Mittwoch, 25. Juni 2014

Volkswahn Fußball

Fußball – was sonst?

Im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte schreibe ich dies vor Beendigung unserer Vorrunde bei der WM 2014 in Brasilien … wie mag uns das Schicksal beuteln? Wir wissen es nicht und tun doch alles, aber auch wirklich alles, daß es klappt. Es muß weitergehen… unvorstellbar, jetzt auszuscheiden.


Vorweg, soviel steht für mich fest: Der Klinsi gehört ausgebürgert, gnadenlos – wie kann man nur. Und überhaupt: Wie können Trainer nicht der Nation angehören wie die Spieler? Das sollte schleunigst geändert werden! In allen Sportarten ist es so, z.B. damit ein Kenianer für Schweden laufen kann, muß er doch wenigstens schon Jahre dort leben. Sonst verrät er sein Vaterland, genau! Klinsmann, dieser …dieser…Klinsmann, der.
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   Nehmen wir zum Abkühlen der erhitzten Gemüter die amüsante Seite – so habe ich dies aufgeschnappt:
Also das Spiel von Mesut Özil – ohne Ball ist das sehr gut (Bundestrainer Löw – ja ich weiß, was er meint, aber es klingt tadellos nach Heinz Erhardt)
Die Taktik der USA ist gut – gilt aber nur bis zum Anpfiff (Mutterwitzler Mehmet Scholl)
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Ach, tat das gut. Nun zum Ernst der Lage – es wird nach wie vor das Wort „vermutlich“ gemieden wie die Pest – die Herren Berufssprecher versteigen sich nicht nur im unaufhörlichen „vermeintlich“ – einer dieser Spezialisten hat sich nun auf den üblichen Recht/Nachrichten-Jargon versteift und sagt fortwährend „mutmaßlich“. Aber nur ja nicht VERMUTLICH – das Wort muß bei Sportübertragungen, aus welchen Gründen auch immer, vermeintlich verschwinden (anders kann ich mir diese Misere nicht erklären).

   Was mich darüber hinaus nervt: die lachhaften Tor-Verrenkungs-Tänzchen, offenbar „phantasievoll“ einstudiert in erwartungsfroher Laune - auch wenn es die dunkelhäutigen Akteure sind - trotzdem; die nach beherzten Fouls theatralisch und geradezu reflexartig unschuldig erhobenen Ärmchen der Unschuld, immer, immer … und zwar alle machen das, alle. AAAber der länderübergreifende Dankesgruß an den Vorlagengeber – mit dem man zwar nicht viel anzufangen wußte – aber danke für den Versuch! Auch irgendwie Etikette. Das soll wohl den guten Ton symbolisieren.

   Beinchen stellen, Hemdchen zupfen, rempeln, schubsen, spucken und sogar beißen (sicher sollen sie mit Biß kämpfen, das schon…) – man tummelt sich, exzessiv.

   Für mich unerträglich der talentlose Laberer Oliver KAAAhn, aber das … jAAA hatten wir schon - hÄÄÄ hÄÄÄ hÄÄÄ (aber, es ist ihm vermutlich von der Regie (VERMUTLICH!!!) zugetragen worden, denn seine JAAAs fallen neuerlich kurz aus wie bei Vettel (NEUERlich, finde ich gut, hatte ich so gar nicht vorgesehen). Dieses verbissene Bemühtsein des Herrn Titan ersetzt niemals fehlendes Können. Der Wille vermag beileibe nicht alles zu erreichen. Und sein unermüdlich unbedachtes „scheinbar“ ist eine Plage für meine Ohren.

   Seit Jahr und Tag werden Pänz auf das Spielfeld geschleift – richtig begeistert sind „scheinbar“ nur die Mädels … (für mich aber durchaus anscheinend).
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Fußball ist Volkserregung. Begeisterung, Wut, Enttäuschung. Alles lenkt uns vom Alltag ab. Nicht nur Religion ist Opium fürs Volk – hier wird ein ums andere Mal rigoros abgeschaltet, jeglicher Druck abgelassen, das pralle Leben gespürt. Die Dramatik der Spielszenen lassen alles andere vergessen, Beruf, Beziehung, Krankheit, Geldsorgen. Egal, wenn es letztlich doch nur um den schnöden Mammon geht, völlig belanglos. Der ganze Sport ist ein Geschäft – ja und? Hauptsache, wir schließen gut ab! Irgendwo muß doch ein Erfolgserlebnis herkommen, verflixt und zugenäht! Dafür werden doch die Gladiatoren des Rasens fürstlich belohnt.

