Montag, 6. Juni 2016

Kunst ist Kunst ist Kunst

Kunst ist Kunst ist Kunst
Du kunst mich mal!“


Tja, es ist so: Zu diesem Thema könnte ich mir jetzt den Wolf schreiben – also heißt es nun, alles nur anreißen (die Gefahr mancher Wiederholung ist gegeben) – aber gewisse „Knaller“ nutzen sich einfach nie ab.
Vorweg: Definitionen zur Kunst gibt es zahlreiche – aber man grenzt unstrittig ab zwischen visuell gestaltender (bildender) Kunst wie Baukunst, Bildhauerei, Malerei, Zeichnung, Grafik und auch Kunsthandwerk zur darstellenden Kunst wie Theater, Tanz, Filmkunst. Dann die Literatur und noch die Musik.*
Diese Woche ist es wieder mal medienwirksam geschehen (und es passiert immerzu und überall, da bin ich mir ganz sicher): In einer für kunstbereites Publikum lange erwarteten Ausstellung legte ein Schelm eine Brille aufs Parkett, und zwar in eine Ecke eines der weihevoll zu durchwandelnden Räume: allein diese nachdenklichen Posen der aufgeschlossenen Enthusiasten zu sehen – verzückend, die Betrachter zu betrachten. Tiefsinnige Grübeleien, man befragte sogar diese „Kunstkenner“, die so versonnen Sinnenden – sowas ist mir immer ein Elixier, davon kann ich nie genug bekommen. Herrlich, diese „Bildungsbürger“ – oder sollte ich sie gar BURGER, der Neuzeit angepaßt, nennen, wie diese halbgaren platten Klopse, nur im Geiste gequirlte …äh, Fleischmasse? Ich könnte mich wie ein junger Hund bepinkeln. Wenn solche Fürze bei manchen schon so richtig dolle in der Birne blühen, doch-doch – das hat schon was - das ist eine „hohe“ Kunst: diese Leute so zu verarschen!
Es gibt Kunst, es muß sie einfach geben – aber die Grenze zur Scharlatanerie ist fließend – ähnlich wie bei Genie und Wahnsinn. Kunst ist Art – und ab“artig“ ist nicht nur ein Nazi-Wort. Die Kunst ist ein mieser Stiefvater, völlig unberechenbar und unzuverlässig.
Ein Klassiker der Demaskierung ist für mich „Hurz“ (Hape Kerkeling vereinnahmt ein kunstwilliges Publikum mit einem russisch-akzentuierten Gesang über Wolf und Lamm, gänzlich sinnfrei – also ein weites Feld); wie der ihn begleitende Pianist die Fassung bewahrt, Respekt! Hape schmunzelt sich in den angeklebten Bart unter der üppigen Perücke – das Kunstpublikum heischt nach Kunstgenuß, ist tief bewegt und erkennt diesen Filou nicht, nein, man ereifert sich in tiefgründiger überbordender Erkenntnis untereinander zu übertreffen.
Die Schmierereien von Schimpansen aus dem Zoo, in einer Galerie ausgestellt – das war auch so eine tolle Nummer. Was da die Kunstkritik alles drin erkannte und ausdeutete – fantastisch! Und mein Favorit ist von Kishon (der Kunst studiert und insoweit gerne diese Pseudo-Kritiker aufs Korn genommen hat), genial das Thema verarbeitet in „Zieh den Stecker raus, das Wasser kocht!“ – Ein Kunstkritiker betritt unbemerkt das Atelier eines Malers, der zur Zeit aber die Wände anmalt, gerade die Hände im Nebenraum wäscht und der Kritiker erblickt die Stehleiter, daran hängend der buntbeschmierte Kittel, ganz oben auf der Stufe ein Wasserkocher, der Inhalt siedet schon, das Gerät beginnt bereits leicht zu pfeifen; der von diesem Eindruck schier überwältigt in Bann geratene Kunstsachverständige fragt, wie diese „Aktionskunst“ heiße – dies wird nebenan überhört, der Maler ruft zu seiner Frau den Titelsatz – und das kommt ganz groß bei dem zutiefst ergriffenen Kritiker an …wenn dieser Boulevardklassiker mal in Ihrer Nähe gespielt wird – schauen Sie sich das an, aber gehen Sie vorher auf die Toilette (im Fernsehen häufig wiederholt mit dem großartigen Herbert Bötticher als Kritiker). Gewiß, so eine geistige Onanie, sogenannter „Kunstverstand“, kann mancherorts einen multiplen Orgasmus erzeugen – und wer begrüßt ihn nicht, doch um jeden Preis so manipulierend sich steigernd nachzuhelfen, also, ich weiß nicht.
Ja, zugestanden, ich bin einseitig und begrenzt belastbar – bei der Malerei käme ich durchaus mit Hopper aus. Die meisten der schlechthin Anerkannten können mich mal(en). Nein, einzelne Werke können mich durchaus beeindrucken, nicht unbedingt nur Gegenständliches – es ist nur schwer zu fassen. Ganz selten schlägt mich etwas in Bann, wie z.B. „Die Eltern“ – eine Skulptur von Barlach.
Fragen Sie mich aber nicht nach Miro, Christo, Yoko Ono (igitt), Ai Weiwei (Owei-owei) und Konsorten, es kann nur schiefgehen. Die Fettecke von Beuys – und sein Satz „Alles ist Kunst“ – aber als man sein Werk beschädigte, war dann doch eher das Ende der Fahnenstange „Kunst“ erreicht, also die Zerstörung der Kunst als Kunst anzuerkennen war es dann letztlich nicht - soviel zu „Alles“. Der Blödelbarde Mike Krüger singt: „Ist das Kunst oder kann das weg?“ Ein nachvollziehbarer Ansatz.
So lange es spaßig ist, gut, meinetwegen. Jedem das Seine. Aber wenn der Herr „Tonkünstler“ Stockhausen die Szenerie des 11. September original so einschätzt:
„Also was da geschehen ist, ist natürlich – jetzt müssen Sie alle Ihr Gehirn umstellen – das größte Kunstwerk, was es je gegeben hat“
dann ist die Grenze zur Krankheit - und beileibe nicht nur nach meiner Einschätzung - mittels perversem Empfinden deutlich überschritten. Da haben die schrägen Töne doch einen heftigen Schaden angerichtet im umgestellten Gehirn des Musik- und Menschenquälers.
Nicht jedem erschließt sich alles, nicht jeder kann alles verstehen – aber ich weiß, mit naßforsch abgebrühter Kaltschnäuzigkeit ist schon so mancher Rubel ins Rollen gebracht worden. Rotzfreche Abzocke – warum nicht, wenn es läuft…schwach nur, wenn man aus billiger Rechthaberei nicht einzugestehen vermag, einem Witzbold auf den Leim gegangen zu sein. Dieses „gelobt sei, was wir nicht verstehen“ – eine Kult(ur)sekte – gefährliches Terrain! Da bin ich lieber anerkannter Banause, als Gaunereien aufzusitzen. Im Zweifel nehme ich Abstand – und ich zweifele leicht. Gerade die gestaltende Kunst ist, und das ist die ganz tief gehende nüchterne Erkenntnis, ein finanzstarker Markt!
Haben Sie schon von dem superben Kunstfälscher Beltracchi gehört? Phänomenal – der hat clever sein Geld gemacht – und der kann auch was! Wenn Georg Kreisler den „Triangel“-Spieler in der Philharmonie ironisch bedauert und eine alte Dame wütend sich empört: „Ich lasse mir meine Philharmoniker nicht beleidigen!“ Doch, das läßt sich mit Spaß erleben.
Zur sogenannten „unbehausten Literatur“ könnte ich allein ein Buch schreiben.** Aber wo sich ein Publikum findet – da läßt sich was kühn erdreisten. Und ganz aktuell, das Ausloten von Satire, Schmähschrift, Spottdichtung und so weiter. Ja, ich streife das nur – Goethes Tasso: „Erlaubt ist, was gefällt? Erlaubt ist, was sich geziemt!“ Lange her.
Es gibt, es gab und es wird immer die mit Herzblut geschöpfte Kunst geben, das ist ein Segen – aber es ist halt auch der Nährboden für skrupellose Betrüger. Zu allem Guten gesellt sich unverzüglich das Böse hinzu, immer und überall im Leben. Jeder Mensch muß für sich ausloten, ob es ihm wirklich und wahrhaftig etwas gibt – oder ob man nicht vielleicht doch nur den Verstand ausschaltet zugunsten einer selbstgefälligen Gefühlsorgie und sich beflissen und vertrauensselig dem Nacheifern ausliefert. Mit Leichtgläubigkeit haben schon viele erfolgreich gehandelt und werden es auch immer weiter tun.

