Peter
Handke – danke
(wenn
auch Ösi – aber deutscher Sprache)
Nun
hat er, nicht nur für mich überraschend, den Nobelpreis für
Literatur zuerkannt bekommen. Das ist „allerhandke“, werden die
komischen Lästerleute dazu althergebracht kalauern. Bezüglich
Serbien/ Milosevic kann ich mir kein Urteil erlauben, aber Herr
Handke war für mich von wegweisender Bedeutung.
Ende
der Sechziger, ich war so sechzehn/siebzehn Jahre alt, lief samstags
am Nachmittag im Fernsehen SCHREIB
EIN STÜCK. Als
Gäste kamen Menschen der Literaturszene hinzu, mitunter auch Peter
Handke. Ich hatte zu schreiben begonnen – und dieser junge Mensch
war für mich eine ganz neue Perspektive über meine derzeitigen
Helden Heinrich Böll und Siegfried Lenz hinaus. Ich klebte an seinen
leisen Lippen und hörte erstmals nach vorwiegend völlig
deplatzierten Deutschlehrern von einem richtigen Menschen
Ermutigendes! Der nahm mich mit. Ich schöpfte ergänzende Courage zu
weiteren Schreibversuchen, weil mein eigenes Zutrauen jahrelang
vernichtet worden war. Ja, genau das war der Weg, den ich gehen
wollte.
Nicht
alles von Peter Handke war für mich nachvollziehbar, aber
interessant war es von Anfang an. Unvergeßlich ein Samstagabend, als
bei Kulenkampff ein Auszug des Skandalstückes Publikumsbeschimpfung
mit Gottfried John
vorgetragen wurde, zum Befremden des Publikums, deshalb auch gleich
die souveräne Häme von HJK über seine Bühnen-Gäste, weil er
seinen Zuschauern im Saal und an den Fernsehern imponieren wollte –
aber er überspannte den Bogen nicht. Kuli konnte man nichts
krummnehmen.
Die
Begrüßung des Aufsichtsrates und
der Film Die
linkshändige Frau
werden mich mein Leben lang begleiten. So umstritten Peter Handke
sein mag und so kontrovers sein literarisches Schaffen diskutiert
wird: Er ist ein Sprachstilist – und in der Kunst muß nicht jeder
alles verstehen.
Mir
hat er geholfen, einen wahrhaftigen Lebenssinn zu erkennen und zu
festigen. Dafür allein gebührt ihm meine Dankbarkeit. Er wird nie
von mir erfahren, und das kann durchaus ein Segen sein; für wen auch
immer.
Bewusst sagt er mir nichts, gesehen bestimmt schon einmal im TV. Dafür sagt mir Böll viel, auch hier auf der Insel kein "Unbekannter". Schon allein weil er mal in der Gemeinde Los Realejos gewohnt hat. Bin auch schon in seiner ehemaligen Wohnung gewesen, kam durch den Sohn (mit Frau und Kindern)der sie jetzt für Urlaube nutzt (oder genutzt hat). Jedenfalls war die Wohnung unverändert wie der Vater sie hinterlassen hat.
AntwortenLöschenLiebe Grüsse
N☼va
Eine schöne Anmerkung, liebe Nova - vielen Dank. Heinrich Böll war und bleibt immer mein größtes literarisches Idol. Irgendein überdrehter Germanist hat ihn mal als den größten Schriftsteller, der nicht schreiben kann ...was für ein Arschloch, dieser "Kritiker". Aber es hat noch nie einen Dichter gegeben, der nicht Gegner hatte - und darin liegt so ein ungemeiner Trost. Jeder entscheide doch bitte für sich selber, wer ihm was bedeutet!
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