Sonntag, 13. Oktober 2019

Literaturnobelpreis für Peter Handke

Peter Handke – danke
(wenn auch Ösi – aber deutscher Sprache)
Nun hat er, nicht nur für mich überraschend, den Nobelpreis für Literatur zuerkannt bekommen. Das ist „allerhandke“, werden die komischen Lästerleute dazu althergebracht kalauern. Bezüglich Serbien/ Milosevic kann ich mir kein Urteil erlauben, aber Herr Handke war für mich von wegweisender Bedeutung.
Ende der Sechziger, ich war so sechzehn/siebzehn Jahre alt, lief samstags am Nachmittag im Fernsehen SCHREIB EIN STÜCK. Als Gäste kamen Menschen der Literaturszene hinzu, mitunter auch Peter Handke. Ich hatte zu schreiben begonnen – und dieser junge Mensch war für mich eine ganz neue Perspektive über meine derzeitigen Helden Heinrich Böll und Siegfried Lenz hinaus. Ich klebte an seinen leisen Lippen und hörte erstmals nach vorwiegend völlig deplatzierten Deutschlehrern von einem richtigen Menschen Ermutigendes! Der nahm mich mit. Ich schöpfte ergänzende Courage zu weiteren Schreibversuchen, weil mein eigenes Zutrauen jahrelang vernichtet worden war. Ja, genau das war der Weg, den ich gehen wollte.
Nicht alles von Peter Handke war für mich nachvollziehbar, aber interessant war es von Anfang an. Unvergeßlich ein Samstagabend, als bei Kulenkampff ein Auszug des Skandalstückes Publikumsbeschimpfung mit Gottfried John vorgetragen wurde, zum Befremden des Publikums, deshalb auch gleich die souveräne Häme von HJK über seine Bühnen-Gäste, weil er seinen Zuschauern im Saal und an den Fernsehern imponieren wollte – aber er überspannte den Bogen nicht. Kuli konnte man nichts krummnehmen.
Die Begrüßung des Aufsichtsrates und der Film Die linkshändige Frau werden mich mein Leben lang begleiten. So umstritten Peter Handke sein mag und so kontrovers sein literarisches Schaffen diskutiert wird: Er ist ein Sprachstilist – und in der Kunst muß nicht jeder alles verstehen.
Mir hat er geholfen, einen wahrhaftigen Lebenssinn zu erkennen und zu festigen. Dafür allein gebührt ihm meine Dankbarkeit. Er wird nie von mir erfahren, und das kann durchaus ein Segen sein; für wen auch immer.

2 Kommentare:

  1. Bewusst sagt er mir nichts, gesehen bestimmt schon einmal im TV. Dafür sagt mir Böll viel, auch hier auf der Insel kein "Unbekannter". Schon allein weil er mal in der Gemeinde Los Realejos gewohnt hat. Bin auch schon in seiner ehemaligen Wohnung gewesen, kam durch den Sohn (mit Frau und Kindern)der sie jetzt für Urlaube nutzt (oder genutzt hat). Jedenfalls war die Wohnung unverändert wie der Vater sie hinterlassen hat.

    Liebe Grüsse

    N☼va

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  2. Eine schöne Anmerkung, liebe Nova - vielen Dank. Heinrich Böll war und bleibt immer mein größtes literarisches Idol. Irgendein überdrehter Germanist hat ihn mal als den größten Schriftsteller, der nicht schreiben kann ...was für ein Arschloch, dieser "Kritiker". Aber es hat noch nie einen Dichter gegeben, der nicht Gegner hatte - und darin liegt so ein ungemeiner Trost. Jeder entscheide doch bitte für sich selber, wer ihm was bedeutet!

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Danke! ;)