TV-Splitter
Sonderausgabe: Fußball
Jetzt sind
die Nächte lang, bei der Fußball-WM; aus Brasilien wird abends und auch nachts LIVE übertragen. Da bin ich nun häufig dabei
(ohne großer Fan zu sein, aber es interessiert mich – und der GIFTZWERG in mir lauert …).
Schauen Sie mal, alle müssen doch ihre
Arbeit gut erbringen, und das erwarte ich auch von Sport-Kommentatoren. Ich
weiß es vom Autorennen, wo, wie nahezu überall heute, jeder zweite Satz mit
„ja“ begonnen wird. Hier spricht mitunter der Franzl Beckenbauer, der mit „Ja-gut-äh“
beginnt, wenigstens eine eigenständige Abweichung; und er ist auch kein berufener
Kommentator. Das ist bei Herrn Kahn, dem „Abiturienten“ Kahn, schon anders. Zu
allem Unglück schnarrt der noch dazu – sein gequäktes A ist drei bis fünf
Buchstaben lang: JAAA, lAAAnge nicht solcher brAAAv vorgetrAAAgenen AAAngriffe AAAngesichtig
...(boah, sagte ich schon, daß ich ihn nicht verputzen kann?). Und er labert
unbeirrt von SCHEINBAR – auch wenn er nahezu immer ANSCHEINEND meint. Na gut,
vielleicht gibt es ja ein Abitur im „Bälle fangen“. Die Unterscheidung
VERMEINTLICH und VERMUTLICH – die ist fernsehüblich seit langem entfallen. Sie
alle meinen eigentlich stets „vermutlich“ – und sagen fast immer „vermeintlich“.
Ganz schlimm. Als und WIE unterscheiden – Fehlanzeige. Dann kriege ich das
Zipperlein, da sehe ich rot – aber leider keine rote Karte für Berufssprecher.
Ich betone – wenn Hans und Franz interviewt
werden (ich meine nun nicht Heidi’s Knödel), also bei jedermann, damit komme
ich klar, wenn sie aufgeregt ins Mikrofon „ fehlern“ – aber Berufssprecher …
das sehe ich nichts nach, da kasper ich in meinem Sessel – außer Rand und Band.
Für mich ist das Körperverletzung übers Ohr. Wir erwarten in jedem Beruf das
Können, das gilt doch auch, verflixt und zugenäht, für Sprecher! Aber es ist ja
üblich geworden, daß die Promis, ihrer Meriten bewußt, auf einmal öffentlich,
finanziell unersättlich, ob ihres Namens auf anderen Wegen wandeln:
Schauspieler musizieren, Musiker malen, Bücher schreiben sie nahezu alle…
entsetzlich, diese selbstverliebte Berufung zum Genie, „ich kann aber auch
einfach alles“ (meinen sie selbst). Und sacken unbegrenzt ein wie ihre
verlogenen Brüder und Schwestern, die Politiker (Reihenfolge
emanzipationsgerecht und mehrheitlich meiner Meinung nach korrekt formuliert).
Ich schweife zurück, entschuldigen Sie bitte.
Wenn wenigstens Witziges dabei rumkommt, wie
gestern bei Rudi Cerne: „In unmittelbarer Nähe des Stadions gab es
Zusammenstöße der Polizei mit Protestanten.“ Das ist doch mal was – das
amüsiert mich, da feixe ich herzerfrischt. Aber sonst .. ich muß mich einfach
aufregen.
Publikum kann mich auch nerven – bei
Radsportübertragungen ist es üblich geworden, per Handy am Straßenrand nach
Hause per Live-Kamera zu winken, egal, ob man das Rennen beeinträchtigt (und
das Renngeschehen interessiert offensichtlich nur am Rande). Üble Szenen, die
da mitunter ganz gefährlich entstehen, nur um sich in Sekunden der Vorbeifahrt
in Szene zu setzen. Und in Fußballstadien meine ich zu erkennen, daß die Leute
ausschließlich auf die Großleinwand starren und auf „ihren“ Moment warten.
Warum sind sie eigentlich dort – was ist denn verflixt noch mal so toll daran,
gesehen zu werden? Ach natürlich, wir leben ja in der Zeit „jeder ist ein
Star“, natürlich – aber ob diese Sekunden den berühmten fünfzehn Minuten
(Warhol) entsprechen? Nur mal grölend in die Kamera zu winken? Zugestanden, die
Menschen wollen einfach mal aus dem Alltagsjoch rauskommen – hier mal
glückselig ausgelassen sein, es ist ja auch teuer bezahlt.
Heute früh dachte ich, es sei Stromausfall
gewesen. Der Wecker blinkte. War aber nicht so – die übermüdeten Augen wollten
nicht aufbleiben …na ja, kann ja mal passieren. Jedenfalls konnte ich lachend
aufstehen!
Wie sagte der unsterbliche Heinz Erhardt:
„Wenn Sie meinen, ich bin ein Idiot, da sind Sie bei mir aber gerade beim
Richtigen!“ Lacht doch alle mal mit, bitte… und hört Euch mal die Nieten vor
den Kameras genau an!!!
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