Samstag, 27. Oktober 2012

Alltägliches IV



Alle Tage – Alltägliches
IV
       - Aus meinem Leben als giftzwergMÄÄN-

Etikett-Etikette

Haben Sie auch schon solche Preisschilder gesehen: 99,99,-- (nein, ich meine nicht die „klare“ Position unter 100, die man hier uns vermeintlich blöden Kunden vorzugaukeln versucht …schauen Sie nochmal hin! Exakt: Was bitte bedeutet hinter den Cent das Komma mit den Strichlein? Ist das eine Irritation wegen der Währung, ein universelles Symbol sozusagen für DM, Euro, Landeswährung – denn auf dem „kleinen Inselchen“ habe ich es auch schon gesehen, vornehmlich auf Speisekarten.

   Letzten Samstag, Flohmarkt in Koblenz, eine meiner persönlichen Buchmessen sozusagen (ich werde ja immer fündig und stöbere in den fraglichen Kartons). Und was muß ich sehen? Jedes Buch 1,50,-- – meine Fresse – und das bei Büchern! 

   Na, dann ist es kein großes Kunststück: Das eingangs zitierte Schild ist eines unter vielen ….in einem großen Elektromarkt in Neuwied. Der Kunde ist nicht blöd, DER eher nicht, aber das hatten wir ja schon (vgl.. mein allererster Blog-Beitrag – so fing ja alles an).


Ein Käffchen

Gehen wir mal nicht auf die Vielfalt unseres heutigen Kaffee-Angebotes ein, das Thema soll anders lauten – bei Tchibo gibt es für 95 Cent (nein, nicht 0,95,--Euro) die Größe NORMAL. Das ist eine ganz übliche, halt normalgroße Tasse – darüber hinaus dann die Variante GROSS. Der Pott meinetwegen. Und hier bin ich doch in einem Fachgeschäft! Das hat was von Richtlinie, finde ich.

   Ich also neulich, in Ermangelung einer Tchibofiliale in einer kleinen Nachbarstadt zu einem Bäcker mit lecker dekorierter Imbißtheke, suche mir was Herzhaftes aus (jetzt habe ich fast auf die Tastatur gesifft, so bin ich eben, La-Palma-Bine kann das bestätigen), fragt die gepiercte, tätowierte Untergrund-Vorpraktikantin (ja, es kommt jetzt, warum ich mich so eindeutig  an diese PERSON erinnere) -  „Und einen Kaffee dazu?“ 
Oh ja, gerne – normal, nicht groß. „Was heißt schon normal, da versteht wohl jeder was anderes – klein, mittel oder groß?“ Das reicht mir dann schon als Eröffnung ….giftzwergMÄÄN, auf die Barrikade! Ach so, bei Tchibo gibt es …“Wir sind hier ja wohl nicht bei Tchibo!“ Bekommt sie ihre Tage? Ist der Lover mit einer anderen unterwegs? Oder wirft sie mir vor, nicht Brad Pitt zu sein? Sie haben hier also drei Größen? „Das sagte ich ja gerade – nochmals: klein, mittel oder groß?“ Jetzt vermute ich schon eher Männer-Allergie. Ich habe Stellung bezogen. Unter groß kann ich mir was vorstellen, aber wie unterscheiden Sie hier bei Nicht-Tchibo KLEIN und MITTEL? Ich habe sie langsam am Siedepunkt, klasse! Sie dreht sich um, schnappt sich zwei Tassenmodelle und knallt sie wortlos aber seufzend auf die Anrichte vor sich. Die Augen verdreht sie schon. Das reicht mir noch nicht so ganz. Tja, äh, also – wie sieht denn GROSS bei Ihnen aus? Ich hätte ja hier abbrechen und darüberstehen können – hätte …tue ich aber nicht, jetzt schon gerade nicht …sie pfeffert aus der Umdrehung die dritte Tasse daneben. 

   Sagen Sie, äh – wie ist denn das Fassungsvermögen, wenn Sie verstehen – bei Biergläsern gibt es ja auch 0,2 und 0,3 nur um ein Beispiel …“Sowas hat hier wirklich noch keiner gefragt!“ Ich bin nicht keiner, Sie sind ja auch nicht Tchibo, nicht wahr? Jetzt bekomme ich den sülzigen Unterton gefühlter Überlegenheit. Es stehen schon Leute hinter mir – aber ich laufe Gefahr, daß sie nicht wirklich hinter mir stehen – und vor mich stellt sich ohnehin niemand (als giftzwergMÄÄN ist man ja sooo  alleine). Entscheidung …oder …

   Ich brauche Bedenkzeit – schönen Tag noch. „Ja wie jetzt? Und das Brötchen???“
Trocken mag ich es nicht – guten Appetit, machen Sie mal eine Pause –und trinken Sie ein Käffchen dazu –normal!!!

   Ich wollte doch eh abnehmen. Nicht viel, nicht mittel – ein wenig.


