Freitag, 26. Juli 2013

Ess-Kultur


ESS-Kultur

Nun heißt es schon bald wieder … nach dem Urlaub. Und dann wird besonders in der kühlen und dunklen Jahreszeit häufig das Ausland im eigenen Umland besucht, Taverne, Pub, Pizzeria und so. Damit die Gefühle wiederbelebt werden, reaktiviert der Ex-Urlauber die Kenntnisse der Sprache, er und sie grüßen und speisen und trinken und verabschieden sich herzlich in deren vermutetem Idiom. Und dabei juckt es kaum, daß üblicherweise Balkanländer unter sich Personal ergänzen, Italiener und Spanier, Engländer und Iren, Asiaten sich großräumig um ihre Sollstärke bemühen. Wer sollte es hinterfragen, labt man sich doch nun kulturell bemüht. O Gott, sind wir nicht global? Ich weiß nun nicht, ob man sich in afrikanischen Gaststätten Kuskus von Hand einführt, aber Stäbchen in asiatischen Stuben - ein MUSS! Und mit ein wenig Übung geht das auch – aber warum eigentlich? Die wahren europäischen Artisten bringen eigene Hölzchen mit – ich habe noch nie in ein Lokal mein Besteck mitgebracht; aber sage niemals nie. Die per Taxe überbrachte Sushi-Auswahl, auch in den eigenen Wänden stilistisch einwandfrei zu goutieren (und Üben, Üben, Üben!), na klar, wer kann der kann. Beim Reis wird es schon prickelnd, eine europäische Jonglage – denn den Napf direkt an die Unterlippe, das ist hierzulande wiederum …ach ja. Für meinen Teil reicht doch die Aufgeschlossenheit gegenüber dem Gericht – wieso sollte ich auf unser Besteck verzichten? „Ein Stilbruch“, höre ich allenthalben, das kannst Du doch nicht machen! Gut, ich war nie in Asien, schlechtes Beispiel. Aber Sie verstehen sicherlich meine gefühlte Bedrohung …
  Auch hierzulande gibt es bedenkliche Eigenarten: von sich weg suppen, die Unterseite der Gabel behäufeln. Als fein gilt es, sich das Butterbrot mit Messer und Gabel munden zu lassen. Eine affektierte Dame beobachtete ich mal über alle Maßen amüsiert, als diese ihr gut und fein belegtes Brötchen traktierte – mit dem Eßbesteck! Trotz der gezickt abstehenden kleinen Finger war es auch für sie kein leichtes Unterfangen, aber beharrlich zog sie diese Nummer durch, köstlich. O wie schade, ich sähe sie gerne mit eigenem Besteck bei diesen McBurgers oder so.

  Die große deutsche Philosophin Martha Becher, also meine Oma, pflegte den Ausspruch: Wenn wir Dich und den lieben Löffel nicht hätten, müßten wir die Suppe mit der Gabel essen. Vielleicht ist das aber irgendwo so üblich? Das müssen dann schleunigst die willfährigen Sympathisanten praktizieren, da hege ich keinen Zweifel.

  Kurzum, was ich damit sagen will und wofür ich plädiere: Für mich gehört die Klappstulle in die Hand, das ist mehr als Nahrungsaufnahme, das ist auch Nostalgie, mein Wiedererleben der Kindheit. In manchen Häusern wurden diese großflächigen Scheiben nicht mittig geteilt, die Kinder balancierten diese flatschigen und gottlob großzügig beschmierten „Brote“ über den Handrücken hinaus. So sind wir aufgewachsen, das ist unsere Eßkultur. Die Alten schnitten sich Häppchen zurecht, die sie natürlich von Hand mümmelten – sie wußten, was sie taten.

  Aber das Abenteuerliche wird oft zu dubios nachgeäfft, dann wird daraus eine ES-Kultur: Nicht nach ihm und nicht nach ihr! Albern irgendwie.

