Donnerstag, 2. Oktober 2014

25 Jahre Mauerfall


Kopf hoch, Ossis: Auch Wessis sterben aus!

-    Bilder, die im Kopf bleiben –

Mauer-Zeit
Vielleicht bin ich ja nur den falschen Menschen begegnet, allerdings: immer wieder. Und wenn sich eine Erfahrung wiederholt, kann es dann nicht sein, daß es gar kein Vorurteil ist?
   Ich habe aus dem aktuellen Anlaß (Mauerfall, 25 Jahre) von den Befindlichkeiten der nachgewachsenen Generation gelesen. Klagelieder üblicher ostzonaler Tonart, nun mal mit neuer Attitüde, aber unter dem Strich flunschige Verletzung, die sich schnippisch, rebellisch, vorwurfsvoll und altbekannt empört liest. Ich bin Jahrgang einundfünfzig, also 1951 (hahaha), soviel Klarheit muß sein, und habe einiges persönlich erlebt, mit den „Brüdern und Schwestern“ von drüben. Und es wirkt nach, glauben Sie mir. Es würde ein Buch füllen (und eigentlich tut es das auch schon), hier in diesem kleineren Rahmen soll es bei ein paar Kostproben unvergeßlichen Erlebens bleiben.
   Als kleiner Junge fuhr ich mit meinen Eltern im Käfer durch die Ostzone, Berliner Verwandtschaft WEST zu besuchen. Ich vergesse nicht die ängstlichen Blicke meiner Eltern. Und dann die uniformierten vergrätzten Typen, die Spiegel auf Wägelchen unter unser Auto schoben, überall herumschnüffelten, und nicht nur die Hunde. Die angespannten Dialoge dieser „Grenzer“ – es waren Deutsche, soviel hatte mir mein Vater erklärt, und daß ich nichts sagen dürfe, nur nicht! Es war eine ungeheuerlich bedrückte Stimmung, die mir mein ganzes Leben lang unvergleichlich geblieben ist. Und sie sprachen so sonderbar und immerzu dieses „DDR“ und „BeErDEE“. Es war unheimlich. Den Begriff KLASSENFEIND vernahm ich schon sehr früh.
   Mit der Verwandtschaft suchten wir Aussichtspunkte auf, schauten über Grenzanlagen: Hohe Mauer, Todesstreifen, Stacheldrahtverhaue. Hier trafen sie mitunter andere Familienmitglieder – auf der anderen Seite. Sie beschrieben uns, wie sie verstohlen winkten. Ich war Kind, hatte schon Nazis in Filmen gesehen – dies war ein ganz neuer, echter Film!
   Viele, viele Jahre später fuhr ich mit dem Zug nach West-Berlin, meine Frau aus dem Hunsrück sah das alles erstmalig. Ich hatte sie vorbereitet. Dann stieg Personal „von denen“ hinzu für die Durchquerung von deren SBZ-Territorium. Unsere Landsleute aus den anderen Abteilen waren frohgemut, angesäuselt sagte einer zu so einer Uniformierten: „Na Muttchen, wie wäre es mit einer kleinen moralischen Aufrüstung?“ und reichte ihr eine kleine Schnapspulle. Ich dachte, das war‘s, die koppeln nun unseren Waggon ab. Nix, in dieser für solche Leute nur allzu typisch schnippischen Haltung entgegnete sie patzig: „Nein danke, aber ich freue mich, wenn es Ihnen schmeckt.“ Immerhin, auch eine Form von Schlagfertigkeit. Wie mochte es in dieser Person aussehen? Ich begeistere mich für diese erteilte Ohrfeige an die verklemmt gefrustete DDR-Uniformierte noch heute!
   In den Folgejahren immerzu im Sport diese zwei Trikots, UNSERE weiß mit rotem Brustring, DIE VON DRÜBEN mit blauen weißgesäumten Hemdchen. Freundliche Begegnungen auf den Siegerpodesten von freimütigen Westdeutschen wurden von verschlagen blickenden Ostdeutschen mißachtet oder wenn, hohnverkniffen, quittiert. Was für ein Menschenschlag …also diese linientreue giftige Grundhaltung – ich schätze, ich wäre ein guter Ossi geworden (kleiner Scherz).
   Aber dort Beamter – nein danke. In der Verwaltungsschule erfuhr ich die westliche Sicht fundiert, und sie leuchtete mir auch ein. Die Präambel zum Grundgesetz (auch für die, denen die Mitwirkung versagt ist) lernte ich schematisch, denn es berührte mich wirklich nicht. Was gut von denen war, das war die für meine Ohren deutlich überlegene Melodie der Hymne – das war so das einzige, was ich schätzen konnte (Eisler hatte zwar naßforsch abgekupfert, was soll’s  – und der Text: ausgerechnet „Becher“-Hymne, was für ein seltsamer Zufall, ein gewisser Johannes R. als Namensvetter, der diesen Unfug verantwortete – na gut, welche Hymne enthält keinen Schwachsinn?). Nein, dieser real existierende Unterdrückerstaat – da war ich sogar hin und wieder froh über die Mauer. Der Antifaschistische Schutzwall schützte irgendwie auch UNS.
  

(morgen dann Teil 2- ja doch, es wird anders)

1 Kommentar:

  1. Musste schon über den Eingangssatz schmunzeln und könnte auch schon plaudern ohne Ende^^

    Meine erste Begegnung mit Grenzbeamten hatte ich im Zug von Westdeutschland nach Berlin bei einer Klassenfahrt. Zuerst hätte ich nicht mitgedurft, weil ich ja in dem Sommer nach Saudi Arabien (mein Dad hat da gearbeitet) wollte und bei einem DDR-Stempel im Pass hätte ich kein neues Visum mehr bekommen. Das wurde aber kurzfristig geändert und so bin ich mit. Im Zug dann die Kontrolle, alle Pässe gingen durch die Hände und die Türen gingen auch wieder zu. Mir wurde kalt und heiß als gute 10 Minuten später der Eine wiederkam und meinen Pass nochmal haben wollte.....tja, und was wurde mir reingeknallt???? Ein Stempel-klatsch- die anderen Mitschüler waren schon richtig sauer weil sie keinen bekommen haben *gg* . Tja, da hatte der Gute sich wohl falsch informiert nachdem er meine alten Visas gesehen hat ;-)

    Puh.....soviel wollte ich gar nicht schreiben *gg* Bin schon gespannt wie es bei dir weitergeht.

    Herzliche Grüssle

    N☼va

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Danke! ;)