Pamplona
Vielleicht
ist der Ort gar nicht so übel – der Name allerdings bürgt für fragwürdiges
Brauchtum. Natürlich, wie jedes Jahr: Nun rennen sie wieder, die Helden spanischer Art, vor allem,
geschäftsträchtig geschürt, unter internationaler Beteiligung. Völlig aus dem
Häuschen, aufgekratzt und selbstbefeuert, Hemingway* sei es gedankt –
Adrenalin-Junkies mit teilzeitig ausgesetztem Resthirn. Unter Applaus der
johlenden Menge wetzen Alt und Jung um ihr Leben (was für ein Leben ist das
eigentlich?). Und manchmal erwischt einer der ohnehin dem Tode geweihten
Jungstier auch einen der vor ihnen fliehenden Schwachköpfe. Das wäre es
allerdings, was ich mir gerne vor Ort anschauen würde – dem Fernsehen sei es
gedankt, diese Momente werden jährlich festgehalten, wenn ein aufgebrachter
Stier so einen Hanswurst durch die Straße schleudert, diesen Jämmerling der
Hose beraubt, egal, wieviele Kaschper ihn abzulenken versuchen. Schade ist, daß
sich so ein traktiertes Arschloch bei Überleben sein erbärmliches Leben lang als
toller Hecht fühlen wird ob der Blessur-Orden, mit stolzgeschwellter Brust
womöglich Narben und Verstümmelungen vorweist.
Es
passiert aber einfach noch zu wenig, finde ich, bis man sich vielleicht über
die Geschäftemacherei hinaus besinnt, eventuell die Spielregeln zu bedenken.
Den ganzen Irrsinn mal hinterfragt und nicht mit Traditions-Gewäsch daherkommt. Die Sanitäter und Ärzte und
Operateure haben viel zu tun – wie fühlen die sich bei diesen künstlich
inszenierten Rettungs-Anlässsen? Zahlen das gar die Krankenkassen? Das wäre
schon mal der allererste und übelste Skandal. Neben der Tierquälerei.Tradition, schallt es immerfort – ich kann das nicht mehr hören. Bei den alten Indianerkulturen waren Menschenopfer traditionelle Riten – bei lebendigem Leib den Opfern das Herz herausschneiden. Gilt doch meines Wissens heute nicht mehr (außer bei den dubiosen Praktiken der Organbeschaffung – dazu demnächst mal mehr). Das alles beherrschende Geld erhält heutzutage hier wohl die sonderbaren Bräuche. Tourismus! Dann aber doch bitte fair sein: Der Stier, der einen der Wichtigtuer erwischt, sollte der hinterhältig feigen Schlachtung mit Bravour entgehen und überleben dürfen – wie eine heilige Kuh in Indien sollte er nach meiner Auffassung freies Geleit auf Pamplonas Straßen haben – und der Reiz bliebe das ganze Jahr erhalten! Der Stier als Jäger – auch nicht schlecht.
Meine Lieblings-Filmsequenz aus einer StierKAMPF?arena
(doch wohl eher Tierquältheater!): Vor seinem absolut gewissen Tod sprang mit
ungeahnter Kraft letztes Jahr ein Stier in die Zuschauer-Ränge! Mein Gott, hat
mich das begeistert, wie er die Menge der blutrünstigen Gaffer zur kreischenden
Panik-Meute aufmischte – ganz großes Kino. Das war mal ausgleichende Gerechtigkeit
– wer sich in die Gefahr begibt … DER war wirklich ein ganzer Kerl, der um sein Leben kämpfende Stier – und vor dem habe
ich allergrößte Hochachtung.
Kann ich dir nur vollkommen zustimmen, ich finde es auch sowas von grausam wie die Stiere da getötet werden und habe überhaupt kein Mitleid wenn Menschen verletzt werden.
AntwortenLöschenBin richtig froh das der Stierkampf hier auf der Insel vor langer Zeit abgeschafft wurde!!! Da ist dann ein Ziegenbad noch harmlos.
Ich hasse Tötungen....dann lieber die Tomatenschlachten ;-)
Liebe Abendgrüssle
Deiner kolumne kann ich nur zustimmen! Ich frage mich immer wieder, warum so fragwürdige traditionen aufrecht erhalten werden, eins scheint klar zu sein, wenn die kasse klingelt, ist ja wohl jedes mittel recht. :(
AntwortenLöschenAuch ich zeige hier den stinkefinger hoch!
Schönes wo.ende
SAbine
Ich danke Euch Mädels, für die freundliche Kommentierung meiner wahrhaft bitterbösen Kolumne - schönes Wochenende für ALLE (meinetwegen auch für die Spinner in Pamplona, was soll's ...)
AntwortenLöschen