Montag, 25. Januar 2016

Benno

Benno
R.I.P. 2003-2015



Hundesofa – Benno und sein Mädchen „hängen ab“


Mein bester Freund – nun ist er tot. Natürlich kein Mensch, er war mehr, nämlich eine Seele von einem Hund. Sabine’s Leibwächter – und der Wächter war er wortwörtlich. Benno war der zuverlässige Getreue, ein Beamter wie aus dem Buch der Vorbilder: immer ruhebedürftig, jederzeit für eine Mahlzeit zu haben – aber dafür treu ergeben. Er entsprach ganz der Blödel-Dynastie seiner Vorgänger, obwohl weder verwandt noch verschwägert. Er paßte einfach, von Anfang an. Gegen einen reinrassigen Wolfshund wollte er um die Vorherrschaft aufbegehren, er als der „kleinere“ Mischling (eine Dogge im Spiel) – also mußte er versetzt werden, eine neue Stelle antreten, ein neues Amt bekleiden. Wir holten ihn, und er war auch zugleich daheim – Langscheid, Old Germany (gebürtiger Spanier, als Baby weggeworfen, aufgepäppelt und weitervermittelt – und nach Jahren sollte sich der Kreis schließen).
   Ruhige Jahre auf dem Hof inmitten eines dominanten Katzenclans. Alle mochten ihn, Pferde, die Esel, der Beo – und er mochte alle. Die Auswanderung der Chefin stand an, ein besonders großer Behälter wurde in Fachkreisen für ihn aufgetrieben. Ein neues Zuhause begründet auf der kleinen Kanareninsel, ich wußte, auf ihn war Verlaß. Und kam ich zu Besuch, störte es auch nicht die verschworene Gemeinschaft, außer, wenn die Abreise anstand – unruhig und besorgt beäugte er, welcher Koffer gepackt wurde (schon einmal mußte ihn Sabine, bedingt durch einen Schulterbruch, zurücklassen, das sollte ihm nicht wieder geschehen). Alles gut, nur der Alte haut ab, sagte sein Blick – ohnehin verstand ich es nicht so richtig, mit ihm zu raufen, damit hatte ich bei ihm einen Minuspunkt (einmal, noch in Bendorf, rannte er mich auf einer Wiese über den Haufen – er liebte es, an einem dicht von hinten vorbeizubrettern – ich hatte in die falsche Richtung gezuckt). Jedoch meine Happis, vor allem so außer der Reihe, die machten so einiges wieder gut. Und abends nahm er seine Schlafecke ein, und erlosch das Licht, hörte ich seine latschenden Füße nahen, dann betrat er vom Doppelbett die linke untere Ecke, verschob durch sein Gewicht die Statik, drehte seine berechneten zwei Runden und sank seufzend danieder: am Ziel!
   Besonders amüsant sein Morgenritual – er wollte raus und Futter sollte ihm auch recht sein, nur: der Olle pennte noch (scheinbar) – dann stand er vor mir, miepste wie ein winziger Welpe, traute aber keine Berührung. Wenn ich dann aber nur einen winzigen Ton von mir gab: Attacke! Dann wühlte er schnaufend mit der Nase an mir herum und schob mich aus dem Federbett. Der Tag war eröffnet!
   Essensausgabe: Chica, dezent kostend, langsam und mit Bedacht ihre karge Portion verzehrend; und Benno: kaum die gut gefüllte Schüssel freigegeben, Rübe rein und baggern was das Zeug hält. Und nach dem Gassigang noch mal nachlecken gehen und immer mit der Hoffnung, bei der Kleinen könnte noch was im Napf sein …
   Bei Besuchen, noch in Deutschland, war er die ausgeglichene Ruhe in Person, er stapfte neben einem her, die Leine hing durch. Das alles war schlagartig vorbei, als sein Mädchen kam: Chica, die kleine Podencohündin – sie erwartete, daß er die Führung des „Rudels“ übernahm. Eine neue Zeit oben in La Punta auf La Palma hatte begonnen. Es wurde zur Tortur, mit ihm durch Innenstädte zu gehen, in alle Richtungen mußte er schützen – allein seine fünfzig Kilo dunkle Masse, nett mit weißen Pfoten und Schwanzspitze und Jabot ebenso verziert, verschafften uns einen Abstand zu anderen. Aber kleine Hunde an Leinen, die gerieten außer sich – und er mußte dann zurückdrohen. Mit der Ruhe war es vorbei. Die neue Behausung verteidigte er gegen jedes Geräusch – die gegebene Einzäunung von einem großen Tor abgerundet: dort stand er mannshoch aufgerichtet und sein tiefgrollender Ton hallte weithin.

Ich kann mit Fug und Recht behaupten, diese Seele von einem Tier geliebt zu haben. Der menschliche Ausspruch mit der hinterlassenen Lücke, auf ihn trifft er allemal zu. Ich wollte zeitlebens für ihn da sein, er war es auch für uns. Kein uneigennützig Ergebener, sondern ein Filou durch und durch – gehorsam, soweit er es einzusehen vermochte. Nicht blind unterwürfig im Kadaver-Gehorsam verfremdet, sondern naturbelassen – und das gerade gefiel uns. Auch er setzte sich schon mal durch zum Befremden Außenstehender. „Wer hier nichts zu sagen hat, ist selber schuld!“ Genau dieser Leitsatz steckt auch in ihm. Das ist hier geradezu Voraussetzung.
  

Ach Benno, du Wolfshund-Dogge-Mix, irgendwo mischst Du nun den Hundehimmel auf. Hoffentlich gibt es genug Futterchen, ohne war es auch kein Leben (quasi unser größter gemeinsamer Nenner, das Essen) – und nach dem Tode, in welcher Umgebung auch immer, würde doch ebenso etwas fehlen, nicht wahr? Vielleicht ist es ja auch nur eine andere Form von Auswanderung und Du bist schon mal vorgegangen, wer weiß. Unser Rudel findet wieder zusammen, das glauben wir jetzt einfach mal.

1 Kommentar:

  1. Hola mein Lieber,

    ich kann dich gut verstehen dass du ihn vermisst (so wie Bine ja auch), und es war bestimmt schon bei Ankunft ein absolut doofes Gefühl. Nun dann die Rituale die man vermisst, die Gedanken schweifen um die gemeinsamen Zeiten. Ich mag nicht daran denken wie es mir mal ergehen wird wenn Gismo nicht mehr da ist...

    ...aber, ich bin überzeugt dass wir uns irgendwann wirklich einmal wiedersehen und unsere Lieblinge auf uns schauen(von wo auch immer). Hört sich zwar doof an, aber ich denke wenn ich in den Himmel schaue oft auch an meine ehemaligen Vierbeiner und sehe sie gedanklich spielen und toben-geduldig wartend auf Tag X.

    Liebe Grüssle

    N☼va

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Danke! ;)