   Und was alles aus Äußerungen herausgelesen wird, wie Worte von Trainern und Spielern gedeutet werden. Live wird die Wegstrecke des Busses der Nationalmannschaft übertragen (ist der Busfahrer auch gut ausgesucht worden – können wir ihm vertrauen?), die kostbare Fracht steigt aus (hoffentlich verstaucht sich keiner den goldwerten Sockeninhalt); es werden wortreich die Walkman-Gesichter durchforscht, es ist alles Ernst des Lebens. Wie ist die Luftfeuchtigkeit? Daß sich jetzt nur keiner auf den letzten Drücker die Klöten klemmt! (Ein letztes Mal in der Buxe rumjingeln.)

   Fußball-WM – das ist die ganz große Zeit der Verbissenheit und Unerbittlichkeit im Spaß. Besessenheit Sport, die weltweite Leidenschaft, die aus Sport und Spiel einen Ersatz-Kriegsschauplatz macht. Die ganze Nation bangt um ein Knie (wird es halten?), leidet teilnahmsvoll (macht die Schulter mit?), hinterfragt nur halbherzig Rekonvaleszenz-Zeiten (er wird doch wohl rechtzeitig …) und die Wundermedizin waltet ihres Amtes. Manche wagen die Altersschwelle von bis zu 30 (dreißig!) Jahren deutlich zu überschreiten. Ja, die Überalterung macht auch vor dem Ball-Sport nicht Halt. Was alles im Namen des Geldes machbar ist. Jeder Furz wird zum Skandal – es stinkt schon bis zum Himmel!
Wir, die Millionen Bundestrainer, ehrenamtlich und ungefragt, wir alle blicken durch, nur der Verantwortliche ist „anscheinend!“ unfähig (na, vielleicht doch besser scheinbar – irgendwie hat er das doch studiert und gelernt), aber tragischer Weise haben wir es nicht in der Hand – entweder WIR gewinnen – oder DIE verlieren, nur so ist das Dilemma lösbar.
Die WM hat mir eines gebracht, und zwar die Erkenntnis, daß Holländer auch Menschen sind.

   Ich jubele mit, ich leide mit - und nicht wie meine Väter-Generation, von der ich weiß, daß sie es mitunter gar nicht mehr ertrugen, auf das kleine Schwarz-Weiß-Gerät zu schauen – die alten Herren gingen Holz hacken in der Garage, Briketts stapeln im Keller – bei EM und WM ging ein Nachbar in den Wald um zu pfeifen. Und jetzt liege ich erschöpft vor der Glotze, ich habe ein schweres Erbe angetreten – was machen die nur mit uns …

2 Kommentare:

  1. *lacht*...ich finde es ja klasse wie du da so emotional drin aufgehen kannst. Muss aber zugeben dass ich bei Spielen auch nicht still und leise sitzen kann. Leiden muss mein Gismo, der schon oft (sobald ich auf dem Sofa liege ist er auch da) den Flitzemann gemacht hat...einfach weil ich zu laut war. Ich schimpfe ohne Ende, und gestern musste ich sowas von laut lachen als doch Kahn aufgefordert wurde sich zu der Bißattacke zu äussern...ja warum wohl :-)))

    Hätte ich die Wahl würde ich allerdings auch sagen dass ich lieber die ARD schaue, so mag ich die Sprüche von Opdenhövel und Scholl, es lockert das ganze Drumherum schön auf.

    Mal sehen ob dann NL und D im Endspiel wieder gegeneinander spielen....

    Hab noch einen schönen Fußballabend und herzliche Grüsse

    N☼va

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  2. Hallo Wolfgang,
    ja, denn Kommentator Oliver Kahn kann ich auch nicht ausstehen. Waren das noch Zeiten, als das Duo Günter Delling und Günter Netzer allzeit präsent war. NL und D im Endspiel würde mich sehr freuen. Da ich sehr gerne unser westliches Nachbarland besuche, würde ich mich schwer tun, ob mein Herz für NL oder D schlägt.

    Gruß Dieter

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Danke! ;)