Kopf hoch, Ossis: Auch
Wessis sterben aus!
- Bilder, die im Kopf bleiben –
Mauer-Zeit
Vielleicht
bin ich ja nur den falschen Menschen begegnet, allerdings: immer wieder. Und
wenn sich eine Erfahrung wiederholt, kann es dann nicht sein, daß es gar kein
Vorurteil ist?
Ich habe aus dem aktuellen Anlaß (Mauerfall,
25 Jahre) von den Befindlichkeiten der nachgewachsenen Generation gelesen.
Klagelieder üblicher ostzonaler Tonart, nun mal mit neuer Attitüde, aber unter
dem Strich flunschige Verletzung, die sich schnippisch, rebellisch,
vorwurfsvoll und altbekannt empört liest. Ich bin Jahrgang einundfünfzig, also
1951 (hahaha), soviel Klarheit muß sein, und habe einiges persönlich erlebt,
mit den „Brüdern und Schwestern“ von drüben. Und es wirkt nach, glauben Sie
mir. Es würde ein Buch füllen (und eigentlich tut es das auch schon), hier in
diesem kleineren Rahmen soll es bei ein paar Kostproben unvergeßlichen Erlebens
bleiben.
Als kleiner Junge fuhr ich mit meinen Eltern
im Käfer durch die Ostzone, Berliner Verwandtschaft WEST zu besuchen. Ich
vergesse nicht die ängstlichen Blicke meiner Eltern. Und dann die uniformierten
vergrätzten Typen, die Spiegel auf Wägelchen unter unser Auto schoben, überall
herumschnüffelten, und nicht nur die Hunde. Die angespannten Dialoge dieser
„Grenzer“ – es waren Deutsche, soviel hatte mir mein Vater erklärt, und daß ich
nichts sagen dürfe, nur nicht! Es war eine ungeheuerlich bedrückte Stimmung,
die mir mein ganzes Leben lang unvergleichlich geblieben ist. Und sie sprachen
so sonderbar und immerzu dieses „DDR“ und „BeErDEE“. Es war unheimlich. Den
Begriff KLASSENFEIND vernahm ich schon sehr früh.
Mit der Verwandtschaft suchten wir
Aussichtspunkte auf, schauten über Grenzanlagen: Hohe Mauer, Todesstreifen,
Stacheldrahtverhaue. Hier trafen sie mitunter andere Familienmitglieder – auf
der anderen Seite. Sie beschrieben uns, wie sie verstohlen winkten. Ich war
Kind, hatte schon Nazis in Filmen gesehen – dies war ein ganz neuer, echter
Film!
Viele, viele Jahre später fuhr ich mit dem
Zug nach West-Berlin, meine Frau aus dem Hunsrück sah das alles erstmalig. Ich
hatte sie vorbereitet. Dann stieg Personal „von denen“ hinzu für die
Durchquerung von deren SBZ-Territorium. Unsere Landsleute aus den anderen
Abteilen waren frohgemut, angesäuselt sagte einer zu so einer Uniformierten:
„Na Muttchen, wie wäre es mit einer kleinen moralischen Aufrüstung?“ und
reichte ihr eine kleine Schnapspulle. Ich dachte, das war‘s, die koppeln nun
unseren Waggon ab. Nix, in dieser für solche Leute nur allzu typisch
schnippischen Haltung entgegnete sie patzig: „Nein danke, aber ich freue mich,
wenn es Ihnen schmeckt.“ Immerhin, auch eine Form von Schlagfertigkeit. Wie
mochte es in dieser Person aussehen? Ich begeistere mich für diese erteilte
Ohrfeige an die verklemmt gefrustete DDR-Uniformierte noch heute!
In den Folgejahren immerzu im Sport diese
zwei Trikots, UNSERE weiß mit rotem Brustring, DIE VON DRÜBEN mit blauen
weißgesäumten Hemdchen. Freundliche Begegnungen auf den Siegerpodesten von freimütigen
Westdeutschen wurden von verschlagen blickenden Ostdeutschen mißachtet oder
wenn, hohnverkniffen, quittiert. Was für ein Menschenschlag …also diese linientreue
giftige Grundhaltung – ich schätze, ich wäre ein guter Ossi geworden (kleiner
Scherz).
Aber dort Beamter – nein danke. In der
Verwaltungsschule erfuhr ich die westliche Sicht fundiert, und sie leuchtete
mir auch ein. Die Präambel zum Grundgesetz (auch
für die, denen die Mitwirkung versagt ist) lernte ich schematisch, denn es
berührte mich wirklich nicht. Was gut von denen war, das war die für meine Ohren
deutlich überlegene Melodie der Hymne – das war so das einzige, was ich
schätzen konnte (Eisler hatte zwar naßforsch abgekupfert, was soll’s – und der Text: ausgerechnet „Becher“-Hymne,
was für ein seltsamer Zufall, ein gewisser Johannes R. als Namensvetter, der
diesen Unfug verantwortete – na gut, welche Hymne enthält keinen Schwachsinn?).
Nein, dieser real existierende
Unterdrückerstaat – da war ich sogar hin und wieder froh über die Mauer.
Der Antifaschistische Schutzwall schützte irgendwie auch UNS.
(morgen dann Teil 2- ja
doch, es wird anders)
Musste schon über den Eingangssatz schmunzeln und könnte auch schon plaudern ohne Ende^^
AntwortenLöschenMeine erste Begegnung mit Grenzbeamten hatte ich im Zug von Westdeutschland nach Berlin bei einer Klassenfahrt. Zuerst hätte ich nicht mitgedurft, weil ich ja in dem Sommer nach Saudi Arabien (mein Dad hat da gearbeitet) wollte und bei einem DDR-Stempel im Pass hätte ich kein neues Visum mehr bekommen. Das wurde aber kurzfristig geändert und so bin ich mit. Im Zug dann die Kontrolle, alle Pässe gingen durch die Hände und die Türen gingen auch wieder zu. Mir wurde kalt und heiß als gute 10 Minuten später der Eine wiederkam und meinen Pass nochmal haben wollte.....tja, und was wurde mir reingeknallt???? Ein Stempel-klatsch- die anderen Mitschüler waren schon richtig sauer weil sie keinen bekommen haben *gg* . Tja, da hatte der Gute sich wohl falsch informiert nachdem er meine alten Visas gesehen hat ;-)
Puh.....soviel wollte ich gar nicht schreiben *gg* Bin schon gespannt wie es bei dir weitergeht.
Herzliche Grüssle
N☼va