   Mein täglich Essen – oder: Brot und Spiele

Der Titel stimmt schon nicht – ich hole mir unter der Woche –also zwischen Montag und Freitag- drei- bis viermal das Tagesgericht einer der zwei Metzgereien in der näheren Umgebung. Das Essen wird von der Küche der Metzgerei in Behältern zum Laden gebracht. Verfressen, wie ich bin, gehöre ich immer zu den ersten Abnehmern, bin also da, wenn Metzgergesellen die voluminösen Transportboxen ausladen und hereinschaffen. Dann kommt der Auftritt der Fleischereifachverkäuferinnen – alle 5, die abwechselnd zu zweit in Frage kommen, führen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den HITZETANZ auf – alle fünf, durch die Bank! Keine Küchenhandschuhe oder Topflappen in Sicht, mit denen sie die fraglos heißen Behältnisse aus den Boxen heben und in die Wärmetheke befördern – die letzten Zentimeter zumeist unter Gejaul, Gehüpfe und Wehklagen. Gestandene Hausfrauen! Mein Mund bleibt verschlossen – das Problem zu lösen muß ihnen einfach aus der Erfahrung her von alleine einleuchten – darauf warte ich aber, ungelogen, seit Jahr und Tag! Unerhörte Szenarien spielen sich ab, es tut schon beinahe weh, das anzuschauen – aber ich halte es aus – ich ahne, ich habe noch längst nicht alle Varianten im Tanzen, Wimmern und Händeausschütteln wahrgenommen – es ist wie eine Dokusoap, man kennt das alles schon und wird doch immer wieder gebannt, sich das weiter anzuschauen. NIEMALS würde ich die von Sabine aus Mitleid gratis angebotenen Topflappen überreichen!

   Letzte Woche kam ich in den Laden, das Ausladen stand unmittelbar bevor, quatscht mich doch VOR der als Bühne zu betrachtenden Theke der Haupträdelsführer im Dorftratsch an, ohne durch meinen Blick ermuntert zu sein – ich hatte doch schon anderes im Blick.
   „Ach, der Herr Schriftsteller!“
  Tach auch. Ich versuche, um ihn herumzuschauen. 

   „Oioioi, kurz angebunden, der Herr Dichter – wohl heute schon alle Worte verschrieben, was?“ Er lacht selbstzufrieden aus vollem Hals über seine Witzigkeit. Wie eine Fontäne, um Aufmerksamkeit bemüht, rudert er in der Luft mit gelupften Armen; natürlich nicht, ohne sich nervös umzuschauen, um Zustimmung zu erheischen.

   Ein neues Lehrmädchen hat ein Handtuch genommen, souverän hebt sie einen Teil der silbernen Töpfe und Tiegel heraus, hingegen faßt sich schon wieder eine vom Stammpersonal an die Ohrläppchen. 

   Haben Sie also die Planstelle bekommen?
   „Wie, watt? Planstelle?“
   Na, als Ortskomiker!

   Erstaunlich, wie viele mitgehört haben, einhelliges Lachen bei der Essenausgabe.
Er nimmt seine Portion, zahlt, verläßt grummelnd den Laden. Der wird mich nie wieder stören! Aber ausgerechnet an diesem denkwürdigen Tag, der die große Wende hätte herbeiführen können. 

   Hat er aber nicht – ab dem nächsten Tag wieder Hitzetanz. Das Handtuch bleibt der kleine süße Trick der nur mal kurz auf den Plan getretenen Aushilfe. Die Idee war nicht ansteckend. Es geht weiter, demnächst in diesem Theater. („O nein, was sind die Pötte  heute auch wieder heiß!“) Tja.

2 Kommentare:

  1. Ach mein lieber giftzwergMÄÄÄN, was habe ich wieder gelacht!! Schon alleine mit den Topflappen ist der Hammer. Da frage ich mich wirklich wie bekloppt man sein muss dass man sich nicht Topflappen oder wie die Kleene ein Handtuch nimmt. Ist aber gut von dir dass du da nix sagst, denn so haste immer was zu lachen.

    Die Reaktion mit der Planstelle war auch klasse!! Hab es richtig vor Augen sehen können wie er sich wortlos umdrehte und verschwand. Solche Menschen mag ich auch gar nicht leiden, und die müssen sich nicht wundern wenn sie mal einen passenden Spruch zurückbekommen ;-)

    Mit den Preisen muss ich mal drauf achten. Habe echt mal selbst einen Preis auf einen Zettel geschrieben um festzustellen wie ich ihn schreibe :-)))) Ich glaube nächste Woche werde ich die Augen doppelt aufmachen und kreisen lassen^^

    Dir, trotz miesem Wetter dennoch einen schönen Sonntag und ganz liebe Grüssle

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  2. Herrlich, wie schön Du "übertreiben" kannst, um Dich verständlich zu machen.
    Die story kannte ich ja schon aus Deinen erzählungen, worauf ich ja anbot, topflappen zu spendieren - bin gespannt, wann den "damen vom grill" mal DIE erleuchtung kommt ;)
    heute mal mit nieselgrüßen, Bine

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Danke! ;)