Samstag, 21. September 2013

Launen der Natur


An die Grenze ja
(über die Grenze nein)

Also früher, für mich die beginnenden 60er, da klärte mich mein Vater sozusagen auf den letzten Drücker notgedrungen im Auto auf. Ich hielt auf den Hintersitzen einen eingetopften Gummibaum für Oma in Schach – und mein Vater fuhr verbissen und schaute nicht mal in den Rückspiegel. Ich fasse es mal so zusammen, aus der Bravo hatte ich mehr Kenntnisse. Ich weiß noch, daß er Peniiiii sagte, das S ging ihm dann doch irgendwie zu konkret zur Sache. Und auch HOUMOU sagte er und bewegte dabei so seltsam den Kiefer … und das sei alles eine Frage des Zusammenreißens.
   Die Zeiten ändern sich, ich auch, bleibe aber unentrinnbar Vater’s Sohn, aber das ist ein anderes Thema. Ich habe viel gehört von schwul und lesbisch, Zwitter, Tunten, Kastraten, in neuester Zeit von Transsexuellen und Transgendern. Gottes Schöpfung ist weitgefächert, gewiß, und alle Menschen haben ihre ureigenen Probleme, in jeder Hinsicht. Aber muß immer alles so sehr auf dem Präsentierteller ausgelebt werden, gibt es denn keine Schamgrenzen mehr? Selbstbewußtsein in allen Ehren, aber detailgenau anderen alles haarklein aufnötigen – muß das wirklich sein?

   Love-Parade, Christopher-Street-Day und was alles an überzogenen Demos grell und plakativ abläuft. Nabelschauen in unsäglichster Ausprägung, es scheint in der uferlos zelebrierten Ausübung keine Begrenzung in Sicht zu sein. Aber gleichgeschlechtliche Ehen, Adoptionen bei gleichgeschlechtlichen Paaren; durchaus Themen, die sogar in meinen Augen ihre Berechtigung haben.
   Nur wehre ich mich dagegen, als Hetero abgestempelt zu sein. Das hat für mich persönlich einen leicht üblen Beigeschmack. Ich lehne mich nun mal wieder weit raus: Wie wäre es schlicht und ergreifend mit normal (und andere sind anders – natürlich nicht unnormal, das wäre diskriminierend). Aber diese Etikettenflut, das nervt mich total! Ich verkenne sicherlich nicht die speziellen Sorgen und Probleme. Aber was einfach zuviel ist …

   Und der Körperkult schlechthin, was ist das nur für eine Zeit, dieses selbstverliebte metrosexuelle Getue – bin ich denn schon so gealtert, weil mich Tattoos und Piercings in befremdetes Kopfschütteln treiben? Frauen-Body-Bulding geradezu Ekel in mir hervorruft. Bei Männern im Grunde genommen nicht minder. Natürlich könnte ich was gegen meinen wachsenden Bauch tun – aber die Zeiten des Leistungssportes sind vergangene, und jetzt mich an Apparaturen sinnlos Kräfte verschleudern lassen – das tue ich mir beileibe nicht an, einfach nur eine schreckliche Vorstellung. Nein danke. Schade um die viele schöne Zeit.

   Aber wir sind ja bei einem anderen Thema (dennoch erkenne ich darin einen Zusammenhang).

   Liebe Andersartige – einer meiner wichtigsten Lebenssprüche gilt auch hier: Weniger wäre mehr! Diese militante Aversion treibt Leute meines Schlages nur aus dem verständnisbereiten Teil heraus in die Ablehnung. Und da ist es dann zur Empfindung der Widerwärtigkeit gar nicht mehr so weit.
   Gut, daß die Zeiten vorbei sind, als in den ersten Micky-Maus-Heften die Kuh zumindest, in den USA, kein Euter haben durfte (wirklich!). In der Sexta lernten wir die 10 Wortarten, z.B. Substantiv für Hauptwort. Der Artikel blieb Artikel (Geschlechtswort, nein, das wurde nicht gesagt).

   Ich möchte mich nicht als Mann schämen müssen, den Frauen zugeneigt zu sein, Pardon „aber das wird man doch wohl noch sagen dürfen“. Vielleicht in diesen ach so aufgeschlossenen Zeiten in Bälde nur noch heimlich und verstohlen, quasi hinter vorgehaltener Hand. Und wird es dann wohlmöglich getuschelt heißen: Daß es sowas noch gibt ….
   Irgendwie auch gut, älter zu sein.

p.s. Ich hatte über viele Jahre hin einen Freund, der bisexuell war; in meiner Verwandtschaft ist eine lesbisch orientierte Frau  und über meine Lebensgefährtin kenne ich einen Homosexuellen, den ich sehr schätze und gerne mag (also spreche mir niemand bitte die Aufgeschlossenheit ab). Aber was mir zu weit geht, geht mir zu weit.

2 Kommentare:

  1. Ja, um anerkennung u. respekt zu erhalten, sollte man nicht mit dem holzhammer agieren. Mit schrillen demos eben auch nicht, es sei denn "man" hat 'nen hang dazu, sich lächerlich u. unglaubwürdig zu machen.
    Aber jeder nach seiner facon, vielleicht auch eher so eine wohlstandsmarotte, gibt ja weltweit auch keine anderen probleme,

    Bine

    AntwortenLöschen
  2. Ich bin offen erzogen worden und auch aufgeklärt, auch wenn meine Mum eigentlich ein bisserl prüde ist. Damit meine ich den Umgang mit witzeln oder Worten und bestimmte Dinge findet sie einfach unnormal.

    Ich finde es gut wenn es heute offen gelebt werden kann, so hatten früher die "anders" Lebenden doch ganz schön zu kämpfen. Allerdings finde auch ich das eine gewisse Schamgrenze eingehalten werden sollte.

    Was ich am Körperkult so schlimm finde ist wie die Medien manipulieren....da wird geschnibbelt, gebotoxt usw. und zum Schluss sehen die Leute schlimmer aus als vorher.

    Warum nicht in Würde altern, die Falten anerkennen. Ebenso wie die Pfunde zuviel, keine Hungerhaken die beim nächsten Sturm umfallen.

    Ach, das ist so ein endloses Thema...aber ich schliesse dann mal damit dass es mir nix ausmacht zu sagen:

    Ich bin hetero und das sogar mit Tattoo :-))))

    Liebe Abendgrüssle und hab ein schönes Wochenende

    AntwortenLöschen

Danke! ;)