Das Sterben der Wörter
(…und immer wieder
NEWS)
Von mir
schon oft zitiert – Martin Walser: „Ich würde niemals rauh ohne H schreiben.“
Das geht mir runter wie Öl, nach wie vor. Wieso sollte man auch alles von einer
im Grunde genommen fragwürdigen, unmaßgeblichen Stelle so deppert nachäffen –
vielleicht auch noch „Schu“ oder „ro“ schreiben…oder gar „Stro“? Na bitte.
Letztlich fürs KLO.
Aber
seit einiger Zeit (genauer betrachtet, schon immer) verschwinden Wörter, werden
auf einmal geächtet – und dann verändert und sogar ausgemerzt. Aber seit Aufkommen
dieser Pest mit den zumeist völlig überflüssigen Anglizismen ist es ganz
schlimm geworden. (Ich lasse mal an dieser Stelle die Auswirkungen des
Gender-Wahns beiseite, also „Studierende“ für Studenten und Studentinnen oder
Extreme wie beispielsweise „Fachleutin“ oder mein amüsantestes Fundstück
„MitgliederINNEN“ – diese schreckliche Lächerlichkeit steht für sich.)
Einen ganz kleinen Schritt zurück: „Frisörin“
sollte es auf einmal heißen, Friseurin war unschicklich, angeblich anrüchig
(nicht erst durch den Malle-Sänger, der sie zu zehnt nackend grölt – also die
Mädels sind nackert, er nimmt nicht mal die Perücke ab). Schuster sagt man auch
nicht mehr, es soll „Schuhmacher“ heißen, der Schuster stirbt als Handwerk zugleich
mit dem Wort aus. Auch irgendwie linientreu. Das kann der „Coiffeurin“ wohl
kaum passieren: zumal es Coiffeuse heißt – aha!
Aber ich will ja zu den Brennpunkten: Ich
gehöre zu der Trauergemeinde, die dem Dahinscheiden altvertrauter WORTE
nachweint, nämlich Begriffen wie Neger, Zigeuner, Fräulein, Eskimo, Weib, Liliputaner
und noch so viele andere mehr. Ich hatte sie stets unbelastet gebraucht – und
das werde ich auch weiter tun. IN & OUT – hin oder her (p. c.? FÜRS
ÄRSCHLE!!!).
R.I.P. – dahingemeuchelt durch „political
correctness“ von „Gutmenschen“. Ich werde Euch, vertraute Wörter, mit ins Grab
nehmen (na gut, genauer: in die Urne und ab ins Meer) – aber noch leben wir ja!
Wir halten aus, mein Deutsch und ich.
Ich schaue noch mal genauer hin. Der Neger (Negrider)
– nicht mit dem amerikanischen herabwürdigenden NIGGER zu verwechseln (obwohl
viele jüngere Zugehörige sich selber so bezeichnen, eine stolze Protesthaltung)
– mit „Schwarzer“ könnte ich ja noch leben, Dunkelhäutiger, aber bitte schön,
wenn der Mensch nicht nigerianisch-schwarz sondern nur karibisch-braun ist? Und
komme mir bitte niemand mit „Farbiger“ – also Regenbogenkinder sind was ganz
anderes!
Zigeuner. Das wurde von meiner Elterngeneration
herabwürdigend betont, ja, so war das damals. Aber seit ich weiß, daß sich „Sinti
und Roma“ streng voneinander abgrenzen, sich eigentlich so gar nicht mögen –
und dennoch geistesvernagelt von UNS in einen Topf geworfen werden, also in eine
neue Schublade gesteckt, ausgegrenzt quasi – eine vorwerfbare Haltung…und jetzt
mit dem Kalauer kommen, daß man ja noch nicht ins Theater geht um den „Sinti-Baron“
anzuschauen und anschließend im Restaurant das „Roma-Schnitzel“ zu vertilgen!
Pauschales Abstrafen eines Wortes sollte nicht
sein, es kommt immer darauf an, wer es sagt und vor allem: WIE es gemeint ist.
Der Ton macht die Musik. „Mach die Negermusik aus!“ hieß es in meiner
Jugendzeit in manchen Haushalten. Bei uns daheim gottlob nicht.
Im üblichen vorauseilenden Gehorsam
durchforsten Gutmenschinnen nun die Märchen nach solchen Übel-Wörtern. Der
Mohr, Auweia! Ohne Worte (da fällt mir jetzt der herabwürdigende Negerkuß ein,
der mein Leben versüßte! Was war ich doch zeit meines Lebens ein sprachlicher
Unhold).
Irgendwelche Schwachmaten bringen Vorurteile
auf – und das breite MAN folgt gehorsam. Ich weiß schon, warum ich Herden-untauglich
bin.
ZUGABE
Ist doch
nett, oder?
Also bei
anderen Sprachen fehlt mir der konkrete Einblick, ich bin aber sicher, daß dort
ein positives Wort nicht durch Gebrauch umgemodelt wird zu einer Art Unwort. So
ist es aber bei uns mit dem reizenden Wörtchen NETT – „die kleine Schwester von
Scheiße“, wie ich mal gehört habe. Sonderbar. Das kommt mir so richtig DEUTSCH
vor, das schaffen andere gar nicht. Und das halte ich dann auch gar nicht für
nett.
Und die NEWS?
„Fuck the Anglizismen! Yo, Alder!“
Dem kann ich nur voll und ganz zustimmen!!!! Ich sehe das genauso und was bitteschön ist schon an einem Wort wie z.B. Zigeunerschnitzel oder auch Negerkuss abwertend? Nur weil es da so "bekloppte" Menschen (sorry) gibt die da gleich eine Abwertung drin sehen? Musste mir auch schon mal was "anhören" als ich "Ruhig Brauner" gesagt habe....HALLO????...ich hatte erst gar nicht den Gedanken an "die Braunen" sondern gleich einen Western und ein braunes Pferd vor Augen. Ich finde es absolut unmöglich. Hier auf der Insel gibt es einige "Afroamerikaner", und ich kenne auch welche persönlich durch Gespräche, aber glaube mir: Da findet es Keiner von Abwertend wenn man als Neger von ihnen spricht, zumindest wenn es schon alleine von der Tonlage nicht negativ gemeint ist.
AntwortenLöschenÜbrigens: kurioserweise hat sich selten Jemand über das Wort "Türken" aufgeregt, aber wer sich ein bisschen damit auskennt bzw. Kontakt hat oder hat der sollte auch da immer vorsichtig sein, denn sag mal zu einem Aramäer er sei Türke....weia, das ist in ihren Augen eine Beleidigung, aber das in meinen Augen auch zu Recht, auch wenn sie ja in der Türkei geboren wurden ;-)
Wünsche dir einen hoffentlich sonnigen Tag und sende liebe Grüsse
N☼va