5 Kommentare:

  1. *lacht*....gerade heute habe ich mit Stäbchen gegessen^^ Also nicht dass du denkst ich hätte auswärts mein Mittag zu mir genommen....neee....selbst gekocht und dennoch auch ne Schale und Stäbchen zur Hand genommen. Das mache ich nämlich fast immer wenn ich ein chinesisches Gericht zubereite. Hat sich irgendwie bei mir so eingebürgert. Da können noch so viele Gabeln gespült und unbenutzt im Besteckkasten liegen^^

    ...die bleiben aber auch liegen wenn ich ein Brot oder ein Brötchen esse. Höchstens beim Strammen Max greife ich dann zu Messer und Gabel, denn das Eigelb die Hand runterlaufen zu lassen, dafür bin ich zu geizig, das soll schön alles im Mund und Bauch landen :-)))

    Liebe Abendgrüssle und noch ein wunderschönes Wochenende (die Tage sind bald wieder gezählt, gelle?!)

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  2. Oh ja, ich zähle schon - und dann auf La Palma mit Sabine in den WOK - aber mit Besteck, keine Frage!( Oh nein: Messer, Gabel, Löffel bekomme ich dort, die sind auf Banausen wie mich eingestellt). Aber ich habe mich ganz dolle wie Bolle über Deine China-Quittung amüsiert, sage noch einer, mit Frauen kann man keinen Jux machen - das war rundum klasse! Außerdem esse ich ein Matjesbrot auch mit Besteck, der Oel-Orgie halber. Nun freuen wir uns alle auf schönes Wochenendessen - esse jeder wie ihm beliebt - Hauptsache, es gibt was Leckeres (wir stehen hier auf der Schwelle zum Hitzerekord - ist das noch zu glauben?)

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  3. :-O....wie jetzt??? Mit Sabine in den WOK? Du sollst Sabine zwar lieb haben, aber doch nicht zum Fressen gerne *frechgrinst*

    Neee, Spässle....WOK ist gut, aber hier hat der oben im ElTrompo wohl zugemacht. Zumindest war er immer noch geschlossen als ich das letzte Mal vorbeigefahren bin. Muss mal gucken ob es immer noch so ist. Fände ich sehr sehr schade, denn sein Büffet war immer gut und auch gut besucht, aber vielleicht war das sein Genickbruch. Laden zu groß, wahrscheinlich die Miete zu hoch und die Kalkulation ein Schuss in den Ofen :-(

    Ja, das stimmt, wie ihm beliebt. Wobei auch hier ich sagen muss dass ich persönlich es schlimm finde wenn Menschen nicht ein klein wenig Kultur haben wenn sie sich im Restaurant befinden. So hasse ich es z.B. wenn der Mund beim Kauen soweit offen steht dass das Essen fast wieder rausfällt ;-)

    Hab ein traumhaftes Wochenende und pass auf dich und den Kreislauf auf. Dürfte nicht so einfach sein wenn es soooo heiß ist.


    Liebe Grüssle



    P.S. ach, übrigens darf Matjes bei mir in der Dose "weiterschwimmmen"

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  4. wohl dem, der mit dem "arbeitsgerät" (messer u. gabel) umgehen kann, diese tischmanieren u. eßkultur sind mir von kindesbeinen an geläufig, darauf legte meine mutter großen wert: "Zeig mir wie Du ißt....u. ich sage Dir, wer Du bist!"

    Mir kann es schon den appetit verderben, wenn ich einige zeitgenossen, z.b. im restaurant sehe, wie sie nur das essen in sich hineinschaufeln.....
    (Nein, ein brötchen, oder marmeladenbrot esse ich nicht mit dem besteck) ;)

    Außerdem finde ich es schön, an einem mit liebe gedeckten tisch zu sitzen u. ein liebevoll gekochtes essen zu genießen - dazu gehört für mich nun auch mal das besteck ;)
    Auch ein anlaß mal darüber nachzudenken, daß wir grund zur dankbarkeit haben, etwas auf der gabel zu haben ....

    Liebe grüße zum wo.ende
    SA-Bine

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  5. Ja und Amen. Bei uns hieß es früher: "Wie man ißt, so arbeitet man!" Ich konnte schon immer schnell arbeiten - und eine warme Mahlzeit beliebe ich auch zügig zu mir zu nehmen, weil das Essen sonst nicht mehr warm ist, logisch, finde ich.
    Ach und der gute Onkel Grzimek fällt mir ein: TIERE ESSEN - nur manche Menschen fressen.
    Also Mädels, bis dunnemal - meine Kartoffeln sind gar ....ich haue nun tierisch rein, mit europäischem Besteck.

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Danke! ;)