*(für mich grenzt hier auch Religion ganz nah dran – es ist nämlich eine Kunst, die Menschen nach allen Regeln zu verführen!) 
**„Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch“ Adorno 1949

2 Kommentare:

  1. Ist halt auch wirklich immer eine Geschmackssache, und über so einige Kunst kann ich für mich ebenfalls immer nur den Kopf schütteln, das schöne Beispiel mit dem Fettfleck hast du ja erwähnt. Ist für mich nämlich der größte Schwachsinn den es gegeben hat (Liebhaber mögen mir verzeihen). Über "Hurz" musste ich damals allerdings lachen d.h. kann ich heute noch. Einmal weil ich den Veranstaltungsort kenne und die späteren Diskussionen sowas von "abartig" daneben fand. Weia, sowas von hochgestochen "gelabert", da habe ich mich damals shcon gefragt wieviele Leute davon wohl Pädagonen gewesen sind ;-)))

    Was ich für mich allerdings auch feststellen konnte: ich mus mir "Kunstwerke" länger, ausführlich und öfters anschauen. Meist gibt es doch etwas zu entdecken und die Fantasie kann mächtig angeregt werden.

    In diesem Sinne wünsche ich dir einen künstlerisch wertvollen Tag und sende liebe Grüssle rüber

    N☼va

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  2. Natürlich, liebe Nova, sich drauf einlassen ist schon wichtig - aber es gibt halt so "Begegnungen" - da will ich mich einfach nicht mit beschäftigen, und es ist ja natürlich immer der persönliche Geschmack, über den sich trefflich streiten läßt. Danke für Kommentar - und ich grüße aus dem wundervoll sonnigen Nauort, WW.W.
    Ich werde nun den Tag mit "Aktionskunst" beginnen - und nach dem Frühstück den Bürgersteig fegen (lauter frisches Grünzeug, durch Hagel schon ge"vorherbstet")

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Danke! ;)