anfang, ich konnte es
noch gar nicht ahnen, nun habe ich es fortlaufend erfahren müssen – man bemüht
sich allüberall um internationales Format.
Der neueste Knaller, und nunmehr abstruser
Weise umgekehrt, hochaktuell durch Maikel Shoemaker – allerorten heißt es nunmehr
auf einmal Grenob-le – Gott bewahre,
wer es noch Genoble (also ee-el) ausspricht, ist nicht vorne mit dabei! Ich
warte momentan eigentlich darauf, daß sie Kind-le
sagen statt Kind-el, Wäre doch nur logisch, finde ich.
Ich gehe ein wenig in die letzte Zeit
zurück: Ukra-ine, noch besser: Beijing(für das gute alte deutsche
Peking). Aber es gibt gottlob noch die Peking-Ente!
In Ordnung geht für mich Niederlande für Holland, denn das ist ja
nur eine Provinz. Akzeptiert.
Aber schrecklich das absolut eingeübte Handy – und jeder meint, es sei
international! Das sage man mal andernorts - da versteht einen keine Sau. Wir
kreieren also schon englisch-lautende Begriffe. Genial, einmalig anbiedernd –
sowas wird es nochmal in der Welt sicherlich nicht geben. Ich bin dankbar für
HÄNDI, oh, verzeihen Sie bitte, natürlich Handy
– denn HANDYOTEN ist eine tolle Wortschöpfung. Das kommt mir sehr zupaß.
Mal Hand aufs Herz: Glauben Sie wirklich
irgendjemand in der weiten Welt draußen würde DEUTSCHLAND sagen? Nur, wenn es
um Nazi-Zitate geht, die liebt man ja geradezu. DAS ist willkommenes Deutsch,
natürlich. Ich begegne nur Germany, Alemania, Allemagne, Germania und so weiter.
Ich halte mal weiter die Ohren auf – es ist
doch irgendwie interessant.
Ach so, es
gibt noch Neues von der Bundeskanzlerin – meine Fresse, kann die modern sein:
Neulich quasselte sie im Rahmen der angespannten USA-Beziehung von „Das geht gaaar
nicht“ (immerhin faselte sie nicht von einem No-Go!); dennoch albern. Und weiter natürlich das ossiale Gesabbel würzend
mit „nicht wirklich“ – not really. Also
weitgehend Deutsch, immerhin. Danke, Frau deutsche Kanzlerin! Wenigstens was Deutsches,
wenn auch ein wenig der jungen Wählerschaft anbiedernd (aber nach der Wahl ist
ja vor der Wahl). Wäre doch gelacht, da nicht eines Tages mit einer neuen
Sprache anzutreten. Sprech sagt man
ja schon. Weltoffen!
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