Fußball – was sonst?
Im
Vollbesitz meiner geistigen Kräfte schreibe ich dies vor Beendigung unserer
Vorrunde bei der WM 2014 in Brasilien … wie mag uns das Schicksal beuteln? Wir
wissen es nicht und tun doch alles, aber auch wirklich alles, daß es klappt. Es
muß weitergehen… unvorstellbar, jetzt auszuscheiden.
Vorweg, soviel
steht für mich fest: Der Klinsi gehört ausgebürgert, gnadenlos – wie kann man
nur. Und überhaupt: Wie können Trainer nicht der Nation angehören wie die
Spieler? Das sollte schleunigst geändert werden! In allen Sportarten ist es so,
z.B. damit ein Kenianer für Schweden laufen kann, muß er doch wenigstens schon
Jahre dort leben. Sonst verrät er sein Vaterland, genau! Klinsmann, dieser
…dieser…Klinsmann, der.
*
Nehmen wir zum Abkühlen der erhitzten
Gemüter die amüsante Seite – so habe ich dies aufgeschnappt:
Also das Spiel von Mesut Özil – ohne
Ball ist das sehr gut (Bundestrainer Löw – ja ich weiß, was er meint, aber es klingt tadellos
nach Heinz Erhardt)
Die Taktik der USA ist gut – gilt
aber nur bis zum Anpfiff (Mutterwitzler Mehmet Scholl)
*
Ach, tat das
gut. Nun zum Ernst der Lage – es wird nach wie vor das Wort „vermutlich“
gemieden wie die Pest – die Herren Berufssprecher versteigen sich nicht nur im
unaufhörlichen „vermeintlich“ – einer dieser Spezialisten hat sich nun auf den üblichen
Recht/Nachrichten-Jargon versteift und sagt fortwährend „mutmaßlich“. Aber nur
ja nicht VERMUTLICH – das Wort muß bei Sportübertragungen, aus welchen Gründen
auch immer, vermeintlich verschwinden (anders kann ich mir diese Misere nicht
erklären).
Was mich darüber hinaus nervt: die
lachhaften Tor-Verrenkungs-Tänzchen, offenbar „phantasievoll“ einstudiert in
erwartungsfroher Laune - auch wenn es die dunkelhäutigen Akteure sind -
trotzdem; die nach beherzten Fouls theatralisch und geradezu reflexartig
unschuldig erhobenen Ärmchen der Unschuld, immer, immer … und zwar alle machen
das, alle. AAAber der länderübergreifende Dankesgruß an den Vorlagengeber – mit
dem man zwar nicht viel anzufangen wußte – aber danke für den Versuch! Auch
irgendwie Etikette. Das soll wohl den guten Ton symbolisieren.
Beinchen stellen, Hemdchen zupfen, rempeln,
schubsen, spucken und sogar beißen (sicher sollen sie mit Biß kämpfen, das
schon…) – man tummelt sich, exzessiv.
Für mich unerträglich der talentlose Laberer
Oliver KAAAhn, aber das … jAAA hatten wir schon - hÄÄÄ hÄÄÄ hÄÄÄ (aber, es ist
ihm vermutlich von der Regie (VERMUTLICH!!!) zugetragen worden, denn seine
JAAAs fallen neuerlich kurz aus wie bei Vettel (NEUERlich, finde ich gut, hatte
ich so gar nicht vorgesehen). Dieses verbissene Bemühtsein des Herrn Titan ersetzt
niemals fehlendes Können. Der Wille vermag beileibe nicht alles zu erreichen.
Und sein unermüdlich unbedachtes „scheinbar“ ist eine Plage für meine Ohren.
Seit Jahr und Tag werden Pänz auf das
Spielfeld geschleift – richtig begeistert sind „scheinbar“ nur die Mädels …
(für mich aber durchaus anscheinend).
*
Fußball ist
Volkserregung. Begeisterung, Wut, Enttäuschung. Alles lenkt uns vom Alltag ab.
Nicht nur Religion ist Opium fürs Volk – hier wird ein ums andere Mal rigoros abgeschaltet,
jeglicher Druck abgelassen, das pralle Leben gespürt. Die Dramatik der
Spielszenen lassen alles andere vergessen, Beruf, Beziehung, Krankheit, Geldsorgen.
Egal, wenn es letztlich doch nur um den schnöden Mammon geht, völlig belanglos.
