Kunst
ist Kunst ist Kunst
„Du
kunst mich mal!“
Tja,
es ist so: Zu diesem Thema könnte ich mir jetzt den Wolf schreiben –
also heißt es nun, alles nur anreißen (die Gefahr mancher
Wiederholung ist gegeben) – aber gewisse „Knaller“ nutzen sich
einfach nie ab.
Vorweg:
Definitionen zur Kunst gibt es zahlreiche – aber man grenzt
unstrittig ab zwischen visuell gestaltender (bildender)
Kunst wie Baukunst, Bildhauerei, Malerei, Zeichnung, Grafik und auch
Kunsthandwerk zur darstellenden
Kunst wie Theater, Tanz, Filmkunst. Dann die Literatur
und noch die Musik.*
Diese
Woche ist es wieder mal medienwirksam geschehen (und es passiert
immerzu und überall, da bin ich mir ganz sicher): In einer für
kunstbereites Publikum lange erwarteten Ausstellung legte ein Schelm
eine Brille aufs Parkett, und zwar in eine Ecke eines der weihevoll
zu durchwandelnden Räume: allein diese nachdenklichen Posen der
aufgeschlossenen Enthusiasten zu sehen – verzückend, die
Betrachter zu betrachten. Tiefsinnige Grübeleien, man befragte sogar
diese „Kunstkenner“, die so versonnen Sinnenden – sowas ist mir
immer ein Elixier, davon kann ich nie genug bekommen. Herrlich, diese
„Bildungsbürger“ – oder sollte ich sie gar BURGER, der Neuzeit
angepaßt, nennen, wie diese halbgaren platten Klopse, nur im Geiste
gequirlte …äh, Fleischmasse? Ich könnte mich wie ein junger Hund
bepinkeln. Wenn solche Fürze bei manchen schon so richtig dolle in
der Birne blühen, doch-doch – das hat schon was - das ist eine
„hohe“ Kunst: diese Leute so zu verarschen!
Es
gibt Kunst, es muß sie einfach geben – aber die Grenze zur
Scharlatanerie ist fließend – ähnlich wie bei Genie und Wahnsinn.
Kunst ist Art – und ab“artig“ ist nicht nur ein Nazi-Wort. Die
Kunst ist ein mieser Stiefvater, völlig unberechenbar und
unzuverlässig.
Ein
Klassiker der Demaskierung ist für mich „Hurz“ (Hape Kerkeling
vereinnahmt ein kunstwilliges Publikum mit einem
russisch-akzentuierten Gesang über Wolf und Lamm, gänzlich sinnfrei
– also ein weites Feld); wie der ihn begleitende Pianist die
Fassung bewahrt, Respekt! Hape schmunzelt sich in den angeklebten
Bart unter der üppigen Perücke – das Kunstpublikum heischt nach
Kunstgenuß, ist tief bewegt und erkennt diesen Filou nicht, nein,
man ereifert sich in tiefgründiger überbordender Erkenntnis
untereinander zu übertreffen.
Die
Schmierereien von Schimpansen aus dem Zoo, in einer Galerie
ausgestellt – das war auch so eine tolle Nummer. Was da die
Kunstkritik alles drin erkannte und ausdeutete – fantastisch! Und
mein Favorit ist von Kishon (der Kunst studiert und insoweit gerne
diese Pseudo-Kritiker aufs Korn genommen hat), genial das Thema
verarbeitet in „Zieh den Stecker raus, das Wasser kocht!“ – Ein
Kunstkritiker betritt unbemerkt das Atelier eines Malers, der zur
Zeit aber die Wände anmalt, gerade die Hände im Nebenraum wäscht
und der Kritiker erblickt die Stehleiter, daran hängend der
buntbeschmierte Kittel, ganz oben auf der Stufe ein Wasserkocher, der
Inhalt siedet schon, das Gerät beginnt bereits leicht zu pfeifen;
der von diesem Eindruck schier überwältigt in Bann geratene
Kunstsachverständige fragt, wie diese „Aktionskunst“ heiße –
dies wird nebenan überhört, der Maler ruft zu seiner Frau den
Titelsatz – und das kommt ganz groß bei dem zutiefst ergriffenen
Kritiker an …wenn dieser Boulevardklassiker mal in Ihrer Nähe
gespielt wird – schauen Sie sich das an, aber gehen Sie vorher auf
die Toilette (im Fernsehen häufig wiederholt mit dem großartigen
Herbert Bötticher als Kritiker). Gewiß, so eine geistige Onanie,
sogenannter „Kunstverstand“, kann mancherorts einen multiplen
Orgasmus erzeugen – und wer begrüßt ihn nicht, doch um jeden
Preis so manipulierend sich steigernd nachzuhelfen, also, ich weiß
nicht.
Ja,
zugestanden, ich bin einseitig und begrenzt belastbar – bei der
Malerei käme ich durchaus mit Hopper aus. Die meisten der
schlechthin Anerkannten können mich mal(en). Nein, einzelne Werke
können mich durchaus beeindrucken, nicht unbedingt nur
Gegenständliches – es ist nur schwer zu fassen. Ganz selten
schlägt mich etwas in Bann, wie z.B. „Die Eltern“ – eine
Skulptur von Barlach.
