Sonntag, 10. Mai 2015

…und schütze uns vor dem Gelaber

Das sagt man so (was man so sagt)

(Nerven und genervt werden)

Beginnen will ich mal mit einem Beispiel, das heutige Hinhören betreffend. Vor Jahren war ich in einem Möbelhaus (nein, nicht DAS Möbelhaus, da war ich erst vorgestern) – ohne von dem Schatten eines Verkäufers behelligt zu sein war ich in dem Bereich, dem mein Interesse galt, da hörte ich immer noch Elvis, er begleitete mich mit „Hound Dog“, und zwar seit Betreten des Hauses, dieses Gebäudekomplexes. Ich mag den Titel, aber nun, beim dreizehnten Erklingen in einer Endlosschleife, ging er mir auf den Zeiger. Beim jubiläumswürdigen gefühlten fünfundzwanzigsten Hinfetzen des Titels über die Hausanlage gab ich entnervt auf, ging aber noch mal an den Info-Schalter im Eingangsbereich, und wies auf die festgefahrene Beschallung hin. Niemandem war es aufgefallen … wenn die verstecke Kamera am Werk war, so wollte ich zielgerecht rüberkommen und verließ possenhaft schimpfend das Geschäft. Keiner hielt mich zurück.
   Was ich damit ausdrücken will ist: es wird überhaupt nicht mehr wirklich hingehört! Und nun bin ich dort, wo ich hinwollte – das alltägliche Geschwafel, die mit Sicherheit zu erwartenden Phrasen und Floskeln. Der erste Mensch, der mir damit auf den Senkel ging, war natürlich mein Vater. Je nach Situation oder Örtlichkeit, nach Zwischenziel in einem Gespräch, nach Fallenlassen eines Stichwortes, es war wie ein Münzeinwurf, es kam störungsfrei seine Worthülse, das hierfür in ihm gespeichert lauernde „Bonmot“. Stöhn. Nun gut, auf Knopfdruck habe ich auch so meine Kalauer bereit. Wer nicht. Nun wird es einen Zacken schlimmer.
   Mir sind einfach Gespräche zuwider, in denen dem Pingpong entsprechend sich das Gelaber dahinschaukelt (ich werde den Teufel tun, hier Beispiele anzuführen – das auch noch zu schreiben, also bitte…). „Small Talk“ ist mir zuwider, das Labern des Geschwafels willen, igitt. Und dann die Ami-verseuchten Begrüßungsrituale, junge Leute, natürlich – ein Brechmittel, dieser Austausch von Gesten und völlig hohlen Phrasen. Fremdschämen in höchster Vollendung schüttelt mich durch.
   Natürlich ist es nicht jedem Menschen gegeben, ein Sprachkünstler zu sein, zugestanden, aber sich über eine gewisse Gehirn-Diarrhö zu erheben müßte zumutbar sein. Sogar von Akademikern sollte man es erwarten dürfen.
   Da lohnt es eher, bei den Gemeinplätzen mal näher hinzuhören. Da tobt sich jeder aus, das machen wir alle, das merken wir schon gar nicht mehr. Bei jedem einzelnen ist da die Toleranzschwelle anders – bei mir ist sie ganz nah:
Die Seele baumeln lassen (gähn)
Den Traum leben (nach hundertmal ein ALTtraum)
Ehrlich gesagt (ach so – und sonst?)
Auf gut Deutsch (danke, wenigstens das)
Das geht gaaar nicht (sagt sogar die olle Kanzlerin, nur mit zwei O)
So sicher wie das Amen in der Kirche (ist das noch so?)
WIE GEIL IST DAS DENN??? (für mich der ultimative Brüller des Grauens)
Na, eine Zugabe mache ich noch:
„Hier auf der Insel gehen die Uhren ein wenig anders.“ (Entschuldigung Mädels, ist aber so … ja gut, eine Stunde hinter der RICHTIGEN Zeit – hahaha).
   Es gibt Sätze, die jede® in der Warteschleife hat. Wir sind alle aktive Schwätzer und duldsame Zuhörer, mehr oder weniger. Aber manchmal, da reicht es dann einfach – und nun wiederhole ich mich bewußt zu anderen Ausführungen, weil es mich unendlich nervt: Die ewigen JA-Sager, die Okaaay-Zustimmer, die gehen mir derzeit penetrant auf den Senkel. Echt: Überall, wirklich, ü-ber-all! Es ist eine Seuche, dieser Virus des Laberns von Marotten. Ich soll da nicht hinhören? Ich kann das nicht, dieses Überhören,  das mag ich auch nicht: Lieber leide ich.
   Jede® hat sein Quantum Formulierungen, mit dem er seinen Sabbel-Brei garniert; geschenkt, niemand ist wahrhaft frei davon. Es ist vor allem modebedingt und steckt zudem auch noch an, unterschwellig. Es kommt aber darauf an, wieviel man bewußt zuläßt. Und das ist die Krux: Kaum einer bemerkt es selber (so wie der Schweizer sein Anhängsel „oddrrr?“ nicht mehr verspürt oder der Siegerländer sein „Woll?“).
   Schlimm genug, daß wir uns vor dem Schwachsinn der Werbung auch witzelnd nicht retten können, vor dem Wischi-Waschi-Geseier von Hinz & Kunz sollten wir uns wenigstens in Acht nehmen! Also mich kotzt das alles an – und wenn ich eine Chance habe, rechtzeitig zu entkommen – bin ich auch schon weg.
   Ganz kurz: Schützen wir uns selber vor den ausgelutschten, abgedroschenen Plattitüden. Ein bißchen bewußter reden, bitte.
   Ach, hol’s der Teufel – hat ja doch keinen Sinn.

HAT …nicht „macht“ – hat, HAT, HAAAT……

4 Kommentare:

  1. Also ehrlich gesagt, aut gut deutsch, das geht ja gaaar nicht wenn man laufend so ne Mucke inner Schleife dudeln hört *gg*

    Ne, ernsthaft Das finde ich wirklich schrecklich. Bin auch schon am Ball den Loro Parque anzuschreiben, denn dort läuft die Musik auch in Schleife.

    Allerdings mag ich es die Seele baumeln zu lassen, denn das drückt für mich wirkliches Wohlgefühl aus ;-)

    Wünsche dir einen tollen Wochenstart, und schön brav überlegen was alles in den Koffer kommt, gelle^^

    Liebe Grüsse

    N☼va

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  2. Liebe Nova, wenn "ein einziger Titel" auf Wiederholung eingestellt ist - und das wird nicht bemerkt: das ist für mich nicht nachvollziehbar.Aber so ist jedes nachdrückliche Erleben für etwas gut, ich kann es in meiner Schreiberei "verarbeiten".
    JA, und der Koffer ...okaaaaay - da gibt es gewisse, ja, Platzprobleme, weil ich für die Mädels der Insel in der, ja, Pflicht stehe - sonst wird das nix mit Traum leben, okaaaay, da muß ich durch, sonst baumelt nicht nur die Seele, sondern, ja, der ganze Giftzwerg - DAS GEHT JA GAR NICHT!

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  3. Ach nee, hab ich sie doch noch "gelöckt" - Kommentar zum Kommentar eines Kommentars - immerhin!
    Ja, wir haben diesmal eine einmalige Koffer-Problematik (aber das muß unter uns bleiben -psssst!)
    HASTA LUEGO, Sheriff Bine

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Danke! ;)