Der ganze Sport ist ein Geschäft – ja und? Hauptsache, wir schließen gut ab!
Irgendwo muß doch ein Erfolgserlebnis herkommen, verflixt und zugenäht! Dafür
werden doch die Gladiatoren des Rasens fürstlich belohnt.
Und was alles aus Äußerungen herausgelesen
wird, wie Worte von Trainern und Spielern gedeutet werden. Live wird die
Wegstrecke des Busses der Nationalmannschaft übertragen (ist der Busfahrer auch
gut ausgesucht worden – können wir ihm vertrauen?), die kostbare Fracht steigt
aus (hoffentlich verstaucht sich keiner den goldwerten Sockeninhalt); es werden
wortreich die Walkman-Gesichter durchforscht, es ist alles Ernst des Lebens.
Wie ist die Luftfeuchtigkeit? Daß sich jetzt nur keiner auf den letzten Drücker
die Klöten klemmt! (Ein letztes Mal in der Buxe rumjingeln.)
Fußball-WM – das ist die ganz große Zeit der
Verbissenheit und Unerbittlichkeit im Spaß. Besessenheit Sport, die weltweite
Leidenschaft, die aus Sport und Spiel einen Ersatz-Kriegsschauplatz macht. Die ganze
Nation bangt um ein Knie (wird es halten?), leidet teilnahmsvoll (macht die
Schulter mit?), hinterfragt nur halbherzig Rekonvaleszenz-Zeiten (er wird doch
wohl rechtzeitig …) und die Wundermedizin waltet ihres Amtes. Manche wagen die
Altersschwelle von bis zu 30 (dreißig!) Jahren deutlich zu überschreiten. Ja,
die Überalterung macht auch vor dem Ball-Sport nicht Halt. Was alles im Namen
des Geldes machbar ist. Jeder Furz wird zum Skandal – es stinkt schon bis zum
Himmel!
Wir, die
Millionen Bundestrainer, ehrenamtlich und ungefragt, wir alle blicken durch,
nur der Verantwortliche ist „anscheinend!“ unfähig (na, vielleicht doch besser
scheinbar – irgendwie hat er das doch studiert und gelernt), aber tragischer Weise
haben wir es nicht in der Hand – entweder WIR gewinnen – oder DIE verlieren,
nur so ist das Dilemma lösbar.
Die WM hat
mir eines gebracht, und zwar die Erkenntnis, daß Holländer auch Menschen sind.
Ich
jubele mit, ich leide mit - und nicht wie meine Väter-Generation, von der ich
weiß, daß sie es mitunter gar nicht mehr ertrugen, auf das kleine
Schwarz-Weiß-Gerät zu schauen – die alten Herren gingen Holz hacken in der
Garage, Briketts stapeln im Keller – bei EM und WM ging ein Nachbar in den Wald
um zu pfeifen. Und jetzt liege ich erschöpft vor der Glotze, ich habe ein schweres Erbe angetreten – was machen die nur mit uns …
*lacht*...ich finde es ja klasse wie du da so emotional drin aufgehen kannst. Muss aber zugeben dass ich bei Spielen auch nicht still und leise sitzen kann. Leiden muss mein Gismo, der schon oft (sobald ich auf dem Sofa liege ist er auch da) den Flitzemann gemacht hat...einfach weil ich zu laut war. Ich schimpfe ohne Ende, und gestern musste ich sowas von laut lachen als doch Kahn aufgefordert wurde sich zu der Bißattacke zu äussern...ja warum wohl :-)))
AntwortenLöschenHätte ich die Wahl würde ich allerdings auch sagen dass ich lieber die ARD schaue, so mag ich die Sprüche von Opdenhövel und Scholl, es lockert das ganze Drumherum schön auf.
Mal sehen ob dann NL und D im Endspiel wieder gegeneinander spielen....
Hab noch einen schönen Fußballabend und herzliche Grüsse
N☼va
Hallo Wolfgang,
AntwortenLöschenja, denn Kommentator Oliver Kahn kann ich auch nicht ausstehen. Waren das noch Zeiten, als das Duo Günter Delling und Günter Netzer allzeit präsent war. NL und D im Endspiel würde mich sehr freuen. Da ich sehr gerne unser westliches Nachbarland besuche, würde ich mich schwer tun, ob mein Herz für NL oder D schlägt.
Gruß Dieter