Fragen
Sie mich aber nicht nach Miro, Christo, Yoko Ono (igitt), Ai Weiwei
(Owei-owei) und Konsorten, es kann nur schiefgehen. Die Fettecke von
Beuys – und sein Satz „Alles ist Kunst“ – aber als man sein
Werk beschädigte, war dann doch eher das Ende der Fahnenstange
„Kunst“ erreicht, also die Zerstörung der Kunst als Kunst
anzuerkennen war es dann letztlich nicht - soviel zu „Alles“. Der
Blödelbarde Mike Krüger singt: „Ist das Kunst oder kann das weg?“
Ein nachvollziehbarer Ansatz.
So
lange es spaßig ist, gut, meinetwegen. Jedem das Seine. Aber wenn
der Herr „Tonkünstler“ Stockhausen die Szenerie des 11.
September original so einschätzt:
„Also was da geschehen ist, ist natürlich – jetzt müssen Sie alle Ihr Gehirn umstellen – das größte Kunstwerk, was es je gegeben hat“
dann
ist die Grenze zur Krankheit - und beileibe nicht nur nach meiner
Einschätzung - mittels perversem Empfinden deutlich überschritten.
Da haben die schrägen Töne doch einen heftigen Schaden angerichtet
im umgestellten Gehirn des Musik- und Menschenquälers.
Nicht
jedem erschließt sich alles, nicht jeder kann alles verstehen –
aber ich weiß, mit naßforsch abgebrühter Kaltschnäuzigkeit ist
schon so mancher Rubel ins Rollen gebracht worden. Rotzfreche Abzocke
– warum nicht, wenn es läuft…schwach nur, wenn man aus billiger
Rechthaberei nicht einzugestehen vermag, einem Witzbold auf den Leim
gegangen zu sein. Dieses „gelobt sei, was wir nicht verstehen“ –
eine Kult(ur)sekte – gefährliches Terrain! Da bin ich lieber
anerkannter Banause, als Gaunereien aufzusitzen. Im Zweifel nehme ich
Abstand – und ich zweifele leicht. Gerade die gestaltende Kunst
ist, und das ist die ganz tief gehende nüchterne Erkenntnis, ein
finanzstarker Markt!
Haben
Sie schon von dem superben Kunstfälscher Beltracchi gehört?
Phänomenal – der hat clever sein Geld gemacht – und der kann
auch was! Wenn Georg Kreisler den „Triangel“-Spieler in der
Philharmonie ironisch bedauert und eine alte Dame wütend sich
empört: „Ich lasse mir meine Philharmoniker nicht beleidigen!“
Doch, das läßt sich mit Spaß erleben.
Zur
sogenannten „unbehausten Literatur“ könnte ich allein ein Buch
schreiben.** Aber wo sich ein Publikum findet – da läßt sich was
kühn erdreisten. Und ganz aktuell, das Ausloten von Satire,
Schmähschrift, Spottdichtung und so weiter. Ja, ich streife das nur
– Goethes Tasso: „Erlaubt ist, was gefällt? Erlaubt ist, was
sich geziemt!“ Lange her.
Es
gibt, es gab und es wird immer die mit Herzblut geschöpfte Kunst
geben, das ist ein Segen – aber es ist halt auch der Nährboden für
skrupellose Betrüger. Zu allem Guten gesellt sich unverzüglich das
Böse hinzu, immer und überall im Leben. Jeder Mensch muß für sich
ausloten, ob es ihm wirklich und wahrhaftig etwas gibt – oder ob
man nicht vielleicht doch nur den Verstand ausschaltet zugunsten
einer selbstgefälligen Gefühlsorgie und sich beflissen und
vertrauensselig dem Nacheifern ausliefert. Mit Leichtgläubigkeit
haben schon viele erfolgreich gehandelt und werden es auch immer
weiter tun.
*(für mich grenzt hier auch Religion ganz nah dran – es ist nämlich eine Kunst, die Menschen nach allen Regeln zu verführen!)
**„Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch“ Adorno 1949
Ist halt auch wirklich immer eine Geschmackssache, und über so einige Kunst kann ich für mich ebenfalls immer nur den Kopf schütteln, das schöne Beispiel mit dem Fettfleck hast du ja erwähnt. Ist für mich nämlich der größte Schwachsinn den es gegeben hat (Liebhaber mögen mir verzeihen). Über "Hurz" musste ich damals allerdings lachen d.h. kann ich heute noch. Einmal weil ich den Veranstaltungsort kenne und die späteren Diskussionen sowas von "abartig" daneben fand. Weia, sowas von hochgestochen "gelabert", da habe ich mich damals shcon gefragt wieviele Leute davon wohl Pädagonen gewesen sind ;-)))
AntwortenLöschenWas ich für mich allerdings auch feststellen konnte: ich mus mir "Kunstwerke" länger, ausführlich und öfters anschauen. Meist gibt es doch etwas zu entdecken und die Fantasie kann mächtig angeregt werden.
In diesem Sinne wünsche ich dir einen künstlerisch wertvollen Tag und sende liebe Grüssle rüber
N☼va
Natürlich, liebe Nova, sich drauf einlassen ist schon wichtig - aber es gibt halt so "Begegnungen" - da will ich mich einfach nicht mit beschäftigen, und es ist ja natürlich immer der persönliche Geschmack, über den sich trefflich streiten läßt. Danke für Kommentar - und ich grüße aus dem wundervoll sonnigen Nauort, WW.W.
AntwortenLöschenIch werde nun den Tag mit "Aktionskunst" beginnen - und nach dem Frühstück den Bürgersteig fegen (lauter frisches Grünzeug, durch Hagel schon ge"vorherbstet")