Benno
R.I.P. 2003-2015
Hundesofa – Benno und sein Mädchen „hängen ab“
Mein bester Freund – nun ist
er tot. Natürlich kein Mensch, er war mehr, nämlich eine Seele von einem Hund.
Sabine’s Leibwächter – und der Wächter war er wortwörtlich. Benno war der
zuverlässige Getreue, ein Beamter wie aus dem Buch der Vorbilder: immer
ruhebedürftig, jederzeit für eine Mahlzeit zu haben – aber dafür treu ergeben.
Er entsprach ganz der Blödel-Dynastie seiner Vorgänger, obwohl weder verwandt
noch verschwägert. Er paßte einfach, von Anfang an. Gegen einen reinrassigen
Wolfshund wollte er um die Vorherrschaft aufbegehren, er als der „kleinere“
Mischling (eine Dogge im Spiel) – also mußte er versetzt werden, eine neue
Stelle antreten, ein neues Amt bekleiden. Wir holten ihn, und er war auch
zugleich daheim – Langscheid, Old Germany (gebürtiger Spanier, als Baby weggeworfen,
aufgepäppelt und weitervermittelt – und nach Jahren sollte sich der Kreis
schließen).
Ruhige Jahre auf dem Hof inmitten eines
dominanten Katzenclans. Alle mochten ihn, Pferde, die Esel, der Beo – und er
mochte alle. Die Auswanderung der Chefin stand an, ein besonders großer
Behälter wurde in Fachkreisen für ihn aufgetrieben. Ein neues Zuhause begründet
auf der kleinen Kanareninsel, ich wußte, auf ihn war Verlaß. Und kam ich zu
Besuch, störte es auch nicht die verschworene Gemeinschaft, außer, wenn die
Abreise anstand – unruhig und besorgt beäugte er, welcher Koffer gepackt wurde
(schon einmal mußte ihn Sabine, bedingt durch einen Schulterbruch, zurücklassen,
das sollte ihm nicht wieder geschehen). Alles gut, nur der Alte haut ab, sagte
sein Blick – ohnehin verstand ich es nicht so richtig, mit ihm zu raufen, damit
hatte ich bei ihm einen Minuspunkt (einmal, noch in Bendorf, rannte er mich auf
einer Wiese über den Haufen – er liebte es, an einem dicht von hinten
vorbeizubrettern – ich hatte in die falsche Richtung gezuckt). Jedoch meine
Happis, vor allem so außer der Reihe, die machten so einiges wieder gut. Und
abends nahm er seine Schlafecke ein, und erlosch das Licht, hörte ich seine
latschenden Füße nahen, dann betrat er vom Doppelbett die linke untere Ecke,
verschob durch sein Gewicht die Statik, drehte seine berechneten zwei Runden
und sank seufzend danieder: am Ziel!
Besonders amüsant sein Morgenritual – er wollte raus und Futter sollte
ihm auch recht sein, nur: der Olle pennte noch (scheinbar) – dann stand er vor
mir, miepste wie ein winziger Welpe, traute aber keine Berührung. Wenn ich dann
aber nur einen winzigen Ton von mir gab: Attacke! Dann wühlte er schnaufend mit
der Nase an mir herum und schob mich aus dem Federbett. Der Tag war eröffnet!
Essensausgabe: Chica, dezent kostend,
langsam und mit Bedacht ihre karge Portion verzehrend; und Benno: kaum die gut
gefüllte Schüssel freigegeben, Rübe rein und baggern was das Zeug hält. Und
nach dem Gassigang noch mal nachlecken gehen und immer mit der Hoffnung, bei
der Kleinen könnte noch was im Napf sein …
Bei Besuchen, noch in Deutschland, war er die
ausgeglichene Ruhe in Person, er stapfte neben einem her, die Leine hing durch.
Das alles war schlagartig vorbei, als sein Mädchen kam: Chica, die kleine
Podencohündin – sie erwartete, daß er die Führung des „Rudels“ übernahm. Eine
neue Zeit oben in La Punta auf La Palma hatte begonnen. Es wurde zur Tortur,
mit ihm durch Innenstädte zu gehen, in alle Richtungen mußte er schützen –
allein seine fünfzig Kilo dunkle Masse, nett mit weißen Pfoten und Schwanzspitze
und Jabot ebenso verziert, verschafften uns einen Abstand zu anderen. Aber
kleine Hunde an Leinen, die gerieten außer sich – und er mußte dann
zurückdrohen. Mit der Ruhe war es vorbei. Die neue Behausung verteidigte er
gegen jedes Geräusch – die gegebene Einzäunung von einem großen Tor abgerundet:
dort stand er mannshoch aufgerichtet und sein tiefgrollender Ton hallte
weithin.
Ich kann mit Fug und Recht
behaupten, diese Seele von einem Tier geliebt zu haben. Der menschliche
Ausspruch mit der hinterlassenen Lücke, auf ihn trifft er allemal zu. Ich
wollte zeitlebens für ihn da sein, er war es auch für uns. Kein uneigennützig
Ergebener, sondern ein Filou durch und durch – gehorsam, soweit er es
einzusehen vermochte. Nicht blind unterwürfig im Kadaver-Gehorsam verfremdet,
sondern naturbelassen – und das gerade gefiel uns. Auch er setzte sich schon
mal durch zum Befremden Außenstehender. „Wer hier nichts zu sagen hat, ist selber schuld!“ Genau dieser Leitsatz steckt auch in ihm. Das ist hier geradezu
Voraussetzung.
Ach Benno, du
Wolfshund-Dogge-Mix, irgendwo mischst Du nun den Hundehimmel auf. Hoffentlich
gibt es genug Futterchen, ohne war es auch kein Leben (quasi unser größter
gemeinsamer Nenner, das Essen) – und nach dem Tode, in welcher Umgebung auch
immer, würde doch ebenso etwas fehlen, nicht wahr? Vielleicht ist es ja auch
nur eine andere Form von Auswanderung und Du bist schon mal vorgegangen, wer
weiß. Unser Rudel findet wieder zusammen, das glauben wir jetzt einfach mal.
Hola mein Lieber,
AntwortenLöschenich kann dich gut verstehen dass du ihn vermisst (so wie Bine ja auch), und es war bestimmt schon bei Ankunft ein absolut doofes Gefühl. Nun dann die Rituale die man vermisst, die Gedanken schweifen um die gemeinsamen Zeiten. Ich mag nicht daran denken wie es mir mal ergehen wird wenn Gismo nicht mehr da ist...
...aber, ich bin überzeugt dass wir uns irgendwann wirklich einmal wiedersehen und unsere Lieblinge auf uns schauen(von wo auch immer). Hört sich zwar doof an, aber ich denke wenn ich in den Himmel schaue oft auch an meine ehemaligen Vierbeiner und sehe sie gedanklich spielen und toben-geduldig wartend auf Tag X.
Liebe Grüssle
N☼va